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Ein von Medien und Gesellschaft gern mit dem Satanismus bzw. der "schwarzen Szene" in Verbindung gebrachtes Phänomen ist das sogenannte "Ritzen". Dabei geht es um Selbstverletzung, meistens selbst beigebrachte Schnitte in den linken Arm (und anderen Körperstellen).

Obwohl das "Ritzen" früher überhaupt noch nicht bekannt war, wurde es um die Jahrtausendwende immer populärer und die Spuren dieses Verhaltens wurden bei immer mehr Leuten in der schwarzen Szene sichtbar. Es schien in gewissen Kreisen regelrecht eine "Mode" geworden zu sein...

Im Jahr 2002 begann ich dann, mich in das Thema einzurbeiten. Zuerst suchte ich Informationen über das Phänomen des Ritzens im Internet und dann startete ich eine Umfrage in satanischen Foren. Ich hatte einen Fragebogen dazu erstellt und suchte Ritzer, die darauf antworten wollten.

Ich erhielt eine Menge Zuschriften auf meinen Fragebogen, die mir ein ganz gutes Bild zu den Hintergründen des "selbstverletztenden Verhaltens" lieferten. Die vier anschaulichsten Antworten findet ihr weiter unten.

Weil mich die Psychologie sowieso stark interessierte, besuchte ich in den Jahren 2004-2006 eine berufsbegleitende Schule für das Heilpraktikerwesen mit dem Schwerpunkt Psychotherapie und ließ mich dort zum Psychotherapeuten auf Heilpraktikerbasis ausbilden. Während dieser Ausbildung wurde natürlich auch das selbstverletzende Verhalten und das Borderlinesyndrom durchgenommen. Darum versteh ich so manches jetzt auch besser als vorher .

Das "selbstverletztende Verhalten" (z.B. Ritzen) ist eines der Leitsymptome des Borderline-Syndroms, einer Krankheit zwischen Neurose und Psychose.

Borderliner glänzen durch eine "stabile Instabilität", haben ein sehr sprunghaftes Wesen und begeistern sich gern für allerlei Extremes. Auf der übertriebenen Suche nach sich selbst und ihren Grenzen probieren manche von ihnen sicherlich auch einmal den Satanismus aus, andere suchen als fundamentalistische Christen ihre Herausforderung, aber zwischen dieser Krankheit und einer bestimmten Religion gibt es keinen Zusammenhang.

Ganz klar und deutlich:

"Ritzen" hat nichts mit Satanismus zu tun!

Wer beides miteinander in Verbindung bringt, hat am Satanismus etwas falsch interpretiert bzw. den Satanismus nicht verstanden.


Von solchen Fehlinterpretanten scheint es jedoch eine Menge zu geben.

Für allerlei vom Ritzen Betroffene und Gefährdete, die auf diese Seite finden, habe ich folgende Hilfestellung zusammen gestellt. Diese Hilfe ist natürlich nur ein Ratgeber: Wer mit dem Ritzen ernsthafte Probleme hat, sollte sich unbedingt vor Ort von psychologischen Fachkräften (Therapeuten, Psychologen) helfen lassen.

Siehe auch:
Hilfe

Zitat: "Ich glaube, dass es da um einen verdrängten seelischen Schmerz + Wut geht, den man durch einen ähnlichen körperlichen Schmerz zu verdrängen versucht, anstatt seinen eigenen Weg nach reichlichem Geheule oder nach einer gelungenen Rache weiterzugehen. Es ist quasi ein Steckenbleiben zwischen diesen zwei Gefühlen und gleichzeitig der Versuch das Trauma von einst irgendwie zu bearbeiten, also verletzt man sich selbst."

Ich habe allenfalls in kürzester Zeit eine Menge Stellungnahmen zugesandt bekommen, von denen ich die Wesentlichsten hier online gestellt habe:

Berichte von Ritzern

Antwortmail 1
vom 12.08.2002
Aufgrund meiner Fragen beschreibt eine ehemalige Ritzerin sehr anschaulich und nachvollziehbar, wie es zu den Selbstverletzungen kam und was sie dabei empfand. Obwohl sie sich auch im Rahmen von Ritualen ritzte, liegt ihr Schwerpunkt darauf, Depressionen und Schmerz zu betäuben. Das funktionierte nur am Anfang und wurde zu einer echten Sucht.

Antwortmail 2
vom 13.04.2007
Mit autoaggressivem Verhalten hat sie schon mit 5 Jahren angefangen, heute ist sie 16... und sie ist Christin! Mit Religion bringt sie das Ritzen nicht in Verbindung. Sie erkennt es ganz klar als eine Krankheit und ist in Therapie.

Antwortmail 3
vom 15.08.2002
Eine 20jährige ritzt seit 3 Jahren. Seidem sie über ihre Angelegenheiten und Probleme mailen kann (statt sie in sich zu fressen), verringert sich bei ihr das Bedürfnis nach Selbstverletzung.

Antwortmail 4
vom 09.10.2002
"Ich habe das Borderline-Syndrom" schreibt diese 24jährige, die schon mit 8 Jahren anfing, sich selbst zu verletzen. Sie tut das hauptsächlich darum, um sich selbst zu bestrafen.

die Fragen

(Meine Studie zum Thema "Ritzen" betrachte ich damit als abgeschlossen: Es sind keine weiteren Stellungnahmen mehr notwendig, also schickt mir bitte keine weiteren Erfahrungsberichte und Lebensgeschichten mehr!)

Nur, damit man die Antworten der Ritzer besser versteht, habe ich hier noch die Fragen stehen gelassen:

  1. Wie bist du auf die Idee gekommen, dich zu ritzen? Ich meine, so etwas fällt einem ja nicht "von selber" ein (oder?):

    - Hast du vorher davon gelesen (wenn ja, wo?),
    - hattest du Freunde, die das gemacht haben?
    - Woher sonst wusstest du davon, dass man das überhaupt machen kann?
     

  2. Warum ausgerechnet RITZT du dich - und tust nicht irgendwas anderes, z.B. dich schlagen, dich sonst wie quälen z.B. indem du extra zu kleine Schuhe anziehst, um den Schmerz beim Laufen den ganzen Tag zu fühlen, oder dergleichen. Warum ausgerechnet ritzen?
     
  3. Wie alt warst du, als du es das erste Mal getan hast? Wie lang machst du es schon bzw. wie alt bist du jetzt?
     
  4. Wie sieht das aus mit den Narben? Bist du stolz drauf? Zeigst du sie gerne her? Hast du dir schon mal Gedanken gemacht, dass du dich irgendwann für diese Narben schämst und sie dir peinlich sind und du sie nicht mehr haben möchtest? Gefällt dir der Gedanke daran, dich "schämen zu müssen" - also irgendwie was Minderwertiges zu sein, von den anderen schief angeschaut zu werden, dich kleiner zu fühlen als die anderen, etc.?
     
  5. Ich bin relativ schmerzempfindlich und werde sehr schnell aggressiv, wenn mir etwas weh tut. Wirst du auch aggressiv? Kann es sein, dass du durch den Schmerz, den du dir selbst beibringst, deine Aggressionen als Kräfte wecken möchtest, um dich gegen andere wehren zu können oder irgend so etwas?
     
  6. Wie ist das? Ich meine, ich selber habe das noch nie gemacht und kann mir das auch überhaupt nicht vorstellen. Beschreib doch bitte mal den ganzen Vorgang, was da so ab geht - also zuerst mal, was du seelisch fühlst (Frust, Traurigkeit, Wut, Einsamkeit, Leere?), was dir dann den Auslösepunkt gibt, dass du es tust - WIE du es tust: mit einer Rasierklinge, einem Messer, einer Schere, stumpf oder scharf? - Wie machst du es: du nimmst das Messer, führst es ganz langsam an deinen Arm, hier hältst du erst mal inne und siehst dir das an, dann drückst du leicht ein und betrachtest dir die Delle, die sich in deiner Haut bildet, und dann drückst du fest zu und ziehst das Messer langsam und fest über deinen Arm... oder WIE machst du das, WIE läuft das ab? - Warum hörst du nicht auf, wenn es weh tut, bzw. warum machst du gerade eben weiter, wenn es weh tut? Was empfindest du dabei, was geht dir da durch den Kopf? - Warum hörst du letztendlich dann DOCH irgendwann wieder auf? Tut es zu sehr weh, oder hast du keinen Bock mehr, oder bist du dann irgendwann zufrieden und kannst aufhören oder wie?
     
  7. Danach: Fühlst du dich besser oder erst recht beschissen?
     
  8. Noch mehr danach: Hast du Angst, dass es jemand merkt? Wie machst du das gegenüber deinen Eltern, Lehrern, Chef, Mann/Frau, sonstige Verwandte? Verheimlichst du das, ziehst du langärmlige Kleider an - oder zeigst du deine Wunden erst recht her? Wie reagierst du, wenn es einer merkt und entsetzt ist?
     
  9. Bringst du das Ganze mit "Religion" in Verbindung? Das heißt, bringst du hier in gewisser Weise irgendwie ein "Blutopfer" dar, oder meinst du, weil du gewisse religiöse Tendenzen verfolgst (insbesondere Satanismus), sei das erwünscht/gut/richtig/förderlich für deinen "religiösen Weg", dich zu ritzen? Bringst du das Ganze mit der Szene in Verbindung? Bist du vielleicht Goth und meinst, als Goth sei das irgendwie besonders szenig, trendig bzw. alles ist so traurig und da passt das doch so schön dazu - oder irgend solche Gedanken in der Richtung? Erzähl doch mal!
     
  10. Bist du eigentlich in einer Therapie, bzw. hast du zu dem Thema schon mal einen Psychologen aufgesucht oder bist du in Behandlung (gewesen)? Hat dir das was gebracht?

Narben

Mit der Klinge fahr ich langsam
meinen Unterarm hinauf
dann ein Schnitt, klein und flach
und die Welt um mich blüht auf.
Schmerz schärft alle meine Sinne
jede Faser ist gestimmt
und ich hör den Körper singen
wenn der Schmerz die Last mir nimmt.
Tiefer, noch ein bisschen tiefer
schneid ich in den weißen Arm
aus der Wunde sickert lautlos
dunkles Blut und mir wird warm.
Das Blut so rot, das Blut so rein
die Zeit heilt meine Wunden nicht
mein Blut zu sehn ist wunderschön
mein Blut zu sehen tröstet mich.
Glück durchströmt den ganzen Körper
Schmerz treibt jeden Schmerz heraus
um auf diese Art zu fühlen
nehm ich all das Leid in Kauf.
Narben (Song mit Lyrics) by Subway to Sally
von der CD "Engelskrieger"
Das Blut so rot, das Blut so rein...
Ich verletze nur die Hülle
alles was darunter liegt
hab ich so tief eingeschlossen
dass es sich mir selbst entzieht.
Das Blut so rot, das Blut so rein...



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