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Das alte Testament, das nach Mose benannt ist, der ein Zeitgenosse des Pharao Ramses II (1303-1213 v.u.Z.) gewesen sein dürfte, wurde vermutlich im 6. Jhd. v.u.Z. niedergeschrieben, frühestens jedoch im 12. Jhd. v.u.Z. Es ist also noch gar nicht sooo alt und es gab schon davor eine Menge Schriften, Mythen und Legenden. Hier wollen wir recherchieren, was es mit einer der wesentlichsten Geschichten dieser Textsammlung auf sich hat, nämlich dem Bericht vom Sündenfall:

Hauptakteur - neben dem in Unkenntnis vor sich hin dümpelnden Urmenschen Adam und dem Weibe - ist in der biblischen Geschichte vom Sündenfall die Schlange. Schon im neuen Testament wird diese Schlange mit dem Teufel gleich gesetzt, so dass die Geschichte aus der Genesis landläufig in der Bedeutung verstanden wird, dass der Mann namens "Adam" und die Frau namens "Eva" vom Satan dazu verführt wurden, den Apfel vom Baum der Erkenntnis zu nehmen, um den Frevel zu begehen und sein zu wollen wie Gott selbst.

Aber was ist da wirklich passiert?

Symboltier der Unsterblichkeit: Schlange

Eine Schlange - und zwar die "einfache, ganz normale Schlange" - war bei den Babyloniern das Symbol für die Unsterblichkeit, so wie z.B. bei uns der Fuchs ein Symbol für die Klugheit ist. Wenn die Schlange sich häutete, dann sah der Babylonier darin das Neu-Werden, die Wiedergeburt des Tieres. In Mesopotamien hatte man daher den Eindruck, die Schlange würde sich mit jeder Häutung einfach wieder verjüngen und auf diese Weise ewig leben.

So eine typische ewiges-Leben-Fabel mit einer Schlange findet sich im Gilgamesch-Epos, eine sumerische Schrift aus dem 18. Jhd. v.u.Z.:

Utnapischtims Rede zu Gilgamesch, 11. Tafel, 266 ff:

266"Ein Verborgenes, Gilgamesch, will ich dir enthüllen,
267 Und ein Unbekanntes will ich dir sagen:
268 Es ist ein Gewächs, dem Stechdorn ähnlich,
269 Wie die Rose sticht dich sein Dorn in die Hand.
Wenn dies Gewächs deine Hände erlangen,
270 Findest du das Leben!"

[Gilgamesch findet und birgt tatsächlich das Kraut, das die Unsterblichkeit bringt. Erschöpft von diesem Abenteuer sucht er Erfrischung:]

285 Da Gilgamesch einen Brunnen sah, dessen Wasser kalt war,
286 Stieg er hinunter, sich mit dem Wasser zu waschen.
287 Eine Schlange roch den Duft des Gewächses.
288 Verstohlen kam sie herauf und nahm das Gewächs;
289 Bei ihrer Rückkehr warf sie die Haut ab!

[Das heißt, sie entschlüpft dem alten Körper und kriecht als neues Tier mit frisch gewordenem Leib aus der gestorbenen Haut.]

290 Zu der Frist setzte Gilgamesch weinend sich nieder,
291 Über sein Antlitz flossen die Tränen:
292 "Ach rate mir doch, Schiffer Urschanabi!
293 Für wen, Urschanabi, mühten sich meine Arme?
294 Für wen verströmt mein Herzblut?
295 Nicht schafft ich Gutes mir selbst -
296 Für den Erdlöwen wirkte ich Gutes!

In der Geschichte, die noch vor - und vor allem völlig jenseits der judeochristlichen, dualistischen Idee eines Satans verfasst wurde, kommt die Schlange bereits nicht besonders ehrvoll weg. "Verstohlen" schleicht sie sich an das Kraut des ewigen Lebens, während sein rechtmäßiger Besitzer gerade nicht zur Stelle ist, frisst sich an dessen Stelle mit dem Kraut voll und erlebt auch prompt dessen Zauberwirkung, nämlich die Verjüngung. Wütend schreit der bestohlene Gilgamesch, nicht gar, dass er die Schlange verflucht.

Auch wird in dieser Geschichte der Ausdruck "Erdlöwe" verwendet, d.h. die Schlange und die Erde, auf der sie kriecht, ist bereits ein zusammen gehörender Begriff: Auf seinem Bauche kriecht der Erdlöwe auf der Erde herum und "löwt", also ist gefährlich.

siehe auch:
biblische Schlangen

In diesen alten Geschichten handelt es sich zuerst noch nicht um eine mythologische, göttliche oder dämonische Schlange, sondern um ein ganz gewöhnliches Schlangentier. Auch an der Bibelstelle der Verführung Evas wird das Wort נחש [nehasch], verwendet, der hebräische Begriff für eine völlig gewöhnliche Schlange:



Schlangengott

Ganz wesentlich geht der paradiesischen Schlange die sumerische Gottheit Ningishzida voraus:

siehe auch:
Ningishzida

Es handelt sich dabei um einen Baum-Gott, dem "Herrn der heiligen Bäume" oder dem "Herrn des guten Baums", der Heilkräfte besaß. Er wurde zuerst auch als die Fruchtbarkeit der Natur verstanden, wurde aber mehr und mehr zu einer Gottheit der Unterwelt, aus der die Baumwurzeln ihre Kraft zogen, bis er schließlich sogar als Sohn der Todesgöttin Ereschkigal galt.

Ningishzida ist die Doppelschlange, abgebildet als ein Mensch, aus dessen Schultern zwei Schlangenköpfe ragen.

Lange hielt sich die Idee von diesen Schlangen auf den Schultern, denn eine solche Figur finden wir dann auch wesentlich später noch im persischen Schahname, der Geschichte von Firdausi (10. Jhd. n.u.Z.): Der tyrannische König Zahhak wird von Ahriman an den Schultern geküsst. Daraufhin wachsen dem König Schlangenköpfe aus seinen Schultern, die andauernd mit Menschenfleisch gefüttert werden wollen und sich nicht mehr abschlagen lassen. Nach 1000 Jahren Schreckensherrschaft durch Zahhak gelingt es dem Helden Faridun, ihn gefangen zu nehmen und ihn in einer Höhle mit eisernen Ketten an einen Felsen anzuschmieden, wo er bis ans Ende aller Tage bleiben muss.

Aber zurück zu Ningishzida, der Schlangen-Gottheit, die schon im 21. Jahrhundert v.u.Z. verehrt wurde. Aus dieser Zeit stammt ein Tempel in Lagash, der dem "Herrn der heiligen Bäume" geweiht war. Zuweilen wird Ningishzida auch als eine Schlange dargestellt, die einen menschlichen Kopf hat. Spätere Darstellungen zeigen den Gott der Heilbäume als Doppelschlange, als die er später dann auch in die griechischen Mythen Einzug fand, z.B. als Stab des Aesculap.

Die Baumschlange war also schon lange bekannt, als Adam und Eva noch ganz selig in Abrahams Schoß schlummerten

Das recht zwielichte, verstohlene und gefährliche Schlangen-Tier, das das "ewige Leben" symbolisiert, die Baum-Gottheit Ningishzida mit dem Schlangenleib und dem Menschenkopf, der "Herr des heiligen Baums" der Heilkräfte... hockte also im Garten Eden(u). Da kam ihres Weges daher das Weib, Eva, das Hawwa, die noch heute im Islam "Bibi Hawa" genannt wird.

die Rache Gottes

siehe auch:
Stiftung Warentest

Angesichts der Schlange des ewigen Lebens vergreift sie sich an der Frucht, die die Augen auf macht und klug zu werden, um zu sehen, was gut und böse ist. Sie bietet auch ihrem Mann von der Frucht an und der Dödel macht halt wieder mal, was die Alte sagt... Gott ist empört, dass dieser lausige Menschenwicht nun geworden ist wie seinereiner. Dabei hat sich der doch bloß wieder mal nichts gedacht und doch nur getan, weil seine Frau gesagt hat... ja und die Frau, nicht besser, hat ja nur getan, was die Schlange gesagt hat... Da macht Gott in seiner Wut einen Rundumschlag und verflucht das ganze Gesockse mit einem Streich: auf ihrem Bauch soll nun die Schlange gehen ihr Leben lang und Erde fressen.

Wir wissen nun zwar, dass Schlangen auch sterben, aber bemerkenswerter Weise sagt Gott nichts darüber, nur die Menschen verurteilt er zum Tod:

Speise des Todes

Stichworte: Urmensch, Schöpfung (seines) Gottes, Klugheit und Weisheit, göttliche Anweisung, Mahlzeit des Todes, Mahlzeit des Lebens, List und Tücke

Durch den Genuss diverser Speisen erhoffte man sich in ganz Mesopotamien das ewige Leben. Einmal war es - wie bei Gilgamesch - das Kraut der Unsterblichkeit, die Bibel spricht dagegen vom Baum des Lebens, andererseits gibt es hier aber auch die Tod bringende Frucht vom Baum der Erkenntnis.

So macht sich also der Mensch, Schöpfung und Sohn seines Gottes auf zu essen. Durch Klugheit, die er gewann, vergreift er sich am göttlichen Vorrecht und tut dann etwas, was sonst nur Gott tun dürfte, nämlich maßt er sich an, selbst über gut und böse zu entscheiden . Dieser ist höchst erzürnt über die Anmaßung des Menschen - es wird ein Spiel auf Leben und Tod! Da hilft auch nicht, dass jemand anderes doch gesagt hat, er würde nicht sterben...

lies das:
Adapa vor Anu's Thron

So weit der Inhalt einer Geschichte, die wir hier nachlesen können:

Der babylonische Erstlingsmensch Adapu, klug und weise wie sein Vater, der Gott Ea, vergreift sich in seiner Not an einem Recht, das normalerweise nur den Göttern vorbehalten war, nämlich dem Wind Befehle zu erteilen. Der biblische Erstlingsmensch Adam wollte klug und weise werden wie sein Vater, der Gott Jhwh, und vergreift sich an einer Frucht, die normalerweise nur dem Gott vorbehalten war, um zu werden wie Gott selbst. Der Kern beider Geschichten weist auffallend ähnliche Strukturen auf. Ist ja eigentlich auch kein Wunder, denn - mei! - es ist das Natürlichste von der Welt, dass ein Sohn einmal werden will wie sein Vater .

Beide Erstlingsmenschen werden durch eine List um die Speise des ewigen Lebens gebracht, aus der göttlichen Wohnung entfernt, (zurück) auf die Erde verwiesen und müssen dort sterben.

Die Menschen - als Sklaven der Götter erschaffen, um diesen die Bürde der Arbeit abzunehmen (Gärtner des Gartens Edenu, von dem sie dabei gnädigerweise auch essen durften) - werden verurteilt zu Mühe und Plagerei. Gott tobt: Der Acker soll ihnen den Ertrag nicht bringen und die Schmerzen bei der Geburt ... sind auch nichts Neues , waren auch schon immer ein Thema, guckt ihr hier:



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