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Es war einmal ein junger Mann Ende des 3. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung, der war (recht und) schlicht und gottesfürchtig.

Hi. 1,1
Es war Mann im Lande Uz, sein Name war Hiob; und selbiger Mann war vollkommen und rechtschaffen und gottesfürchtig und das Böse meidend.

Stets preise der Mensch die Erhabenheit seines Gottes,
der junge Mann rühme schlicht seines Gottes Worte;

Nur ging es ihm nicht gut und es gab Anlass, dass das ganz Land ringsumher um ihn klagen möge.

(Doch) möge, was rings im Lande lebt, (auch) klagen!

Weil er so entmutigt war, beschlossen seine Freunde, ihn zu trösten.

Hi. 2,11
Und die drei Freunde Hiobs hörten all dieses Unglück, das über ihn gekommen war; und sie kamen, ein jeder aus seinem Orte: Eliphas, der Temaniter, und Bildad, der Schuchiter, und Zophar, der Naamathiter; und sie verabredeten sich miteinander zu kommen, um ihm ihr Beileid zu bezeugen und ihn zu trösten.

Lass ihn im Hause des ... den Freund und Gefährten trösten,
Lass ihn sein Herz besänftigen!

Bitter stellt der junge Mann fest, dass ihm sein guter Wille, seine Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit nichts nützt. Obwohl er gewillt ist, in seinem Unglück eine Züchtigung seiner Gottheit zu sehen, der er offen gegenübersteht und bereit ist, ihren Willen zu erfahren und zu lernen, sich erziehen zu lassen - so nützt es ihm nichts.

Ich bin ein (junger) Mann von Einsicht - (doch) wenn ich Einsicht habe, nutzt sie mir nicht,
Mein wahres Wort wird zur Lüge.

Denn "der Betrüger" hat sich gegen ihn gewandt.

Hi. 6,4
Denn die Pfeile des Allmächtigen sind in mir, ihr Gift trinkt mein Geist; die Schrecken Gottes stellen sich in Schlachtordnung wider mich auf.

Interlinear-Übersetzung:
Denn Pfeile (des) Gewaltigen [schadday] (stecken) bei (=in) mir, dass ihr Gift sie (=es) ist trinkend(e) mein Geist, Schrecknisse Gott(es) (sie) reihen auf (=befallen) mich.

Der Betrüger hat den (verderblichen) Südwind über mich gebracht, (und nun) muss ich ihm dienen.

Vermutlich handelt es sich um einen übermenschlichen Betrüger, der den Südwind beherrscht (ein Windgott?) und ihn sendet, wohin er will.
Der Südwind gilt als verderbliche Himmelsgewalt, der auch bei der Sintflut eingesetzt wird, um die Unwetter heranzubringen.
Desweiteren ist es diesem "Betrüger" ein Dienst, wenn ein Mensch ins Unglück fällt und leidet. Leid hat den jungen Mann getroffen und er ist gezwungen, es zu tragen, was aus dem Text als "Dienst an dem Betrüger" dargestellt wird.

Hi. 34,35
Hiob redet nicht mit Erkenntnis, und seine Worte sind ohne Einsicht.

Wenn ich keine Einsicht habe, gehe ich vor Dir zuschanden,
Du brachtest immer neuen Schmerz über mich,
Trete ich ins Haus, verdunkelt sich mein Sinn,
Gehe ich, ein (angesehener) Mann, auf die Straße, ist mein Herz bedrückt.

Zum Ärgernis wird der junge Mann seinem Umfeld, vermutlich hat er unter Verleumdung zu leiden: Das Leid eines Menschen wurde als eine Strafe der Götter interpretiert, der Mensch demnach als ein Sünder. Man verwarf ihn.

Selbst die Getreuen wenden sich ab vom jungen Mann oder jagen ihn fort - obwohl der junge Mann einem besseren Gesellschaftsstand angehörte. Dies deutet auf eine Krankheit des jungen Mannes hin: Die niedereren Leute hatten trotz des Respekts gegenüber seines Gesellschaftsstandes scheinbar Angst vor einer Ansteckung und wehren sich gegen seine Anwesenheit:

Hi. 6
15 Meine Brüder haben sich trügerisch erwiesen wie ein Wildbach, wie das Bett der Wildbäche, welche hinschwinden, 16 welche trübe sind von Eis, in die der Schnee sich birgt. 17 Zur Zeit, wenn sie erwärmt werden, versiegen sie; wenn es heiß wird, sind sie von ihrer Stelle verschwunden.

Hi. 19,16
Meinem Knechte rufe ich und er antwortet nicht; mit meinem Munde muss ich zu ihm flehen.

(Sogar) mein braver Schafhirte wurde über mich (angesehenen) Mann zornig, betrachtet mich böse,
Wider mich, der ich nicht sein Feind bin, erhebt er die Hand,
Mein Gefährte sagt kein gutes Wort zu mir,

Die letzten Freunde beginnen, den jungen Mann zu diffamieren und die Schuld an ihm zu finden, deren göttliche Strafe in Form von Unglück und Krankheit sie sehen.

Hiobs Freund Elifas sagt:
Hi. 4,2
Wenn man ein Wort an dich versucht, wird es dich verdrießen? Doch die Worte zurückzuhalten, wer vermöchte es?

Hi. 6,28
Und nun, lasst es euch gefallen, auf mich hinzublicken: euch ins Angesicht werde ich doch wahrlich nicht lügen.

Hi. 6,30
Ist Unrecht auf meiner Zunge? Oder sollte mein Gaumen Frevelhaftes nicht unterscheiden?

Hi. 16
19 Sogar jetzt, siehe, im Himmel ist mein Zeuge, und der mir Zeugnis gibt, in den Höhen. 20 Meine Freunde sind meine Spötter: zu Gott tränt mein Auge...

Interlinearübersetzung:
20 Meine Gewalttätigen (=Die Verspottenden mich) (sind) meine Freunde: zu Eloah (=die Gottheit) sie (=es) ist durchlässig (=tränt) mein Auge...

Meine Freunde verwandeln meine wahre Rede in Lüge,

Der junge Mann hält sich für unschuldig und erklärt sich die unverdiente Gottesstrafe damit, dass jemand selbst seinen Gott betrogen habe, so dass dieser Gott den Mann nicht mehr verteidigen oder behüten mag. Der göttliche Betrüger...

Der Betrüger hat Schlimmes gegen mich angezettelt -
Du (aber), mein Gott, ziehst sie nicht zur Rechenschaft!

Hi. 9,24
Die Erde ist in die Hand des Gesetzlosen gegeben, das Angesicht ihrer Richter verhüllt er (Gott). Wenn er es nun nicht ist, wer anders?

Hi. 10,3
Gefällt es dir, dass du bedrückst, dass du die Arbeit deiner Hände verwirfst und über den Rat der Gesetzlosen dein Licht leuchten lässest?

So bricht aus dem jungen Mann der Jammer, die Klage und die Trauer.
Alle Klageweiber, die ihm einfallen, sollen in sein Leidenslied einstimmen.

Hi. 3
2 Und Hiob hob an und sprach: 3 Es verschwinde der Tag, an dem ich geboren wurde, und die Nacht, welche sprach: Ein Knäblein ist empfangen!

Hi. 2,9
Da sprach sein Weib zu ihm: Hältst du noch fest an deiner Vollkommenheit? Sage dich los von Gott und stirb!

Ach, lass meine Mutter, die mich geboren hat, der Klage vor dir kein Ende machen,
Lass meine Schwester kein frohes Lied, (keinen) frohen Sang anstimmen,
Lass sie (vielmehr) trauervoll mein Unglück vor dir beklagen!
Lass mein Weib betrübt meine Leiden nennen,
Lass den Klagesänger mein bitteres Los beweinen!

Der junge Mann zweifelt nicht an seinem Gott: in seiner Verzweiflung versucht er, seinem Gott sein großes Leid eindringlich zu erklären, denn unschuldig und naiv denkt der junge Mann eher daran, der Gott könnte sein Leid nicht erkennen, als dass er an diesem Gott bzw. der Treue dieses Gottes Zweifel hegt. Der Glaube des jungen Mannes und seine Hoffnung auf seinen Gott ist ungebrochen.

Hi. 3
4 Jener Tag sei Finsternis! Nicht frage Gott nach ihm droben, und nicht erglänze über ihm das Licht! 5 Finsternis und Todesschatten mögen ihn einlösen, Gewölk lagere sich über ihm, es schrecken ihn Tagesverfinsterungen!

Mein Gott - der Tag leuchtet hell übers Land, für mich (aber) ist der Tag finster,
Der helle Tag, der gute Tag...
Tränen, Klagen, Not und Pein wohnen in mir,
Leiden übermannt mich wie einen, dem nur Tränen bestimmt sind,

Neben dem Betrüger kommen zwei weitere mythologische Akteure ins Spiel, nämlich der böse Schicksalsgeist:

Hi. 7
15 so dass meine Seele Erstickung vorzieht, den Tod lieber wählt als meine Gebeine. 16 Ich bin's überdrüssig, nicht ewiglich werde ich ja leben: Lass ab von mir! Denn ein Hauch sind meine Tage

Interlinearübersetzung:
15 und du wähltest (=vorzogst) Erwürgung meine(r) Seele, (den) Tod von (=mehr als) meine Gebeine. 16 Ich verschmäh(t)e, nicht zu (=auf) Dauer ich werde (=kann) leben. Lass ab von mir, denn Windhauch (sind) meine Tage!

Der böse Schicksalsgeist hält mich in der Hand, raubt mir den Lebenshauch,

Die Tafeln des Schicksals lagen einst im Schoß der Inanna, später in der Brust Marduks - stets waren es hohe Götter, die diese große Macht besaßen. Mit den Tafeln des Schicksals lenkte ein Gott den gesamten Ablauf der Welt. Offenbar wird hier bereits der Inhalt dieser Tafeln in gut und böse differenziert. Womöglich wurden statt des einen göttlichen Verwalters dieser beiden Schicksale bereits zwei Verwalter gedacht, nämlich der Geist des guten Schicksals und der Geist des bösen Schicksals: der gute und der böse Geist.

In der Begleitung des Geistes des bösen Schicksals kam eine Krankheit. Krankheiten wurden im alten Sumer und Akkad grundsätzlich als Besessenheit durch Dämonen betrachtet.

Hi. 7,5
Mein Fleisch ist bekleidet mit Gewürm und Erdkrusten, meine Haut zieht sich zusammen und eitert.

Der unheilvolle Krankheitsdämon badet sich in meinem Leib...

Hi. 7,19
Wie lange willst du nicht von mir wegblicken, nicht von mir ablassen, bis ich meinen Speichel verschlucke?

Wie lange noch willst du mich ungeleitet lassen?
Sie, die großen Weisen, verkünden ein wahres und rechtes Wort:
"(Noch) niemals war ein sündenloses Kind seiner Mutter geboren,
Einen unschuldigen Knaben hat es von altersher nie gegeben."

Hi. 9,2
Wahrlich, ich weiß, dass es also ist; und wie könnte ein Mensch gerecht sein vor Gott?

Hi. 14,4
Wie könnte ein Reiner aus einem Unreinen kommen? Nicht ein einziger!

Hi. 15
14 Was ist der Mensch, dass er rein sein sollte, und der vom Weibe Geborene, dass er gerecht wäre? ... 18 was die Weisen verkündigt und nicht verhehlt haben von ihren Vätern her

Nun versucht es der junge Mann mit Einsicht und Reue. Er erkennt seine Schuld, die in seiner Religion alleine schon darin besteht, dass jeder Mensch von Geburt an sündig ist und jegliches Gefühl der eigenen Unschuld damit zur Arroganz und zusätzlichen Sünde wird.

Hi. 7,11
So will auch ich meinen Mund nicht zurückhalten, will reden in der Bedrängnis meines Geistes, will klagen in der Bitterkeit meiner Seele.

Hi. 10
1 Meine Seele ist meines Lebens überdrüssig; ich will meiner Klage in mir freien Lauf lassen, will reden in der Bitterkeit meiner Seele. 2 Ich will zu Gott sagen: Verdamme mich nicht! Lass mich wissen, worüber du mit mir rechtest.

Interlinearübersetzung:
...Ich will reden in (der) Bitter(keit) meine(r) Seele, ich werde (=will) sagen zu Eloah (=die Gottheit): ...

Hi. 16,16
Mein Angesicht glüht vom Weinen, und auf meinen Wimpern ist der Schatten des Todes,

Des Mannes bittere Tränen und Klagen fanden bei seinem Gott Gehör,
Als Wehrufe und Weinen, von denen er überströmte, das Herz seines Gottes für ihn besänftigt hatten.
Die rechte Rede, das schlichte, reine Wort, das er sprach, nahm sein Gott (huldvoll) an,
Das Bekenntnis, das der Mann inständig ablegte,
Fand Gnade vor ... seinem Gott, sein Gott zog seine Hand vor dem herzbedrängenden Unheilswort ... weg.

Von solcher Demut und Buße ist der Gott des jungen Mannes beeindruckt. Die göttliche Züchtigung ist damit mit Erfolg abgeschlossen.

Hi. 38,1
Und Jahwe antwortete Hiob aus dem Sturme und sprach:...

Hi. 40
3 Und Hiob antwortete Jahwe und sprach: 4 Siehe, zu gering bin ich, was soll ich dir erwidern? Ich lege meine Hand auf meinen Mund.

Der Krankheitsdämon, der ihn mit weitgespreizten Flügeln umklammert hatte, rauschte davon,
Das [Leiden?], das ihn niedergeworfen hatte wie ..., vertrieb er.
Den bösen Schicksalsdämon, der sich festgesetzt hatte, hieß er seinen Urteilsspruch gemäß fortgehen.

Er verwandelte des Mannes Pein in Freude,
Gab ihm den ... gnädigen... Geist als Hüter und Wächter bei,
(Und) verlieh ihm Schutzgeister freundlichen Angesichts.
Der Mann (aber) ließ nicht ab, seinen Gott zu preisen.

Hi. 42,10
Und Jahwe wendete die Gefangenschaft Hiobs, als er für seine Freunde betete; und Jahwe mehrte alles, was Hiob gehabt hatte, um das Doppelte

In der Bibliothek des Assurbanipal in Ninive fanden sich auch Tontafeln aus dem Zeitraum von ca. 1400-1200 v.u.Z. mit folgendem, interessanten Dialog:

Mein Körper ist schwach und erschöpft,
mein Glück ist vergangen, alles Sichere dahin!
Die Kraft ist erlahmt, der Reichtum dahin.
Die Not hat die Züge verdunkelt.
Alle Frucht meines Feldes ist ärmlich.
...
Lockt noch ein weiteres Leben? Wie sollte es gehn?

Unsern Vätern ist es bestimmt,
dem Weg des Todes zu folgen.
Vor Anbeginn wurde ihnen der Weg vorgezeichnet.
...
Allein erlangt den Erfolg, der aufschaut zum
Angesicht Gottes...
aber dennoch wiederum verstärkt der demütige Verehrer
der Göttin seine Verlassenheit.

Der grausige Löwe, der immer nur frisst vom besten
des Fleisches, wird er jemals opfern, um den göttlichen
Zorn zu besänftigen? ...
Ich habe zu Gott gebetet und der Göttin habe ich fromm
meine regelmäßigen Opfer dargebracht.
Wahr sind meine Worte!

Du bist so standhaft wie die Erde, aber Gottes Plan
ist verborgen.
...
Das Herz Gottes ist derart fern von uns
wie die Urtiefen des Himmels,
was er beabsichtigt und vermag,
ist schwer zu begreifen, unverständlich
dem Menschen!



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