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Identifikation

Es gibt Leute, für die ist das Wichtigste ihr Gott, ob das nun Gott im klassischen Sinn ist oder ob das ein Götze ist, z.B. ein wirtschaftliches, politisches, soziales oder religiöses Ideal, vor dem sie (auch im übertragenem Sinne) niederknien, es anbeten oder ihm hinterher laufen.

Von diesen Leuten reden wir hier nicht.

Hier geht es dagegen um die Leute, die ihr Ich zum Gott machen (wollen), die selbst im Zentrum ihres Lebens stehen, die sich selbst das Wichtigste sind - und das auch wissen.

Betrachtung bestimmt das Ergebnis

Eine Objektivität gibt es nur jenseits der Betrachtung. Sobald etwas betrachtet oder auf irgendeine Weise wahrgenommen wird, unterliegt es der Betrachtungsweise des wahrnehmenden Subjektes. Im Auge des Betrachters wird das Objekt zu seinem subjektiv verzerrten Abbild. Als Betrachter müssen wir uns also mit der Subjektivität aller uns erscheinenden Dinge abfinden.

Wir betrachten vor allem uns selbst.

Die (subjektive) Betrachtung bestimmt das Ergebnis: Je nachdem, als was man sich versteht, wird man sich als eben solches auch wieder finden.

cogito ergo sum

Wenn ich mich von vorne herein mit meiner Kopfsteuerung identifiziere, dann finde ich mein Ich auch stets nur in meinem Verstand. Es ist der Verwalter meiner "niederen" Triebe und Kräfte aus dem "Bauch".

das große Tier

Sehe ich mein Ich allerdings im tiefen "tierischen" Inneren meines "ich-will!" oder "ich-bin!", dann ist die Tätigkeit des Gehirns (Intelligenz, Verstand) nur das Werkzeug meiner Ich-Substanz. Es zeigt mir die Wege auf, (m)ich durchzusetzen und zu Potte zu kommen.

Funktion des Ichs

Jeglicher Wille, also jegliche Willensentscheidung braucht einen Bezugspunkt um überhaupt möglich zu sein.

Wenn keine Sache da ist, um die es geht und demnach nichts für oder gegen diese Sache auftauchen kann, so konzentriert sich auch keine bestimmte Absicht und damit kein Wille. Wenn keine plus-minus-Skala mit einem zentralen (Null-)Punkt da ist, so kann auch der Wert eines Umstandes nicht bestimmt werden. Dann kann weder ein Dafür noch ein Dagegen entschieden werden.

Man kennt das auch beim Programmieren von Funktionen, die etwas ausführen sollen, dass man erst einmal einen Wert definiert, an dem die Dinge gemessen werden, ein Abfragekriterium, einen Bezugspunkt. Die Variable ist "ich" und nun wird gemessen, ob irgendein Geschehnis auf die Variable "ich" einwirkt und erst dann kann man auch entscheiden, was zu tun sinnvoll ist.

var ich;

function Entscheidung() {
  if (ich > du) {
  aktion.essen[2].display = "meins!" ;
  } else {  
    aktion.essen[2].display = alert('bitteschön, nimm du dir zuerst!') ;
    }
  }
}

Um dem Denken einen wesentlichen Bezugspunkt zu geben, zu dem es möglichst zentral und einheitlich Dinge in Relation setzen kann, existiert das eigene Ich. Je nachdem, ob sich Dinge zu mir als günstig oder ungünstig erweisen, will ich sie oder ich will sie nicht.

Darum braucht es für alles, was sich selbst gezielt beeinflussen, bewegen oder ändern kann und sich deswegen für etwas Bestimmtes entscheiden muss ... ein Ich.

das Minimum des Ichs: das bloße Sein

Als Baby stellt man fest, dass es gewisse Wirkungen und Geschehnisse gibt, die sich in einem zentralen Punkt treffen: Hunger, Kälte, helles Licht, laute Musik. Es summieren sich da einige unangenehme Ereignis-Vektoren und sie schneiden sich alle in 1 Punkt, den sie gemeinsam haben: Sie treffen auf MICH!

Der Schnittpunkt aller auf mich wirkenden Geschehnisse ist mein Ich.

Meistens erkennt man ja nur wenige, aktuell starken Geschehnisse, aber es ist interessant, einmal zu prüfen und zu überlegen, was eigentlich so alles auf einen einwirkt und wer man denn eigentlich alles ist!

Man bemerke auch, dass dieses Ich ein SchnittPUNKT ist.
Ein Punkt ist nur eine Koordinate.
Sie hat keinen Inhalt.

Da sind wir auch schon in der nichtmateriellen (geistigen) Welt, denn mit dem Ich haben wir einen Punkt, der definitiv keine Materie und nicht einmal einen Inhalt hat, weil er nur eine Koordinate ist. Aber er ist trotzdem.

Die Antwort "gibt es überhaupt (m)ich?" auf die Frage "gibt es einen Gott?" ist vielleicht eine Überlegung wert.

das weitere Ich: soziales Ich und Du

Der erste Eindruck des eigenen Seins ist unbegrenzt. Das Baby fühlt sich nicht nur als der Schnittpunkt der auf es treffenden und einwirkenden Dinge, sondern es betrachtet das auch gleich als die ganze Welt - mit sich selbst als den Mittelpunkt.

Auch die Mutter wird zuerst als Teil des eigenen Ichs vom Baby empfunden. Mutter und Baby werden vom Baby als eine Einheit verstanden - die es ja auch vor kurzem noch körperlich war - nämlich als Ich, das Baby. Erst durch weiter Erfahrungen, nämlich dass es manche Dinge beeinflussen kann und manche nicht, lernt das Baby zu unterscheiden zwischen sich und einer Außenwelt. Einer dieser Lernschritte ist das Geschrei: Es dauert eine Weile bis ein Baby kapiert "ich brauche nicht davor erschrecken, es bin ICH SELBST, der da so schreit!" und dann deutlich ruhiger wird.

Die Dinge der Umwelt werden vom Baby "beseelt" und als "lebendiges Dasein" gleich einem selbst verstanden (eine Phase bis ins 3. Lebensjahr). In der Welt des Kleinkinds gibt es also ich-Baby und du-Mama, du-Käfer, du-Ball und natürlich du-Puppe.

Es wird gelernt, dass ICH nur bis dort hin gehe, wo DU anfängst.

Eine Begrenzung des Ichs wird erfahren.

das artikulierte Ich: Ich-Bewusstsein

Die Artikulation des Ichs wird einem beigebracht: Dass ich mich nun aber auch "ich" nenne und sogar einen Namen habe, der mich explizit als "nur-Ich!" ausweist, wird mir von anderen Menschen gelernt (Eltern).

Ebenso erlernt wird die besondere Wertschätzung des Ichs. Darum kann man sie auch wieder ab-lernen und eine sogenannte "Ich-Schwäche" entwickeln. Eine Ich-Schwäche handicapt einen schwer bei der Findung von Entscheidungen und bei der Durchsetzung seiner Interessen.

Wie alle Dinge, die man mit Intelligenz in Bezug zu anderen Dingen setzt und sie als Teil eines (Aktions- oder Situations-)Systems erkennt, so ist auch das Ich etwas, das man der Überlegung halber auf die innere Leinwand projiziert, so dass es einem in besonderer Weise bewusst wird.

Das Ich-Bewusstsein hat weniger mit dem Ich zu tun,
als mehr mit der Fähigkeit des Bewusstseins.

Wenn ein Lebewesen mangels intellektueller Leistungsfähigkeit nicht in der Lage ist, sich eines Stücks Brot als solchen bewusst zu werden, sondern dieses einfach nur reflexartig frisst, weil es lecker riecht, dann heißt das nicht, dass es kein Brot hat.

Es ist deswegen höchst trivial zu meinen, jemand/etwas habe kein Ich, nur weil demjenigen das nicht (artikuliert) bewusst ist. Das Ich ist eine Steuerkomponente, eine gezielte Ego-Zentrik. Jedes Tier, jeder Einzeller ist ein solcher Ego-Zentriker und realisiert damit sein Ich zumindest vegetativ oder wenigstens in der Handlung.

das reflektierende Ich: worin spiegle ich mich?

Der Fokus der Betrachtung liegt definitiv in den Bereichen, die einem wichtig sind. Ist man ein sehr körperlich orientierter Mensch, wird man sein Ich auch größtenteils über seinen Körper definieren, man agiert hauptsächlich als Körper und erhält auf sein Körper-Ich entsprechendes Feedback. Man spiegelt sich im Körperlichen an körperlichen Dingen und definiert sich daher auch über seine körperlichen Aspekte.

Es gibt sogar Leute, die machen ihr Ich an einem Spiegelbild fest! Wenn sie ihren Körper in einem Spiegel visuell erkennen, dann meinen sie, sie hätten ein Bewusstsein von ihrem Ich.

Sie machen dann Tests mit Affen und freuen sich, wenn der Affe im Spiegel erkennt, dass er einen Fleck auf der Stirn hat und versucht, diesen wegzuwischen. Tut er das, rechnen sie ihm ein Ich-Bewusstsein zu! Weil eine Katze bei ihrem Anblick im Spiegel dies nicht versucht , sprechen sie ihr das Ich-Bewusstsein ab - und vergessen ganz, dass Katzen auf bunte Flecken sowieso nicht reagieren und sich diese auch nicht wegzuwischen versuchen, wenn sie sie auf der Pfote haben, es sei denn der Fleck klebt, ist nass, stinkt oder macht sich für Sinne bemerkbar, die der Katze auch wichtig sind.


Ist man ein sozial sehr aktiver Mensch, wird man sich in der Person anderer Leute spiegeln. Man definiert sich dann über Sympathie oder Antipathie, die einem von dort entgegen kommt.

Liegt der Fokus eines Menschen auf seinem Geist (also seiner Einstellung, seiner Intelligenz, seinem Wissen und seiner Meinung, seiner Persönlichkeit, seinem Charakter), muss er mit den Geistern anderer Menschen interagieren. Dazu reicht die geistige Ebene, ein körperliches Erscheinen ist nicht notwendig. Es reicht, wenn man seinen Geist in geschriebenen Texten, Gedichten, Bildern (Fotos, Malereien) oder in einer Rede (Telefon, Vortrag) zum Ausdruck bringt.

göttliches Ich

Möchte ein Mensch ein Ich der spirituellen Sorte in der spirituellen Welt, dann muss er mit Geistern und Göttern (inter)agieren. Wenn er sich mit einer Gottheit beschäftigt - und sei dies auch nur eine Gottheit, die sich durch einen Monolog aus den Zeilen irgendeines alten, verstaubten Buches realisiert - wird er sich zwangsläufig in dieser spiegeln und eine Identifikation in sich aufbauen, die zu dieser Gottheit in Relation steht. Die Gottheit wird zum Teil seines Geistes.

Er verknüpft auf diese Weise seinen Geist mit dem Geist der Gottheit. Er schafft sich im Reich des Geistes ein Ich. Er schafft sich vor dieser Gottheit einen Namen und eine Identität. Daher gibt es auch Gottheiten, die meinen, sie hätten den ein oder anderen "nie gekannt", obwohl sie allwissend zu sein vorgeben.

satanisches Ich

Satan dagegen findet man in den Tiefen seines Inneren. Satan ist definitiv die widergöttliche Tendenz aus dem eigenen Reihen und also auch nur in den solchen zu finden. Satan ist von vorne herein der Bündnispartner des Ichs und im Wesen des Menschen realisiert.

Von dort wirkt Satan in seinen Aspekten im Geist des Menschen als Motivation, als Bedürfnis, als Lust, als Trieb, aber auch als spirituelle/geistige Tiefe und einiges mehr.

Man kann Satan als bloßes, ich-eigenes Prinzip und Konzept verstehen und seine Aspekte in sich selbst nur einfach ausleben und realisieren. Hier liegt der Grund, warum das Ich im Satanismus so sehr geheiligt wird (obwohl ich an anderer Stelle schreibe, dass es das Ich als solches gar nicht gibt) und das Selbst sogar selbst-vergöttlicht werden soll: Hier wird das Ich zusammen mit Satan als eins verstanden, das ausgelebt und realisiert werden soll, bis es sich optimal verwirklicht hat und zum Gott des Individuums geworden ist.

Man kann aber auch mit dem eigenen Ich-Bewusstsein in die Tiefen des Selbsts steigen und Satan dort artikuliert auf persönlicher Ebene entgegen treten. Tut man das, wird Satan zur Gottheit, personifiziert sich in einem Ich. Was ihr mit Satans Ich tut und was dann passiert, das überlasse ich euch und Satan.

Epilog

Aber das mit dem Ich ist auch alles gar nicht so wichtig, denn das Ich ist eh nur eine Krücke der Psyche, nur eine Koordinate, um Entscheidungen zu treffen, ein Punkt ohne Inhalt. Es ist flexibel und relativ, stets von seiner Interpretation abhängig und ploppt immer dort auf, wo eine Identifikation statt findet. Nicht einmal im Gehirn-Scan ist es ausfindig zu machen, sondern verteilt sich über sämtliche Hirnareale, weil es sich grundsätzlich immer mit irgendwelchen Aktionen verbinden muss, um überhaupt zu sein. Es hat im Hirn nicht einmal ein Zentrum, das es hervorbringt wie z.B. das Sprachzentrum oder der Schläfenlappen, der für die Gottes-Erlebnisse verantwortlich ist.

Es gibt auch ganz kollektivistisch denkende Kulturen (besonders unter Naturvölkern), die gar kein eigenes Ich als solches kennen und nicht einmal ein Wort dafür haben. Das Ich ist nicht der Kern unseres Wesens, sondern nur eine anerzogene Komponente, die man bei bestimmten Psychophänomenen sogar auch vergessen kann.



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