Seite erstellt: | |
geändert: |
Ich begann während den Semesterferien bei McDagobert's zu jobben. Angelernt wurde ich von Renate, dem Crew-Chief. Mit ihr verstand ich mich recht gut und oft gingen wir nach Store-Schluss nachts noch zu ihr und laberten bis zum Morgengrauen. Renate war (zuerst noch) Katholikin. Das Thema war meistens Religion.
Der Manager
des Stores, Hr. Daniels* war ein Schönling Ende 20, ein männliches
Model und er war schwul. Das wusste ich von Renate. Das wusste
der ganze Store. Das war eigentlich auch jedem egal - nur Hr. Daniels nicht.
Um seine sexuelle Natur zu verbergen, pflegte er junge Mädels einzustellen
und diese dann zum Tanzen einzuladen, damit es so aussah, als versuche
er sein Glück bei einem Weib.
Das
junge Mädel war diesmal ICH.
![]() |
1984: Hr. Daniels baggert mich schon wieder an |
"Ich
geh doch nicht mit diesem Deppen zum Tanzen!" sagte ich zu Renate und diese
kam auf die Idee, dem Fiasko durch das passende Outfit zu entgehen. Von
Renate lieh ich mir einen alten, braunen Minirock aus den 60ern, dazu trug
ich schwarze Stöckelstiefel, Netzstrümpfe, eine weiße,
durchsichtige Bluse und darunter einen zinnoberroten BH. So erschien ich
bei Hr. Daniels zum Date.
Dieser
war sichtlich verlegen und erklärte mir, er könnte nun doch nicht
mit mir zum Tanzen gehen (war ja klar!) - und der Grund dazu sei (ja was
denn, hä?) - nunja - dass ich 1. vom Grill die Hamburger-Patties
runterfressen würde (oh ja, da hatte er durchaus Recht) und - naja
- nun, er habe gehört (ja was denn noch?) - der 2. Grund wäre
- dass ich den Teufel anbete und wenn er DAS gewusst hätte,
hätte er mich gar nicht erst eingestellt (WAS?).
Nun war
es herausen und Hr. Daniels schaute mich erlöst an.
Ich
war etwas verdattert - das hatte ich nun nicht erwartet - dass ihm
so schnell eine dermaßen dämliche Ausrede eingefallen war!
Es war
mir auch egal und ich hätte den Vorfall nach kurzer Zeit vergessen,
wenn ich nicht durch Renate folgendes zugetragen bekommen hätte:
Die Eiswürfelmaschine war kaputt gegangen. Dümmlich stand Hr. Daniels mit der Crew-Trainerin Manu davor und vertraute ihr an, dass dies keine natürliche Ursache hätte, nein nein. Aus Ärger, dass Hr. Daniels das Randezvous platzen hat lassen, würde ICH seitdem nur noch mit bösem Blick durch den Store streichen. Hr. Daniels hatte genau beobachten müssen, wie ich mit besagtem bösen Blick im Vorbeigehen gestern die Eiswürfelmaschine angeschaut hätte - und hier ist das Resultat! Manu schaute Hr. Daniels nur recht entgeistert an, dachte sich ihren Teil und teilte die diesbezüglichen Sorgen um Hr. Daniels' Verstand mit ihrer Freundin Renate.
Längst nahm ich das nicht für voll, ich konnte mir nicht vorstellen, dass dies ernstzunehmende Äußerungen gewesen sein sollten.
Kurze Zeit später gab der Grill seinen Geist auf. Sofort studierte Hr. Daniels die Schichtpläne und musste feststellen, dass 2 Tage vorher ICH am Grill Dienst gehabt hatte. Da hatte er den Beweis!
Ich wunderte mich, als man mir das erzählte. Andererseits amüsierte es mich durchaus und auch Renate fand Gefallen an der Sache. Wir begannen, Öl ins Feuer zu gießen und ein Spielchen zu treiben.
![]() |
ums Jahr 2000: da stand es noch, mittlerweile ist es abgerissen, das Mc |
Perviaz, Angehöriger einer moslemischen Sekte, verstand kaum ein Wort Deutsch. Dass ich mich aber mit dem Teufel beschäftigte, hatte er kapiert. Er bemerkte auch, dass sich Renate mehr und mehr für meine Überzeugung begeisterte und pflegte uns daher nur noch (scherzhaft) "Double-Satan" zu nennen, sobald wir gemeinsam auftauchten. Die hysterische Manu trug diese "Eingebung Allahs" gleich wieder dem Hr. Daniels zu. Diesem wurde es wieder ganz anders...
Für den 31. Oktober beantragten Renate und ich gleichzeitig Urlaub. Leutselig fragte Hr. Daniels, ob wir denn an dem Tag etwas Gemeinsames vor hätten. "Ja wissen Sie denn nicht...?" meinte Renate pikiert "...an dem Tag ist doch Walpurgisnacht!" und verließ das Büro mit einem Hr. Daniels, dem die Gänsehaut über den Rücken lief.
Zur Weihnachtsfeier legten die Assistentinnen ein bisschen Geld zusammen und besorgten für Hr. Daniels ein Weihnachtsgeschenk. Dabei handelte es sich um eine große Stoff-Hexe, wie sie oft in Fenstern zur Zierde hängt. Vor gesammelter Crew zog Hr. Daniels diese Überraschung aus dem Karton und erntete damit schallendes Gelächter. Renate meinte noch, er sähe nicht sehr glücklich aus angesichts des Geschenks...
Die besorgte
Assistentin Gisela* konnte dem psychischen Verfall des Hr. Daniels nicht
mehr tatenlos zusehen und beorderte mich ins Büro. Dort erklärte
sie mir, dass es sich bei der Hexen-Sache nun langsam nicht mehr um
ein Spielchen handele, sondern der Hr. Daniels in einem wirklich besorgniserregenden
Zustand geraten sei, dass er kaum noch fähig wäre, seiner
Arbeit gerecht zu werden. Die Umsätze seien empfindlich zurückgegangen,
was natürlich auch an der Baustelle vor dem Store lag. Kein Auto könnte
dort mehr halten und der Durchgangsverkehr bliebe aus. Davon allerdings
wollte die Zentrale in München nichts wissen und man habe für
den Hr. Daniels bereits eine Abmahnung vorbereitet. Ich sollte doch den
armen Mann nun schonen, damit er wieder zu sich kommen könnte.
"Gisela,
was soll ich machen? Er traut sich doch kaum noch mit mir reden! Es ist
schon so weit, wenn er mich sieht, dreht er auf den Hacken um und rennt
fluchtartig zum Store hinaus!" (Geht mich das alles vielleicht auch was
an?)
"Weißt
Du überhaupt, was er mit der Weihnachts-Hexe gemacht hat? Er hat sie
WEGGESCHMISSEN!" sagte Gisela. "Zuerst hat er sie in seinem Schlafzimmer
aufgehängt, aber nun bildete er sich ein, DU würdest ihn
durch die Augen der Stoffhexe in seiner Wohnung beobachten!". Ich
stutzte: "Na, dann ist ihm doch sowieso nicht mehr zu helfen, findest Du
nicht auch?" Kann denn das wahr sein? Wirklich wahr?
Ha! Renate
und ich steckten die Köpfe zusammen und beratschlagten, was nun wieder
Gemeines zu tun sei. Tags darauf erzählte ich der hysterischen Tratschtante
Manu so nebenbei, ich hätte wieder mal in meine Kristallkugel geschaut
und etwas Seltsames über Hr. Daniels gesehen. Dabei könnte ich
nun nicht genau umreißen, um was es sich konkret handele, es sei
jedoch bereits so viel zu ersehen gewesen: Hr. Daniels kriegt erst eine
Abmahnung, dann verliert er seinen Job und wird aus lauter Gram darüber
zum Alkoholiker.
Nur
wenige Tage später trudelte bei Hr. Daniels die Abmahnung ein, worüber
er sichtlich verzweifelte. Hr. Daniels war am Ende!
![]() |
Mobbing extended: die Renate (links als Geist) und ich (rechts als Teufel) bei der Faschingsparty |
An der darauffolgenden Faschings-Party, wo sich die meisten lustig dem Suff hingaben, war es nicht zu übersehen, dass Hr. Daniels NUR Cola trank und peinlich jeglichen Alkohol mied (dabei hatte er nicht mal einen Führerschein, den er hätte verlieren können).
![]() |
1985: ich als Teufel |
Langsam konnte ich mir im Store erlauben, was ich wollte. Die 1. Assistentin Inge versuchte es da mal mit Autorität und meinte, sie könnte mir erzählen, was ich hier zu tun und zu lassen hätte. Ich rastete völlig aus und schrie sie an, was sie sich hier einbilde, sie habe mir gar nichts zu erzählen! Wenn ich überhaupt auf jemanden höre, so sei das Lord Satan und sonst niemand, damit das mal klar ist, kapiert?! Wenn ihr das nicht passt, kann sie sich ja bei Hr. Daniels beschweren, hä hä!
Hr. Daniels fragte daraufhin recht schüchtern bei Renate an, wie mir denn beizukommen sei, aber Renate meinte, ich hätte in der Kristallkugel meinen eigenen Tod gesehen, dass ich spätestens in 4 Monaten sterben müsste. Hr. Daniels müsse verstehen, dass ich in diesem Wissen etwas gereizt reagiere (das sei selbst für eine Hexe wie mir etwas zu viel). Oh ja, das verstünde er gut, bestätigte Hr. Daniels. Wahrscheinlich rechnete er sich dabei nur aus, ob seine eigenen Nerven die 4 Monate noch durchhalten würden.
![]() |
Hr. Daniels als Clown |
Renate und ich kündigten schließlich gemeinsam, bevor die 4 Monate noch um waren und verbreiteten im Gehen noch schnell das Motto "die Ratten verlassen das sinkende Schiff". Renate widmete sich ihrer Familie und gönnte sich, von ihrem Mann zu leben und ich suchte mir einen Job im Bürobereich bei einer Zeitarbeitsfirma.
Die wussten schon - so vor ca. 300 Jahren - warum sie solche Weiber gleich verbrannten...
Nachtrag:
Jahrelang
vermied ich die Gegend um den Store, schließlich war ich ja "tot".
Als
ich mir vor nicht allzu langer Zeit in einem anderen McDagobert's einen
Happen holen wollte, stand da doch tatsächlich Hr. Daniels mir gegenüber
an der Kasse. Er war längst nicht mehr Manager - degradiert zum Assistenten
- schaute er mich erschrocken an (don't panic, Zombies fressen keine Hamburger!).
Als er mich fragte, wie es mir denn ginge, kam da etwa der Hauch einer
Schnapsfahne über die Theke...?
Manchmal zweifle ich ja selber: Kann ich vielleicht wirklich hexen???
RAFA's satanic site
©
by
RAFA