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Rafa's Homepage

Schwarzfee und ich fuhren am Donnerstag spätnachmittags von Nürnberg los. Die Fahrt begann dann schon mal mit dem Stau im Berufsverkehr und wir krochen auf der Autobahn lange Zeit maximal mit 120 dahin. Erst so bei Kassel zählte Schwarzfee mehr als 2 Minuten im Stück, die wir 180 fahren konnten. Längst war es Nacht geworden, als wir endlich am Elbtunnel waren. 80 km hinter Hamburg liegt Wacken.

Der Parkplatz des Festivals war in mehrere große Felder oder Wiesen eingeteilt. Wir bekamen einen Aufkleber mit dem Buchstaben E und mussten dafür 20 Euro zahlen - pro Auto als Campinggebühr. Geldschneiderei, echt! Kaum hatte ich gezahlt, winkte mich auch schon irgendein Security weiter; an der nächsten Ecke winkte ein weiterer Security; an der nächsten Abzweigung wieder einer und so winkte man uns weiter und weiter und weiter und niemand wollte wissen, wo wir überhaupt hin wollten. "Wo ist denn Platz E, verflucht?!" wetterte ich einen Security an, der aber ganz verdattert das so genau nun auch nicht wusste, äh, und fahrt halt mal hier lang... "ach weißt'ers, du Fischkopf, ich bleib da jetzt einfach stehen! Fäddich." So parkten wir also auf Platz G.

Mittlerweile war es nachts um 1 und wir versuchten in völliger Dunkelheit, Schwarzfees nagelneues Zelt aufzubauen. Zum Glück braucht sich frau nur lange genug dumm anstellen, dann kommen schon n paar Kerle und erledigen alles. Es ist doch immer wieder dasselbe alte Spiel. Zwei Kerle bauten also unser Zelt auf, während Schwarzfee und ich pseudo-dumm zuschauten, wie toll die das machten, ja klasse, danke auch *hö hö*.

Nachdem das Zelt stand, erkundeten wir noch schnell die Gegend im Groben und legten uns dann erschöpft ab, Schwarzfee ins Zelt - ich lieber ins Auto. Das Zelt war nagelneu und stank da noch so nach, nach..., ja, nach "neuem Zelt" eben.
Wer nun meint, man könnte da schlafen, der irrt. 5 Autos weiter hatte einer seine Musikanlage ziemlich aufgedreht und hörte allen Übels die alten Schlager aus den 80ern, also AC/DC, W.A.S.P., Twisted Sister und Ozzy etc. Grauenvolles Geheule, aber ich sagte lieber nichts, weil wenn ich umeinandermotzte, würde der wohl erst recht aufdrehen.

Irgendwann des Nachts schien mich die Erschöpfung übermannt zu haben, ich wachte jedenfalls auf (also hatte ich vorher geschlafen!), weil jemand draußen vor dem Auto Krawall machte und lustig "Hallo" rief. Es waren unsere Freunde aus Nürnberg, die nun endlich auch angekommen waren und uns sogar gefunden hatten, aber das interessierte mich momentan nicht die Bohne, oh, meine Laune!

Am nächsten Tag ließen wir uns Bändchen verpassen und betraten dann endlich die heiligen Gefielde.

 

 

Da vorn spielt irgendeine Band.
Ich kann beim besten Willen nicht mehr sagen, wer das war.
Allemal war das Wetter noch schön und der erste Tag endete mit einem romantischen Sonnenuntergang über dem Zeltplatz.

 

 

 

 

 

Einen Kaffee hätte ich gerne, der kostete 2 Euro. Das war sehr billig, denn innerhalb des Geländes kostete er gleich 2,50 Euro. Das Essen kostete im Allgemeinen 5 Euro und bestand aus einer Mini-Portion halbroher Giros, aus einer eiskalten "Nudel-Gemüse-Pfanne", die derartig nach altem Fett schmeckte und grad mal 3 Schnitzel Gemüse beinhaltete oder aus irgendwelchen lätscherten Semmeln und verbrannten Würstchen. Ich beschloss, nur noch Obst zu essen. Das Obst am Kaffee-Stand kostete das Stück 1 Euro, also 1 Banane = 1 Euro, 1 Apfel = 1 Euro, 1 Orange = 1 Euro...
Es versteht sich, dass man am Eingang sämtliche Fressalien und Getränke abgeben musste und nichts mit hineinbringen durfte.

Witz des Tages aber war, dass man das Gelände nicht mit Spitznieten betreten durfte und jeder, der so ein Armband oder ne Jacke mit ein paar nicht abgestumpften Pieksen drauf trug, wurde wieder fortgeschickt. Die Opfer dieser Vorsichtsmaßnahme waren natürlich höchst grantig, gut ne halbe Stunde am Eingang angestanden zu haben, um wegen ein paar Nieten wieder gehen zu können - zumal an einem Metalkonzert ja fast keiner Nieten trägt, nä, a-ha-ha.

Die Verkaufsstände, die ich so bald wie möglich inspizieren wollte (so lange sie eben noch nicht völlig ausgeplündert waren), hatten keine besonders attraktiven Waren. Man fand ziemlich billigen und auch viel unechten, plumpen Schmuck (so Rocker-Ringe, Harley-Davidson-Kettchen, Indianer-Schmuck), viele Nietengürtel und -bänder und viel buntes Zeug bezüglich Klamotten, Tücher und allerlei Krimskrams. Ich habe noch nie so wenig Geld an einem Festival vershoppt wie in Wacken.

Schon am 2. Tag kriegte der Himmel das Kotzen (von was denn nur, ja, von was denn?).
Das Bild ist nicht retuschiert, es wurde wirklich so schwarz.
Zelte riss es um und ein fürchterlicher Wolkenbruch ergoss sich übers Gelände.

Alles flüchtete in irgendein Auto und da saßen
wir nun und warteten auf trockenere Zeiten.


 
Weil das Shoppen wirklich diesmal ein Flopp war, widmete ich mich mehr dem Sound und hörte mir Doro an. Die hatte ich schon vor 15 Jahren gehört, tja, Erinnerungen wurden wach und mir fiel mein kleiner, grüner BMW wieder ein, den ich damals fuhr *schwelg*. Da hörte ich Warlock, grölte laut mit und fuhr damals schon wie ein Henker.

Mitten bei Doro fing es dann erst richtig an zu regnen. Ich hielt es für nötig, mich bei einem Giros-Stand unterzustellen, als mir meine eigenen (nassen) Haare ins Gesicht schnitten und ich kaum mehr headbangen konnte. Da stand ich nun zwischen triefenden, besoffenen Kerlen und musste mich in dem Gedränge unter dem Vordach andauernd betont "versehentlich" von meinem offenbar notgeilen Nachbarn berühren lassen. Igitt! Durch kräftiges, rücksichtsloses Moshen mit meinen nassen Haaren leicht nach rechts konnte ich ihn aber dann zum Abdampfen bewegen.

Ab nun war jedoch das Gelände ein einziger Schlammpfuhl. Durch die Massen von Leuten war das Gras völlig zusammengetreten und überhaupt nicht mehr auszumachen und man versank bei jedem Schritt bis zu den Knöcheln im Morast. Es war ein unbeschreiblicher Saustall! Zum Glück hatte ich nur meine Rangers an, die ich eh nicht so besonders mochte und die hier ruhig drauf gehen konnten. Ich beschloss, für die Dauer des ganzen Festivals weder Schuhe noch Kleider zu wechseln; das lohnte sich einfach nicht und es war klüger, im alten, versifften Outfit rumzulaufen, weil alles eh innerhalb von 5 Minuten total verdreckt war.

Da das gesamte Gelände noch vor nicht allzu langer Zeit mit Gülle behandelt worden zu sein schien, verbreitete sich nun nach dem Regen ein pestilenzartiger Jauchegestank. Der Gestank war derartig intensiv, dass man wirklich nicht nur die an jeder Ecke literweise hinstrullernden Männer dafür verantwortlich machen konnte.
Als wir den ziemlich breiten Weg passierten, der zwischen Dixi-Häuschen und Zeltplatz G führte, war dieser bereits von gelblicher Soße völlig überschwemmt. Ein LKW steckte im Morast und kam mit durchdrehenden Reifen nicht mehr von der Stelle. Die Zelte am Rand waren bereits abgebaut worden, nur eins trotzte noch den Urgewalten aus gelb-bräunlichen Fluten.

Bald fand man bei den Wegen überhaupt kein festes Stück Erde mehr und auch zwischen den Zelten nahe des Weges war schon alles heruntergetrampelt und überschwemmt. Am nächsten Tag waren die Bauern der Umgebung mobilisiert worden und belieferten das Schlammgelände mit Strohballen zum Abdecken des Morasts, so dass wenigstens der Konzertplatz halbwegs begehbar war.
Alles war dreckig, schmuddelig oder schlichtweg nass und nirgendwo konnte man sich mehr hinsetzen! Das pausenlose Gelatsche und Gestehe ging ganz schön in die Knochen.

das Gelände nach dem Festival
Nun wurde es natürlich auch allgemein ungemütlich, denn beim Schlafengehen stellte ich die stinkenden, nassen Stiefel in den Fußraum des Wagens, die nassen Kleider schmiss ich auf den Beifahrersitz, vor das wegen Belüftung geöffnete Fenster hängte ich ein Fliegennetz und damit es nachts nicht den Sitz nass regnete, breitete ich den Müllsack irgendwie vom Fensterrand bis über den Sitz aus. Damit das vom Müllsack aufgefangene Wasser auch irgendwohin ablaufen konnte, formte ich aus einer Falte eine Abflussrinne, an deren Ende im Fußraum ich einen Becher hinwurschtelte. Den Becher wiederum fixierte ich mit meinen nassen Stiefeln. Er war am nächsten Tag immerhin 3/4 voll.
Durch das offene Fenster drang trotzdem viel Feuchtigkeit ins Auto, außerdem waren da meine nassen Klamotten und trotz Frottieren auch meine nassen Haare. So schlief ich wieder recht schlecht ein. Allen Übels klopfte dann noch jemand ans Fenster, so dass ich wieder aufwachte: Irgendso ein Besoffener wollte von mir wissen, was mein Aufkleber am Heck zu bedeuten hatte oder irgendso etwas, so genau konnte ich das im Halbschlaf nicht ermitteln. Ach du blödes Arschloch, leck mich doch am Heck, Mann!
Kaum hatte sich der Idiot verdrückt, fingen am anderen Ende des Zeltplatzes wieder mal so Wichsköpfe an, "Helgaaa!" zu rufen, oh mei, ist das witzig, haa-haa. Währenddessen quälte mich die Frage, ob ich nun auf Pinkeln musste oder nicht, oder ob ich es mir sparen konnte oder DOCH nicht mehr einschlafen konnte. Was solls, ich suchte meine Schlappen und lief im T-Shirt und Unterhose zum nächstbesten Gebüsch um mich zu erleichtern. Ziemlich verpeilt und total verschlafen hatschte ich durch das nasse Gestrüpp wieder zurück, als mir 3 grölende Kerle entgegenkamen und einer rief: "Guckt mal! Da läuft eine Frau!" Jetzt fingen die auch noch zu pfeifen und zu baggern an, ach lasst mich doch alle in Ruhe, Scheiß-Männer! Nachdem endlich der W.A.S.P.-Fan 5 Autos weiter seine Soundmaschine abgestellt hatte, wurde es auch schon wieder hell und Sonnenstrahlen begannen, mich an der Nase zu kitzeln. Gegen 10 Uhr wurde es dann so heiß, dass ich nicht mehr schlafen konnte. Verpennt stand ich auf und öffnete Fenster und Kofferraumdeckel, so dass das Auto von frischem Wind gekühlt war und ich doch noch so 2 bis 3 Stunden vor mich hinduseln konnte.

Am Samstag wars wieder ganz nett, abgesehen von dem gnadenlosen Schlamm und Dreck und dem Gestank, der aus der morastigen Gülle-Erde aufstieg. Wettermäßig hatten wir mit unserem Online-Treffen im Paulaner-Garten relativ Glück.
Ich sag nicht, wer wer ist, hä hä. Könnt sie ja selber fragen, hä hä.

 

Händewaschen oder Zähneputzen war natürlich ein Traum, aber ich pflege meine Träume ja stets zu realisieren, nahm meine Zahnbürste, stellte mich an so eine mit Unkraut bewachsene Rinne im Feld und begann meine Zähne zu putzen. Dass man sich die Zähne putzt, fand einer so dermaßen absonderlich, dass er seinen Foto holte und mich dabei fotografierte.

Auch die Gelegenheit zum Händewaschen ergab sich, denn im Paulaner-Biergarten stand doch tatsächlich ein Springbrunnen so zur Zierde! Kaum hatte ich jedoch meine Flossen im Wasser, kam eine Security-Tussi und machte mich darauf aufmerksam, dass man in dieses Wasser nicht hineinlangen dürfte, sonst habe man das Gelände zu verlassen. Was? "Ach leck mich!" meinte ich und spritze dieser Zicke eine Handvoll Wasser ins Gesicht, igitt. Nicht mal die Hände darf man sich hier waschen, also wisst ihrs.

Für die letzte Nacht wollten wir nicht auf Parkplatz G bleiben. Hinter Parkplatz H lief ein Feldweg entlang - so viel hatte ich auf der Suche nach einem noch bescheißbaren Gebüsch entdeckt - der sogar ab einem gewissen Stück gepflastert war und auf eine asphaltierte Straße mündete. Da morgen der Mega-Stau zu erwarten war, parkten wir unsere Autos auf einer Wiese neben einer Kuhweide hinter dem Gelände auf der Seite des Feldweges. Bis dort hin kamen wir mit den Autos gerade noch durch Schlammlöcher und Spurrillen ohne feststecken zu bleiben. Von der Wiese aus kamen wir dann am Montag vormittag ganz gut weg, während andere Autos von den Bauern der Umgebung mit Bulldozern aus dem Morast gezogen werden mussten. Der Stau bei der Abfahrt hielt sich in Grenzen, die meisten Leute waren erst noch beim Zelt abbauen und packen, während wir am Abend bereits schon alles abreisefertig verstaut hatten. Auf der Autobahn war natürlich wieder die Hölle los: Im Stau gab es ein Gegröle und Gejaule, denn jeder, der aus Wacken kam, musste dies natürlich mit "evil"-Gebrüll kundgeben und bekam auch prompt aus irgendner anderen Ecke des Staus die Antwort.
Die Heimfahrt war irgendwie noch das Lustigste.

Ok, Wacken ist Kult und nun hab ichs mal gesehen, aber nächstes Jahr fahr ich da nicht mehr hin.

P.S.: Nun habe ich meine Stiefel bereits zum 3. Mal mit der Wurzelbürste und Seifenlauge geputzt und sie sind immer noch nicht sauber!



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