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Vor etwa hundertfünfzig Jahren begab es sich auf der hohen Schule zu Salamanca, dass der leibhaftige Teufel gleich wie ein ordentlicher Professor Collegia über schwarze Kunst aus eigenen Heften las und großen Zulauf hatte, denn er lehrte gar brauchbare Dinge, als z.B. Wechselschreiben, wonach der listigste und vorsichtigste Jude jeden Wechsel auf Treu und Glauben annahm und zu den allerbilligsten und christlichsten Interessen bar zahlte, oder gut, selbst beim theologischen Doktorexamen zu bestehen, hätte man auch drei Jahre lang alle Collegia geschwänzt gehabt. Auch Liebesbriefe lehrte er schreiben, denen die sprödeste Donna nicht widerstand. Und wurde seinen Zuhörern dennoch das Kapitel von der Magie hin und wieder zu trocken, so gab er fleißig lustige Schnurren und Schwänke in den Kauf, so dass die Zahl seiner Zuhörer von Tag zu Tag stieg, um so mehr, als er seine Vorlesungen in einem großen Kellergewölbe hielt, in dessen Hintergrunde etliche Fässer des auserlesensten Sekts lagen, bei denen ein aufmerksamer schwarzer Famulus jederzeit bereit war, unentgeltlich den Herren Studiosen den Becher zu füllen, so oft sie es verlangten. Es lässt sich denken, wie wohl dies den jungen Herren gefiel, und gewiss ist es, dass alle, wie sie da waren, zum ersten Male das Halbjahr zu Ende gehen sahen.

Das merkte der Schwarze gar wohl und sprach daher am letzten Tage des ersten Semesters: "Meine Herren, ich bin erfreut, an euch so eifrige und gelehrige Schüler zu haben, wie deren kein anderer Professor, nicht nur zu Salamanca, sondern in der ganzen Welt, sich dürfte rühmen können. Auch bin ich überzeugt, dass ihr mir Gerechtigkeit widerfahren lasset und es mir zugebt, dass euch meine Weisheit nicht nur für euer Hefte schwarz auf weiß, sondern auch in Praxi höchst ersprießlich gewesen ist, oder wüsst' es einer von euch anders zu sagen?" "Nein, nein!" riefen die Studenten laut und einstimmig. "Nein, nein! Ihr seid ein so wackrer Lehrer, als es irgendeinen auf der Welt gibt, und ihr sollt fortfahren, uns eure Weisheit mitzuteilen". "Ihr rührt mich durch eure Anhänglichkeit", sprach der Teufel, indem er süßlich dazu lächelte, "und gerne bin ich bereit, euren dringenden und für mich höchst schmeichelhaften Wunsche nachzukommen, aber dann werde ich es auch ohne Furcht, dass ihr es missdeuten könntet, wagen dürfen, euch um ein billiges Honorar für das verflossene Semester anzusprechen, ich fordere nicht unbescheiden, sondern verlange nur eine von euren Seelen - hier sind Würfel - würfelt untereinander, wen das Los trifft, zuletzt diesen Keller zu verlassen, dem will ich und muss ich den Hals umdrehen, werfet also, der niedrigste Wurf entscheidet."

Es lässt sich denken, wie unerwartet den jungen Herren diese Erklärung kam, das hatten sie unter allen möglichen und unmöglichen Dingen am wengisten erwartet, und einige Minuten standen sie ganz stumm und bleich vor Schrecken da. Nach und nach erholten sie sich jedoch, und nun fingen sie entsetzlich an zu toben und auf den kurz vorher noch hoch erhobenen Dozenten zu schelten. Sie nannten ihn einen Betrüger, einen habsüchtigen Juden, einen abscheulichen Knicker und Phillister und schwuren hoch und teuer: "Der Teufel soll den Teufel holen." Aber das half ihnen ganz und gar nichts und je gröber sie wurden, um so höflicher, aber auch bestimmter erklärte der Teufel: Was recht sei, sei billig, und der letzte der heute aus der Kellertür gehen würde, sei und bliebe ihm verfallen. Übrigens wolle er - um ihnen das schwere Geschäft des Würfelns zu erleichtern - ihnen noch einen extra guten Trunk gratis verabreichen lassen. Und kaum, dass er solches gesagt hatte, so standen auch schon eine Menge blinkender Pokale voll des köstlichsten Weines auf der runden Tafel, inmitten des Gewölbes. Die jungen Herren sahen ein, dass hier nichts mehr zu tun sei, als sich dem Willen des Argen zu fügen und in Teufels Namen zu werfen. Fluchend und trinkend machten sie sich ans Werk, und der Teufel stand daneben und sah schadenfroh grinsend zu.

Endlich hatten sie der Reihe nach herumgeworfen, und den niedrigsten Wurf hatte ein junger, hübscher Edelmann geworfen, der somit dem Teufel verfallen war. Aber das Gräflein war ein durchtriebenes Bürschlein und dachte bei sich: "Noch hat mich der Böse nicht in den Krallen, vielleicht hilft mir ein bisschen Mutterwitz der Gefahr entgehen" Somit fasste er guten Mut und wartete den günstigen Augenblick ab. Der Teufel stand an der Kellertür und ließ die Studenten einzeln bei sich vorbei aus dem Gewölbe gehen. Als nun die Reihe an den jungen Grafen kam, streckte er die Kralle aus und wollte ihn packen, der Graf aber sprach: "Was wollt ihr, Herr? Das Los traf meinen Hintermann hier", somit deutete er auf seinen Schatten, der hinter ihm an der von der Sonne beleuchteten Wand schwebte. Da ließ der Teufel das Gräflein fahren und griff vom Sonnenlicht geblendet, nach dessen Schatten. Das Gräflein aber sprang behende aus dem Keller und lachte den dummen Teufel tüchtig aus. Es erfand sich aber später etwas gar Seltsames, und alle, die es sahen, erschraken und staunten darüber. Als nämlich der Graf im hellsten Sonnenschein stand, warf er keinen Schatten mehr, denn den hatte sich der Teufel richtig geholt.



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