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2014 und 2015 ließ ich das Pyraser ausfallen. Es war ja einst "mein kleines, lokales Heimat-Event" gewesen und immer so schön gemütlich, aber 2013 war die Zuschauermenge dann auf einmal ums Doppelte gewachsen. Beim Headliner kam man nicht mal mehr in die Scheune vor die Bühne und selbst vor den beiden LCD-Wänden drängten sich so viel Leute, dass es mir keinen Spaß mehr machte.

Aber 2016 hatte ich eh grad Urlaub. Weil ich nicht groß fortfahren wollte, dachte ich über ne Fahrradreise nach, aber selbst das war mir dann irgendwie zu stressig. Ich wollte lieber zuhaus im schönen Frankenland bleiben und so entschied ich mich dann für einen Kompromiss: ich radle nach Pyras! Also packte ich mein kleines Zelt und den Schlafsack aufs Fahrrad und radelte am Freitagmittag bei herrlichstem Wetter los, den Kanal entlang.

Nach ner Weile wollte ich Pause machen und fand an der Uferböschung diese schöne Bank! Ha, da hock ich mich jetzt hin, futter mein Vesperpaket, sauf mein Mineralwasser...

... aber: oh!

Ah nee ... auf die Bank lieber nicht, igitt!

Ein Stück weiter fand ich dann ein Schiff, das am Ufer vertäut war und setzte mich dann dort irgendwo auf einen Stein, machte Pause und guckte den Arbeitern auf'm Schiff beim Arbeiten zu.

Dann aber weiter!

Bis Roth konnte es nicht mehr weit sein und dort wollte ich vom Kanal abbiegen und ins Land rein radeln.

Selfie beim Fahrradfahren
Weder Bewegung noch Sonne war ich gewöhnt. Da merkte ich dann schon bald, dass ich mir grad nen fetten Sonnenbrand holte.

Ich radelte über die Käffer, durch ein paar Wälder, über Felder und verfahren hab ich mich natürlich auch mal, aber dann fand ich ein Schild nach Pyras - in 5 km - radelte da entlang und sah dann auch nach dem nächsten Wald die ersten Brauereigebäude, ah, wie schön - ein Bier!

Da endlich war ich angekommen. Das Konzert lief ja erst morgen und so waren erst ein paar "Frühbucher" da. Sie saßen an ihren Autos auf der Parkplatz-Wiese und guckten mich alle an wie die Kühe auf der Weide als ich mit dem Fahrrad angeradelt kam. "Ha, Auto kann ja jeder!" rief ich und suchte mir ein Plätzchen aus, um mein Fahrrad zu parken. Neben dem Fahrrad schlug ich mein Zelt auf.

Jetzt aber nach dieser Tour nix wie rauf in den Biergarten und ein schönes, kühles Bier zischen!

Aber als ich oben war, musste ich feststellen, dass die Schankanlagen noch gar nicht angeschlossen waren . Oh nee, ich will ein Bier!

Zum Glück fand ich dann neben der Camping-Wiese eine kleine Warm-Up-Bühne, wo schon eine Horde Einheimischer an ein paar Biertischen hockte und sich grad eine Band dran machte, aufzutreten. In einer Scheune nebendran wurde Bier verkauft, ja! Da war ich also mal fürs Erste zufrieden und hörte mir die Band an. Die spielte mehr so Schubiduba-Zeug, naja, wie man's halt auf'm Land so hören wollte.

Relativ bald - also noch vor Mitternacht - machte ich mich davon in mein Zelt. Ich war recht müd, gut angedüdelt und die Band ging mir auf den Senkel. Da legte ich mich ab, aber leider hörte ich auf meinem Zeltplatz das Gejaule immer noch sehr laut, sodass ich nicht einschlafen konnte. Na, sie mussten doch jetzt auch bald aufhören, oder?

Nach gefühlten 2 Stunden spielten sie immer noch. Dem Applaus zu urteilen konnten höchste noch 10 besoffene Zuschauer dort sein, aber die paar riefen andauernd nach Zugabe - und so spielte die Band weiter. Endlich war dann mal a Ruh und ich war schon halb im Rüberdämmern, da fingen sie wieder an zu spielen: Sie hatten wohl nur Pause gemacht und nun ging's weiter. Argh, langsam ärgerte es mich ordentlich. Man hörte nur noch einzelne Grölstimmen, die applaudierten und die spielten und spielten und spielten...

Am nächsten Morgen war ich wie gerädert. Ich schleppte mich erst mal nach oben in den Brauereihof und gab mir nen Kaffee. Langsam kamen dann auch die ersten Besucher, die Area wurde abgeriegelt und die Bändchenausgabe fing an.

Nach und nach tauchte dann auch die Leute von der Brown-Sugar-Clique auf und da fings dann mal an, lustig zu werden.

Guckt mal: seit Neuestem gibt es zum Döner ne fränkische Alternative! Es heißt "Heimat-Weggla" und statt Halalala-Mimimi ist da ordentliches Schäufalafleisch drin mit Schwarte, wie sich's im Frankenland gehört! Das Ganze gibt's auch mit Sauerkraut auf'm Teller.
"Sehr lecker" findet das der Jürgen.

Sinner
Dann spielte schon die erste Band: Sinner!

Sogar in Pyras gibt es offensichtlich Flüchtlinge. Damit man an ihrem "nordafrikanischen Aussehen" nicht merkt, dass es sich um Flüchtlinge handelt, trugen sie ein T-Shirt mit der Aufschrift "wir sind Pyraser". Ja gut: und selbst wenn sie drauf stehen hätten "wir sind Napoleon", dann sind das für mich immer noch ... keine Metaler!

Pink Cream

Am Brown-Sugar-Tisch wurd's langsam voll, einer nach dem anderen trudelte ein.

Ich hatte mich unterdessen verzupft: Weiter unten standen eine Reihe Liegestühle und ich hatte einen freien erwischt, saß drin und das war jetzt meiner! Bis ich mich allerdings verschaute, war ich eingeschlafen. Ich war doch ziemlich platt noch von gestern und da ratzte ich selig in dem Liegestuhl ... bis ich merkte, dass da irgendwas vor meiner Nase rumfummelte: Es war Birgit mit ihrem Handy, die sich von hinten an mich geschlichen hatte und mich beim Schnarchen fotografierte - Mann, ist das gemein!

Bonfire
Bei Bonfire schafften wirs noch in die Scheune an die Bühne bis so weit vor, dass man wenigstens noch halbwegs taugliche Band-Pics machen konnte.

Axel Rudi Pell
Aber bei Axel Rudi Pell war kein Durchkommen mehr.

Die Scheune war proppenvoll und schon beim Versuch, da bloß ein bisschen reinzukommen, kriegte man einen halben Hitzschlag, weil es war unerträglich heiß da drin. Also guckte ich mir den Headliner nur von außen auf der Leinwand an. Da könnt man dann eigentlich auch gleich zuhause bleiben und sich auf'm Sofa n Video von der Band geben, aber naja.

Es war auf jeden Fall noch recht lustig mit den Freunden bis zum Schluss. Ein paar fuhren dann heim nach Nürnberg, ein paar andere hatten gleich oben auf dem ersten Campingplatz ein großes Zelt aufgebaut mit Brown-Sugar-Schild, da übernachteten dann so fünf oder sechs von ihnen und ich krabbelte in mein Mini-Zelt neben meinem Fahrrad.

Das Zelt war neu und gestern war die erste Nacht darin. Vorher hatte ich noch eine ganze Dose Imprägnierspray darübergeschüttet, musste aber schon in der ersten Nacht feststellen, dass die Zeltwände von innen feucht wurden. Es wurde im Zelt nicht nass, also tropfen tat nix, aber die Wände waren halt feucht und da das Zelt so klein war, kam ich ja ständig an die Wände. Drum hatte ich mir diese Nacht Müllsäcke besorgt und die einfach ans Fußende meines Schlafsacks drübergestülpt. Das ging dann die ganze Nacht gut und ich schlief eigentlich recht chillig ... bis ich denn mal einschlief, denn so Idioten nebendran spielten noch bis in die Morgenstunden auf einer Klampfe rum und jaulten dazu.

Ich glaub, die Klampfe klampfte noch und die Leute jaulten noch in den letzten Tönen als in der Ferne ein Gewitter herangrollte. Das Donnern kam langsam näher und dann fielen auch bald die ersten Tropfen. Da war ich natürlich hellwach, denn nun haute es ein Unwetter sondersgleichen runter. Es ist überhaupt gigantisch, bei Gewitter im Zelt zu liegen, weil wenn's donnert, vibriert die Erde - das hatte ich bisher noch nicht erlebt.

Die Wände vom Zelt wurden nun mehr als feucht, aber immer noch hielt das Zelt. Es tropfte nix rein und es war anscheinend dicht. Dann war der Regen leiser geworden und ebbte ordentlich ab und ich dachte schon, ich hätt's überlebt, aber dann kam erst noch der Nachschub ... das Folgegewitter war einfach bloß ... verheerend. Es blitzte und donnerte in einer Tour und der Regen prasselte wie aus Eimern runter. Das Zelt kapitulierte. Von allen Seiten kam nun Wasser. Bevor es mich nun ganz wegschwemmte, krabbelte ich aus dem Schlafsack und zog mich rasch in dem kleinen Zelt noch an mit den Klamotten, die ich schon vorsichtshalber zwischen Schlafsack und Luftmatratze ins Trockene gesichert hatte. Einen Schirm hatte ich auch und in seinem Schutz kam ich dann aus dem Zelt gekrabbelt.

Auch alle anderen Leute hatte es aus den Zelten gespült. Sogar die Bundeswehrzelte nebenan waren hoffnungslos durchnässt. Alle Camper sahen nur noch zu, dass sie in die Scheune kamen.

Unter meinem Schirm lief ich rauf in die Scheune und frühstückte erst mal. Das hat dann noch so ne besondere Art der Gemütlichkeit, wenn so der Reihe nach die ganzen verschlafenen und verkaterten Gesichter auftauchen, sich nen Kaffee holen und mürrisch in den Regen starren. Ja, ihr Helden, ihr hockt euch jetzt ins Auto und fahrt halt schnell heim, aber ich bin mit dem Fahrrad da!

Ich wartete ab bis der Regen aufgehört hatte. Dann baute ich die ganze nasse Scheiße auf dem Zeltplatz ab, stopfte sie in die Fahrradkörbe und radelte los.

Zuerst wollte ich nur bis Roth radeln und dann mit dem Fahrrad in die S-Bahn steigen, das waren 10 km. Aber als ich in Roth war, radelte ich doch noch ne Ecke weiter, denn es regnete nicht mehr. Ich fand dann auch bald den Kanal und ... radelte natürlich erst mal ein paar Kilometer in die falsche Richtung. Also wendete ich, fuhr wieder zurück und so nach nem halben Tag fand sich dann in der Ferne schon der Fernsehturm, da wohn ich, jetzt ist nicht mehr weit.

Als ich zuhause war, war ich schließlich vollends fertig. Zum Glück hatte ich Urlaub, weil den brauchte ich jetzt auch .



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