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Kinder, ist das kalt heute! Huaa....

Dezember ... draußen weiß es nicht, ob es regnen oder schneien soll... das Wetter drückt ganz schön die Stimmung. Melancholie treibt durch die dreckig-grauen Straßen und eigentlich ist das Einzige, was diese triste Jahreszeit aufheitert, das kommende Weihnachtsfest mit all seinem Flair.
Ich persönlich finde es ja äußerst kitschig, wenn sich einer eine Leitung voller knallbunter Glühbirnchen in sein Wohnzimmerfenster hängt, erst recht, wenn diese ganz streng angeordnet sind, z. B. in Kreisform oder Engelkontur.

Da gegenüber von mir wohnt eine ältere Frau, die typisch deutsche Hausfrau, geschieden, dick und hässlich, immer mit der Kollektion "Kleiderschürze" beschmückt, typische Markenzeichen: Putzlappen, Besen, Wurzelbürste und Wassereimer im Umkreis von 2 m... Mann, und sie schrubbt den ganzen Tag! Aber zur Zeit ist sie damit beschäftigt, Flaschen zu dekorieren: Den ganzen Tag sitzt sie am Fenster, damit sie das nötige Licht hat und auch gleichzeitig beobachten kann, welche Nachbarin gerade Männerbesuch empfängt, bzw. falls der Gerichtsvollzieher auftaucht, an welcher Haustür er stehen bleibt, und weitere derartig weltumwerfende Dinge, die so in unserer Straße geschehen.
Sie sitzt also am Fenster und häkelt.
Sie häkelt weiße Kleidchen und stülpt diese über die Flaschen. Dann werden dicke Styroporkugeln auf den Flaschenhälsen befestigt und anschließend werden aus goldener Folie Formen geschnitten und an den Flaschenbäuchen geklebt. Die Styroporkugeln werden mit einem Gesicht bemalt und aus gelber Wolle fertigt meine Nachbarin Strubbeln, die sie auf die Kugeln klebt. Das Ganze soll einen Engel darstellen und diese Flaschenengel stellt die Frau dann in Reih und Glied auf die Fensterbretter.
Wenn ich mein Auto in die Parklücke fahre und danach den Motor abstelle, dann werfe ich immer einen Blick auf die Fenster der Nachbarin und gut ein Dutzend grinsender Flaschenengel glotzen von dort doof rüber. Hallo Ihr...!

Drehen wir die Zeit ein bisschen zurück und denken an die Vergangenheit ... 1 Jahr zurück, 10 Jahre zurück, 100 Jahre, 1000 Jahre...

In vorchristlicher Zeit, als hier in unseren Breiten noch keiner wusste, was ein Engel ist - als noch niemand ein Auto in eine Parklücke fuhr - als elektrische Lampen-Dekoration noch nicht existierte - als Elektrizität nur bei einem Gewitter auftauchte und da dann in Form eines Blitzes, der für Göttergewalt gehalten wurde ... da wurde Deutschland von einem Volk bewohnt, das sich "Germanen" nannte. Die Ger-Mannen, die Männer des Ger, des Speeres. Raue Gesellen, Barbaren, die sehr wohl in ihre Umgebung passten, in ihre Umgebung aus dichten Wäldern, wilden Tieren und Urgewalten. Sie wohnten in Hütten, bekleideten sich mit Fellen, schmiedeten Schwerter, zogen in Kämpfe... und wenn der Sommer sich dem Ende neigte und der Herbst heranzog, so gingen sie in die Wälder und schlugen Brennholz für den Winter. Ganze Bäume fielen und wurden zu Kleinholz zerhackt und an den Hütten aufgeschlichtet. Fugen wurden gedichtet, Löcher in den Dächern geflickt, Türen neu genagelt und Felle angeschafft, um sich darin zu wämen. Eine Vorbereitungszeit für einige Monate Triste, Kälte und Karge. Wenn die Männer dann schließlich fertig waren, die Vorbereitungen für den Winter zu treffen und wenn die Brennholzstapel ausreichende Quantität erreicht hatten, so wurde das Ende der Vorbereitungs-Schufterei mit einem Fest gefeiert. Zur Feier der fertigen Arbeit schlug man einen Tannenbaum und schmückte ihn und stellte ihn auf in der Wohnstube.

Aber eines Tages kam ein Übel aus fernen Landen, etwas aus dem Süden, was ein Germane nicht bekämpfen konnte. Wäre es eine Wildsau gewesen, so hätten die Germanen mit ihren Waffen darauf Jagd gemacht. Wäre es ein Krieger gewesen, so hätten sie ihre Schwerter genommen und wären in den Kampf gezogen. Und wäre es eine Naturkatastrophe gewesen, so hätten sich die Germanen an ihre Götter gewendet. Aber es war eine fremde Mentalität, die sich da an Germanien heranmachte und dagegen konnte das Barbarenvolk nicht an. Eine Mentalität wurde ins Land gebracht, die alle Sitten und den Charakter des Volkes brach.

Es waren Männer, die da kamen. Aber keine solchen, die ein Germane als solche akzeptieren konnte. Männliche Wesen waren es, die keinen Wert auf Kleidung oder Rüstung legten, die keine Waffen trugen, sondern die durchs Land wanderten und sich in den Dörfern niederließen, um dort ihre seltsamen Mären zu erzählen. Die Mär, für die ein Germane grundsätzlich - vor allem im Winter - ein offenes Ohr hatte, gab es ja doch weder Radio noch Fernsehen, war eine komische Geschichte von einem seltsamen Typen, der dem Germanen völlig fremd war, in all seiner Art. Dieser fremde Typ lebte in einem Land jenseits von Asgard, über dem großen Wasser, wo die Sonne schien und man Probleme hatte, die ein Germane nicht kannte, z. B. bezüglich der Wasserversorgung, die dort zwecks Sonnenschein recht spärlich ausfiel. In diesem weit entfernten Land gab es fremde Krankheiten, z.B. "Aussatz", womit noch nie ein Germane infiziert worden war. Also alles völliger Unsinn!

Die fremden Männer, so etwas ähnliches wie die heutigen Versicherungsvertreter, kamen nur, um zu erzählen. Und als die Germanen begannen, ihnen zuzuhören, so waren sie von den Geschichten immer faszinierter und schenkten ihnen Glauben, auch wenn die Geschichte noch so unglaublich war. So kam es, dass die Germanen begannen, die Leiche des seltsamen Typen zu verehren, so wie es die Geschichtenerzähler verlangten.

Das wiederum stand zum krassen Gegensatz gegenüber der germanischen Götterwelt. Die fremden Mären brachten die gesamte germanische Welt bis auf den heutigen Tag durcheinander und die Mentalität konnte sich nicht mehr einrenken und war, ist und bleibt ein Mischmasch. Zu Deutsch: Ein Volk wusste nicht mehr, was es wollte.
Das ist traurig, wenn einer nicht weiß, was er will und es ist auch schwierig, vor allem für den Betreffenden.

Da also niemand mit der Mentalität mehr zurechtkam, begrenzte man sich vorerst darauf, zu tun, was möglich und einfach war. Man verwandelte die Sitten und Riten. Der Hammer des Thor, den viele als Schmuckstück an Ketten bei sich trugen, wurde zum Kreuzzeichen umgestaltet. Der Baum, den man nach der beendeten Holzfällerarbeit im Herbst in die Wohnstube stellte, bekam ebenfalls ein neues Gesicht. Er wurde mit neuen Gegenständen geschmückt und er bekam auch eine neue Bedeutung, nämlich wurde er zum Zeichen der Geburt des seltsamen Typen, deren Datum man der Einfachheit halber in den Winter verlegte.

Es ist nun Dezember. Alles ist auf Weihnachten präpariert, die Geschäfte sind mit Glitzerkrimskrams geschmückt und an nahezu jedem Schaufenster sind Engel, Pelzmärtel und Christkinder angebracht.

Was ist ein Christkind?
Was ist ein Pelzmärtel?
Was ist ein Engel?

Ein Christkind ist sowas ähnliches wie ein Engel. Bei der Eröffnung vom Nürnberger Christkindlesmarkt erscheint es im Portal der Frauenkirche und labert in ein Mikrofon. Es hat ein weißes Kleid an, eine blonde Perücke auf und Flügel. Es ist auf jeden Fall ein Mädchen, Tage vorher ist sein Bild nämlich in der Zeitung abgedruckt und sein richtiger Name steht darunter. Jedes Jahr ist es ein anderes Mädchen. Ich weiß nicht, ob das Mädchen dafür etwas bezahlt kriegt?

Ein Pelzmärtel ist ein bärtiger, gutmütig blickender Opa mit roter Mütze, rotem Mantel und schwarzen Stiefeln. Meistens sitzt er in einem Schlitten, der von Hirschen oder Rehen gezogen wird und er hat auch stets einen Sack aus groben Leinen bei sich. Oft wird er von Studenten dargestellt oder von Angestellten der Kaufhäuser. Dann hat er manchmal noch eine Glocke bei sich und bimmelt damit rum.

Ein Engel ist ein blondgelocktes Mädchen mit goldenen Flügeln. Ist es ein Mädchen oder ist es ein Junge? So genau ist das eigentlich nicht klar, aber da das Wesen meistens lange Haare hat, scheint es wohl ein Mädchen zu sein.

Also als Kind war es mir alles klar. Da war es alles genauso klar, wie ich es gerade beschrieben habe. Erst als ich älter war, als ich schon lange nicht mehr an das Christkind glaubte, ich glaub, ich war schon 14 oder so, da ist mir irgendwann eingefallen, dass das Christkind, das Christuskind also "Christus als Kind" ist. Es ist mir erst dermaßen spät eingefallen, weil ich mir nie darüber Gedanken gemacht hatte, es war mir nie wichtig. Es wurde auch nie darüber gesprochen, anscheinend war es auch allen anderen nicht wichtig. Es soll Jesus Christus sein, das Christkind!

Einige Jahre später hatte ich mir wieder mal Gedanken gemacht, diesmal bezüglich des Pelzmärtels. War er nicht der heilige Sankt Martin? Da gibt es doch diese Geschichte vom heiligen Sankt Martin!

Ich werde sie kurz schildern, für alle, die sie noch nicht so kennen, wie sie wirklich war:
Sie handelt von einem Mann namens Martin.
Aus der Geschichte geht hervor, dass er ein sehr wohlhabender Mann war. Er war ein Ritter des Königs, also von Adel, also damit sowieso eine Gestalt, von der man gerne nur das Beste erzählt. Dass er, so wie alle Ritter und Adligen in dieser Zeit, sich mit Sicherheit die Bauernmädchen aus der Umgebung senden ließ, um diese bei Burgfesten als Nachtisch zu gebrauchen, kommt in der Geschichte nicht vor. Wieviele Knechte er schlug und wieviele Mägde er vergewaltigte, wird auch nicht erwähnt. Ob er Steuerhinterziehung beging, ist unbekannt. Gang und gäbe war es in dieser Zeit, dem Mittelalter, dass ein Ritter keine Reisespesen zu berechnen hatte, da er bei seinen Reisen Rast machte, wo er wollte und sich von armen Leuten verköstigen ließ, wozu er in seinem Stand als Ritter vollkommen durch das Wort des Königs berechtigt war. Nur vereinzelt wurde einem Ritter dieses Recht verwehrt, wogegen er sich Kraft seiner Waffengewalt widersetzte. Nur selten wurden die Menschenrechte von Rittern zugunsten anderer eingehalten. Ein Ritter war befugt, Folterungen und Hinrichtungen in Gang zu setzen. Ein Ritter hatte alle Rechte gegen die Leibeigenen des Königs, welche gar keine Rechte hatten. Ein Ritter war auch so etwas wie des Königs Bodyguard und tötete die Feinde des Königs aus eigenen und fremden Reihen. Es ist noch nie ein Ritter verhungert, dafür aber so mancher seiner Lehensleute. Ein Ritter hatte meistens auch Güter und Immobilien, die er von unbezahlten Arbeitskräften verwalten ließ. Ab und zu strolchte ein Ritter über Land, um seine Immobilien zu besuchen und zu sehen, ob noch alles nach dem Rechten stand, um sich dann anschließend zu vergnügen mit seinem Eigentum, wozu auch die Bauern, vor allem deren Töchter gehörten.

So zog also vor langer Zeit einer dieser Ritter namens Martin durch seine Immobilien, vermutlich um diese zu inspizieren. Bei dieser Reise zu Pferd - es muss in der kälteren Jahreszeit gewesen sein, denn der Ritter Martin trug über seiner Ritterrüstung einen Umhang als Mantel - wurde der reiche Herr belästigt. Ein Bettler, vermutlich ein Behinderter, also einer, dem durch Krankheit oder früherer Folter die Gesundheit beeinträchtigt war, bat den hohen Herrn um eine milde Gabe. Der Bettler musste wirklich zu den ganz unteren sozialen Schichten gehören, vielleicht war er sogar ein Asozialer, denn er war für die Jahreszeit viel zu leicht bekleidet und fror. Möglicherweise war er auch ein ehemaliger Bauer, der seinen Besitz an die führende Gesellschaft, nämlich die Ritter und den König als Tribut zahlen musste, so dass er verarmte und sich keine wärmende Kleidung leisten konnte. Als nun der Bettler den Ritter Martin belästigte, nahm dieser sein Schwert, ein Werkzeug, das normalerweise nur zum Töten benutzt wurde, und zerhackte damit seinen ritterlichen Umhang aus Samt und Seide in zwei Hälften, wovon er eine dem Bettler überließ.

Nach eingehenden Überlegungen wäre es jedoch zweckmäßiger gewesen, dem Bettler die Hälfte des Wertes des Mantels in Bargeld zu überlassen, denn damit hätte sich der Beschenkte einen einfachen Mantel und noch zusätzlich etwas Essbares kaufen können... Die Zerstörung des Kleidungsstück mit dem Schwert erweist sich eigentlich auch als Unsinn, der Ritter Martin hätte dem Bettler wohl doch den ganzen Mantel überlassen sollen, denn mit einem zersägten und damit kaputten Kleidungsstück konnte sich der Ritter Martin am Hof doch sowieso nicht mehr blicken lassen. Die verbleibende Mantelhälfte hatte doch für den Ritter Martin überhaupt keinen Wert mehr. Wäre es doch dann recht klug gewesen, entweder den Mantel zu behalten und den Bettler mit Geld auszuzahlen, oder dem Bettler den intakten Mantel zu geben, da ja der Ritter Martin die verbleibende Hälfte eh nur noch hatte wegschmeißen können. Der Bettler war wohl auch kaum dazu in der Lage, die Mantelhälfte, prinzipiell weiters nichts als ein Fetzen teuerer Stoff, zu verkaufen.
Im Prinzip ist die destruktive Teilung des Mantels eine Tat, die man normalerweise nicht tut. Da der Ritter Martin dennoch so handelte, mag dies evtl. unter Einfluss von Alkohol, dem ein Ritter bekannter Weise sehr zusagte, geschehen sein.

Offensichtlich steckt also hinter dieser Tat des Ritter Martins ganz andere Beweggründe und Gegebenheiten als angenommen.

Wollte möglicherweise der Ritter Martin den Bettler verarschen?
Oder wollte der Ritter Martin - arrogant wie Ritter nun mal waren - sein Selbstwertgefühl steigern und demonstrieren, wie reich er war und dass er es sich leisten konnte, seinen teueren Mantel zu zerstören?
Denkbar wäre auch, dass der Ritter Martin mit einem zerrissenen Mantel an den Hof gekommen war und die Geschichte vom Bettler seine Ausrede für diesen Umstand war. Vielleicht war der Ritter Martin vor einem Feind geflohen, welcher ihn noch festhalten wollte und dadurch seinen Umhang zerriss? Niemals hätte ein Ritter feige fliehen dürfen!
War sein Mantel durch grobe Fahrlässigkeit zerrissen worden?
Wollte der Ritter Martin in Selbstgefälligkeit eine rühmende Geschichte von sich erzählen?
War es eventuell nur am Grab des Ritter Martins eine der üblichen Lobreden auf den Verstorbenen?

Da es damals in der höher gestellten Gesellschaftsschicht, dem Adel, dem unserem Ritter Martin angehörte, der letzte Schrei war, sich heilig sprechen zu lassen, mag er wohl der Heiligsprechung entgegen gestrebt haben? Neben gewissen Summen mussten die Adligen der kirchlichen Obrigkeit aber auch noch einen Grund für ihre Heiligkeit liefern: Was eignete sich dazu günstiger, als unsere Geschichte von der "edlen Mantelteilung"?

Am wahrscheinlichsten trotz aller Recherchen erscheint mir die letzte Möglichkeit.

Aber es ist auch möglich, dass alles wirklich so geschehen ist, wie es erzählt wird und der Ritter Martin den Mantel nur geteilt hat, damit sich der Bettler in der einen Hälfte wärmen konnte und er selbst auf seiner weiteren Reise die andere Hälfte des Mantels als Kälteschutz verwenden konnte. Welch ruhmreiche Tat.

Zum Gedenken an den Ritter Martin gibt es also den Pelzmärtel, welcher einen roten Mantel als sein Markenzeichen trägt. Als mittelalterlichen Geschenke-Behälter trägt er seinen Sack bei sich, in dem er - gedacht als vorsintflutliche Erziehungsmethode - angeblich die bösen Kinder verschleppt, die er mit seiner Reisigrute vorher verprügelt. Oder ist es vielleicht doch eine Umschreibung des ritterlichen Privilegs auf die weiblichen Kinder der Bauern, die schönen Töchter, wo Schönheit noch als Sünde und Bosheit galt und war der Ritter Martin ein sadistischer Perverser? Na klasse!

Wie das mit dem Pelzmärtel weitergeht, weiß das Magazin GEO: In dem Gedicht "A Visit From St. Nicholas", veröffentlicht 1823, erscheint der Weihnachtsmann erstmals in einem von Rentieren gezogenen fliegenden Schlitten. Er steigt heimlich durch den Kamin in die Häuser und verteilt dort Geschenke. Das gemütliche Dickerchen löste damit die ernste Bischofsfigur ab, die zuvor die Fantasie von Eltern und Kindern dominiert hatte. Der rot-weiße Dress des Geschenkebringers setzte sich erst in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts durch - nicht zuletzt aufgrund regelmäßiger Coca-Cola-Werbekampagnen.

Ja, ist denn das die Möglichkeit?!


Engel, die von Weihnachten nicht wegzudenkenden überirdischen Wesen, geflügelte Kreaturen in weißen Kleidern und mit goldenem Haar unterstützen alle an Weihnachten beteiligte Personen, wie den Pelzmärtel und das Christkind.
Die Engel haben ihren Ursprung in der jüdischen Religion. Dort werden sie als Boten Gottes gesehen. In der Bibel werden sie oft erwähnt, so erscheinen sie dem Lot in Gestalt zweier Männer und veranlassen ihn, Sodom und Gomorrha zu verlassen. Die Männer essen und trinken bei Lot und als er sie bittet, über Nacht zu bleiben, ziehen sie vor, Lot sofort zu verlassen. Erst als die beiden Männer verschwunden sind, fällt es dem Lot auf, dass es wohl Engel waren. D.h. dass die Engel bei dieser Aktion in ihrer Gestalt mit einem Menschen identisch waren, die Kleidung trugen, wie sie damals in Sodom und Gomorrha üblich war, in der dort herrschenden Sprache redeten und auch weiters sich in ihrem Benehmen nicht von einem Menschen unterschieden, sie aßen und tranken sogar. So steht es in der Bibel.

In einer anderen Bibelstelle schläft Jakob auf dem Feld und sieht im Traum eine Leiter, worauf die Engel in den Himmel steigen. Nachdem Jakob erwacht, baut er an seiner Schlafstelle einen Altar. Hier erscheinen also Engel als Traumgespinste.

Nachdem Jesus Christus in der Wüste von Satan versucht worden war und dieser Chance widerstand, kamen die Engel und trugen ihn auf ihren Händen. Nach dem Hin und Her der Versuchung hatte sich Jesus Christus endlich gegen Satan entschieden. Dieses plötzliche Wissen-was-man-will erfüllt Jesus Christus mit Freude. Das ist nichts besonderes, wenn jemand lange genug zwischen zwei Möglichkeiten hin- und herüberlegt hat und sich schließlich gänzlich für die eine entscheidet, fällt eine Last von ihm, erfüllt ihn das mit Freude und Energie. Engel. Beflügelt.

Das Wort "Engel" hat also in dieser Sache die Definition von Freude.

Christkind, Pelzmärtel, Engel.

Jesus Christus samt Engeln schaut also an den Adventstagen durch das Schlüsselloch in die Wohnungen, wo die Kinder sind und beobachtet, ob diese auch schön brav sind. Jesus Christus trifft sich dann anschließend mit dem Ritter Martin und macht mit diesem ein Brainstorming. Sie beratschlagen über die einzelnen Kinder und deren Benehmen und was diese sich damit verdient haben. Am 6. Dezember setzt sich der Ritter Martin mit den biblischen Engeln in einen von Hirschen gezogenen Schlitten, um die Kinder zu besuchen und ihnen ggf. Säckchen mit Nüssen und Mandarinen, importiert aus Spanien, Marke Jaffa, zu bringen. Wenn nun aber zwecks Umweltverschmutzung und Polverschiebung noch kein Schnee gefallen ist, so setzt sich der Ritter Martin doch wohl hoffentlich nicht in einen Schlitten!
Es geht auch das Gerücht um, dass der Ritter Martin die unartigen Kinder verprügelt, bzw. sie in seinem Sack kidnappt. Verlangt er ein Lösegeld, womöglich zur Finanzierung der Unkosten bei seinen Reisen (Leihwagen bei ausfallendem Schnee, Sackreinigungskosten, Hirschfutter und sonstige Spesen...)? Manchmal begleitet ihn dabei Jesus Christus oder die Engel auf dem Schlitten/Leihwagen, angeblich, um letzte Erkundigungen bezüglich des Benehmens der Kinder einzuholen, so eine Art Volkszählung. Am 24. Dezember dann schließlich hat Jesus Christus alle Hände voll zu tun: Jesus Christus dringt in sämtliche Wohnungen ein, meistens ins Kinderzimmer und stellt dort den germanischen Holzfäller-Tannenbaum auf. Darunter legt Jesus Christus die Geschenke, aktuelles Spielzeug wie Mountain-Bikes, Skate-Boards, PCs etc. Dann verschwindet Jesus Christus schnellstens wieder durchs Fenster oder den Schornstein. Sollte bei dieser Aktion des Jesus Christus ein Kind durch das Schlüsselloch Beobachtungen anstellen, so erscheint eine Dame, namens "Feuer-Betti" und bläst dem jeweiligen Kind die Augen aus. Wenn es dann Abend geworden ist, so stellt sich die Familie vor den germanischen Holzfäller-Tannenbaum und krächzt umeinander, ungeachten der Singkünste des einzelnen. Oftmals wird dieses Geheul auch durch eine Stereoanlage unterstützt. Danach stürzen sich die Beteiligten auf die Sendungen des Jesus Christus und veranstalten ein großes Gewühl und Geschrei. In einem Wust von Einwickelpapier und Lametta wird das Zimmer schließlich verlassen und die Familie setzt sich zusammen an den Tisch und isst eine Gans oder eine Ente je nach Geschmack. Die Kinder werden irgendwann dann ins Bett geschickt und die Erwachsenen setzen die Fressorgie fort. Gegen Mitternacht gibt es dann vereinzelt welche unter ihnen, die sich trotz der fortgeschrittenen Zeit noch auf den Weg machen und eine Predigt in einer Kirche besuchen, aber das sind wirklich nur Einzelfälle.

Was ist das nur für ein fürchterlicher Unsinn?! Da kommt aber auch wirklich alles zusammen: heidnische Rituale, christlicher Glaube, Kitsch, Rittertum, Heldensagen, Kinderglaube, Aberglaube, Familienbindung, Kommerz, Zauberei... was soll das eigentlich?
Ein Volk hat einen Virus!
Eine Mentalität wurde vermischt.
Ein Volk weiß nicht mehr, was es will.
Da hat anscheinend jemand Schuhe an, die ihm nicht passen, ein Geist hat eine Religion, die nicht zu seiner Mentalität passt.
Was rauskommt, sehen wir ja jetzt.



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