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Wie bist du auf die Idee gekommen, dich zu ritzen? ...
Ich bin nicht einfach auf die Idee gekommen... und einem fällt so etwas auch nicht mal eben ein, wie einem einfällt, dass man vergessen hat die Mülltonne vor die Tür zu stellen.
Ich habe mit 8 Jahren angefangen, mich selbst zu verletzen. Zuerst habe ich mir mit einem Lineal oder ähnlichem Gegenstand für falsche Hausaufgaben oder Arbeiten auf die Hand geschlagen, bis sie geschwollen war, um mich selbst zu bestrafen. Ich kannte niemanden, der etwas ähnliches machte. Später bestrafte ich mich selbst, indem ich mich mit einer Nagelbürste beim Baden oder Duschen an einigen Stellen so stark schrubbte, dass die Haut wund wurde und anfing zu bluten.
Später dann griff ich auf handelsübliche Rasierklingen zurück und schnitt mir damit in Arme, Beine oder andere Körperteile.
Ich ging schon immer insgesamt recht "unsorgsam" mit meinem eigenen Körper um.

Warum ausgerechnet RITZT du dich - und tust nicht irgendwas anderes...
Ich habe das "Borderline Syndrom" eine Krankheit, deren Erklärung jetzt den Rahmen sprengen würde. Aber ein Symptom dieser Krankheit ist, autoaggressiv zu sein, um sich selbst zu spüren. Die Welt einer Borderlinepersönlichkeit ist sehr unwirklich und das aus den Wunden herausquellende Blut signalisiert einem, dass man überhaupt am Leben ist. Ich kann natürlich nicht für jeden sprechen, aber in meinem Fall ist es so.

Wie alt warst du, als du es das erste Mal getan hast? Wie lang machst du es schon bzw. wie alt bist du jetzt?
S.o. Selbstverletztung seit dem 8. Lebensjahr
"Ritzen" oder Schnippeln seit dem 13.
Ich bin jetzt 24

Wie sieht das aus mit den Narben? Bist du stolz drauf? ...
Ich bin nicht stolz auf meine Narben, ich trage fast nur lange Kleidung. Ich versuche dadurch die lästigen Fragen auf diesen Anblick zu vermeiden. Sollte es dennoch einmal vorkommen, dass mich jemand anspricht, erkläre ich die Sache, wie sie ist: "Ich bin autoaggressiv". Meistens kommen darauf keine weiteren Fragen.
Durch das Borderlinesyndrom fühlt man sich ohnehin minderwertig, man gewöhnt sich mit der Zeit daran, das Gefühl zu haben, ständig angestarrt zu werden, sei dies nun ein begründetes Gefühl, oder nicht, natürlich ist dieses Gefühl nicht besonders angenehm.

... Kann es sein, dass du durch den Schmerz, den du dir selbst beibringst, deine Aggressionen als Kräfte wecken möchtest...
Ich habe ein etwas gestörtes Schmerzempfinden, bzw. ein sehr geringes. Ohne Schmerz, keine Aggression. Wie gesagt ist das Blut das einzige, was Gefühle verursacht. Es ist zudem eine Art seinen Gefühlen Luft zu verschaffen, andere Leute randalieren, schreien oder ähnliches. Autoaggressiv zu sein, ist alles an sich selbst auszulassen, niemand anderen damit zu stören oder zu schaden.

Beschreib doch bitte mal den ganzen Vorgang...
Meistens geht dem Schneiden, oder Ritzen ein starkes Gefühl voraus, einen Fehler gemacht zu haben, sich z.B. falsch verhalten zu haben, etwas Falsches gesagt zu haben etc. Ich habe ein starkes Gefühl mich für diesen Fehler bestrafen zu müssen. Dies ist allerdings sehr spontan, Ich plane so etwas nicht.
Wenn dann ein scharfer Gegenstand in der Nähe ist (Rasierklinge, jedoch am häufigsten nahm ich Scherben zerbrochenen Glases), nehme ich diesen und schlage, hacke sehr schnell und mit starkem Druck auf meinen Arm oder Bein ein, bis sich mehrere Wunden gebildet haben, aus denen das Blut in größeren Mengen austritt. Dann höre ich auf und fühle mich besser (Wie gesagt reagiere ich auf das Blut, da kein oder wenig Schmerzempfinden vorhanden ist).
Mir geht zu diesem Zeitpunkt nichts durch den Kopf, dazu geht es zu schnell und bis jetzt war es immer so, dass ich erst feststelle, was passiert ist, wenn das Ganze vorüber ist.
Ich kann selber nicht absehen, wie tief und gesundheitsgefährdend die Wunden ausfallen.

Danach: Fühlst du dich besser oder erst recht beschissen?
Zuerst sehr erleichert, besser. Wenn ich dann allerdings die Wunden verbinden muss, bekomme ich oft Schuldgefühle, dieses getan zu haben.

Noch mehr danach: Hast du Angst, dass es jemand merkt? ...
Wie gesagt, trage ich lange Kleidung, versuche die Wunden zu verstecken. Sind die Wunden zu tief, fahre ich ins Krankenhaus, lasse mich nähen, dann ist es mir sehr peinlich, weil ich oft das Gefühl habe von den anwesenden Schwestern, Ärzten für "irre" gehalten zu werden. Direkt angesprochen wurde ich von dieser Seite noch nie. Es gab meistens nur mitleidige oder unverständnisvolle Blicke, oder ein genervtes "schon wieder da?"
Meine Eltern haben diese Zustände in meinem Teenageralter gekonnt ignoriert.

Bringst du das Ganze mit "Religion" in Verbindung?...
Nein, das ist eine Krankheit (jedenfalls bei mir) und hat nichts mit irgendwelchen Szenen oder Religionen zutun.
Ich bin zwar Satanist, aber in keiner Szene und ich frage mich, was nun schlimmer ist: Solch eine Krankheit zu haben, oder sich mit solchen Taten profilieren zu wollen. Wer meint, besonders trendy sein zu müssen, und sich auf Grund dessen in den Arm schneidet ist meiner Meining nach zu bemitleiden.

Bist du eigentlich in einer Therapie...
Ich war lange in einer psychosomatischen Anstalt, und muss nun regelmäßig zu Therapiesitzungen. Da meine Krankheit sehr komplex ist und schon sehr lange andauert, konnte ich bis jetzt keine großen Erfolge verbuchen. Jedoch versuche ich mich selbst besser unter Kontrolle zu bringen. Durch einen Vorfall Silvester 2001, bei dem ich mir unter Alkoholeinfluss die Sehnen der Oberseite des Unterarms mit einer Scherbe komplett zertrennt hatte, haben meine autoaggressiven Neigungen etwas nachgelassen, bzw. habe ich meinen Alkoholkunsum auf Null herabgesetzt.

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