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Als Matze und ich am Donnerstag von Nürnberg losfuhren, war noch strahlender Sonnenschein. Alsbald standen wir auch gleich in einem üblen, Kilometer langen Stau, liefen auf der Autobahn spazieren und gingen in der Hitze schier ein. Vom sau-teueren, absolut miesen, nicht essbaren Gefress in Wacken geheilt, hatte ich diesmal vorgesorgt, war am Tag zuvor noch im Kaufmarkt und hatte eine ganze Tüte voller Fressalien eingekauft: Obst, Joghurt, Käse, Wurstkonserven, Brot, Portionsbutter (zum Glück dicht in Plastik verpackt, sonst wäre sie in der Hitze wohl davongelaufen). Das Mineralwasser war brodelwarm, der Käse zerfloss in der Tüte und die Schokolade fand in ihrem dünnflüssigen Zustand sogar irgendwie den Weg bis in die CDs.
Nachts kamen wir dann in Hildesheim an, stellten das Auto auf den zugewiesenen Parkplatz und liefen los in Richtung Zeltplatz, um Matzes Zelt aufzustellen. Noch ohne Bändchen machte ich eine Runde, besah mir die paar Verkaufsstände, die vor dem Konzertgelände standen und wollte dann zum Auto zurück als ich langsam müde wurde.
Das Festival ist auf dem ehemaligen Flughafengelände. Ich hatte mir eine Markierung auf der Rollbahn gemerkt, von der aus ich noch ca. 100m nach rechts laufen musste, wo mein Auto parkte.
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Am Freitag zog sich das Wetter schon ziemlich zu, es wurde langsam trüb und ziemlich schwül. Dat Lauveychen mit Clique war noch aufgetaucht und so zogen wir von Gig zu Gig, soffen Met und gingen shoppen.
Gegen Abend fings an zu nieseln. Aber der Niederschlag hielt sich in Grenzen und das Gelände war noch begehbar.
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Am Samstag tauchten Bael und Hel aus Berlin auf. Die hatten nur ne Tageskarte und wollten am Sonntag in der Früh gleich wieder abfahren.
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Es tröpfelte und so packten wir den Kram ein, nahmen den Schirm und gingen zurück zum Gelände.
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Dat Lauveychen war es, die dieses lustige Stilleben dreckiger Stiefel fotografierte.
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Mir reichte es ganz einfach an Regen, Schlamm und Dreck, ich hatte keine Lust mehr und beschloss, den Sonntag herzuschenken und einfach heim zu fahren. Gegen Sonntagmittag kroch ich aus den Kissen auf den Beifahrersitz. Da saß ich nun und stierte eine Weile aus dem Fenster. Das brauchte ich mittlerweile um meine Gedanken richtig hochzufahren, die sind nicht einfach so *schwupps* - da - nä?! Ich rieb mir die Augen und tastete nach den Handys: Mal sehen, ob die anderen irgendwie schon auf Achse waren und ich eine SMS erhalten hatte. Eine Mail-Benachrichtigungs-SMS hatte ich erhalten! Absender: Marvin. Betreff: Hildesheim. Ich wusste, dass Marvin mit dem Gedanken spielte, in Hildesheim aufzutauchen. Also beschloss ich, dass ich mir die Mail hole und warf den Laptop an - Datenkabel dran - Handy drauf - und ab ins Netz in aller Früh auf einem Festival (wenn ICH mal kein Internetjunky bin, weiß ich nicht, wer denn sonst). Da hatte ich die Mail, deren Inhalt lautete:
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Marvin gefällt sich nicht auf dem Bild.
Er möchte lieber das da von sich im Netz stehen haben: |
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"ich bin da. hab aber kein handy. komm bitte um 12.45 zum eingang des wohnmobilparkplatz. danke"Beim Blick auf die Uhr war es jetzt genau 12:40 Uhr. Und da saß Marvin in 5 Minuten, hatte kein Handy und nichts und ich saß hier in der Unterhose und T-Shirt im Auto, ungefähr 3 km entfernt, dazwischen hundertausend Leute und Autos und Zelte und Dixi-Häuschen und Dreck... na bravo!
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Also zog ich mir was an, verzichtete auf Haare kämmen oder sonst was und lief wie so ein vergammelter Metaler aus Wacken im Stechschritt durch Schlamm und Dreck Richtung Gelände, um mich nach dem Wohnmobilparkplatz durchzufragen, von dem ich keinen blassen Schimmer hatte, wo er war. Gegen 13:15 hatte ich den Treffpunkt gefunden und da saß Marvin einsam und verlassen mitten im Süff auf einer Bierbank und wartete. Ein Schweine-Glück hat der gehabt, dass ich überhaupt auftauchte - es hätte ja auch sein können, dass ich meine Mails erst am Abend abrufen würde!
So blieb ich also doch noch. Auf dem Weg zum Gelände kam uns den Tränen nahe dat Lauveychen mit Freund entgegen. Die Leute, mit denen sie hergefahren waren, wollten nun schon heim und damit war auch für dat Lauveychen Ende Gelände und sie musste wohl mitfahren, obwohl sie noch so Bock hatte zu bleiben und so richtig in Fahrt war. Na, das muss doch nicht sein: Wir luden einfach deren Gepäck zu mir ins Auto, ich fuhr dann heute abend, und so konnte dat Lauveychen noch über Nacht bleiben und am nächsten Morgen mit dem Zug oder per Anhalter nach Nürnberg fahren. Das hob die Stimmung wieder und wir gingen in die Halle, hörten uns the Gathering an und feierten lustig weiter.
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Noch bevor es dunkel wurde, wollte ich auf der Autobahn Richtung Heimat sein. Matze ließ ich in Hildesheim, denn der wollte am nächsten Tag weiter nach Berlin zum nächsten Event. Mit Ach und Krach kam ich mit dem Auto aus dem Schlamm, sonst hätt mich wohl der Bauer in seinem Traktor abschleppen müssen, der eigens dafür auf dem Parkplatz rumfuhr. Ich fand auch bald die Autobahn und war knapp 3 Stunden später in Nürnberg. Auch dort regnete es in Strömen und während ich das Notwendigste aus dem Auto lud, war ich in dem Wolkenbruch schon triefend nass geworden. Aber ich war ja zuhause, konnte mich schnell duschen, mich abfrottieren und mir die Haare fönen.
Ewig schade, dass eigentlich der ganze Sommer 2002 überall in Deutschland total verregnet und überschwemmt war.
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