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Außer von mir auch noch kurze True-Stories von:  

Milli Melek Sabine Heike


Es war 1979, ich war gerade 17 geworden, von zuhause ausgerissen, gammelte teilweise "obdachlos" auf der Straße rum und war schwanger (von einem Junky, der mittlerweile im Knast saß, aber an dem hatte ich eh kein Interesse mehr). Damals war ich sogar zuerst auch noch stolz drauf, denn ICH wurde schon Mutter und die anderen in meinem Alter waren selber noch Kinder, haha! Nachdem allerdings schon der 2. Junge, der mir gefiel, nichts von mir wissen wollte, als er von meinem Zustand erfuhr, fand ich das dann nicht mehr so toll. Richtig furchtbar wurde es aber erst, als ich trotz offenen Hosentürchens und labberigen Pullovers drüber in keine Jeans mehr rein passte. Jeans waren für mich damals nicht nur ein Kleidungsstück, sondern Statussymbol meiner "Hippie-Zugehörigkeit", Zeichen meiner Revolution gegen die Gesellschaft, der Inbegriff der Coolheit; wer keine Jeans trug, galt von vorne herein als Spießer und war bei mir vollkommen unten durch ... und nun war ich es selbst, der sogar in einem Kleid - das Ultraspießigste, was ich mir vorstellen konnte - herumlaufen musste. Ich schämte mich in Grund und Boden.

Ab dem 6. Monat ging ich kaum mehr aus dem Haus, weil ich mich für meine entstellte Figur und meine "uncoole Erscheinung" so schämte. Die letzten 4 Wochen war ich nur noch depressiv. Ich schlief bis mittags um 12 und ging bereits um 18 Uhr wieder ins Bett, weil ich nicht wusste, was ich mit dem Tag anfangen sollte, auch, damit die Tage bis zur Erlösung (Entbindung) schneller vergingen. Die paar Stunden pro Tag, die ich wach war, malte ich Bildchen von mir und dem 17jährigen Peter, in den ich so sehr verknallt war (natürlich wollte der nichts von mir), wie wir zusammen nach London fahren würden zu all den Freaks und Punks und wir würden uns die Sex Pistols live anschaun und es wird total cool sein, ja, wow...

Ich schrieb Tagebuch. Weil ich den ganzen Tag nichts erlebte, schrieb ich, was ich mir vorstellte zu erleben, wenn ich wieder normal war! Dabei überkamen mich jedesmal in halber Geschichte Heulanfälle. Ich empfand die Schwangerschaft ehrlich grauenhaft und war total traumatisiert. Ich schwor mir, wenn ich jemals wieder schwanger werden würde und nicht abtreiben konnte, würde ich mich umbringen - und zwar noch, bevor man den Bauch sehen konnte, denn ich wollte nicht so eine hässliche Leiche abgeben.

mein Kind:
Susi

Ich hasste alle Kinder - für mich die Ursache einer solchen psychischen Folter, Entstellung und Entwürdigung. Noch Jahre nach der Entbindung (das Kind hatte ich zur Adoption freigegeben, hatte es nie gesehen) reagierte ich hysterisch auf die Gegenwart von Kindern. Einmal sprang ich aus der fahrenden Straßenbahn, weil darin ein Kind schrie: Ich wusste, wenn ich JETZT nicht zusehe, dass ich fort komme, vergehe ich mich an dem Balg und prügel auf es ein - da riss ich mit Gewalt die Türe auf und sprang aus dem Waggon. Glücklicherweise landete ich in einem Gebüsch, das meinen Fall dämpfte, so dass mir nichts passierte, außer ein paar blauer Flecken.

Mit den Jahren ließ dieser Kinderhass nur leicht nach und ich bekam meine Aggressionen gegen Kinder besser in die Gewalt.

Kurz nach der Entbindung wollte ich mich sterilisieren lassen, aber mein Frauenarzt lachte mich aus und meinte, die Sterilisation einer 18jährigen führt niemand durch, da könnte ich noch mal kommen, wenn ich 40 sei. "Na klasse" dachte ich "da ist mein Sexualleben rum, da brauch ich das auch nicht mehr."

Anfangs achtete ich schwer auf die regelmäßige Einnahme der Pille. Dann ergab sich allerdings das Problem, dass die Pille mir die Lust tötete (ich war eh nicht so geil, hatte sowieso immer schon recht selten Bock drauf): Ich empfand den Sex nur noch als Belastung und nervige Störung beim Einschlafen. Ob das an den Hormonen lag (auch nach einem Wechsel der Marke änderte sich daran nichts) oder an dem Bewusstsein, jederzeit bereit sein zu müssen und für die Unlust keine Ausrede zu haben ...? Ohne Pille hatte ich immerhin 2 Wochen pro Zyklus "Schonzeit" - "du, es ist zu gefährlich..." - und für die anderen beiden Wochen reichte meine Lust gerade so aus. Da meine Beziehungen wegen mangelnden Interesses an Sex mit demselben Mann sowieso nie lang hielten (spätestens nach 3 Monaten Anfangs-Strohfeuer verging mir die Lust kontinuierlich), blieb ich 8 Jahre lang einfach ganz ohne Anhang und auch ohne Sex. Da brauchte ich dann auch keine Pille mehr und ging auch nicht mehr zum Frauenarzt, wieso denn auch, die betreffenden Organe wurden von mir ja eh nicht genutzt.

Mit 30 lernte ich Harry kennen. Weil meine Freundinnen, die dabei waren, auch gerade mit ihren Kerlen in ner Ecke hingen, überlegte ich, ich könnt mir ja doch auch mal wieder einen nehmen und begann mit Harry eine Beziehung. Für Harry nahm ich mir einiges vor, z.B. wollte ich dieses Mal einfach nie "nein" sagen. Ich wollte dieses mein Theater einfach gar nicht erst einreißen lassen, das brachte ja immer so viel Gift in die Beziehung. Besser war es, einfach - wenigstens kurz - die Beine breit zu machen, als ständig zu streiten.

Zuerst verhüteten wir mit Kondomen, aber dabei versagte Harry kläglich. Mit dem Hütchen konnte er einfach nicht. Harry bot mir an, sich sterilisieren zu lassen, aber das lehnte ich ab, weil trotz allem wusste ich, dass ich auch bei ihm nicht besonders lang bleiben würde - ich bin eben nicht die Frau für Beziehungen - ich würde es wahrscheinlich nicht mal so lange bei ihm aushalten, bis der Sterilisierungsprozess als erfolgreich galt (nach 1 Jahr Überprüfung dürfen keine Spermien mehr nachgewiesen werden). So nahmen wir Patentex Oval.

Mit Patentex Oval fand ich den Sex recht nett: Man hatte noch jeweils eine Zigarettenlänge vorher Zeit, um sich drauf vorzubereiten - ja, irgendwie taugte mir das gut. Es funktionierte fast 1 Jahr, dann blieben meine Tage aus. Ich machte einen B-Test und bekam dabei die Bestätigung.

Lange Jahre waren vergangen seit meiner 1. Schwangerschaft und in all der Zeit war ich auch reifer geworden: Mit 31 ist die gesamte Frau, Organismus sowie Psyche, doch auch mehr für Mutterschaft geeignet als mit 17. Ich liebte das Kind sofort, aber ich wusste, ich werde es nicht haben - ich will kein Kind, was soll ich damit?

Harry war entsetzt, als er von meiner Schwangerschaft erfuhrt. Ich dachte mir, es könnte ja bei ihm aufwachsen oder vielleicht bei seiner Mutter, weil haben wollte ich es nicht. Ich bot dem Harry an, Alimente zu zahlen, sofern das Kind bei IHM aufwuchs, aber er meinte, er wäre zu alt für ein Kind (35). Ach je, mit 35 ist man doch im besten Alter!? Aber es war mir prinzipiell auch egal, welche Ausrede er benutzte, ich wusste nur, dass er es auch nicht wollte; das akzeptierte ich, ohne nachzubohren. Es war klar, dass ich es abtreiben würde.

Voraussetzung für die Abtreibung war eine Beratung; man händigte mir einen Zettel mit hierfür zuständige Stellen beim Frauenarzt aus. Ich wählte für die Beratung bewusst das Gesundheitsamt, weil ich mir ausrechnete, wohl dort die am wenigsten engagierten Berater vorzufinden. Entschieden, wie ich war, gab es auch auf Beratungs- und Inkarnationsstelle keinerlei Schwierigkeiten, die zuständigen Berater merkten gleich, dass ich einfach keine Kinder pack und man mit mir darüber nicht groß reden brauchte.

Harry und ich hatten ein Konzept: Ich zog mir Highheels und Pantherhose an, ein bauchfreies Shirt mit ziemlichen Ausschnitt und er begleitete mich in Cowboy-Stiefeln und schwarzer Lederkluft. So knallten wir uns bei der Inkarnationsstelle in den Sessel, provokant, arrogant, gewaltausstrahlend und selbstbewusst, dass der Berater hinter dem Schreibtisch recht duckmäuserisch wirkte. Ich legte erst mal die Adoptionsurkunde von 1979 auf den Tisch, dann erzählte ich leicht übertrieben von meinem Berg Schulden und finanziellen Problemen und dass ich ohne Arbeit, zu der ich mit Kind ja nicht fähig wäre, ein Sozialfall werden würde. Als der Berater meinte, ob ich mir eine weitere Adoption wohl nicht vorstellen könnte, lachte ich ihn geradewegs aus und sagte: "Na das ist ja wohl ein vollkommen unlukratives Geschäft!". Dieser Ausspruch rutschte mir mit einer solchen Spontaneität und Überzeugung raus, dass der Berater damit das Gespräch für beendet betrachtete und die Genehmigung zur Abtreibung erteilte.

Ich hatte in 4 Wochen einen Termin.

Die 4 Wochen waren schön. Einfach schön. Ich freute mich, ich war lustig und für die 4 Wochen, die das Kleine da mit mir noch leben sollte, liebte ich es und freute mich mit ihm. Ich genoss die Schwangerschaftsallüren und lebte sie auch voll aus, fraß rohes Gemüse noch während der Fahrt mit dem Auto vom Markt im Stau, weil ich es vor Gier danach nicht erwarten konnte, bis ich zuhause war, um es kochen zu können, trank literweise Cola oder aß Schweinebraten mit Sahne. Alles schmeckte so anders und viel intensiver, es war ein Hochgenuss! Alle kulinarischen Genüsse fanden hier eine neue Dimension! In meiner 1. Schwangerschaft hatte ich diese Gefühle nicht. Na, ich war damals einfach zu jung.
"Der Kleine" war die 4 Wochen richtig integriert in Harrys und meiner Beziehung und vor dem Sex meinte Harry öfters: "Los, wir duschen den Kleinen!". Obwohl es klar war, dass die Tage des Kindes sehr knapp abgezählt waren, meinte Harry, er habe jedesmal beim Sex Angst, dass er den Kleinen zu arg schüttelt, oder ihm weh tat. Ich musste lachen, nein, ich wusste, dem gehts gut, das fühlte ich doch!

Am Tag vor der Abtreibung "duschten" Harry und ich den Kleinen zum letzten Mal sehr exzessiv, denn ich wusste, dass eine Frau nach Geburt oder Abtreibung besonders empfänglich war und Harry und ich hatten uns daher 2 Monate Zölibat vorgenommen. Am Abend verabschiedete ich mich innerlich von "dem Kleinen".

Am nächsten Tag empfand ich nichts besonderes außer ein bisschen Aufregung. Harry fuhr mich in die Abtreibungsklinik. Bis man ihn dann bat, nun bitte zu gehen, blieb er bei mir.

Außer mir waren noch ca. 10 andere Frauen für diesen Tag in die Klinik bestellt. Eine Schwester kassierte von einer jeden erst einmal 50 DM für Unkosten bez. Bettzeug und Verband, was weiß ich. Eine von den Frauen konnte die 50 DM nicht zahlen. Sie legte nur einen Bescheid vom Sozialamt vor, was die Schwester etwas pikiert akzeptierte. Man legte uns alle 10 in ein Zimmer. Da hockten wir nun in den Betten und warteten auf den Arzt.

Der Arzt fuhr schließlich mit quietschenden Reifen im hochgestylten, bespoilerten, rosaroten Porsche 911 in den Hof seiner Klinik ein. Jeden Tag absolvierte er hier fast ein Dutzend Frauen - tja, da könnte ich mir auch einen solchen Porsche leisten. Von der Farbe seines Wagens konnte man auf seine sexuelle Gesinnung schließen. Er wirkte sehr schmierig, aber da er ja offensichtlich schwul war, machte mir das weiters nichts aus. Dynamisch und mit wippenden Schritt betrat er seine Klinik und scheuchte sein Personal herum. Er betrat nur kurz den Raum, wo wir 10 Frauen lagen und grüßte mit einem saloppen "Hallo" in die Runde. Alsbald verschwand er im OP und bereitete seine Utensilien für die Eingriffe vor.

Währenddessen unterhielt ich mich noch ein bisschen mit den anderen Frauen im Zimmer. Die rechts von mir erzählte mir, dass sie verheiratet war und bereits ein Kind hatte. Ihr Mann und sie hatten nun erst kürzlich, da ihr Sohn nun endlich größer war, gemeinsam eine Kneipe eröffnet, die nun eben in der Anfangsphase lief. Sie musste mit hinlangen, Fässer rollen und Bierkästen schleppen, sonst ging die Kneipe unter - eine Schwangerschaft konnte sie sich jetzt nicht leisten.

Gegenüber von mir saß eine rothaarige 17jährige im Bett. Sie war schon seit gestern hier, denn sie war bereits in der 14. Woche und man musste sie vor dem Eingriff behandeln, weil die Schwangerschaft schon zu weit fortgeschritten war. Oh mei, was erinnert die mich an mich selber von damals!

Ganz rechts außen lag eine, die war noch jung, wirkte aber wie eine 50jährige. Sie war höchsten 20 und trug die letzte Altweibermode von tristem Grau über Cognac-Beige bis Eierfarbe. Als die sich auch auszog und diesen Kittel überstreifte, den man uns gegeben hatte, wunderte ich mich, was ein Mädchen in diesem Alter alles für Unterwäsche anhaben konnte! Die hatte da so eine fleischfarbene Miederunterhose von Schießer an, mit Beinansätzen und der Bund reichte ihr oben bis an die Rippen. Solche Liebestöter kenne ich von der Wäscheleine meiner Großmutter! Ihr BH entstammte wahrscheinlich einem Set, im Stil passend zu dieser Unterhose. Ich konnte mir nicht vorstellen, woher DIE einen Mann gekriegt hatte, der sie schwängerte? Sie redete nicht mit den anderen, verzog sich nur schüchtern in ihr Bett und ich konnte mir vorstellen, dass sie bestimmt eine total konservative Familie hatte und die Abtreibung evtl. aus "schicklichen" Gründen vornehmen musste.

Die links von mir war schon in den Wechseljahren. Ihr Mann war mit ihr gekommen, der sich dann draußen mit dem Harry unterhielt. Der Mann und der Harry verzogen sich dann auch gemeinsam, na, Männer lieben ja Leidensgenossen. Die Frau litt unheimlich unter der Geschichte, aber es war ein Eingriff vorwiegend aus medizinischen Gründen: Eine Schwangerschaft war in ihrem Alter gefährlich, aber auch ansonsten war für das Ehepaar in dieser Lebensphase ein Kind nicht mehr tragbar. Als sie dann später nach dem Eingriff aus der Narkose aufwachte, bekam sie eine Nervenzusammenbruch, weinte hysterisch und untröstlich, so dass sie sie in ihrem Bett aus dem Zimmer schoben.

Nun fuhren sie mich in den Saal. Man injizierte mir eine Spritze und ich schlief ein. Als jemand meinen Namen rief, wurde ich wach und war schon wieder im Zimmer bei den anderen, während eine Schwester meinen Blutdruck maß. In Trance sah ich die 17jährige vor mir, erschrak, setzte mich auf und begann, ihr "meine Geschichte" von meiner 1. Schwangerschaft zu erzählen und ihr höchst eindringlich zur Abtreibung zu raten, weil es für mich damals voll schlimm gewesen war, das Kind austragen zu müssen. Naja, noch höchst benommen von der Narkose war ich nicht ganz klaren Kopfes, aber ich fühlte mich wohl und war lustig. Die Schwester kümmerte sich nicht weiters um mich.
Auch die Kneipen-Frau überstand den Eingriff leicht. Mit ihr verstand ich mich ganz gut und wir wollten uns mal nachher noch treffen, was wir aber dann nicht in die Tat umsetzten.

Nachdem mein Gesundheitszustand nicht mehr besorgniserregend war, ließ man mich gehen. Harry wartete draußen auf mich. Dort war auch der ältere Mann, der soeben mit seiner heulenden Frau im Arm hängenden Kopfes die Treppe hinunterging. Ich setzte mich mit Harry dann erst mal ins McDonalds unter der Klinik und aß etwas, hatte ich da oben nur 4 Zwiebackscheiben gekriegt. Mehr hatte ich den ganzen Tag nicht zu mir genommen.

Nun war wieder alles so wie zuvor, ich war nicht traurig - aber das tolle Gefühl mit dem Kleinen war natürlich weg, klar. Das wusste ich ja aber von Anfang an und ich machte mir nicht viel draus. Was ich mit dem Rest des Tages anstellte, weiß ich gar nicht mehr, aber weil ich wegen der Narkose nicht verkehrsfähig war, blieb ich zuhause, ich glaube, ich räumte ein bisschen die Wohnung auf, wusch Wäsche und was so anfiel.

Harry war anders.
Ich denke, ihn schlauchte das alles mehr als mich selber.
Ich denke fast, sooo gegen ein Kind war er gar nicht wirklich.
Ich denke, vielleicht zeigte er sich anfangs nur so vehement gegen ein Kind, weil er wusste, dass ich keines wollte. Wir hatten ja schon öfters mal über Kinder geredet und Harry kannte meine Einstellung dazu. Vielleicht traute er sich es gar nicht eingestehen, dass ER es vielleicht doch haben hätte wollen...?

Am Abend besoff er sich bis zur Besinnungslosigkeit. Noch am nächsten Morgen war er vom Tag davor besoffen, was recht blöd war, weil wir hatten Freunden zugesagt, bei deren Umzug zu helfen und Harry sollte den Lastwagen fahren. Nun so fuhr halt ICH. Auch versuchte ich, beim Möbeltransport mit anzupacken, aber ich bekam immer schwerere Krämpfe im Unterleib, ließ das dann und beschränkte mich aufs Fahren, rangierte den 7,5-Tonner in die enge Hofeinfahrt, nahm den halben Maschendrahtzaun mit, macht nix, haha, 3 Männer standen um den Wagen und winkten, fuchtelten, riefen und wiesen mich cm-weise ein. Oh, ich bin stolz auf mich, wie ich den so in die Einfahrt brachte.

Am Abend ging es mir nicht gut, ich hatte Schmerzen. Auch die Tage später verstärkten sich die Schmerzen. Die Blutungen hörten nicht auf, wurden immer stärker. Schließlich kam ich vom Klo nicht mehr runter, saute alles voller Blut und wurde von meiner Frauenärztin notversorgt. Sie hatten mich reiflich verpfuscht bei der Abtreibung, es hatte sich etwas infiziert, aber nach einigen Wochen renkte es sich wieder ein.

Es begann nun eine sehr schwierige Zeit, nämlich 2 Monate Beziehung ohne Sex. Es gab für mich natürlich einige andere Wege, es dem Harry zu besorgen, umgekehrt ging das allerdings nicht - ich ging leer aus, was ich persönlich gar nicht schlimm fand, aber Harry machte sich darüber einen Kopf. Einmal spielte ich dem Harry einen Orgasmus vor, als er sich so sehr bemühte, da irgendwas Manuelles an mir zu bewerkstelligen, weil ich merkte, dass es ihn belastete, mich nicht befriedigen zu können.

Ich wusste von Anfang an, dass unsere Beziehung nichts für die Ewigkeit war, dass Harry halt nur ein guter Stecher war und dass unser Verhältnis eigentlich nur im Sex sein Fundament hatte. Nach den 2 Monaten war dieses Fundament zerstört. Ich hatte zu Harry den Bezug verloren. Ich nahm nun die Pille, hatte auch prompt wieder meine frigiden Anfälle und machte nach wenigen Monaten mit Harry Schluss.

Wenn ich das heute so schreibe, ist es eine traurige Geschichte . Ich habe noch manchmal an "den Kleinen" gedacht, den Eingriff aber nie bereut. Es ist einerseits sehr schade, dass ich ihn nicht in mir weiterwachsen ließ, weil es war lustig und ich habs genossen, aber das Leben fordert eben seine Opfer. Wollte ich ihn loshaben, hatte ich ja keine andere Wahl.

Es ist ein Unterschied zwischen einem Baby und seiner Person. Die Person hätte ich gerne ins Leben gebracht, aber das Baby oder Kind nicht. Um die Person tat es mir sehr Leid, aber wollte ich mich vor dem Baby retten, musste ich die Person opfern.

Manchmal dachte ich dran: "Mensch, der wär jetzt 6 Jahre, käm grad in die Schule, wär DAS ein Stress, um Himmels Willen". Oder: "Jetzt wär er schon erwachsen. Die letzten 20 Jahre wären ganz anders verlaufen, hätte ich ihn geboren und aufgezogen. Meine Güte, was ich alles verpasst hätte und nicht machen hätte können...! Meine Güte, wie hätte ich meinen Job schaffen sollen, der schon ohne Anhang so stressig war. Die Krisen, die ich hatte - zeitweise bin ich ja nervlich mal wirklich völlig unter gegangen - wie hätte ich das alles durchstehen sollen, wenn ich noch dazu ein Kind hätte aufziehen müssen. Wie hätte ich das mit dem Haus hier alles hinkriegen sollen, was mir streckenweise sowieso schon so arg an die Substanz ging. Ich hätte das alles nicht geschafft. Wie stünde ich heute da!?" Ich sähe ein Kind heute noch (20 Jahre später) als eine pure Katastrophe, das hätte mir sehr wichtige Phasen meines Lebens richtig versaut, auch wenn es mir immer noch um die Person vom Kleinen ehrlich Leid tut.

Der Harry verkraftete das alles nicht, weder die Abtreibung, noch dass ich ihn verließ, er verlor auch zu der Zeit seinen Job und kam auf ziemlich schiefe Bahnen, nahm mehr Alkohol und Drogen zu sich, als es gesund ist und stürzte gewaltig ab. Wenn ich mir vorstelle, mit ihm noch 20 Jahre wegen eines Kindes Kontakt hätte aufrecht erhalten zu müssen: Mir wird im Nachhinein noch himmelangst!

Selbstverständlich hätte ich, gäbe es irgendeine andere Methode, sich eines Kindes zu entledigen (z.B. in der Retorte wachsen lassen), lieber den Kleinen auf eine Art weggemacht, auf die er nicht hätte sterben müssen - aber eine solche Methode gibt es ja (noch) nicht. Es war eine traurige, aber richtige Entscheidung.

  Milli und Mario

Die Milli (20) war schwanger von ihrem Freund Mario (23) und hatte abgetrieben. Unmittelbar nach der Abtreibung tat es ihr dermaßen leid, dass sie es irgendwie "drauf anlegte" und regelrecht glücklich war, als sie nach wenigen Wochen wieder schwanger war (die Hormone bewirken da wirklich ganz seltsame Sachen).
Es wurde ein Junge.
Milli, Mario und der kleine Aris wohnten in einer 2-Zimmer-Sozialwohnung im Nachbarhaus von mir. Man hörte sie oft bis in unser Haus rüber streiten und krakeelen und den Kleinen lauthals schreien, so dass sich schon die Nachbarn beschwerten. Schließlich schmiss die Milli den Mario raus und der verflüchtigte sich zurück nach Griechenland, wo er nicht mehr auffindbar war und natürlich auch keinen Pfennig Unterhalt zahlte. Sein Geld verdiente er sowieso recht dubios (Diebstähle und Betrügereien) und er stand in Deutschland auf der Fahndungsliste.

Die Milli ging dann anschaffen, weil ihr die Sozialhilfe nicht reichte. Das war jedenfalls anzunehmen, weil sie stets die neueste nicht eben billigste Mode trug und auch mit einer recht komischen, goldbehängten, männlichen Gestalt in der Gegend rumzog, der offensichtlich NICHT ihr neuer Freund war. Jedenfalls stritt die Milli stets ab, mit ihm liiert zu sein und meinte, er sei nur ein Landsmann von ihr, ein Grieche, mit dem sie nur oberflächliche Kontakte hatte. Ich nehme bis heute an, dass er ihr "Beschützer" war. Auf die Frage, woher sie den Schmuck und das Geld für die Klamotten hätte, meinte sie, sie ginge nebenbei schwarz in einer Kneipe bedienen - auch bei einem Griechen. Die Kneipe nannte sie nicht, nur "da draußen, Richtung Schwaig".

Die Milli wurde immer nervöser und fertiger. Stellte Aris irgendwas an, brüllte sie ihn nieder und schrie dabei auch oft völlig entnervt "ich bringe dich um!".

Der Aris war 4 Jahre alt, da zündete er den Kleiderschrank seiner Mutter an, als diese gerade wieder mal "bedienen" war. Der ganze teuere Modefummel der Milli fackelte ab. Daraufhin trennte sich die Milli von ihrem Sohn. Eine Weile soll er bei seiner Großmutter gelebt haben, dann verschwand er irgendwo in Griechenland...

Die Milli traf ich dann noch mal in einer Disco, recht schick angezogen, schwer mit Klunker behängt, solariumbraune Haut und ziemlich traurig-verhärmte Mine, als sie mir diese letzte Story vom Aris erzählte und abschließend meinte, sie lebe immer noch von Sozialhilfe und wenn der Mario Unterhalt gezahlt hätte, hätte sie ja den Aris behalten. Es tat ihr schwer Leid um Aris, das konnte man merken, aber sie wurde nicht fertig mit dem Kind (sie wurde ja nicht mal mit ihrem eigenen Leben fertig, das war ja auch nun wirklich nicht das einfachste).
Ich hoffe nur, dass sie es nicht "drauf anlegt" und einen "neuen Aris" in die Welt setzt, so wie es ihr Leid tat, abgetrieben zu haben.

  Melek

Melek wurde "verkauft". D.h. ihre Familie in der Türkei zahlte einem deutschen Mann 10.000 DM, damit er mit Melek eine Scheinehe eingehen sollte und sie auf die Art nach Deutschland einreisen durfte. Der arbeitslose Günther machte das "Geschäft". Meleks in Deutschland lebender Onkel, bei dem sie wohnen sollte, wurde mit der Obhut über sie und ihre Jungfrauschaft betraut. Hier kam es zu großen Schwierigkeiten, der Onkel bedrohte die Melek schließlich mit einem Messer, weil sie angeblich irgendeinen Mann schief (lüstern) angeschaut hatte, so dass Melek Hals über Kopf aus dem Haus floh. Weil sie nicht wusste, wohin sie sollte, ging sie ... zu ihrem "Mann".

Der assoziale Günther hatte da wenig dagegen, denn Melek war eine hübsche, junge Frau. So eine hätte der "normal" nie abgekriegt. Als er sie wollte, ließ sie sich mit ihm ein, denn sie waren ja verheiratet und beschnitten war er auch, für eine Moslemin war das genug.
Sohn Günther-Ali kam auf die Welt.

Die Familie hätte eine Chance gehabt, wenn Günther nicht Alkoholiker gewesen wäre. Er zertrümmerte die Wohnung, die Melek immer wieder aufräumte, schließlich versuchte er es mit einer Entziehungskur in einem Heim. Aus dem Heim verschwand er nach einigen Monaten spurlos, kurz vor Ende des Entzugs. Nach weiteren Monaten meldete er sich bei seiner Frau, die aber nun nichts mehr von ihm wissen wollte - so emanzipiert war sie schon wenigstens, zum Glück!

Melek suchte nun einen Vater für Ali. Es sollte ein Türke sein, denn von Deutschen hatte sie die Schnauze voll (echt verständlich! Das Ende ihrer Ehe bekam ich noch mit: Was für ein Graus, dem Günther hätte ich in die Eier getreten, diesem besoffenen Schwein, boh! So eine Blöde wie die Melek findet der kein 2. Mal!).

Die Türken hatten hier aber eine sehr seltsame Mentalität. Der Sabri kam - unangemeldet - wann immer er Lust verspürte, oft auch in der Nacht um 2, ging drüber, wusch sich danach noch bei Melek (ein moslemisches Ritual) und verschwand wieder. Nach einiger Zeit eröffnete er der Melek, er habe nun eine bessere gefunden und ließ sie sitzen.
Der Kemal war ein freundlicher, gutsituierter Kerl und Melek hatte sich Hals über Kopf in ihn verliebt. Nur in seine Kommode hatte er ihr verboten zu schauen. Als sie es nach einigen Monaten DOCH tat, fand sie dort das Bild und die Briefe seiner Ehefrau, die in der Türkei auf ihn wartete. Melek ging, trauerte aber sehr um Kemal.

Der Abdullah behandelte Melek nicht besonders gut. Er nannte sie eine Hure und warf ihr stets vor, dass sie vor ihm bereits 3 Männer gehabt hatte. Aber sie hielt es halbwegs mit ihm aus, duldete viel, auch wenn sie sich stets bei Freundinnen (z.B. bei mir, ich fasste mir an den Kopf, was die sich alles bieten ließ!) beschwerte und in der Beziehung recht unglücklich war. Von ihm war sie nun schwanger. Der Abdullah war davon sehr berührt. Er war ein ehrbarer Moslem und er bot ihr an, sie zu heiraten, trotz dass sie eine "Hure" war, um seinem Sohn (Sohn? Da war ja wohl noch gar nichts klar!?) ein Vater zu sein, aber Melek lehnte ab.

Bekam sie schon mit 1 Kind kaum einen Mann mehr (für eine Türkin wohl etwas Lebenswichtiges), so schon mit 2 Kindern - und jedes noch dazu von einem anderen - schon gar keinen mehr. Melek entschloss sich zur Abtreibung. Beide - Abdullah und Melek - waren davon psychisch sehr mitgenommen. Sie beendeten damit auch ihre Beziehung. Melek redete nicht viel darüber, aber sie hielt sich eine Zeit nur noch wegen Ali über Wasser. Sie hatte ja Verantwortung und konnte den Kleinen nicht hängen lassen.

Nach einer tiefen Krise lernte sie einen Iraner kennen, einen politischen Flüchtling. Der hatte zwar eine Glatze und einen Bauch und er war nun wirklich kein Schönling, aber er war gut zu ihr und zu Ali. Sie wurde mit ihm recht glücklich, man sah's ihr auch an, dass es ihr mal endlich etwas besser ging. Melek zog dann fort, zusammen nahmen sie eine Wohnung ... ich denke mal doch, dass sie mittlerweile verheiratet sind, habe sie aus den Augen verloren.

  Sabine

Sabine studierte Sozialpädagogik und lernte während ihres Studiums an der FH den Holger kennen. Bereits nach 1/2 Jahr war sie schwanger von ihm. Sie freuten sich beide auf das Kind. Es wurde ein Junge. Beide noch Studenten, lebte die kleine Familie von den (Groß-)Eltern, die ausreichend betucht waren. Sabine legte auch mal ein Urlaubssemester ein, um nebenbei ein bisschen zu jobben. 2 Jahre später wurde sie von Holger zum zweiten Mal schwanger. Vor der Entbindung absolvierte sie noch eiligst und stressigst ihr Diplom. Tochter Katja kam auf die Welt. Sabines Vater motzte ununterbrochen, sie habe nun schon das 2. Kind und sei noch immer nicht verheiratet.

Eines Tages kamen nun Sabine, Holger und ihre 2 Kinder zu Sabines Eltern, stellten eine Sektflasche auf den Tisch und bekundeten: "Übrigens, damit ihr's auch wisst, wir haben am Freitag geheiratet".

Sabine find ich einfach klasse! ! Heiraten ist für mich seit je her ein Horror, kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, warum man so etwas tun sollte, aber man soll niemals "nie" sagen und wenn es tatsächlich mal irgendwann noch dazu kommen sollte, dann mach ich es so wie Sabine! Mag sich die gesamte Verwandtschaft selber ficken, haha!

Also waren sie eine "richtige, anständige" Familie.

Holger war nun berufstätig als Sozialpädagoge und Sabine versorgte die Kids und das Haus, das sie sich gekauft hatten.
Es lief alles ganz gut, aber dann, letztes Jahr, da eröffnete der Holger der Sabine, dass er eine Freundin hatte und sie verlassen würde. Sabine fiel aus allem Wolken. Zuerst noch kämpfte sie um ihn, wünschte der Freundin die Grätze an den Hals und versuchte, ihren Mann zurückzugewinnen. Es war keine Absicht aber im Zuge dessen wurde sie von ihm schwanger.

Sabine entschloss sich zur Abtreibung. Ihre beiden Kinder waren bereits 12 und 14 Jahre alt, der Mann nur noch bei seiner Freundin und die Ehe so gut wie verloren. Sie wollte kein 3. Kind. Nicht von ihm und nicht jetzt. Allein die Situation!
Außerdem wollte sie nicht, dass es so aussah, als wenn sie ihn zu erpressen versuchte. Sie sagte ihm nicht, dass sie schwanger war.

"Heimlich" brach sie die Schwangerschaft ab.
Wenige Wochen später reichten sie die Scheidung ein.

Sabine suchte Arbeit. Sie hatte noch nie in ihrem Beruf gearbeitet, fand aber mit viel Glück und Energie in einem Behindertenladen eine leitende Stelle, über 10 Jahre nach Abschluss ihres Studiums ohne jegliche Berufserfahrung.

Sabine und ihre 2 Kinder leben heute unabhängig und selbständig. Der Ex-Mann macht Schwierigkeiten, zahlt nur sporadisch seinen Unterhalt, spielt die Kinder gegen die Mutter aus. Der Sohn weigert sich, seinen Vater zu besuchen, reagiert mit psychosomatischen Krankheiten. Sabine ist echt beschäftigt mit der Trennung und damit, ihren beiden Kindern zu helfen, aber sie wird es wohl schaffen: Mit ihren sozialpädagogischen Kenntnissen, materiell halbwegs abgesichert und ansonsten relativ "ohne Probleme", kann sie ihre gesamte Energie darauf verwenden, ihre mannlose Familie durch die Krise zu bringen.

Mit Baby sähe das wohl anders aus...

  Heike

Die Heike war mal eine Freundin von mir Ende der 70er-Jahre. Sie war Nymphomanin. Sie war damals erst 16 (ich 17) und hatte bereits da wirklich jeden Tag mindestens einen anderen. Sie war drogensüchtig. Ewig kam sie daher, weil sie sich an leichten Überdosen wieder gekotzt hatte und nun fürchtete, ihre Pille würde nicht mehr wirken, da sie diese noch nicht verdaut und mit rausgespeit haben würde. Wenn man sie fragte, wo sie denn die letzten Tage war, dann sagte sie meistens "Amsterdam". Dafür gab es 2 Gründe: Entweder, sie kaufte dort Drogen ein, oder sie trieb ab.

Zuerst meinte ich damals noch - naiv wie ich war - sie will lediglich auf seltsame Art angeben und erzählt hier Lügengeschichten, aber es stellte sich heraus, dass wirklich alles stimmte, was mir Heike im allgemeinen erzählte.

Ich zog mit Heike über ein Jahr auf der Szene rum (dann gingen wir aber getrennte Wege und verloren uns aus den Augen). In dieser Zeit hatte sie 3 Abtreibungen.

Von einem gemeinsamen Bekannten hörte ich vor einigen Jahren, dass Heike heute im Sperrbezirk offiziell als gemeldete Prostituierte tätig ist. Wie man verhütet, wird sie bei diesem Beruf und der Erfahrung mittlerweile doch wohl hoffentlich wissen. Wieviel legale oder illegale Abtreibungen sie hinter sich hat, kann ich nicht sagen.


Gewidmet u.a. dem da links im Bild, Kardinal Meisner, und anderen, die vom Kinderkriegen und -machen bestimmt unheimlich viel Ahnung haben, wie man ihnen schon an der Nasenspitze ansehen kann.


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