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17.08.2011, bis Aalen

An der Norseeküstäääh... *sing* Nein, ich spinn noch nicht, lasst euch erzählen:

Ich hatte ganz gut geschlafen auf der Wiese hinter der Autowerkstatt, sattelte das Rad und ließ mich weiter den Berg runterrollern. Nach dem Ellenberger Berg ging es zuerst relativ flach durchs Land.

Kirche in Schönenberg
Es ging dann auch mal wieder bergauf, ich schob und da standen auf einmal die Landbullen neben mir und fragten, was ich hier mach. "Ich schieb an den Bodensee" sagte ich und unterhielt mich ne Weile mit den Polizisten bis das nächste Auto kam und sie die Straße räumen mussten.

Aussicht nach Ellwangen
Ich radelte weiter und kam rein nach Ellwangen. Dort kaufte ich mir erst mal eine Milch und soff den ganzen Liter auf ex weg. Mei, ist Milch fein!

Ellwangen
Dann setzte ich mich in ein Cafe und packte den Asus aus.

Domi hatte mir gestern schon sowas auf Facebook läuten lassen: "Es wird wohl nichts aus dem Mittelmeer, du bist am 30.08. als Zeuge geladen vom Amtsgericht Meldorf." Ach du Scheiße, wo ist denn bitte Meldorf? Ich bat Domi, mir die Einladung einzuscannen und zu mailen. Da saß ich nun im Ellwanger Straßencafe, rief meine Mails ab, las die Einladung durch und googelte, wo Meldorf ist: Es ist an der Nordseeküste! Das kann ja wohl nicht sein, also spinn ich?

Landgericht Ellwangen
Fassungslos saß ich im Ellwanger Straßencafe und sinnierte vor mich hin, da fiel mir das Gebäude gegenüber auf: Das sah aus wie ein Rathaus oder Amtsgericht, da frag ich doch gleich mal. Es war sogar ein Landgericht und ich fand auch gleich einen hilfsbereiten Justizbeamten, der mich fragte: "Kann isch ihnä helfä?" "Ja, können Sie" sagte ich und schilderte ihm mein Problem.

Ich gab ihm meinen Kater-Silvester-USB-Stick (siehe Bild rechts: isser nicht süß?) und meinte, da seien die Scans drauf. Etwas unbeholfen schaute der Beamte das Gummi-Kätzchen an... "Das ist mein USB-Stick, Sie müssen nur den Kopf runterziehen!" sagte ich. Da stand er da mit dem Katerkopf, aus dem tatsächlich ein USB-Stecker ragte. Er druckte mir die Einladung aus, damit ich sie wenigstens mal als Papier hatte und erklärte mir in breitem Schwäbisch: "Da müsch hie, sonscht wernsch g'holt"

Ja gut, dann hilft's wohl nix, aus ist's mit Italien und dem Mittelmeer, nix gibt's mit Fozzi am Gardasee besuchen, es geht jetzt an die Norseeküste! Ich bin doch flexibel, also disponier ich halt um.

Aalener Seenland
Erst mal radelte ich weiter gen Süden.

Ob die Nordseeküste auch so schön ist?

Mit jedem laufenden Kilometer fand ich die Idee witziger: An der Nordseeküstäääh *sing*... da fahr ich aber nicht mit dem Fahrrad hin, sondern brav mit dem Zug weil in der Einladung stand, dass mir die Reisekosten ersetzt werden. Na, dann?!

ich am See-Kiosk
Ich kam bald ins schwäbische Seenland an einen Kiosk und schüttete mir ein feines Radler rein.

schwäbische Seen

Limes im Limespark Rainau
Bis hier her waren in der Antike die Römer gekommen und da standen noch Reste vom Limes.

Ich radelte weiter durch die herrliche Landschaft bei glühender Hitze und kam rein in den Aalener Raum.

bei Aalen
Da waren meterweit Himbeerbüsche und ich futterte mich satt an den sonnengewärmten Früchten.

Aalen ist ein nettes kleines Städtchen und es gab alles dort, was ich brauchte, also zu allererst Milch und Limo.

Aalener Parkuhr
Das ist nicht nur ein schönes, rotes Auto, das ist eine völlig antiquierte Parkuhr, wo man noch richtig ein Fuchzgerla reinschmeißen muss und dann dran drehen muss, um die Uhr aufzuziehen! Sowas gibt's in Aalen noch!

Aalen
Und eine Stadtbibliothek gabs dort, wo ich noch eine Stunde surfen durfte, dann war's 18 Uhr und die machten dicht.

Aalener Moschee
Nun aber los, denn ich musste noch aus der Stadt radeln und außerhalb ein Plätzchen finden, wo ich mein Zelt aufstellen konnte. Das war gar nicht so einfach, denn die Aalener Gegend ist recht gebirgig und bewaldet und ich wollt weder im Wald, noch auf einem Hang mein Zelt aufstellen.

Endlich hatte ich ein Maisfeld gefunden und eine Wiese, aber als ich mein Zelt drauf aufschlagen wollte, stellte ich fest, dass die Tage hier eine Schafherde geweidet worden war, die jetzt mitsamt Schäfer und Hunden 3 Wiesen weiter stand, und alles lag voller Schafscheiße! Also weiter.

mein Zelt in Oberkochen
Die Sonne war schon unter gegangen, es wurde langsam finster und ich hatte nicht mehr viel Zeit. Hinter einem einsamen Garten in Oberkochen ein Stück von der Schnellstraße entfernt ließ ich mich dann nieder, weil sich wohl nichts Besseres mehr fand. Oberkochen ist ein ödes Industrie-Kaff, ein großes Carl-Zeiss-Werk steht da und leider war da auch noch eine Bahnlinie und alle paar Stunden fuhr ein Zug durch. Aber ich hatte keine Zeit mehr, einen besseren Platz zu suchen, denn es dämmerte schon heftig und bald sah man gar nix mehr.

im Zelt
Ich wundere mich ja auch jeden Abend und jeden Morgen, wie ich das ganze Gepretze jedesmal auf mein Fahrrad schaffte.

41,5 km hatte ich heute geschafft. Immerhin hatte ich mich nicht nennenswert verfahren und auch nicht wirklich große Umwege gemacht - im Verhältnis zu den Vortagen.

In der Nacht stellte ich dann bald fest, dass mein Luftbett offensichtlich leck war. Es musste ein kleines Loch haben, denn es machte zwar nicht "tschhh", aber nach ca. 2 Stunden war die Luft so gut wie draußen. Das ärgerte mich. Außerdem musste ich auf Pinkeln und überlegte, ob ich es mir antun sollte, aufzustehen und in die nasse Wiese rauszulatschen, oder ob es nicht so schlimm ist und ich vielleicht doch wieder einschlaf. Ich drehte mich genervt um, das halbleere Luftbett quietschte, das Zelt wackelte und ... nicht weit vom Zelt weg grunzte etwas ziemlich tief und grantig und trampelte wie ein Pferd. Um Himmels Willen, eine Wildsau!!! Jetzt war ich hellwach, musste auch nicht mehr auf Pinkeln, das platte Luftbett störte mich überhaupt nicht mehr, ich lag stocksteif drauf und wagte keinen Mucks mehr. Was mach ich denn, wenn da auf einmal eine Wildsau gegen mein Zelt rennt? Fieberhaft überlegte ich: ...aber Wildsäue treten doch eigentlich nur in Rudeln auf, dann hätte ich doch mehrere hören müssen. Ich hatte eine Heidenangst, aber das Grunzen wiederholte sich nicht und irgendwann schlief ich dann auch wieder ein.

weiter zum
nächsten Tag...



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