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30.08.2006, von Tolosa bis Pamplona

Heute gefahrene Strecke: 82,22 km

meine Absteige in Tolosa

Ich schlief selig, was für ein herrliches Bett! Um 8 Uhr hatte ich mir das Handy gestellt. Ich packte das Fahrrad, suchte einen Supermarkt und den Weg. Lt. meiner Karte ging es nach Ibarra. Das fand ich auch, fuhr durch – es kam aber kein Hinweis nach Pamplona. Natürlich war ich wieder falsch gefahren, ich hätte schon vor Ibarra abbiegen müssen. Also musste ich zurück und die andere Richtung fahren. Auf der anderen Richtung kriegte ich natürlich wieder die Arschkarte und erwischte den vollen Serpentinen-Pass, teilweise bis zu 12% Gefälle. Ich war noch von gestern so derartig fertig, dass ich nur noch schob, aber selbst das Schieben brachte mich an den Rand der Erschöpfung. Diesmal hatte ich mich wenigstens mit genug Flüssigkeit eingedeckt: 2 Liter Wasser und 1,5 Liter Orangenlimonade "Sunny Delight". Auf halber Höhe zum Gipfel war auch noch ein Brunnen und ich füllte dort die mittlerweile leere 1,5-Liter-Flasche noch mal mit kristallklarem Bergwasser auf.

die Autobahn ganz oben am Hang

Ganz oben in der Höhe sah ich eine Straße, auf der LKWs fuhren. Ich hoffte doch, das war die Autobahn und nicht die Straße, die ICH grad fuhr, weil das durfte doch nicht wahr sein, dass ich dort rauf musste?

Die LKWs, die mich überholten, waren nicht wesentlich schneller als ich. Alles keuchte und stampfte hier rauf, es war ein echtes Gequäle. Endlich war ich oben, patschnass durchgeschwitzt. Damit ich mir nicht auch noch einen Zug holte, ließ ich die Jacke lieber an – vor jedem Furz hier hatte ich Angst, verdammt: Ich könnt mir eine Lungenentzündung oder Erkältung holen und das wär das Aus für die Weiterreise gewesen.

12% Gefälle zeigt das Schild an

Ich war nun ganz oben auf über 600 m – und ja: die Straße da oben war zwar die Autobahn, aber meine Straße war unmittelbar daneben, ha-ha.
Ich machte nun Pause: Noch nie hatte ich einen so guten Käse gegessen!

die Serpentinen, die ich hinaufgeschoben hatte

Nach dem Pass ging es wieder bergab. Ich erreichte eine Höchstgeschwindigkeit von 57 km/h. Ich fand ein Schild nach Lecumberri, da wollte ich hin. Aber kaum sah ich das Schild, war ich auch schon dort. Für diese Höhe und Abgeschiedenheit war das ein netter Ort. Der Ort hatte nur 1 Haken: Alle Schilder nach Pamplona wiesen auf die Autobahn! Am Ortsende fand ich ein weißes Pamplona-Schild und folgte dem, aber auch das führte auf die Autobahn. Zur Autobahn gings auch stark bergauf, so dass ich natürlich wieder schieben musste und nun durfte ich das alles wieder runter fahren. Der einzige Weg, der noch irgendwo anders hinführte, ging nach San Miguel, aber ich sah schon auf der Karte: der Weg führt ins Nichts, er hörte dann irgendwo einfach auf. Lieber fragen. Ich fragte ein paar Arbeiter und die versuchten mir dann zu erklären, dass es eine Landstraße gab, von der Autobahntankstelle aus. "Petrol" sagte der Mann und schlug gegen den hinteren Kotflügel seines Autos. Also fuhr/schob ich nochmal den Berg rauf zur Autopista.

die Autobahn sticht in den Berg

Schon als ich durch die Tankstelle fuhr, jubelten und schrien mir die Leute zu. Weiß gar nicht, was die haben – fahr jeden Tag hier auf der Autobahn mit dem Fahrrad, pf. An der Tanke fragte ich lieber nochmal, aber die beiden Tussen dort konnten natürlich wieder weder Deutsch noch Englisch. Ich fuhr halt einfach weiter und hinter der Tanke rechts hoch, da sah ich doch tatsächlich einen Radfahrer. Der erklärte mir dann irgendwie, dass es hier nach Pamplona noch einen Weg gab. Den Weg fand ich auch und nun fuhr ich den, hatte aber ständig Angst, er mündete doch auf der Autobahn. Der Weg ging aber durch.

Zwei Raubvögel kreisten hoch über mir in der Luft, eine herrliche Natur – aber ich war so erschöpft, mir reichte es langsam. Vor irgendeinem Scheiß-Berg nervte ich schließlich Satan-Ahriman an, aber der meinte, das sei jetzt schon die Talsenke von Pamplona – also hatte ichs bald. Vor dem nächsten Berg, vor dem ich rumnervte, sagte er, über der Kuppe werde ich nun schon Pamplona sehen, ich sollte nicht meckern.

Die Straße führte wellenförmig über Hügel, immer ein Berg, dann wieder eine Abfahrt, kaum war ich drüber, sah ich schon den nächsten Berg – und das schon seit gut 10 Bergen. Ich hatte die Schnauze voll. Über der besagten Kuppe sah ich natürlich nichts als eine weitere Anzahl wellenförmiger Steigungen der Straße. Er ist ein Arschloch!

Ich fuhr noch ein paar Meter weiter, da öffnete sich zwischen zwei Bergen der Blick aus meiner Position und dazwischen sah ich doch tatsächlich ein paar Hochhäuser in der Ferne: Das konnte nur Pamplona sein – gut, gut, ich nehm alle Arschlöcher wieder zurück.

Der Weg zog sich aber trotzdem noch ordentlich hin, ich hab ungefähr noch 3 x Rast gemacht, konnte einfach nimmer.

Pamplona City

In Pamplona schob ich das Rad eine Weile. Die Altstadt fand ich recht schnell, nach lauter Hochhäusern und Industriegebiet. Da suchte ich rum nach einem Zimmer und traf eine Deutsche, auch auf der Suche nach einem Zimmer. Sie sagte, sie hat nun schon ein Zimmer reserviert für 42 Euro. Was? Oh no! Nee, echt nicht! Ich fuhr zur Touristen-Information, an der ich vorher vorbei gekommen war und fragte nach der Pilgerherberge. Es gab 2 hier und die Tussi – sie sprach Deutsch! – gab mir einen Stadtplan, wo sie einzeichnete, wo ich war und wohin ich musste. Ich fuhr da also hin und checkte mich in der Herberge ein, es war ein Kloster.

irgendein historisches Gebäude in Pamplona

Vor der Herberge traf ich noch einen Berliner, mit dem ich mich unterhielt. Er hatte bereits so ein sauteueres Zimmer gebucht und ärgerte sich gescheit.

die Kloster-Herberge hat schon irgendwie eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Knast...

Als die Tante am Herbergs-Schalter "Nürnberg" in meinem Ausweis las, war sie gleich aus dem Häuschen und sagte mir, dass sie nächste Woche nach Nürnberg in Urlaub fahren würde. Sie freute sich riesig und fragte nach dem Wetter. Ich malte "15-20°C" auf meine Quittung und noch eine dicke Wolke daneben, aus der es kräftig pisst: oooh.

die Perspektive von meinem Bett aus

Ich kriegte Bett 52, im 2. Stock und ging erst mal rauf. Es waren 8-Bett-Zimmer, oh weh oh weh, das konnte ja was werden.

Ich duschte erst mal, wenn auch ohne Seife, denn die hatte ich zuhaus vergessen. Ich hängte meine nass geschwitzten Klamotten an mein Bett auf, ging aufs Klo und schaute mich in den Spiegel: Oh weh, ich hatte den absoluten Sonnenbrand im Gesicht!

Ich ging erst mal was essen. In einer Bar kriegte ich 3 so Snacks und 1 Mineralwasser. Das hatte in Tolosa noch 5 Euro gekosten, hier kostete es 10. Es war hier doch alles sehr teuer: Für 2 Päckchen Nüssle, 1 Snickers, 1 Joghurtdrink und 1 Powerdrink zahlte ich auch fast 10 Euro.

Ich ging zurück in die Herberge, setzte mich in den Aufenthaltsraum und schrieb mein Tagebuch. Heute wollte ich einfach nichts mehr machen und mein Ziel für morgen war einfach nur Estella, weiter nichts.

Es war schad, denn Pamplona wär eine echt geile Stadt gewesen, aber ich konnte einfach nicht mehr.

weiter zum
nächsten Tag...



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