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Rafa's Homepage

(31.10.2011: Die hier beschriebene Veranstaltung präsentiert sich seit Neuestem nicht mehr unter dem Label "Neue Akropolis", sondern als treffpunkt-philosophie.de oder www.abenteuer-philosophie.com)

(m)ein Erfahrungsbericht

An irgendeinem schönen Shopping-Samstag letzten Herbst gammelte ich mal wieder so in der Stadt umeinander, da sah ich in der Königstraße einen Stand. Von weitem sah es aus als seien's vielleicht Christen und da musste ich doch gleich meine Nase reinstecken. An dem Stand gabs aber Flyer und Zeitschriften zur Philosophie. Weil mich das interessierte, nahm ich mal einen Flyer mit. Zuhaus guckte ich mir das so an: Ein Verein namens "Neue Akropolis" bot einen Kurs "Abenteuer Philosophie" an über 18 Abende für insgesamt 210,- €. Inbegriffen in dem Preis seien auch die Vorträge, die außerhalb des Kurses immer mal wieder stattfanden. In dem Kurs sollten die Grundlagen klassischer Philosophie vorgestellt werden und außerdem nannte sich das Ganze "Abenteuer Philosophie", weil man sich auch praktisch einbringen sollte.

Ich surfte erst einmal so zu diesem Verein im Netz herum, aber weil ich nun nichts deutlich Negatives fand, ging ich zum ersten Termin hin, meldete mich an und zahlte auch gleich bar.

Die Räumlichkeiten waren noch recht mager ausstaffiert und M. und W., die Kursleiter, erklärten mir, dass sie diese Schule nun erst ganz neu gegründet hätten, denn bisher gab es nur eine Zentrale in München und eine Filiale in Hamburg, die aber wieder schließen musste. Ja gut.

Als der Kurs begann, waren außer mir nur 2 Teilnehmerinnen gekommen: K. und noch eine Dame, die erst mal Probeunterricht haben wollte und noch schauen würde, ob sie hier fest einsteigen wollte. Nur 3 Teilnehmer? Wie sollte denn da ein philosophisches Gespräch zustande kommen? Naja, aber mal abwarten...

In der ersten Stunde wurde uns eine Einführung in die Ethik präsentiert. Ethik und Moral wurde gegenübergestellt und es ging um die Pflichten des Menschen, um Sitten und Gebräuche. Naja, so rein theoretisch kann man das Thema "Pflichten" von mir aus schon mal ansprechen, aber ansonsten bin ich ja gegen gewisse Dinge nun echt allergisch. Aber mal abwarten...

Großes Thema - das sich dann auch durch den ganzen Grundkurs der Neuen Akropolis ziehen sollte, wie ich später erkannte - war die sog. "Siebenteiligkeit". Dabei handelt es sich um die weltliche Persönlichkeit, dargestellt in 4 Teile, nämlich physisch-ätherischer Körper (Mineralien), pranischer Körper (Pflanzen), Astralkörper (Tiere) und Kama Manas (Menschen). Über dem Block mit diesen 4 Aspekten steht ein Dreieck, die sog. "Triade", bestehend aus Manas, Budhi und Atma, irgendwelche göttlichen Aspekte. Der Mensch versuche nun, aus seiner weltlichen Vierteiligkeit in dieses Dreieck aufzustreben und eins zu werden mit dem Alles und dem Allgeist.

Naja, also ich bin da anderer Meinung und bin keine der Sorte Mensch, die zum Allgeist aufzustreben versucht um mit dem Kosmos eins zu werden, denn ich bin eigentlich sehr gern Individuum und finde meine Erdgebundenheit und Fleischlichkeit gar nicht schlecht, im Gegenteil: ich leb das gern und mit Genuss! Aber mal abwarten...

Bei der zweiten Stunde war K. verhindert und kam nicht. Ich sollte sie über den Stoff anschließend per Mail informieren, aber zu meinem Erstaunen war das in etwa wieder ganz dasselbe wie das letzte Mal, nur irgendwie mit anderen Worten: Siebenteiligkeit, aufstreben zum Allgeist, eins werden mit dem Kosmos, sich erhöhen aus der groben, erdgebundenen Vierteiligkeit, die Pferdchen der Triebe vor dem Wagen des Geistes kontrollieren und in Zaum halten und lauter höchst unsatanische Ideen, die mir nun gar nicht gefielen. Aber mal abwarten...

Das 3. Mal war K. wieder da. Die Schnupper-Dame hatte sich dann wohl gegen die Teilnahme entschlossen, denn sie kam nicht mehr. Wir waren nur noch zu zweit. Dass das etwas öde sei, waren wir uns einig, aber W. meinte, da sei jetzt noch ein extra Vortrag und da kämen bestimmt neue Leute. Der Vortrag hieß "die lange Nacht der Philosophie" in Anlehnung an die "lange Nacht der Wissenschaften" die im Raum Erlangen-Nürnberg-Fürth erst vor ein paar Tagen stattgefunden hatte. Den Namen fand ich daher ziemlich platt, aber naja, die versuchens halt... Überhaupt finge da nun auch ein neuer Anfängerkurs an, nämlich in 4 Wochen, K. und ich seien also die Pioniere. Na gut.

W. informierte uns über den weiteren Programmablauf: Irgendwie fiel dann die nächste Stunde aus wegen Bodennebel in München oder irgendwas. Dann seien die Herbstferien, da sei kein Unterricht. Danach wär der Vortrag so&so und dann sehen wir uns wieder am... (ich weiß das Datum nicht mehr) - und da seien dann bestimmt auch wieder neue Leute da, denn es habe sich schon ein Interessent gemeldet, der noch einsteigen wollte, dann wären wir wieder zu Dritt und alles schön und gut.

Als K. und ich also nach 2 Wochen das nächste Mal zum Kurs kamen, waren tatsächlich neue Leute da: A. und B. und später kam noch E.. K. und mir war das sehr wohl klar, dass das die neuen Leute aus dem nächsten Anfängerkurs waren (so? Für den neuen Kurs haben sie auch wieder nur 3 Leute hergekriegt, mehr nicht?) und W. die Kurse einfach zeitlich zusammen gefügt hatte. Das hätte er uns doch aber auch offen sagen können und nicht so halbheimlich mit Ausfällen und Ferien unterjubeln müssen? Ich sagte nichts, weil war ja auch schon wurscht. Wir waren jetzt jedenfalls zu fünft und nun konnte endlich mal gescheit philosophiert werden, freute ich mich.

Zu früh gefreut, denn das waren natürlich nun die Neuen, d.h. wir wiederholten die erste Stunde: Siebenteiligkeit! Also langsam hing mir die Siebenteiligkeit nun echt schon zum Hals raus, aber ich sagte nichts, denn irgendwie sah ichs ja auch ein, dass die Neuen das vielleicht auch wissen wollten und nahm die Stunde als vertiefende Wiederholung für mich.

Es ging in der nächsten Stunde weiter mit ... na? Siebenteiligkeit, bingo! Großes Thema im Anschluss war Karma, Darma und Reinkarnation und da wagte ich dann das erste Mal doch einige Einwände anzumelden, dass ich die Welt also schon ein wenig anders sähe und dass ich zwar gern an ein Leben nach dem Tod glauben würde, dies aber nicht kann, weil ich dafür ganz nüchtern gesehen keine Begründung finde. Ohne Leben nach dem Tod haut aber die ganze Karma-Rechnung nicht hin, denn innerhalb des Lebens herrscht durchaus gröbste Ungerechtigkeit vor und das ganze schöne Karma-Darma-System ist dann nichts als eine gedankliche Seifenblase und ein Wunschtraum der Menschheit. Also könnt' mer mal drüber diskutieren, bitte?

Die "Diskussion" war sehr kurz und ergab sich dahin gehend, dass wir in den nächsten Stunden dann dies&jenes durchnehmen würden, was dem Ganzen auch weiteren Aufschluss erteilte, so dass meine Fragen dann beantwortet sein würden. Den Stoff von diesen nächsten Stunden wollte W. nun aber nicht vorziehen und das verstand ich ja auch, also war ich wieder leis und wartete mal ab.

Natürlich ergab sich kein weiterer Aufschluss, sondern nur Karma-Darma-Weitergeblubber, nur in neuen Worten und neuem Rahmen. Diese und jenen Fragen und Einwände seien ja auch nur aus dem "Kama Manas", also dem menschlichen Ego-Geist, und unser Ziel sei es ja, in die Triade aufzustreben und unseren Geist zu erhöhen. "Äh nein..." meinte ich "mein Ziel ist das nicht." Selbst wenn ich mal dieses ganze System den Überlegungen zugrunde lege, dann finde ich noch immer, dass ich in diesem Leben auf diesem Platz gesetzt bin, nicht um da irgendwie dem "Höheren" hinzustreben, sondern um dieses Leben zu leben: der Aufstieg geschieht ja eben dadurch und dann ganz von alleine; denn eben durch das Leben, wenn ich das Leben und meine Persönlichkeit mit ganzer Kraft realisiere, erfahre ich doch neue Erkenntnisse und meine Seele wird durch das Leben und Erleben geformt so wie ein Fels vom Fluss gewaschen und geschliffen wird. Da muss ich doch nicht erst extra irgendwelche Trieb-Pferdchen zügeln und Disziplin praktizieren, mir mit meinem Kopf-Willen die Lust ver-steuern? Ich finde, genau das ist falsch, weil dann die ganze Erfahrung nur zu einer Bewusstseins-Schwangerschaft mit bloßer Kopf-Geburt wird und nicht zu einer echt begriffenen Erfahrung. Disziplin ist IMO nur eine Methode, um die Schläge des Lebens abzuwehren, aber gerade die Schläge sind es doch, die einem die echte Erziehung zum Guten verpassen - wenn wir mal in diesem Kontext des "zum Höheren und Besseren streben, den Geist veredeln" bleiben wollen.

Es gab nach der Stunde oder auch in der Pause oft ganz heiße Gespräche zwischen mir und W.. W. versuchte das Gespräch dann gern mit den üblichen NLP- und Suggestions-Techniken, die man in Wirtschaft und Marketing so gecoacht kriegt, in die Führung zu nehmen und parierte auf meine Einwände mit solchen Taktiken wie: "Ja, aber das IST doch genau das, was ich euch lehre, merkst du denn das nicht?" Nö, das ist genau das Gegenteil, was du uns lehrst. Tu doch nicht so als merktest du das nicht!

Eines Tages meinte er, wir Schülerinnen seien deswegen hier in der Neuen Akropolis gelandet, weil wir alle eben nach dem tieferen Wissen suchen, das wir hier zu finden gemerkt haben. Nein, mir war längst klar geworden, dass ich in der Neuen Akropolis gelandet war, weil ich mir etwas ganz anderes unter "Philosophie" vorstelle als das, was hier geboten wurde. Ja, das hier sei halt Philosophie nach klassischer Art, meinte M.. In der Antike wurden Philosophieschüler von ihren Meistern gern auch mal angehalten, Tage lang den Boden zu schrubben oder derartiges.

Tatsächlich wurden wir dann auch alle mal höflich eingeladen, die Schule mit zu putzen (damit die arme M. das nicht alleine tun musste), weil aus München irgendeine hohe Tante zu Besuch kommen wollte. Die Einladung war so suggestiv, dass ich verpasste, "nein" zu sagen. Da stand ich nun mit meinem Staubsauger im Gang und saugte derartig doof rum, dass es nachher noch dreckiger als vorher war und ich auch seitdem nie wieder zu irgendeiner "persönlichen Einbringung im Dienst für die anderen" abgestellt wurde.

Aha, so fängts an: So sparen sie sich also die Putzfrau - wie sparen sie sich denn dann die Miete und den Unterhalt für diese schöne Schule? Spenden und persönliche Einbringung der Mitglieder? Leider konnte ich das bis zum Ende des Kurses nicht in Erfahrung bringen. Mir ist nur klar, dass diese Räume in bester City-Lage nicht grad billig sind und die Kursgebühren dafür längst nicht reichen. Da W. das alles wohl kaum aus eigener Tasche finanziert, denke ich, dass hinter der Neuen Akropolis ein ganz gewaltiger Geldgeber stecken muss.

Die "Philosophie nach klassischer Art" der Neuen Akropolis wurde in etwa so vorgestellt: Wir sind alle Splitter von einem zerbrochenen Spiegel und müssen uns auf unsere Zusammengehörigkeit rückbesinnen. Wir sind nämlich im Grunde alle nur eins. Darum müssen wir uns gegenseitig helfen, denn wir sitzen alle im selben Boot. Die Neue Akropolis packt daher mit an, wenn irgendwo ein Erdbeben ist oder eine Katastrophe: Wahre Philosophen haben das nämlich erkannt und das ist dann praktische Philosophie, wo sich jeder Einzelne ins Ganze einbringt und ehrenamtlich tätig wird, ab und zu natürlich auch mal was spendet. Als z.B. in Lima das Erdbeben war, da wurde das Haus zerstört, in der die Neue Akropolis ihre Schule hatte und nur durch die Spenden der spanischen Mitglieder der Neuen Akropolis konnte schnell wieder ein Haus aufgebaut werden. Die haben nämlich jeder gut 1000 € gespendet (damit auch gleich klar ist, dass hier keiner mit so Pipikram wie nem Fuchzgerle anfangen braucht). Ist das nicht toll?

Na Moment mal, was'n das für ein Unsinn: Ich bau doch nicht in Lima Häuser auf, wenn an meinem eigenen Haus noch Renovierungen nötig sind?! Zuerst komm doch mal ich! Danach kommen meine Freunde, aber nur, wenn ich was entbehren kann. Fremde Leute kommen erst ganz am Schluss, aber nur, wenn ich wirklich was übrig habe und selbst das möchte ich dann persönlich verteilen, damit ich wenigstens ein Dankeschön kriege. Ich geb doch nicht Geld aus für irgendwas, wo ich nicht die Bohne dafür kriege, nicht mal einen feuchten Händedruck vom Notleidenden persönlich? Und überhaupt: Bevor ich mein "zu vieles Geld, mit dem ich nichts Besseres anzufangen weiß," nach Lima schicke, helfe ich erst mal den Leuten aus meiner Umgebung, da gibt es genug Notleidende!

Besonders gern verteile ich meine Gaben und Spenden in ganz kleine Häppchen: Wenn ich nem Punk 1 Euro gebe, krieg ich genau dasselbe Dankeschön als wenn ich 1000 Euro nach Lima sende. Da geb ich doch lieber 1000 Punks jeweils nen Euro: da krieg ich 999 Dankeschöns mehr, ist doch für mich viel lukrativer!

Also wirklich: man müsst nur noch "Christus" drüber schreiben und das wär die herrlichste Christengemeinde. Was für ein Gutmenschenverein! Nee, also da tickt mein Puls ganz anders. Wenn ich nicht schon bis zum Ende den Kurs bezahlt hätte, wäre ich gar nicht mehr rein gegangen. Ich versuchte hier nur noch, für das bereits bezahlte Geld vielleicht das ein oder andere doch noch für mich rauszuholen.

Auf den Ägypten-Vortrag freute ich mich. Den Vortrag hielt M., W.s Frau. Leider war es wieder sehr enttäuschend, denn die Quintessenz war folgende: Die Pyramiden stehen genau so, dass ihre verlängerten Achsen auf den Orion zeigen. Außerdem wurden an ihren Sockeln Muschelkalk gefunden. Das rührt daher, dass sich der Atlantik (nicht etwa das Mittelmeer) in der Vorzeit bis zu den Pyramiden quer über Afrika erstreckt hätte und dies wiederum beweise das ungeheuer hohe Alter der Pyramiden. Diese stammen nämlich noch aus der Urzeit, als die Außerirdischen mit ihren Raumschiffen vom Orion herunter flogen, von denen nämlich die Menschheit abstammt - so, jetzt wisst ihr's - oder glaubt hier etwa jemand an die Evolutionstheorie?

Oh Mann, was für ein gnadenloser Unsinn: Däniken lässt grüßen! Da tut mir echt was weh, Mann!

Eines Tages - weil ich Spätschicht hatte, hatte ich die Stunde zuvor gefehlt - kam ich zum Kurs und bekam folgendes präsentiert: Wir werden nach München in die Zentrale fahren und dort auch das ägyptische Museum besuchen. Die E. hat ein Auto und da passen auch B. und ich noch mit rein. A. könnte dann bei W. und M. mit im Auto fahren und wie machen wir denn das mit dem Bezingeld... Jedenfalls ist der Tagesablauf so: Wir sind um soundsoviel Uhr dann in München, besuchen das Museum, treffen uns dann mit den Schülern und Leitern der Zentrale, gehen miteinander essen und um 23 Uhr sind wir wieder zuhause in Nürnberg.

Ich hörte mir das alles mit an und sagte dann schon zaghaft, dass mir 23 Uhr zu spät wär, weil ich am nächsten Tag doch wieder arbeiten und früh aufstehen müsste. Naja, dann machen wir es halt so, dass E. eventuell schon früher wieder abfährt und bla und pipapo. Hmm - da konnte ich dann auch nichts mehr dagegen sagen...

Erst am nächsten Tag wurde mir klar - hey Moment mal - dass ich überhaupt keinen Bock habe, nach München zu fahren! Das ist mir viel zu stressig und auch zu teuer, denn wenn ich das ganze Benzingeld investiere, dann möchte ich auch länger in München bleiben und mir das ägyptische Museum genauer anschaun! Überhaupt passt mir das alles überhaupt nicht in meinen Plan, ich hab nämlich auch noch ein paar andere Events und Dinge, die ich so mache, nicht nur Neue Akropolis. Ich schrieb mir in mein Heft, dass ich das nächste Mal rigoros absagen werde, weil ich will da einfach nicht mit! Ich wurde schon von vorn herein in ein Auto gesetzt und mein Benzingeldanteil mit eingerechnet, dass ich gar keine Gelegenheit mehr hatte zu sagen, dass ich da eigentlich überhaupt nicht mit will. Nö, so überfahren zu werden fand ich ausgesprochen unschön!

Das nächste Mal sagte ich also gleich nach dem Hallo, dass ich mir so einiges überlegt hatte und hiermit offiziell verkünde, dass ich NICHT mit nach München fahren werde, weil mir das nicht in meinen Kram passt, fertig. Außerdem wäre ich gerne auch mal ganz neutral gefragt worden, ob ich überhaupt WILL, bevor man mich gleich in den Plan so einspannt, dass ich kaum mehr "nein" sagen kann. W. verteidigte sich, sie hätten das die Stunde vorher schon ausgemacht, wo ich eben gefehlt hatte und da wären die Teilnehmer auch neutral gefragt worden. A. nahm die Gelegenheit meines Absagens jedoch gleich beim Schopf und sagte nun ebenfalls ab, da es für sie viel zu viel Umstände machte, sie hat nämlich auch noch eine Familie, nach der sie sich richten wollte. Aha, na besonders neutral hatte man wohl nicht nach dem echten Willen der Teilnehmer gefragt, sonst hätte das doch auch A. gleich gesagt, dass sie gar keinen Bock auf München hat. Zu zweit würde es sich dann natürlich auch nicht lohnen, meinten die anderen beiden und damit fiel die Münchentour aus.

Es ging nun langsam aufs Ende des Anfängerkurses zu und W. startete die Strategien zur Hinüberschiebung der Leute in den Fortgeschrittenenkurs. Jede zweite Frage oder Bitte um nähere Erklärungen zum vorgetragenen Stoff wurden nun beantwortet mit einem Verweis auf den Fortschrittskurs: "Eine sehr gute Frage, aber das seht ihr dann im Fortgeschrittenenkurs."
Moment mal: wie sehen wir das im Fortgeschrittenenkurs? Hast du schon mal gefragt, ob wir dort überhaupt SIND?

Ich hasse es! Ich fühl mich da immer so verarscht und für doof hingestellt, als würd ich solche Taktiken nicht merken, oder was. Hast du nicht auch in der Psychologie gelernt, dass man derartige Methoden lieber nur bei intellektuell unterbelichtetem Publikum anwenden soll, weil sie sonst leicht ein Schuss in den Ofen werden können? Hier hast du nun deine verpasste Hausaufgabe!

Nun kristallisierte sich schon sehr dick heraus, dass meine Weltanschauung zur Philosophie der Neuen Akropolis gar nicht kompatibel war und ich hier nie der gute Jünger sein würde. W. schrieb mir daher eine Mail und lud mich zu einem Treffen ein, denn er hatte nun auch meine Homepage gefunden und wollte einiges dazu mit mir einmal besprechen. Ja gern! Wir trafen uns also an einem Freitag in der Schule, in der leider erst mal ein paar Neue-Akropolis-Plakate mit Aufklebern versorgt werden mussten. Wenn ich mitklebe, würde W. schneller fertig sein und danach gehen wir dann essen. Wir klebten 2 Stunden lang!

Beim Essen fragte mich dann W., wie ich mir denn das nun weiter vorstelle, da ich ja so gar nicht übereinstimme mit seiner schönen Lehre. Das hatte ich mir natürlich auch schon überlegt, denn abgesehen von all dem fand ich die anderen Teilnehmerinnen recht nett. Leider würde das dann alles auseinander brechen. "In den Fortschrittskurs werde ich auf jeden Fall nicht gehen" meinte ich. Eine Mitgliedschaft, mittels der man dann an allen möglichen Events aus der Neuen Akropolis teilnehmen konnte, sei mir zu teuer, denn der Preis dafür ist 65,- € im Monat - und dafür kann ich mir auch richtig was Schönes kaufen, wovon ich nun wirklich mehr für mich rausholen kann als aus diesem Esoterik-Zeug. W. stimmte dem zu, denn eine Mitgliedschaft sollten schon auch nur Leute anstreben, die mit der Geisteshaltung der Neuen Akropolis übereinstimmen. Wie schön, dass wir uns einig waren - aber einen Konsens fanden wir nicht.

Die Themen aus dem Fortschrittskurs sind u.a. folgende: Psychologie in Orient und Okzident, Bewusstsein, Psychoanalyse und Psychosynthese, Lebens- und Naturgesetze... Was für geile, interessante Themen! Nur wenn ich an die Kluft denke zwischen dem, was ich mir darunter wieder Interessantes vorstelle und dem Esoterik-Glaubens-Zeug, was die Neue Akropolis dazu zu sagen hat, dann kann ich mir das echt sparen. Dann schau ich lieber auf die "anderen" Themen, die auch anstehen und die schon ganz klar den Schwerpunkt auf Esoterik deutlich machen: Esoterische Numerologie, das Sonnensystem aus esoterischer Sicht, Alchemie - Astrologie - Yoga... nee, also so einen Esoterikmist und Glaubensblubber brauch ich echt nicht.

Ich ging das nächste Mal trotzdem wieder rein, diesen Grundkurs wollte ich doch noch fertig machen: Nun ging es auf die Prüfung zu, die am Ende des Kurses stattfinden soll, denn es hat ja keinen Sinn, wenn jemand in den Fortgeschrittenenkurs geht und nicht einmal erklären kann, was die Siebenteiligkeit ist, meinte W.. Die Termine für die Prüfungen und davor stattfindenden Wiederholungsstunden wurden bekannt gegeben. "Da kann ich nicht" meinte ich zur 1. Prüfung "da hab ich Spätschicht und muss arbeiten". Wie froh war ich, dass ich da Spätschicht hatte, was für ne geile Ausrede! Ich seh nämlich gar nicht ein, dass ich eine Prüfung machen soll und das ganze Zeug nun auch noch lernen soll, wenn ich doch sowieso nicht mehr in den Fortgeschrittenenkurs gehe. W. meinte aber, ich könnte ja später kommen und wann ich denn Feierabend hätte? Die anderen würden dann auf mich warten, denn die Prüfung sollten wir schon alle zusammen machen. Dahin war meine Ausrede und wir verblieben so, dass ich nach der Arbeit um 20:30 noch vom Südwestpark in die Stadt radeln würde um an dieser Prüfung teil zu nehmen. Das wurmte mir wieder so derartig im Bauch rum, dass mir erst zuhause wieder auffiel, was das eigentlich für ein Stress und für ein Unsinn ist! Im Endeffekt war das Entscheidungsmoment erst meine Freundin Manu, der ich das erzählte und die dann sagte: "Ja, spinnst denn du? Du zahlst 200 € für so einen Blubber, den du total daneben findest, wirst dich jetzt noch hinhocken und in deiner Freizeit diesen Quatsch lernen, nur um eine Prüfung zu machen für einen Fortschrittskurs, in den du eh nicht gehst?" Wie Recht sie hatte! Ich war schon wieder so zugesülzt und eingemacht, dass mir dieser Unsinn gar nicht recht zu Bewusstsein kam, hätt Manu das nicht so deutlich gesagt.

Ich fragte mich auch, warum W. mich da dabei haben wollte, wenn er doch eh erkannt hatte, dass ich nicht in den Verein passe? Wahrscheinlich ist diese Prüfung und die letzten 3 Stunden nun ein verschärfter Marketingstreich, um auch noch aus Leuten wie mir irgendeinen Profit zu holen. Durch die anderen Teilnehmerinnen lasse ich mich nun am Prüfungsdonnerstag einfach entschuldigen und geh nicht hin. Beim Abschluss-Essen werde ich wieder mitmachen: da wird wenigstens der Bauch satt, wenn es der Geist schon nicht wird.

Insgesamt stellte sich die Neue Akropolis für mich als ein ziemlicher Flop heraus. Aber na gut: wer auf sektenartige Hierarchiestrukturen, Bussi und Gruppenkuscheln, Ritualkrimskrams und esoterische Glaubensinhalte steht, ist dort mit Sicherheit gut bedient.

Nachtrag

Am 10.05.2008 fand ich in meiner Mailbox eine Mail von W., der nun diese Seite gelesen hatte und deswegen um ein persönliches Gespräch mit mir bat. Ich sollte mich am Samstagnachmittag mit ihm treffen. Es war allerdings bereits Samstagnachmittag, es war herrlichstes Wetter und ich wollte lieber in die Stadt gehen. Ich mailte zurück, dass ich aber zu ihm raufkommen würde, wenn ich bei ihm vorbei käme. Weils in der Stadt aber so zu ging (es war Trempelmarkt), verzupfte ich mich lieber auf die Wöhrder Wiese und legte mich in die herrliche Sonne *relax*.

Irgendwann gegen Abend rief W. an und fragte, ob ich denn nun heute noch zu ihm kommen würde. "Nein" meinte ich "ich hock jetzt grad schön auf der Wöhrder Wiese und hab auch schon 3 Bierchen getrunken" und nun wirklich was anderes im Sinn als W.s Probleme. W. meinte, ob ich denn dann morgen käme. Nein, morgen hatte ich Whisky-Tasting. "...und vorher?" piesackte W. "Vorher schlaf ich in aller Ruhe aus und möchte auch am Nachmittag keinen Stress, weil ich nicht abgehetzt ins Whisky-Tasting gehen möchte." W. ließ nicht locker und drängte unbedingt auf ein persönliches Gespräch. Langsam nervte er mich: "Ich BIN persönlich dran!" meinte ich und er könne mir seine Angelegenheiten doch auch am Telefon sagen. Aber W. druckste und drängte herum, mich zu einem Gespräch unter 4 Augen zu bringen. "Ich habe keinen Bock!" sagte ich schließlich in einem recht groben Ton.

Ist doch aber auch echt die Höhe: Ich seh ja ein, dass jeder sich selbst für das Wichtigste auf der Welt hält, aber so viel Realitätssinn muss man doch noch haben, dass man in den Augen anderer Leute auf untergeordneterer Priorität geführt wird. "Sag mir deine Angelegenheit entweder hier und jetzt am Telefon oder am Donnerstag, wenn ich zum Kurs komme, oder schreib mir eine Mail! Eine Mail ist mir am liebsten, denn dabei kann ich in aller Ruhe über die Aussage nachdenken ... oder möchtest du etwa nicht, dass ich nachdenke?" Diese fiese Doublebind-Formulierung war wohl ein Gegenstand auf W.s Diskussions-Niveau, ein Ton, den er verstand und so zischte W., er würde mir eine Mail schreiben und beendete das Gespräch.

Die Mail, die er mir schrieb, beinhaltete aber keine wesentlichen Korrekturen zu meiner Seite hier. Oder waren die Korrekturen nur wieder so furchtbar positiv formuliert, dass ich sie nicht als solche erkannte?

Eine Stelle war jedoch drin, die endlich, endlich mal halbwegs Klartext beinhaltete: "Abschließend möchte ich noch etwas zum Kurs anmerken: Die 18 Kursabende, die Du bezahlt hast, sind abgeschlossen. Die Prüfung und Vorbereitung darauf ist für jene Teilnehmer bestimmt, die ein klares Interesse haben, den Fortsetzungskurs zu besuchen. Das ist bei Dir erklärtermaßen nicht der Fall." Darin meinte ich einen Rausschmiss zu erkennen: Endlich Ende, ein klarer Schnitt!

Ich fühlte mich richtig erlöst und befreit. Mir wurde jetzt erst bewusst, wie sehr mich diese schwammigen, höflichen Floskeln, die mir den Raum zum Widerspruch raubten, unter eine quälende, innere Spannung versetzt hatten. Diese Anspannung hatte ich nun mit einem Schlag los. Boar, wie erleichtert ich mich fühlte! Wie ein dicker, großer Käfer, der in ein Spinnennetz geraten war: Für das Netz war er zu stark und so löste ihn die Spinne wieder, bevor er ihr Netz ganz zerreißen würde.

Mir ist nun nur noch eins unklar (aber mit dieser Unklarheit kann ich leben): Warum in aller Welt nennt ihr diese pseudo-buddhistischen Glaubensinhalte und dieses durch religiöse Axiome scharf eingegrenzte Denken ausgerechnet "Philosophie"?



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