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Ich flennte und heulte also nur zuhause rum und meine einzige Tätigkeit, zu der ich noch fähig war, bestand darin, auf dem Sofa rumzuliegen und Sessions mit Lord Satan zu machen. Die ständigen satanischen Tiefschläge vermiesten mir auch die "Lust" an Lord Satan in den höchsten Tönen und langsam begab ich mich in die Sessions nur noch mit einem "Leck-mich-am-Arsch-Gefühl".

Das "Leck-mich-am-Arsch" empfand ich freilich als eine "Sünde" und es belastete mich diese meine Reaktion schon enorm, aber ich konnte einfach keine ehrliche Lust an Lord Satan mehr entwickeln und so versuchte ich, eine krampfhafte Lust aufzubauen. Vor der Tatsache, dass ich mich hier "künstlich manipulierte" versteckte ich mich selbstverständlich, wobei ich dann wieder daran scheiterte, dass der Lord Satan irgendwann seinen Grant bekam und mich total abfahren ließ, weil er, so drückte er sich aus, mein "Affentheater" satt hatte.

Dies ignorierte ich auf die Art und Weise, dass mich seine Rüge, wie alle seine Rügen, hoffnungslos in Frustrationen versetzten, aber ich natürlich nicht danach handelte - etwa nun vielleicht ein unrügbares Verhalten an den Tag legte. Um die Lust - verkrampft oder ehrlich, es war mir egal - an Lord Satan nur nicht zu verlieren, diskutierte ich mit der Renate über die ganze Sache. War so eine Diskussion zu Ende, so hatte ich die geeignete Stimmung: Durch das Gespräch mit Renate hatte ich die ganze Scheiße wieder hochgewürgt und nun hatte ich wieder ein Motiv, den Lord Satan vollzujammern. Daraufhin flippte der Lord Satan irgendwann aus und ordnete an, dass er es mir nun verbieten würde, die Renate zu besuchen! Was? Jawohl! Den ganzen Winter 1985/86 über sollte ich die Renate nicht mehr besuchen, "befahl" er. So?

Also gut, so besuchte ich eben die Renate nicht mehr... Auf einmal hatte ich Unmengen Zeit und wusste gar nicht, was ich damit tun sollte? War ich doch sonst nach der Arbeit immer gleich zur Renate gefahren und am Wochenende von früh bis abend bei ihr rumgesessen, so musste ich mir wohl eine andere Beschäftigung aussuchen.

Kurze Zeit, nachdem der Lord Satan diese Order an mich abgegeben hatte, flatterte in meinen Briefkasten ein Schreiben von der Renate: Hiermit wollte sie mir mitteilen, dass der Lord Satan zu ihr gesagt hätte, dass er was dagegen anzumelden habe, wenn ich ständig meine ganzen Probleme mit ihm zu ihr tragen würde, ich soll das gefälligst mit ihm selbst ausmachen. Zu diesem Zweck, habe er ihr gesagt, hätte er mir nun verboten, sie zu besuchen, drum hat sie sich auch gar nicht gewundert, dass ich nicht gekommen sei. Weiters hätte der Lord Satan angeordnet, wenn ich doch kommen sollte, so soll mich die Renate nicht mehr in ihre Bude lassen und mich einfach rausschmeißen. Der Lord Satan soll sehr verärgert gewirkt haben. Dass wir allerdings schriftlich in Kontakt bleiben würden, soll er erlaubt haben, drum schlägt sie nun vor, dass wir uns halt den Winter über schreiben. Seltsamer Weise wusste die Renate schon wieder alles, ohne dass ich etwas verraten hätte...

Weil mir nun die Decke zuhause auf den Kopf fiel, ging ich fort. Ich gammelte einfach in der Stadt rum während meiner Freizeit, weil ich zu nichts anderes Lust hatte. Voll in meine Lord-Satan-Gedanken verstrickt, störte mich jede Art von Amusement. Damit ich von den Leuten beim Rumgammeln nicht so seltsam angesehen wurde, gammelte ich vorwiegend in der Nähe vom Hauptbahnhof, wobei ich mich wie ein Penner anzog - damit war alles klar und niemand hielt es für nötig, mich anzuquatschen. Das war nämlich schon öfters passiert, dass ich auf der Straße von Leuten angesprochen wurde, ob es mir nicht gut ging oder Ähnliches, weil ich so rumhing. Eine Pennerin fragt niemand. Prima. So "pennte" ich am Hauptbahnhof umeinander: Fiel ich depressiv in ein Eck, wo ich dann hockenblieb und heimlich flennte, meinten alle Passanten, ich wäre besoffen und jeder ließ mich in Ruhe.

Alles in allem verlief sich alles und ich stand immer noch da und wusste nichts. Irgendwie, das merkte ich, hatte ich irgendetwas an Lord Satan nicht begriffen und ich rätselte rum, was das nur sein könnte.

Um mich auf andere Gedanken zu bringen, besuchte mich nun meine Schwester Atli und meinte, sie würde in die Discothek Kulisse gehen und ich sollte doch mitgehen. Da ich zu keinem eigenen Willen mehr stand, brauchte sie nicht viel Überredungskunst, um mich in die genannte Discothek mitzuschleppen. Diese Discothek entsprach aber überhaupt nicht meinem einstigen Stil, mehr oder weniger waren es ziemliche Schickimicki-Leute, die sie besuchten und die ganze Aufmachung war sehr auf dem "Kultur-Trip". Die Musik, die gespielt wurde, bestand aus Funk und Soul, wofür ich noch nie etwas übrig hatte. Aber prinzipiell war es mir egal, was ich tat und wo ich war und so ließ ich mich von meiner Schwester Woche für Woche in die Discothek Kulisse mitschleppen. Langsam, letztendlich auch von meiner Schwester dazu angestachelt, deckte ich mich mit Klamotten ein, die sich für die Discothek Kulisse ziemten, obwohl ich mich in diesen Kleidern null wohl fühlte. Da ich mich aber sowieso rundum unwohl fühlte, fiel es mir gar nicht besonders auf und ich meinte, angesichts der Umstände und der Zeit hätte ich wohl meinen Stil einmal umzuändern und auf "Disco" zu machen.

RAFA, 1987

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Fluch über Atli 


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