Seite erstellt:
geändert:

Rafa's Homepage

Name:
Satan

geboren:
überhaupt nicht. ERSCHAFFEN worden! Pff! *Nase rümpf*

wohnhaft:
7. Hölle, ganz arg down under...

Beruf:
Engel (fühlte sich dann später in seiner Aufgabe nicht mehr gefordert, die Branche war überlaufen, keine besonderen Aufstiegschancen, daher Umschulung zum Teufel)

Intelligenz:
einerseits reichlich dämlich (lässt sich von klugen Christen gern durch simpelste Tricks überlisten), andererseits so clever, dass er die ganze Welt verführt

Spezialgebiet:
alle Arten von Widerwärtigkeiten, Grausamkeiten und Verbrechen

Hobbies:
Seelen im Fegefeuer quälen, kleine Kinder in der Pfeife rauchen

Anatomie:
äußerst seltsam, goldene Strähnen im Bart, animalische Auswüchse, asymmetrisch, leicht gehbehindert (hinkt), Überschuss an Testosteron...

Sonstiges:
stinkt wie die Pest, badet gern in Schwefel

Inhaltsverzeichnis
 
Linguistisches:

Das Wort "Satan"
Das Wort "Teufel"


Satanisches:

Satan und die Ursünde
Ein Engel Gottes als Satan
Satan als Exekutive Gottes
Satan, Vater des Zweifels

Gottessöhne
Göttliche Oberflächlichkeit
Satan: Gehasst für die Wahrheit

Sacharja 3
seelische Nacktheit
Psalm 109
Satan im Neuen Testament

...ehrlich?

Ich denke, wir sind uns einig, dass derartiges nicht ganz den realen Tatsachen entspricht.

Wie alle eher märchenhaften Vorstellungen von gewissen Dingen hat allerdings auch diese ominöse Fantasie einen realitätsbezogenen Ursprung. Diesen Ursprung gilt es mir zu finden. Daher streiche ich vorerst alle fiktiven Bilder, unter deren angekratzter Oberfläche ich weitere Bilder finde und untersuche stets, ob sich nicht noch etwas darunter befindet.

Das genannte Bild einer anatomischen Missgeburt (Verzeihung, Missschöpfung *g*) kratze ich an und finde es als die Schminke einer mittelalterlichen Kirche, die aus geläufigen Komponenten antiker Gottheiten (z.B. Pan) eine Figur christlicher Mythologie zu verzerren trachtete. Aber auch das Bild der christlichen Mythologie will ich nicht heil lassen und kratze und zerstöre und will sehen, was darunter ist. Um mir die vielen Zwischenbilder zu ersparen, bediene ich mich gleich des möglichst ursprünglichsten Bildes der Christenheit, dem aus der Bibel.

Das Wort "Satan"

Das Wort שטן (Satan) ist eine Bezeichnung aus der hebräischen Sprache mit folgenden Bedeutungen:

Das Wort "Teufel"

Das deutsche Wort "Teufel" ist dem hebräischen Begriff טפל [top(h)el] entlehnt.

Dieses bedeutet

Einen Teufel als (metaphysisches) Wesen gibt es im Alten Testament nicht.

Satan und die Ursünde

Die erste und inhaltlich älteste Geschichte im Christentum, die man mit Satan assoziiert, ist meist der biblische Sündenfall, Adam und Eva, der verbotene "Apfel" (Apfel = lat. malum; (Baum des) Gut(en) und Böse(n) = lat. bonum et malum) und ... die Schlange. So lasst mich denn der Schlange den Kopf zertreten, schließlich bin ich ein Weib (1. Mose 3,15).

1. Mo. 3,1
Aber die Schlange [haNehosch] war listig, mehr als jedes Getier des Feldes...

So sehr diese Stelle mit Adam und Eva, dem Apfel und dem Satan in Gestalt einer Schlange assoziiert wird, aber das alles sind Fehlinterpretationen: an dieser Stelle gibt es keinen Satan!

Der Akteur der Verführung war eine vollkommen gewöhnliche, völlig irdische, ganz normale Schlange.

Der Satan kommt also in der Sündenfallgeschichte gar nicht aktiv vor! Er ist als Figur gar nicht dabei. Er wird dort auch gar nicht genannt! Es heißt nicht: "Der Satan sprach zu Eva...", sondern die Rede ist nur von einer Schlange, haNehosch.

die Schlange als Symboltier der Unsterblichkeit

Die Geschichte mit der Schlange hat ihren Ursprung wohl in vorjüdischen Legenden. So reist beispielsweise der sumerische Held Gilgamesch zu Utnapischtim (dessen Name "der Tag des Lebens" bedeutet), den Überlebenden der Sintflut, und lässt sich von ihm das Geheimnis der Unsterblichkeit erklären. Dieses sei zu finden in einem Kraut, das auf dem Meeresboden wächst. Gilgamesch gelingt es auch, dieses Kraut zu finden und zu bergen, doch eine Schlange nimmt es ihm fort:

Utnapischtims Rede zu Gilgamesch, 11. Tafel, 266 ff:

266 "Ein Verborgenes, Gilgamesch, will ich dir enthüllen,
267 Und ein Unbekanntes will ich dir sagen:
268 Es ist ein Gewächs, dem Stechdorn ähnlich,
269 Wie die Rose sticht dich sein Dorn in die Hand.
Wenn dies Gewächs deine Hände erlangen,
270 Findest du das Leben!"

285 Da Gilgamesch einen Brunnen sah, dessen Wasser kalt war,
286 Stieg er hinunter, sich mit dem Wasser zu waschen.
287 Eine Schlange roch den Duft des Gewächses.
288 Verstohlen kam sie herauf und nahm das Gewächs;
289 Bei ihrer Rückkehr warf sie die Haut ab! *

(* Die Häutung der Schlange galt als Symbol der Unsterblichkeit)

290 Zu der Frist setzte Gilgamesch weinend sich nieder,
291 Über sein Antlitz flossen die Tränen:
292 "Ach rate mir doch, Schiffer Urschanabi!
293 Für wen, Urschanabi, mühten sich meine Arme?
294 Für wen verströmt mein Herzblut?
295 Nicht schafft ich Gutes mir selbst -
296 Für den Erdlöwen wirkte ich Gutes!

 

"Erde" heißt auf sumerisch "Ki" - womöglich ist mit dem Erdlöwen die Gottheit Ki-ngu gemeint, aus dessen Blut die Menschen gemacht sind?

Vielleicht ist der "Erdlöwe" auch das Raubtier auf der Erde, das auf seinem Bauche kriechen und letztendlich Erde fressen soll, sein Leben lang...?

Wenn man Satan also wirklich finden will, dann nur in den ältesten (unverfälschsten) Texten und von dort aus weiter, wohin seine Spur führt...

Ein Engel Gottes als Satan

Eine höchst sonderbare und seltsame, biblische Geschichte ist die des Bileam (4. Mos. 22).

Bileam schien als ein geschätzter Wahrsager oder Zauberer zu gelten, denn als der König Balak sich von den anrückenden Israeliten bedroht sah, sandte er Boten aus, Bileam zu bitten, die Israeliten zu verfluchen. Als die Boten bei Bileam eintrafen, bat sich dieser aus, über Nacht eine Entscheidung Gott Jhwhs abzuwarten, die er den Boten am Morgen berichten wollte.

Das Ganze erinnert stark an "die Befragung der Götter im Bettgemach", zu Neudeutsch: Traumdeutung.

Tatsächlich kam in der Nacht Gott (Elohim) zu Bileam und fragte (!), als wenn er es nicht wüsste, wer denn der Besuch sei. Bileam antwortete "dem Gotte" - el HaElohim - zu der (=dem) Gott. Bileam berichtete am Morgen den Gesandten des Balak das Wort Gott Jhwhs, das zu deren Ungunsten ausfiel.
Als ein zweites Mal Boten eintrafen, rechtfertigte sich Bileam, dass er nicht gegen das Geheiß "Jhwhs, Elohoy" - also Jhwh, seines Gottes - die Israeliten verfluchen könnte. Wiederum wollte Bileam das Wort Gott Jhwhs in der Nacht abwarten und wiederum kam Gott (Elohim) zu Bileam in der Nacht. Diesmal gewährte der Gott dem Bileam, mit den Boten des Balak zu reisen.
Als Bileam aber am Morgen seine Eselin sattelte und mit den Boten zog, entflammte just DESWEGEN der Zorn Gottes (Elohim) und es stellte sich der Engel Jhwhs - maleak Jhwh - an Bileams Weg, um sich ihm zu widersetzen - lesatan. Nachdem des Bileams Eselin diesem Engel 3 mal auszuweichen versuchte und sie Bileam dafür schlug, öffnete Gott Jhwh den Mund der Eselin, die sich daraufhin lustig mit ihrem Reiter unterhielt. Diesem erschien dies gar nicht sonderbar. Erst als Gott Jhwh auch noch die Augen des Bileam öffnete, wurde dieser des maleak Jhwh, des Engels, gewahr. Der Engel stellte sich vor mit den Worten: "Siehe ich, ich zog aus als lesatan (als Hinderer)..." um Bileam an seinem Wege zu hindern, weil dieser Gott nicht gefiele.

Bezeichnend ist an der ganzen Geschichte, dass hier ein auffallend unschlüssiges Entscheidungsverhalten Gottes vorliegt. Als könne Gott seine Entscheidungen nicht mit der nötigen Konsequenz durchsetzen, spricht er sich zuerst gegen, dann für die Reise des Bileam aus. Kaum ist dieser jedoch abgereist, schickt er ihm einen satanischen (hindernden) Engel nach, der Bileam nach ein paar zaghaften Störmanövern dann DOCH weiterziehen lässt.

Ein beliebiger, namenloser Engel Gottes tritt hier im Dienste und im Sinne Gottes als "Satan" auf, als Widersacher und stellt sich einem Menschen in den Weg. Ganz deutlich wird hier, dass Gott Sataniym für seine Zwecke benutzt, um sich seinen eigenen Plänen und Anordnungen in den Weg zu stellen, als sei Gott ein zweigeistiges Wesen, das seine eigenen Entscheidungen erst in der Praxis mit sich selbst ausfechten müsste.

Da Gottes Wort (Logos) zugleich Gott selbst, sowie Gottes Wort aber auch die Ausführung und Realisation dieses Wortes ist, so dass allein durch das Wort erschaffen ist - d.h. im Rückschluss dass das Erschaffene nicht mehr als Gottes Wort, Gottes Plan, Gottes Geist und damit Gott selbst ist - ist diese Welt und dieses Sein nichts anderes als Gottes Denken, Gottes Wort, Gottes Erleben.

Dieses Sein, dieses Welt ist Gott, der sich gerade selbst erschafft.

Und wie alles Entstehende braucht das Wachstum Barrieren, gegen welche sich das Entstehende durchsetzen muss. Was wächst, erstarkt, wenn es ein Hindernis überwunden hat. Ist Satan Gottes Impfstoff?

Satan als Exekutive Gottes

Die erste Stelle in der Bibel, an der Satan als solcher ganz direkt genannt wird, ist die 1. Chronik 21,1:

1. Chr 21,1
Und {2. Sam. 24} Satan stand auf wider Israel und reizte David an, Israel zu zählen.
2 Da sprach David zu Joab und zu den Obersten des Volkes: Gehet hin, zählet Israel von Beerseba bis Dan; und berichtet mir, damit ich ihre Zahl wisse...

dazu aber:

2. Sam. 24,1
Und {1. Chron. 21} der Zorn Jehovas entbrannte abermals wider Israel; und er reizte David wider sie, indem er sprach: Gehe hin, zähle Israel und Juda!
2 Da sprach der König zu Joab, dem Heerobersten, der bei ihm war: Gehe doch umher durch alle Stämme Israels, von Dan bis Beerseba, und mustert das Volk, damit ich die Zahl des Volkes wisse...

Was einmal als normaler "Zorn Jehovas" gedeutet ist, wird an anderer Stelle "Satan" genannt. Satan wird verstanden...

Satan, Vater des Zweifels

Siehe hierzu auch:
Bibelexegese Hiob

Das einzige Buch des Alten Testaments, das etwas näher auf Satan eingeht und in dem dieser eine wesentliche Rolle spielt, ist Hiob. Es ist einer der ältesten Texte, die in die Bibel aufgenommen wurden. Man ist sich heute größtenteils einig, dass es keine authentische Geschichte erzählt, sondern es seit jeher mehr als Legende, als Märchen gedacht war.

So findet sich in der Hiob-Geschichte aufgrund der vielen verschiedenen Geschichten der Weisheitsliteratur mesopotamischer Völker, aus der sie zusammengeflickt ist, eine Menge verschiedener Bezeichnungen für Gott (aber auch eine Menge Vorstellungen von den jeweiligen Gottesfeinden innerhalb der entsprechenden Religionen), siehe Bibelexegese Hiob.

Sehr deutlich unterscheidet sich von all diesen Götter-und-Ungeheuer-Geschichten auch schon bez. des literarischen Stils die Passage(n) vom Dialog der rein jüdischen Gottfigur Jhwh mit חשטן [HaSatan], dem Widersacher.

Auch in der Prosaerzählung vom sumerischen Hiob wirkt bereits ein destruktiver Geist mit, der sogenannte "Betrüger", der von der Gottheit nicht zur Rechenschaft gezogen wird - weil er die Gottheit betrog oder weil er im Auftrag der Gottheit (die Menschen) betrog?.

Interlinearübersetzung: Hiob 1, Vers...
6 Und (er) war (nun) der Tag, und (sie) kamen (die) Söhne Gottes, (um) zu stellen sich auf (=vor) Jhwh, und er (=es) kam auch der Widersacher [HaSatan] in ihre Mitte.
7 und (er) sprach Jhwh zu der (=dem) Widersacher: Woher du kommst? Und er (=es) entgegnete der Widersacher Jhwh und (er) sagte: Von (einem) Umherschweifen in (=auf) der Erde und von (einem) Wandeln hin und her in (=auf) ihr!
8 Und er (=es) sprach Jhwh zu der (=dem) Widersacher (=Satan): Etwa du hast gesetzt dein(e) Herz (=Aufmerksamkeit) auf mein(en) Diener Ijob, dass nicht ist wie er (=seinesgleichen) in (=auf) der Erde, (ein) Mann rechtschaffen(er) und gerade(r), fürchtend(er) Gott und abwendend(er) sich von (dem) Bösen?
9 Und (=Da) (es) entgegnete der Widersacher (=Satan) Jhwh und (er) sagte: Etwa umsonst er (=es) ist fürchtend(er) Ijob Gott?
10 Etwa nicht du (selber) (du) umheg(te)st in bis (=ganz und gar) ihn und in bis (=sogar) sein(e) Haus(gemeinschaft) und in bis (=auch noch) all(es), was zu (=gehört) ihm von Umkreis (=ringsum)? (Das) Werk seine(r) (zwei) Hände du hast gesegnet und sein Besitz (er) breitet(e) sich aus in dem Land.
11 Und (=Aber) hingegen, schicke (=strecke aus) doch deine Hand und berühre (=taste) in (=an) all(es), was zu (=gehört) ihm, wenn (=ob) nicht auf (=in) dein(e) Gesicht(er) er verflucht dich?
12 Und er (=es) sprach Jhwh zu der (=dem) Satan: Siehe, all(es), was zu (=gehört) ihm, (sei) in deine(r) Hand, nur zu (=gegen) ihn nicht du wirst (=sollst) schicken (=ausstrecken) deine Hand! Und (=Darauf) ging hinweg der Widersacher (=Satan), von mit (=weg von) Gesichter (=dem Angesicht) Jhwh(s).

Fließtext, Schlachter-Übersetzung:

6 Es geschah aber eines Tages, dass die Söhne Gottese vor den Herrn traten, und unter ihnen kam auch der Satan.
7 Da sprach der Herr zum Satan: Wo kommst du her? Und der Satan antwortete dem Herrn und sprach: Vom Durchstreifen der Erde und vom Umherwandeln darauf!
8 Da sprach der Herr zum Satan: Hast du meinen Knecht Hiob beachtet? Denn seinesgleichen gibt es nicht auf Erden, einen so untadeligen und rechtschaffenen Mann, der Gott fürchtet und das Böse meidet!
9 Der Satan aber antwortete dem Herrn und sprach: Ist Hiob umsonst gottesfürchtig?
10 Hast du nicht ihn und sein Haus und alles, was er hat, ringsum eingehegt? Das Werk seiner Hände hast du gesegnet, und seine Herden breiten sich im Land aus.
11 Aber strecke doch einmal deine Hand aus und taste alles an, was er hat; lass sehen, ob er dir dann nicht ins Angesicht absagen wird!
12 Da sprach der Herr zum Satan: Siehe, alles, was er hat, soll in deiner Hand sein; nur nach ihm selbst strecke deine Hand nicht aus! Und der Satan ging vom Angesicht des Herrn hinweg.

Gottessöhne

"Die Söhne Gottes" heißen im Original "beney ha'Elohiym". Mit beney wurden einige Sätze vorher auch die Söhne des Hiob bezeichnet, es handelt sich hier also um ganz normal gezeugte Nachkommen. Der Begriff ha'Elohiym KANN auch als Plural von Elowah (irgendeine Gottheit) gesehen werden, womit es hieße "die Gottheiten". Es wären dann "die von den Gottheiten gezeugten Söhne" gemeint. Wiedergegeben ist es allerdings als "die Söhne (des) Gottes", wobei ha'Elohiym als der einzelne, göttliche Herr verstanden ist.
Auch an der berühmten und bezweifelten Stelle 1. Mo. 6,2, an der die Söhne des Gottes nach den Töchtern der Menschen begehrten, wird der Begriff beney ha'Elohiym verwendet.

Unter den beney ha'Elohiym, den Söhnen des Gottes, war in der Geschichte um Hiob also auch HaSatan, der Satan, der Widersacher, der sich gemeinsam mit ihnen vor Jhwh (auf)stellt.

Da die meisten bei "Söhne Gottes" sofort an um Gott flatternde, dienende Engel denken, verstehen sie das Szenario wohl eher als eine himmlische Ratsversammlung, gleich einer irdischen der Adligen und Obersten des Volkes im Thronsaal des Königs. Aber vielleicht handelt es sich bei der Zusammenkunft mehr um ein Familientreffen: die Söhne und ihr Vater oder ihre Väter treffen sich auf ein Gelage? Dabei unterhält sich so ein göttlicher Vater, hier Jhwh, mit seiner Brut, hält mit diesem und jenem der Söhne ein Pläuschchen und trifft dabei auch auf den Widersacher unter ihnen, fragend: "Na, mein Junge, wie gehts, was treibst du denn so, wo kommst du denn her?"

"Woher kommst du?" fragt Jhwh den Widersacher unter den göttlichen Söhnen und dieser antwortet: "Vom Umherschweifen auf der Erde und vom hin- und herlaufen auf ihr." Welcher Herrscher fragt seinen Diener bei der Ratsversammlung, woher er denn käme? Was ist das für ein Herrscher, der das nicht wüsste?

Da sich die göttlichen Söhne mit Menschentöchtern einließen und auch offenbar ganz selbstständig auf der Erde (und sonstwo) umherschweiften, wie es ihnen beliebte, kann man bei der himmlischen Gesellschaft mehr auf einen Familienbetrieb schließen, in der Hierarchie und Gesetz bei weitem keine so große Rolle spielte, wie von vielen allgemein angenommen wird. Die Familie ist in mesopotamischen Breiten DIE Gemeinschaft schlechthin, so dass man sich auch die Götter in einer solchen formiert vorstellte. In antiken, kleinasiatischen Religionen gibt es stets eine oder mehrere Götterpaare, die auf irgendeine Art von Vereinigung - gängige Vorstellung war durchaus herkömmliche, sexuelle Vereinigung - göttliche Kinder in die (Götter-)Welt setzten. In der babylonischen, auch in der ägyptischen, selbst in griechischer und römischer Götterwelt war alles miteinander verschwägert, verbrüdert, versöhnt. Streit und Rivalität unter den göttlichen Geschwistern, ja selbst gegen die Familienoberhäupter galten andererseits ebenso als gängig. Man schloss hier ganz offensichtlich wieder einmal vom menschlichen Dasein auf das göttliche. Die familiäre Darstellung der himmlischen Versammlung ist wohl ein Relikt aus solcher nicht-jüdischer, polytheistischen Weltsicht.

Göttliche Oberflächlichkeit

Während sich die Gottheit Jhwh simpel an der Gottesfürchtigkeit eines Menschen erfreut und es ihr genügt, den Dienst Hiobs zu genießen, fragt Satan nach den Hintergründen und zieht logische Schlussfolgerungen der Sorte "Ursache-Wirkung" bzw. Kosten-Nutzen-Rechnung. "Etwa umsonst fürchtet Ijob seinen Gott?" Satan ist nicht der Typ, der sich von (menschlichem) Bauchgepinsel beeindrucken lässt, sondern er will genau wissen, was dahintersteckt. Skeptisch fordert er eine Prüfung der Sachlage.
Er ist der nüchterne Zweifler zugunsten der nackten Wahrheit.

Wie auch immer möchte ich dem satanischen Beispiel umgehend Folge leisten und hinterfrage das Verhalten der Kontrahenten im göttlichen Dialog: Es ergibt sich rein logisch die Ausgangssituation, dass weder Jhwh noch Satan allwissend zu sein scheinen, denn eine Allwissenheit führte jeden Zweifel sowie jede Prüfung ad absurdum.

Sollte die durchgeführte Prüfung bez. Hiobs Gottesfurcht einen Beweis für Satan darstellen, stellt sich die Frage, welchem Minderwertigkeitskomplex Gott erlegen war, so dass er sich von Satan ans Bein gepinkelt fühlte und es für nötig befand, offensichtliche Dinge unter Beweis zu stellen. Insgesamt erweckt die Erzählung doch die Vermutung, dass es Gott sehr wichtig ist, wer ihm huldigt, dass er darauf sogar fast stolz zu sein scheint und sich vor anderen metaphysischen Figuren damit brüstet, womit er rein psychisch natürlich auch einer gewissen Beweispflicht obliegt.

Satan: Gehasst für die Wahrheit

Dass eine Figur, die sein Wesen hinterfragt, zumindest dem Menschen sehr zuwider ist (und wie weit einem Gott zuwider?), steht außer Frage.

Der Mensch, der sich recht wohl fühlt in seiner Selbstbetrachtung als seinem Gott wohlgefälliger Diener, widerstrebt es, diese Dienerschaft anzweifeln zu lassen: Meist aus purem Egoismus ist er nämlich seinem Gott der Diener und die Dienerschaft ist daher schwer in ihrem den Menschen so beweihräuchernden Edelmut geschmälert. Nicht seinem Gott dient mancher Mensch, sondern seiner eigenen Genusssucht - er dient zugunsten der Sehnsucht und der wohligen Wärme, sich als braves Kind fühlen zu dürfen. So manchen Menschen kann man auch heute noch im Jesus-Kult seine Gottheit zu Tode dienend beobachten, d.h. vor lauter seelischer Geilheit aufs Dienen huldigt mancher Gläubige in derartig konzentrierter Selbstbefriedigung, dass dabei Jesus nebenher unbemerkt verrecken könnte (wäre er nicht längst tot).

Und Satan ist die unbequeme Figur, die dieses Handeln hinterfragt und den dargestellten, edlen Charakter solchen dienenden Wesens anzweifelt.

Eigentlich ist der Verruf und das Aufgeschrei gegen Satan durch die jeweiligen Menschen nur bestes Indiz dafür, dass Satan Recht hat! Gegen die Erkenntnis, gar nicht der gute Diener der Gottheit zu sein, sondern nur der selbstbeweihräuchernde, geistige Onanist, wehrten sich die Menschen schneller, als es ihnen selbst bewusst war: und schon verleumden sie den Skeptiker, den Aufdecker, den Erkenntnisgeber ... und zwar als einen Lügner.

"Ist dein Edelmut etwa nur Egoismus?"
"Nein, ist nicht wahr - du lügst!!!"

ertappt.

"Geh hin und decke die Wahrheit auf" ist Jhwhs Wunsch und Satan geht und handelt nach seiner Art, realisiert sich selbst.

...weswegen ihn die Menschen so sehr hassen? Die Menschen, die ihre Blöße so gerne schamhaft hinter Hüllen verstecken...

So wird auch in der Hiob-Geschichte großer Wert darauf gelegt, die Blöße Hiobs nicht zur menschlichen Schamhaftigkeit aufzudecken, sondern sie zu verschleiern.

Bis zum Ende des Buches geht es einzig und allein darum, des Hiobs letztes erquickliches Gut, mit dem dieser Mann seine eigene Seele verbirgt und verkleidet, zu bewahren:

"Hi. 6,10 So würde noch mein Trost sein, und ich würde frohlocken in schonungsloser Pein,
dass ich die Worte des Heiligen nicht verleugnet habe."

Gut will er sich wissen, der Hiob!
Das ist alles, was er noch will und Urgrund allen Wollens, das er je wollte.
Und hiermit gesteht der für Hiob sprechende menschliche Autor das von Satan entblößte, wahre Trachten des Menschen (womöglich sogar unbeabsichtigt) ein: allein um seinen eigenen Willen geht es dem Menschen, sein ganzes Wesen ist ein einziger Hedonismus, allein sich selbst will der Mensch dienen - aber Gottesdienst schiebt er dafür vor (und dafür sei er angeklagt)!

Satan ist dabei lediglich die klärende Instanz, die aufzeigt, was Tatsache ist.

Sacharja 3

Auch im Sacharja tritt der Satan auf den Plan, um auf jemanden einzuwirken, damit dieser seine Maske fortreißt und sein wahres Gesicht zeigt.

Sacharja 3
1 Und er ließ sehen mich J(eh)oschua den Priester, der große (=den hohen), stehend(er) zu Gesichter (=vor) (dem) Bote(n) Jhwh(s), und der Satan (war) stehend(er) auf (=an) seine(r) Rechte(n) zu anklagen (=anzuklagen) ihn.
2 Und (=Aber) er (=es) sprach Jhwh zu dem Satan: Er (=Es) bedroht Jhwh in dir (=dich), der (=o) Satan, und (=ja), er (=es) bedroht Jhwh in dir (=dich), der Erwählende Jerusalem! Etwa nicht dieser (=das ist) (ein) Holzscheit, entrissen(es) vom (aus dem) Feuer?

Doch Jhwh springt dem Satan dazwischen und fährt ihn drohend an, um den Mann, an dem Satan sein Werk tun will, davor zu bewahren.

Nicht dass Satan an diesem Mann nichts mehr zu tun fände, aber der Mann wurde (von Jhwh) dem Feuer entrissen, er steht unter Jhwhs persönlichem Schutz. Es scheint sich Jhwh bei der Wahl seiner Männer, für die er sich einsetzt, nicht danach zu richten, ob diese (vom Feuer) geläutert sind oder nicht, denn er lässt weder zu, dass ihre unreinen Kleider bis auf die nackte Haut vom Feuer verbrannt werden, noch dass sie der Satan auf seine unsanfte Weise dazu bringt, sich die Kleider (vormals: Maske) selbst vom Leib zu reißen, sondern Jhwh lässt den Seinen einfach neue Kleider überstülpen:

Sacharja 3
3 Und (=Indes) J(eh)oschua (er) war bekleidet(er) in (=mit) Kleidern schmutzige(n) und (so) stehend(er) zu Gesichter (=vor) der (=dem) Bote(n).
4 Und (d)er antwortete (=hob an) und (er) sprach zu die (=den) Stehenden zu seinen Gesichtern (=vor ihm), zu sagen (=sagend): Macht wendend (=Entfernt) die Kleider, die schmutzigen von (auf) ihm!

Ob nun Jhwh seinem Mann J(eh)oschua dessen Kleider gründlicher, schonender, reiner entfernt, als es Satan zu tun gedachte... - dem Spektakel des Kleiderwechsels liegt die Einstellung zugrunde, dass niemand aus sich selbst heraus rein sein/werden kann, dass noch nie ein reiner Knabe von einem Weibe geboren wurde, dass es keinen gäbe, der ohne Sünde sei - wie auch immer man es zum Ausdruck bringen mag: Jhwh nimmt den schmutzigen Frack (Sünde) einfach von dem Menschen und zieht ihm Festtagskleider an.

Sacharja 3
4 ...Siehe ich habe fortgenommen von (auf) dir deine Schuld und (ein) Anlegen (=bin anlegend) dir Festgewänder!

Die Schuld-Fortnahme findet im Neuen Testament dann durch Jesus, die Personifizierung der Gnade, ihre Fortsetzung.
 

seelische Nacktheit

Satan ist im Alten Testament also derjenige, der das ungeliebte Wesen eines Menschen (ja sogar das ungeliebte Wesen Gottes, nämlich den Zorn), was im Christentum als "Schuld" verstanden wird, aufdeckt und das wahre Wesen entblößt.

So hat sich der Mensch aus Scham um die Blöße seines Wesens aber auch als Schutz vor äußeren Einflüssen auf sein empfindliches Wesen ein Kleid angelegt: Der Mensch mag sich nicht zeigen, schon gar nicht sich berühren lassen und was ihm vollkommen zuwider ist, ist eine Einwirkung, Formung seines Wesens. Das Kleid des Menschen ist zwangsläufig schmutzig, dient es ja auch zum Verkriechen, zum Verstecken, zur Vortäuschung, dass hier nichts Interessantes wäre und damit grundsätzlich zur Falschheit.

Gott-Jhwh ist laut Bibel also derjenige, der dieses schmutzige Kleid von seinen Auserwählten entfernt und den Menschen in ein sauberes Kleid verstec... äh hüllt.
Satan ist dagegen derjenige, der den Menschen dazu bringt, das Kleid einfach auszuziehen.

Nun wäre es doch an der Zeit, sich der Nacktheit nicht zu schämen, so wie einst im Paradies:

1. Mose 2,25
und sie waren beide nackt, der Mensch und sein Weib, und schämten sich nicht.

Natürlich fordert Nacktheit neben dem Mut zu sich selbst auch eine gewisse Stärke, denn die schützende Kleiderhülle schirmt nicht mehr ab gegen alles, was die Haut (oft schmerzlich) trifft. Aber die notwendige Stärke ergibt sich im Lauf der Zeit ganz von selbst. Nacktheit ist reine Gewöhnungssache.
 

Psalm 109

Siehe hierzu auch:
Psalm 109

In diesem Psalm ist der Begriff "Satan" nur mit einem unbestimmten Artikel, nämlich wesatan = ein Satan genannt. Aus dem Text geht auch klar hervor, dass es sich beim genannten Satan nicht um DEN Satan handelt, sondern lediglich um beliebige (menschliche) Ankläger und Bösewichte, nämlich die Gegenspieler des David.

6 Bestelle auf (=wider) ihn (einen) Bösen, und (=dass) (ein) Ankläger [wesatan] (er) steht auf (=zu) seine(r) Rechte(n)!

20 Diese (=Das) (ist) (die) Belohnung (für) meine Befehdenden (=mich Befehdende) [sotenay] von mit (=seiten) Jhwh(s), und (für) die Redenden Bös(es) auf (=wider) meine Seele (=mich)!

ושטן [wesatan] ein Ankläger
Als Plural von [wesatan] kann [sotenay] verstanden werden:
שטני [sotenay] Befehdende (Plural)
Zugunsten der Betonung des o durch das w schreibt sich in Ps.109,29 [sotenay] auch in folgender Weise:
שוטני [sowtenay] Ankläger, Kläger (Plural)

29 Sie (=Es) werden (=müssen) sich kleiden mich Anklagende (=meine Kläger) [sowtenay] (mit) Schmach, und sie werden (=müssen) umlegen sich wie (einen) Mantel ihre Schande

 


Es folgt:
Satan im Neuen Testament


RAFA's satanic site
© by RAFA