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Rafa's Homepage

Wohl nur jemand, der noch völlig in christlicher Vorstellung und Mentalität verstrickt ist, findet in den folgenden Zeilen einen Sinn:

Gebet

by Charles Baudelaire
aus "Die Blumen des Bösen"

Lob sei und Ruhm dir, Satan, hoch am Himmelsrund,
Wo du einst herrschtest, und im tiefen Höllenschlund,
Wo du besiegt in Stille Träumen hingegeben!
Unterm Erkenntnisbaume lass mich bei dir leben
Und meine Seele ruhn, wenn sich die Zweige recken,
Die wie ein neuer Tempel deine Stirn bedecken!

Außerdem auf einer Extra-Site: Ad Arimane
 

Gesang an Luzifer

by Alexander von Bernus

Fürst Luzifer, höre die Stimme
Von Einem, der wohl um Dich weiß!
Wenn ich Deine Bergwelt erklimme
In Schnee und in ewiges Eis,
Trittst Du aus der Felswand und ründest
Das Licht um den Pol Deines Helms,
Gebietest dem Tag und entzündest
Die Feuer Sankt Elms.

Du sendest den goldenen Regen
Und läutest in großem Getön
Mit sieben metallenen Schlägen
Von unübersehbaren Höhn
An des Himmels umwölbender Schale
Die Stunde des längsten Tags ein,
Und alle entflammten Fanale
Des Mittags sind Dein!

Fürst, Du bist es, dem wir gehören,
Uns überall nah und bewusst,
Und wenn wir Dich jemals verlören,
Das wär unser letzter Verlust.
Hier aber, hier tust Du Dein eigen
Und unser Geheimnis uns kund.
In einsam beschworenen Schweigen,
Da redet Dein Mund.

Wir alle sind Töchter und Söhne
Vor Dir, Du verliehst uns den Tod;
Wir danken Dir, König, verwöhne
Uns nicht so mit Liebe und Not!
Was wären wir ohne Dich - Träume
Der Götter, nicht hier und nicht dort,
Ergossen durch endlose Räume,
Nur Schatten vom Wort.

Im Seelenmeer flutend, so viel nicht
Als Schemen, noch ärmer als blind,
Hättest Du uns das flackernde Ziel nicht
Erhöht und gemacht, dass wir sind.
Das kam uns von Dir, Fürst - kein Andrer
Als Du gab uns dieses Geschenk,
Nun sind wir Weltfreier, Weltwanderer,
Der Herkunft gedenk.

Wir lieben den Tod, denn nur er ist
Wahrhaftig, weil einzig der Sinn
Des Lebens in ihm und Gewähr ist
Für die Seele: ich war und ich bin..
Du formtest sie selber zum Spiegel
Der Welt als ein zeitloses Pfand
Der Schönheit - das brennende Siegel
In Salomos Hand.

Du kamest zur Eva als Schlange
Du bliesest als Pan die Syrinx,
Du sangst im Sirenengesange,
Du gabst uns das Rätsel der Sphynx.
Wir lösten es nicht, es verschweigt sich
Solange noch Du in uns brennst,
So lang lebt auch sie noch und zeigt sich
Als Mittagsgespenst.

Ich denke zurück an all jene
Gelobten Gestalten von eh,
An alles vor Zeiten Geschehne
Durch Dich auf dem Land und zur See,
An Halbgötter, die sich beim Baden
Den Töchtern der Menschen gesellt
In Grotten an Muschelgestaden
Der erstlichen Welt.

Und früher, noch früher: Lemurien,
Von dem uns die Sage erzählt,
Garten Eden, wo noch keine Furien
Die Seelen gejagt und gequält.
Erhöht zwischen Himmel und Erde
Wie Morgengewölk: Paradies,
Draus uns mit dem blitzenden Schwerte
Der Cherub verstieß.

Das war einzig Dein Werk, Verführer!
Wir brachen Jehovas Gebot,
Weil Du uns besaßest, Aufrührer!
Die Frucht, die Du botest, war rot,
So rot wie das Blut unsres Leibes,
Wie die Sünde, die uns nicht mehr lässt -
O Fall mit Versuchung des Weibes,
Du flammendes Fest!

Atlantis, ein Weltalter später.
Damals lag die Scholle noch brach,
Weil noch kein mit Weizen besäter
Acker die Ernte versprach.
Von Nebeln und dunstigen Massen
Verhängt im erst dämmernden Licht
Der Sonne; da lernten wir hassen,
Doch lieben noch nicht.

In Nifelheims Gründen mit Drachen, Mit Riesen und Zwergen vertraut, Hat lang noch die Seele im Wachen Die Götter gesucht und geschaut. So lang lag die Geisterwelt offen, Bis Hödur, sein blinder Genoss, Den hellsehenden Baldur getroffen Mit Lokis Geschoss.

Damals da begab sich's, dass Schatten
Die Augen befielen: wir sahn
Die Götterwelt nicht mehr es hatten
Die Seelen den Himmel vertan.
Das Dunkel war lange geduldig.
Wir aber beschworen den Schein
Und machten uns allesamt schuldig,
Um wissend zu sein.

Wir sind nicht Geschwister des Abel,
Wir sind die Erzeugten des Seth -
O ewiger Turmbau zu Babel!
O Seelen, bewusst und beredt!
Aus den Paradiesen vertrieben,
In Zweisamkeit furchtbar allein,
Sind Dir, Fürst, wir alle verschrieben
Im Zeichen des Kain.

Den Fabelzug seh ich des zweiten
Dionysos wild sich ergehn
Hin über die östlichen Breiten
Mit Satyr und Faun und Silen.
Doch ließ er in weltweiten Reichen,
Durch die er hindurchkam im Zug,
Den Weinstock als göttliches Zeichen
Zurück und den Pflug.

Ihr frühen Heroen, wann bauten
Seitdem wieder Hände sich je
Ein Meerschiff wie ihr, Argonauten?
O Irrfahrt auf windiger See!
Du ferne missdeutete Kunde
Von Hellsicht und innerem Tag!
So vieles ging damals zu Grunde
Als Troja erlag.

Aufwiehern gejagter Kentauren:
Wie schüttert der Hufschlag und staubt!
Wo Mädchen im Uferschilf kauern,
Hat Einer die schönste geraubt,
Er trägt auf dem Rücken mit Röhren
Sie fort durch die steinige Furt
Bergein ins Geklüft unter Föhren
Zu jäher Geburt.

Ein wildernder Chor: Amazonen,
Auf Männerraub aus und auf Krieg.
Weh Dem, der um bei euch zu wohnen,
Sich in euer Bergland verstieg!
Und in babylonischer Ebene
Ihr Andern, geschmeidig und schmal,
Der reiferen Sünde Ergebene,
Ihr Töchter des Baal!

Verwischten sich ganz eure Fährten,
Ihr Wunder der Wollust, ihr Fraun?
Wo sind deine hängenden Gärten,
Semiramis? Starb das Geraun
Der Liebe in blauen Triremen,
Cleopatra? Insel im Meer,
O Lesbos! Ihr Schwestern, ihr Schemen,
Ich singe euch her!

Noch einmal verschmilz deiner Klage
Die Strophen zum Trost und zum Tod:
Umflogen vom Vogel der Sage
Begleitet uns, Sappho, dein Boot.
Auch ihr kamt, auch ihr, die wir feiern:
Aspasia, dich kannte ich gut,
Und alle, euch all, ihr Heteiren,
Wie brennt ihr im Blut!

Erwählte in purpurnen Zelten
Im Zug Alexanders voll Pracht
Getragen von Welten zu Welten
Als höchste Trophäen der Schlacht:
Ihr Töchter aus Königsgeschlechtern,
So riss euch der maßlose Stern
Mit fort unter feiernden Fechtern
Der Herrn aller Herrn.

Er aber, er selbst, Alexander:
Verleibte Achill sich in ihn?
Lag ihm noch im Ohr der Skamander?
Wars das, was ihn drängte zu ziehn?
Hin trug er sein wanderndes Zeltreich,
Von Dir, Fürst, beflügelt von Dir,
Sein Machtziel: ein schwindelndes Weltreich
In Deinem Panier.

In der Könige Reihe der achte
War er, aber den das Gesicht
Als neunten verhieß, der entfachte
Im Dunkel der Weltnacht das Licht.
So unüberwindlich war alles,
Was Dein Zeichen, Luzifer, trug,
Bis unter der Wucht Deines Falles
Dein Ruhm sich zerschlug.

Doch bliebst Du der Fürst und Betreuer
All Derer, die glorreich und stolz!
Dein singendes, ringendes Feuer
Brennt fort auch in unserem Holz.
Hoch schlug es in Päpsten und Kaisern
Als Lohe empor und durchflammt
Auch dies unser Zeitalter, eisern,
In das wir verdammt.

In Rom in dem Prunk der Cäsaren,
In Nero und Heliogabal,
Da spielte in tausend Gefahren
Der Mensch mit der Erde noch Ball.
Doch tief unterirdisch ein Rollen
Ward laut und es spie der Vulkan,
Denn schon war der Wehruf erschollen:
Gestorben ist Pan!

Was war in den Himmeln geschehen?
Was hat, Fürst, Dein Antlitz entstellt?
Was kreisten die Seelen in Wehen?
Ein Frösteln lief über die Welt.
Die letzten und festlichen Ferien
Der Erde, sie waren verloht,
Man wusste in Deinen Mysterien:
Adonis ist tot.

Aufwarf sich noch einmal, was Dein war,
Unduldsam zur Herrschaft entbrannt,
Und aus Deiner Krone ein Schein war
Als Reif um die Erde gespannt.
Dein Himmel umwölbte azuren
Die Bilder in Marmor und Ton,
Und alle die Deinen umfuhren
Im Traum Deinen Thron.

In die Nacht der Sibyllenwelt tauchend,
Was lallte im Dunkel ihr Mund?
Gedärme des Opfertiers rauchend,
Was tun dem Haruspex sie kund?
Steht auch die latinische Sonne
Nicht mehr, wie vordem, im Zenit,
Geht doch noch ein Abglanz der Wonne
Von einst mit uns mit.

Du Gartengott Priap, belohnen
Nicht dort mit verstohlener Gunst
Dich römische strenge Matronen
Für vielfach befriedigte Brunst?
All das, was du dort an der Mauer
Gewährtest im Feigenzelt,
Das nimmst du nun wieder, du Schlauer,
Zurück als Entgelt1

Ihr üppig bukolischen Freuden,
Wie steht ihr so fern und so nah!
Wann gab es ein solches Vergeuden
Der Sinne, wie damals geschah?
Albanergebirg und ihr Villen,
Paläste und Gärten, verstreut
An schattigen Hängen - wo stillen
Die Inbrunst wir heut?

Des Claudius Fraun: Messalina,
Ich sehe dich vor mir: dein Haar
Stäubt Gift aus wie Gold. - Agrippina,
Du warsts, die den Nero gebar.
Welcher Stern ließ dich Mutter sein Dessen,
Der als der Gebieter der Welt
Mit Rom, das er herrisch besessen,
Das Mahl sich erhellt?

Circus Maximus. Zuruf der Menge.
Der Caesar erhebt sich und winkt:
Getrieben in tödliche Enge
Grüßt ihn der Gladiator und sinkt.
Fort wälzt sich das Toben und Tosen
An des Tibers gealtertem Bett,
Wo Fackeln die Nacht entlang glosen
Von menschlichem Fett.

Von Blut ein erstickender Brodem
Steigt überall auf und verhängt
Die ewige Stadt, was den Odem
Benimmt und die Seele bedrängt.
Der Schritt der Legionen im Norden,
Im Osten und Westen verhallt -
Und heut: was ist draus geworden
Aus so viel Gewalt?

Was kam auf uns heut von dem allen
Lebendig herüber? Was blieb
Außer Tempeln, die langsam verfallen?
Nur das Wort, das der Dichter einst schrieb:
Idyllen und Strophen und Oden,
Das Eine, das immer gefiel:
Der Glanz auf latinischem Boden,
Das zeitlose Spiel.

Begann unser Arm zu erlahmen?
Verarmte seitdem unser Herz?
Wie liegen im Ohr uns die Namen:
Catull und Horaz und Properz,
Ovid und Tibull, und im Kreise
Der Dichter, und Licht um sie her
Virgil, jener Zaubrer und Weise
Ein gleicher und mehr.

Das Wunder, dass Einer noch einmal
Drum rang im verwehrenden Föhn
Die Welt, die einst war, und das Steinmal,
Das niederlag, neu zu erhöhn?
Doch blieb nur der Schein einer Mythe
Zurück um den singenden Schwan:
Im Dunkel der Weltnacht versprühte
Der Stern des Julian.

Fürst, Du aber hobest aufs Neue
Dein Reich aus dem Abgrund der Nacht
In Sonne und endlose Bläue
Und gabst ihm das Siegel der Macht:
Deine Herrschaft, die stolze, zu wahren
Im weltlich-lebendigen Strom
Hobst Du auf den Thron der Cäsaren
Den Bischof von Rom.

Doch damals, Fürst, aus Deiner Krone
War lang schon gesprungen der Stein,
Um fortan für alle Aeone
Der Kelch für das Gralsblut zu sein.
Die aber dem Grale verschworen,
Die wissen, wohin er uns weist:
Dich bannen nur die, die geboren
Aus Wasser und Geist.

Seit damals führt nicht wie vor Zeiten
Mehr durch das geheime Geheg
Der Seele, der magisch bereiten,
Zu Dir, Fürst, nach innen der Weg.
Wir müssen Dir draußen begegnen
Im Sturz und am Rande des Lichts
Auf Höhn und im einsam Entlegnen,
Erhellten Gesichts.

Dem, der Deine Bergwelt erklommen,
Dem zeigst Du die Reiche der Welt;
Erschauernd steht er und benommen,
hoch über dem Abgrund gestellt.
Und eh der Berauschte sich wieder
zu lösen vermag aus dem Bann,
Gebietest Du herrisch: Knie nieder
Und bete mich an!

So einzig weißt Du zu belehnen,
Fürst! In Deinem Zeichen geschahn
Die Heerzüge der Sarazenen,
Dein Stern überstrahlte die Bahn
Der Hunnen und vor der Gottgeißel
Erzitterte alles und rang;
Dann aber beschworst Du den Meißel
Und gabst uns Gesang.

Du gabst uns die Bilder und Sagen,
Die um unsern Abendgang stets
So groß ihren Bogen geschlagen
Wie Rauch eines dunklen Gebets
Von Helden, die nachtentlang bliesen,
Die Tiere des Waldes bedrohnd,
Und kämpften mit Zwergen und Riesen
Im herbstlichen Mond.

Ihr Abenteurer und Ritter
Um Liebe auf fährlicher Fahrt
Bei Schneesturm und wildem Gewitter:
Sind wir Dichter nicht euerer Art?
Ist jeder nicht Tristan und sterben
Wir all nicht den Liebestod gern?
Doch wo sind die rechtlichen Erben
Des Dietrich von Bern?

Sind sie nur an den Stätten der Weihe
Auf anderen Breiten zu Haus?
Wer nennt die erhabene Reihe
Der Meister von Hildebrand aus?
Ihr fremdes und fragliches Reisen,
Das Tagen der Zwölf bei dem Mahl,
Die Rosenkreuzer, Templeisen,
Die Hüter des Gral.

An der Küste des blauen Sizilien
Das Reich, das Du Klingsor verliehn.
Wilde Messen und wüste Vigilien,
Die Wälder des Zaubrers Merlin.
Der Kreuzfahrer erstes Entbrennen,
Ihr ferner und farbiger Zug,
Und viel, was wir heut nicht mehr kennen,
Doch lang nicht genug.

Dein Spielmann verführte mit Pfeifen
Die Seelen so weit und so wild.
O dieses nie endende Schweifen!
Diese Jagd nach dem flüchtigen Bild!
Die Herzen im Hasen und Lieben
Gleich maßlos, sie alle sind Dein;
Der Rausch nie-erhört, nie-beschrieben,
Die Wollust: Zu sein.

Noch einmal den Stern zu besitzen,
Der Dein war und den Du verlorst,
Triebst Du, Fürst, die Pfeiler und Spitzen
Der Steinwelt empor und erkorst
Die Simse und Giebel der Dome,
Ihr Netzwerk und steinern Gewirk
Überm Chor und dem betenden Strome
Als Herrscherbezirk.

Dein Feuer ging um in den Klöstern,
Brach aus in Verzückung und Schau
Und floss um die leichtern, gelöstern
Nachtwaller in Kreuzgang und Bau.
In tausend Gesichten der Nonnen
Warst es Du, dem die Hingabe galt,
Der Bräutigam, den sie gewonnen,
Trug Deine Gestalt.

Doch plötzlich stand auf ihrer Schwelle
Der Teufel, verzerrt und verfahlt;
So hat ihn in einsamer Zelle
Der Pinsel des Malers gemalt.
Und dort die entrückten Gefilde,
Die Städte mit goldenem Tor,
Sie gaukeln im täuschenden Bilde
Dein Sommerland vor.

Doch drunten das blaue Italien,
Von Dir, Fürst, als Kronland erlost,
Wie ehemals von Saturnalien,
So rauschte es wieder, durchtost
Von Waffen und festlichen Zügen,
Von Herrschaft und großem Geschehn,
Um stolz und in weltweiten Flügen
Nach Dir auszusehn.

Verona, Venedig und Pisa,
Ravenna, Ferrara, Florenz!
Beatrice und du, Mona Lisa,
Ihr Blumen aus ewigem Lenz !
Ihr Meister von Meißel und Pinsel,
Unsäglich beglückter als wir!
War nicht die glückselige Insel
Die Halbinsel hier?

Sie kamen zusammen, die Schönen,
Aus Flandern, Burgund und Toulouse:
Im Singen der Silben und Tönen
Der fernen Provence bist Du´s.
Die Gerichte der zweifelnden Minne
Gewährten das schönste Geschick
Und Aucassin traf von der Zinne
Der Liebe Dein Blick.

Du fülltest mit Fackeln die Fernen,
Die Nähe mit Laube und Kuss -
Wir freudlos Enterbten, wo lernen
Wir wieder so kühnen Genuss?
Das farbige Spiel und Gewimmel
Der Masken im Park von Versailles,
Das leichte Menuett unter Himmel
Von blauem Email.

Und über dem allen des Todes
Vorausgeworfener Glanz,
Wie Salomes Tanz vor Herodes
Ein süßer verderblicher Tanz.
Drin wogte noch einmal, was jemals
Erlebnis war, zuchtlos und bunt:
Das letzte Vermächtnis von ehmals
Ging brennend zu Grund.

Doch, Fürst, Deine Eifersucht bäumte
Sich auf und im Sturme ergriff
Sie Einen, der Weltherrschaft träumte:
Er warf sich aufs lodernde Schiff
Und führte es herrisch am Steuer
Noch einmal den flammenden Gang
An fernstes Gestad, bis das Feuer
Und Meer ihn verschlang.

Den tragischen großen Heroen -
Ein später Gesang des Homer.
Aber Du, Fürst, nach diesem Verlohen
Riefst Du selber den Ahriman her,
Dass nun Er seine Herrschaft begründe?
Ein starres entseeltes System.
Deine wild unersättliche Sünde
Ward farblos seitdem.

Fürst Luzifer, König des Schönen,
Hast Du Deinem Throne entsagt?
Lässt Ahriman heute sich krönen
Dann wehe dem Tag, der uns tagt!
Dann wehe der Nacht, die uns dämmert,
Wenn Ahriman aufblitzt und funkt
Und unsere Schicksale hämmert
Im Erdmittelpunkt.

Mit Dampf und Fabrik und Maschinen,
in Mühe und rastloser Fron
Zwingt Ahriman Alle zum Dienen,
Und keiner hat Freude davon.
O dieses die Seele Umstellen!
Unser Auge verstumpft und wird blind,
Bis wir alle nur noch die Gesellen
Des Ahriman sind.

Gefallen zum andernmal sind wir,
Vor die zweite Versuchung gestellt:
Durch Atomsprengung, Fürst, tauchten blind wir
In die untersinnliche Welt,
Die wir die Materie zerstören,
Um am Tage des Jüngsten Gerichts
Dem Ahriman ganz zu gehören
Im schrecklichen Chaos des Nichts.

Geht Dein Aeon, Fürst, jählings zur Rüste,
Und dämmert uns Ahrimans Tag?
Versiegten die strotzenden Brüste
Der Diana von Ephesus? Sag
Was die grausame Weltmacht bedeute?
Sind wir, Deine Söhne, zugleich
Mitsünder, Mitsühner - fiel heute
In Trümmer Dein Reich?

Heut, wo sind wir heute noch heimisch?
Wo steht noch Dein Heiligtum, wo?
Sieh, unsere Herkunft ist rheinisch -
Wir Dichter, wir lieben Dich so!
Begnade uns neu mit Gesichten
Und zeig uns das Kreuz in dem Stern,
Denn siehe: wir Dichter, wir dichten
Die Zukunft so gern!

Lass dieses, Fürst, lass dies die Wende
Gewesen sein! Sprenge das Netz!
Mach ein Ende, o Fürst, mach ein Ende
Und gib uns ein neues Gesetz!
Entsage dem Bündnis mit jenem,
Mit Ahriman, lös es! Denn sieh:
Unser Aller entfesseltes Sehnen
Ist maßlos wie nie.

Dass alles, was Glanz gab, verblasse,
Wirkt finster sein Wille uns bös
Hinein in die seellose Masse -
Erlös uns von ihm, Fürst, erlös!
Dass er uns zuletzt nicht auch stehle
Die Wunder des Wortes, o gib
Sie uns wieder, die Schauer der Seele,
Der Schönheit zulieb!

Satans-Litaneien

by Charles Baudelaire
aus "Die Blumen des Bösen"

Du, der du aller Engel schönster, klügster Geist,
Gott, den das Los verriet und welchen niemand preist,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

O Fürst in der Verbannung, dem man Unrecht tat,
Und der, besiegt, sich stärker noch erhoben hat,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Allwissender, der alles Verborgene durchschaut,
Du großer König, Heiler, dem Menschenangst vertraut,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, der die Parias selbst, vom Aussatze verheert,
Durch Liebe noch die Lust des Paradieses lehrt,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, der du mit dem Tod, der alten Buhlerin,
Die Hoffnung zeugtest, diese liebenswerte Närrin!

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, der bei dem Geächteten jenen Blick entflammt,
Womit er alles Volk rings ums Schafott verdammt,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, der du weißt, wo in der geizigen Erde Falten
Die Edelsteine ruhn, die Gott uns vorenthalten,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, dessen klare Augen den Grund gesehen haben,
Wo alle Arten von Metallen sind begraben,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, der den Abgrund zudeckt mit seiner großen Hand
Dem Schlafwandler, der hinirrt an der Dächer Rand,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, der du den Betrunkenen, vom Pferdehuf erfasst,
Auf wunderbare Weise noch gerettet hast,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, der zum Trost der Menschen, die der Schmerz bedrängt,
Uns lehrte, wie man Schwefel mit Salpeter mengt,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du Listiger, der Krösus sein Zeichen aufgedrückt,
Das die gemeine Stirn des Unbarmherzigen schmückt,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du, der es allen Mädchen in Äug und Herz geschrieben,
Dass sie die Wunden ehren und den Plunder lieben,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Du Leuchte der Erfinder und Stütze der Bedrängten,
Beichtvater der Verschwörer und Tröster der Gehenkten,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Wahlvater derer, die Gottvater angeklagt
Und zornig aus dem irdischen Paradies verjagt,

O Satan, sei mir gnädig in meiner tiefen Not!

Ansprachen an Satan

by Frater Eremor
aus "Im Kraftstrom des Satan-Seth"

Salute o Satana
O ribellione
O forza vindice
De la ragione!
Sacri a te salgano
Gl'incensi e i voti!
Hai vinto il Geoba
De i sacerdoti!

Sei gegrüßt, Satan, Rebellion, rächende Macht der Vernunft! Heilig sollen der Weihrauch und die Gelübde zu dir emporsteigen! Du hast besiegt den Jehova der Priester.

Gloria in excelsis et in tenebris, Satan aeternus!
Amamus te, laudamus te, glorificamus te: Satan!
Satan nobiscum. Yallah! Yallah! Yallah!
Amen.
(aus dem inversen Pentagramm-Ritual beim Gang zum Altar:)

In nomine dei nostri Satanas introibo ad altare Domini Inferi. Ad eum qui laetificat meum. Ad eum qui regit tenebrarum. Ostende nobis, domine Satanas, potentiam tuam. Et beneficium tuum da nobis. Domine Satanas exaudi meam. Et clamor meus ad the veniat. Gloria deo Domini Inferi, et in terra hominibus fortibus.

Im Namen des großen Gottes Satan trete ich vor den Altar des infernalen Herrn. Vor ihn, der uns Freude bringt. Zu ihm, der die Erde regiert. Zeige uns Deine Macht, Satan, und sende uns Deine Wohltätigkeit. Satan, erhöre mich, lasst meinen Ruf zu dir gelangen. Ruhm für den infernalen Herrn, dem irdischen Leben und der Stärke des Menschen.

A Satana

An Dich, des Seins unermesslicher Anfang, Materie und Geist, Vernunft und Sinn

Während im Kelch der Wein glänzt wie die Seele in der Pupille

Während lächeln Erde und Sonne und Worte der Liebe wechseln

Und ein Schaudern des geheimnisvollen Hymen über die Berge läuft und die Ebene bebt;

An Dich richte ich den kühnen Vers, Dich rufe ich an, o Satan, König des Gastmahls.

Fort den Weihwedel, Priester, und dein Metrum! Nein, Priester, Satan weicht nicht zurück.

Siehe: Der Rost nagt an Michaels mystischem Schwert, und der treue

Gebeutelte Erzengel fällt ins Nichts. Gefroren ist der Blitz Jehova in der Hand

Blasse Meteore, erloschene Planeten. Es regnet Engel von den Firmamenten.

In der Materie, die nie schläft, König der Erscheinungen, König der Formen,

Lebt Satan allein. Er herrscht im zitternden Blitzen eines schwarzen Auges,

Ob es schmachtend flieht und widerstrebt, oder scharf und feucht hierausfordert, er besteht.

Er glänzt in der Trauben heiterem Blut, auf dass die flüchtige Freude nicht vergeht,

Die das vergängliche Leben verschönt, die den Schmerz verdrängt, und zur Liebe verführt.

Du wehst, oh Satan, durch meinem Vers, der aus mir hervorbricht fordernd den Gott

Der schuldigen Päpste, der blutigen Könige; und wie ein Blitz erhellst Du den Geist.

Für Dich, Agramainyu, Adonis, Astarte, lebten die Marmorbilder, Gemälde und Schriften

Als die ionischen heiteren Lüfte Venus beglückten, Anadyomene,

Für Dich des Libanon Wälder erbebten, der ehrwürdigen Kypris auferstandener Geliebter:

Für Dich erglühten die Tänze und Chöre, für Dich war die jungfräulich reine Liebe,

Zwischen den duftenden Palmen Idumäas, wo leuchtend weiß schimmert der zyprische Schaum.

Was nutzt die barbarische nazarenische Raserei der Agapen die in obszönem Ritus

Mit heiliger Fackel Dir die Tempel verbrannte und die argolischen Zeichen auf dem Boden verstreute?

Dich Flüchtling nahm auf zwischen den Laren-Göttern das Volk, eingedenk, in den Hütten.

Von dort ein weibliches, klopfendes Herz erfüllen, inbrünstige Gottheit und Geliebter,

Der Hexe, blass von ewiger Sorge, hilfst Du stärken die kranke Natur.

Dem starren Auge des Alchemisten, dem unbändigen Sehen des Magiers,

Hinter den Gittern des erstarrten Klosters, enthüllst Du die strahlenden neuen Himmel.

Und schon, schon zittern Mitren und Kronen: Vom Kloster her dröhnt die Rebellion

Und kämpft und predigt unter der Stola von Bruder Girolamo Savonarola.

Es warf fort die Kutte Martin Luther: Wirf fort deine Fesseln, menschlicher Gedanke

Und leuchte und blitze von Flammen gegürtet; Materie, erhebe dich; Satan hat gesiegt.

Ein schönes und schreckliches Ungeheuer sprengt die Ketten, läuft über die Ozeane, läuft über die Erde.

Glühend und rauchend wie die Vulkane überwindet es die Berge, überquert es die Ebenen;

Fliegt über die Abgründe; dann verbirgt es sich in unbekannten Höhlen, auf tiefen Wegen;

Und kommt hervor; und ungezähmt von Ufer zu Ufer wie ein Wirbelwind erschallt sein Schrei,

Wie ein Wirbelwind verbreitet sich sein Hauch: Er zieht vorbei, o Völker, Satan der Große.

Wohltätig fährt er von Ort zu Ort auf dem unaufhaltsamen Feuerwagen.

Heil Dir, o Satan, o Rebellion, o rächende Macht der Vernunft!

An Satanas

Giosuè Carducci (1835-1907)

Der alles Seins du Quell und Beginn bist,
Geist und Materie, Vernunft und Sinn bist,

Während im Glase der Wein uns glühet,
wie durch das Auge die Seele sprühet,

Während es lenzt und Himmel und Erde
lechzen in stummer Liebesgebärde

Und ein geheimes Hochzeitverlangen
hält alle Schöpfung bräutlich umfangen,

Steigt meiner Lieder kühnstes und bestes:
Dich sing' ich, Satanas, König des Festes.

Spar den Weihwedel, Pfaff, und dein Plärren,
nicht lässt sich Satanas die Wege sperren.

Siehe, der Rost frisst am mystischen Schwerte
des heiligen Michael, der unbewehrte

Erzengel flüchtet sich übel zerzaust nun,
kalt ist der Blitz in Jehovas Faust nun.

Gleich Meteoren, erloschnen Sternen,
regnen die Engel aus Himmelsfernen.

In der Materie, der jung' und alten
Herr der Erscheinungen, Herr der Gestalten,

Lebt allein Satanas. Vom Herrschersitze
des schwarzen Auges schleudert er Blitze,

Sei's, dass es sonnig lachend verführe
oder durch Tränen schimmernd uns rühre.

Er glänzt im frohen Blute der Traube,
das unsre Seele läutert vom Staube,

Das uns das flüchtige Leben erneuert,
Sorgen besänftigt, Liebe anfeuert.

Du atmest, Satanas, in meinem Singen,
wenn's aus der Brust mir braust mit ihm zu ringen,

Den Päpst' und Kaiser i h r e n Gott nennen,
dass wie ein Blitzstrahl die Herzen brennen.

Dir, finstrer Ariman, Fürst der Verdammten,
lobsangen Magier, Altäre flammten,

Als durch die jonischen Lüfte gezogen
kam Aphrodite auf blauen Wogen.

Dich als Adonis in rauschenden Hainen
musste die hehre Kypris beweinen.

Für dich erglühten reine Jungfrauen
in Tanz und Reigen auf grünen Auen

Unter den Palmen an Edoms Gestaden,
die sich im kyprischen Wellenschaum baden.

Wenn auch, berauscht von der Raserei jener
mystischen Mahle, die Nazarener

Mit heil'ger Fackel den Tempeln nahten,
griechischer Bildner Träume zertraten.

Treu birgt dich Flüchtling noch unter den Laren
der biedre Bauer vor frommen Barbaren.

Dann, einen weiblichen Busen erwählend
und mit der Hexe dich, Gott, vermählend,

Treibst du die blassen gehetzten Frauen,
heilende Säfte Kranken zu brauen.

Des Alchymisten fieberndem Starren,
des einsamen Zaubrers harmvollem Harren

Lässt du des Klosters Wölbungen schwinden,
strahlend neue Himmel sie finden.

In der thebaischen Wüste verborgen,
floh dich des Mönches trauriges Sorgen.

O ihr Verstoßenen aus Paradiesen,
gütig ist Satanas: sehr Heloisen!

Während in härenen Säcken ihr büßet,
er mit horazischen Versen versüßet

Euch die davidischen Trauergesänge;
delphischer Formen frohem Gedränge,

Glyceras Rosen, müssen die bleichen
Wangen verbitterter Schwarzröcke weichen,

Andere Bilder schönerer Zeiten
in die schlaflosen Zellen euch gleiten.

Es lässt aus Livius im nächt'gen Schweigen
Tribunen, Konsuln, Quiriten steigen.

Träumend von römischer Macht, auf den Hügel
des Kapitols, Mönch, heben dich Flügel.

Die ihr den Flammen trotztet, den grimmen,
Wiclef und Huß, ihr Prophetenstimmen,

Jauchzt in die Lüfte die frohe Kunde:
Nun wird es Frühling, schon schlug die Stunde!

Ja, schon erheben Mitren und Kronen,
aus Klöstern murren Rebellionen,

Kämpfen und predigen unter der Stola
von Frau Girolamo Savonarola.

Ab warf die Kutte Luther. Dich kränken
Fesseln? Zerbrich sie, menschliches Denken!

Schimmre und blitze, eherner Krieger,
auf, o Materie, Satan ist Sieger.

Ein schön' und schreckliches Ungeheuer
reißt sich los, rast über Land und Meer; Feuer

Schnaubend und rauchend gleich den Vulkanen,
erstürmt's die Berge wie ebne Bahnen,

Fliegt über schwindelnd tiefe Abgründe,
donnert durch düstre Höhlen und Schlünde,

Schießt heraus, ungezähmt, durchsaust Felsklüfte,
gleich wie ein Wirbelwind pfeift's durch die Lüfte.

Gleich wie ein Wirbelwind atmet es mächtig:
Vorbei fährt Satanas furchtbar und prächtig!

Er fährt, von Ort zu Ort Wohltat zu tragen,
auf unhaltsamem feurigem Wagen.

Heil dir, o Satanas, Kettenzerbrecher,
gefangnen Denkens Befreier, Rächer!

Dir lass uns opfern, zu dir uns beten:
Du hast den Gott der Priester zertreten!




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