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2002 lernte ich übers Internet in einem Chat zufällig ein Mädchen (Mitte 20) aus Nürnberg kennen, die von sich behauptete, rituell missbraucht worden zu sein und auch heute noch von der Sekte verfolgt zu werden. Sie zeigte an mir als Satanistin übermäßiges Interesse und bat mich, sich mit mir treffen zu können. Da sie kein Auto hatte, sollte ich sie abholen. Da sie nicht wollte, dass ich wüsste, wo sie wohnte, denn ich könnte sie ja dann irgendwie überfallen oder ihre Wohnung an die anderen Satanisten verraten, sollte ich an einer Straßenkreuzung auf sie warten. Sie käme dann zu Fuß.

Ich wartete also im Auto an der genannten Straßenkreuzung im Stadtzentrum. Das Mädchen kam alleine. Obwohl sie sich mit "einer Satanistin" traf, die sie nie zuvor gesehen und gekannt hat, hatte sie scheinbar keinerlei Angst. Vertrauensselig stieg sie zu mir ins Auto. Nun hätte ja jederzeit - oh Schauermärchen - vom Rücksitz meine Glaubens-Brüder und Schwestern hochstechen können, sie betäuben können und wir hätten sie in den Wald fahren können - da dachte sie wohl nicht dran? Da hatte sie wohl keine Angst, obwohl sie schon so fürcherlich schlimme und grässliche Erlebnisse durch Satanisten gehabt hatte und andererseits angeblich davon völlig traumatisiert war?

Das Mädchen war total überdreht. Jetzt rede ich schon schnell, aber die kriegte den Mund überhaupt nicht mehr zu. Ich kam kaum zu Wort. Wir wollten nach Zapfendorf in eine Discothek, denn da wollte das Mädchen schon längst mal hin. "Ich fahre gern sehr schnell, ist dir das Recht?" fragte ich "nicht dass du dann auf einmal einen Koller kriegst...". Sofort rief sie erschrocken, dass sie Angst- und Panikattacken überfallen, sobald sie in einem schnellen Auto säße und sie bat mich, nicht schneller als 130 zu fahren. So fuhren wir also auf die Autobahn.

Sie erzählte mir eine Menge: Sie war angeblich in der Satanistensekte aufgewachsen und wurde dort zu Ritualen verwendet. Namen oder genauere Angaben von der Sekte würde sie nicht machen, weil diese sie sonst verfolgen. Sie hatte sich nun von der Sekte trennen können und sei auch in psychotherapeutischer Behandlung. Sie sei Borderlinerin und würde sich ritzen. Die Sekte stelle ihr nach und sie erhielt immer wieder Telefonanrufe, wo sie nur Klopfen hörte. Das sei das Zeichen, dass sie zurückkommen soll. Aber sie denkt nicht daran, zurückzukommen.

Während der Fahrt wechselte sie einige Male ihr Bekenntnis. Zu Beginn gab sie sich selbst als Satanistin aus. Danach meinte sie, ihr Ziel sei das Licht und sie besuche regelmäßig die Nürnberger Jesus Freax. Dann wieder sagte sie, ihre Eltern seien Juden gewesen. Und am Ende war sie wieder Satanistin.

Größtenteils erzählte sie Cyber-Geschichten aus dem Netz. Ihr reales Leben schien nicht so vordergründig zu sein. Sie war offensichtlich recht intelligent und erwartete auch von anderen, dass diese ihre Gedanken sofort nachvollziehen konnten: In einem christlichen Chat hätte sie sich den Nick "Nachtfalter" gegeben, daraufhin hätte man sie gefragt, ob sie sich zur dunklen Seite hingezogen fühlte - wie dumm von denen! - denn sie hätten doch wissen müssen, dass ein Nachtfalter immer ins Licht fliegt! "Öh, das wär mir jetzt aber auch nicht eingefallen..." antwortete ich etwas überfordert.

Ich hörte mir das nur an. Ich kam ja eh fast nicht zu Wort. Ich antwortete nur einsilbig mit "aha" und "hm" und signalisierte ab und zu durch größtenteils unartikulierte Laute ein aktives Zuhören. Nach einer 3/4 Stunde auf der Autobahn versiegte dann tatsächlich ihr Redefluss. Einige Sekunden lang war sie ruhig und starrte einfach nur in Fahrtrichtung. Dann sagte sie mit erstickender Stimme "ich glaub, jetzt krieg ich Angst vor der Geschwindigkeit! Bitte fahr doch etwas langsamer!" "Aber ich fahre doch nur 120!" antwortete ich und zeigte auf den Tacho. Nach einem Blick seufzte sie erleichtert auf und meinte dann "ach so, na dann!" - auf einmal fuhr ich ihr nicht mehr zu schnell und sie lehnte sich entspannt in ihrem Sitz.

In der Disco gefiel es ihr ganz toll und dort wollte sie auf jeden Fall wieder mal hin. Die Heimfahrt verlief genauso mit einem unabreißendem Redeschwall ihrerseits und sie erzählte mir von einer ca. 60 Jahre alten Lesbe, mit der sie ein Verhältnis hätte und die sie so liebte und ich sollte einmal unbedingt die Homepage dieser Alten besuchen (?). Also ich blickte da ehrlich gesagt nicht mehr ganz durch und war froh, als wir an der Straßenkreuzung angekommen waren, an der ich sie aufgelesen hatte.

Sie wollte sich per Mail bei mir melden, weil wir nun öfters etwas gemeinsam machen sollten, meinte sie - sie meldete sich aber nie mehr. Anscheinend war ich für sie völlig uninteressant, zumal ich auch auf ihre ganzen Geschichten keinerlei Entsetzen gezeigt hatte, sondern lediglich mit "hm" und "aha" und "naja" reagiert hatte.

Was mich nun noch interessierte waren die Jesus Freax Nürnberg, von denen ich "ghost" kannte. Als ich "ghost" bald darauf mal wieder traf, sprach ich sie auf das Mädchen an und "ghost" winkte abfällig ab und meinte "ach die...!" Sie säße öfters bei den Jesus Freax und erzählte dort ihre unzusammenhängenden Geschichten und hätte offensichtlich also wirklich irgendwie nicht alle Tassen im Schrank.

Eine Psychopathin war die Kleine auf alle Fälle. Ich denke jedoch nicht, dass sie den wirklichen Grund ihres Traumas in dem ganzen Redeschwall überhaupt erwähnt hatte. Ich denke, sie "sucht" - irgendwer oder -was möchte sie sein und irgendwas möchte sie erlebt haben. Das, was sie wirklich ist und das, was sie wirklich erlebt hat, möchte sie nicht sein und nicht erlebt haben und verdrängt es offensichtlich. Die "Erlebnis-Lücke", die sich durch die Verdrängung ergibt, stopft sie nun mit allen möglichen, genannten Geschichten in der Hoffnung auf Aufmerksamkeit und Zugehörigkeitsgefühl.

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