Seite erstellt:
geändert:

Rafa's Homepage

Ich such irgendwas.

Zeit meines Lebens suche ich etwas, wovon ich noch nicht einmal sagen kann, was es denn ist. Mich treibt ein Gefühl bzw. eine Sehnsucht, die viele andere Leute auch haben und sie vielleicht "der Sinn des Lebens" nennen oder "der Ruf (ihres) Gottes" oder "Bedürfnis nach Spiritualität" oder "Suche nach dem tieferen Ich" oder "Weltflucht" oder oder oder. Ich dagegen nenne es eher "Todesangst", obwohl ich längst festgestellt habe, dass es das nicht ist: Um dieses Rätsel meiner Sehnsucht zu lösen, würde ich nämlich auch in Kauf nehmen, zu sterben, und ich glaub, wenn ich es gelöst habe, dann kann ich auch getrost sterben.

Es gibt auch Leute, die diese Sehnsucht nicht haben. Solche Leute würden sich aber nach diesen wenigen Sätzen sowieso schon so derartig am Thema langweilen, dass sie längst weggeklickt haben dürften.

Da ich nun nicht wusste, wonach ich überhaupt suchte, schnüffelte ich in alle Richtungen und sammelte Informationen.

Eine meiner ältesten Informationen ist dieser Traum, den ich 1984 träumte, wenige Wochen nachdem ich zum ersten Mal eine spirituelle Begegnung mit Lord Satan gehabt zu haben glaubte. Ich war damals noch Studentin und ich jobbte nebenher bei McDonald's. Auf alle Fälle träumte ich in der damaligen Winternacht folgendes:

Ich lief durch die Gassen der Nürnberger Altstadt. Die Altstadt war völlig belebt und überall waren emsige Leute, die irgendwas machten, geschäftig rumwuselten oder arbeiteten. Ich lief da nur so durch wie in Trance und guckte. Nichts von all dem, was da gemacht wurde, interessierte mich. Es war nicht so wirklich, dass ich etwas suchte, aber ich wusste auch nicht, was das alles sollte und was die alle machten und es sprach mich aber auch nicht an und so lief ich da halt durch so halbgelangweilt wie in Trance. Ich lief weiter und kam an einer offenen, etwas altertümlich wirkenden Bäckerei vorbei. Darin buk ein Bäcker zwischen Mehl und Staub mit Holzgeräten sein Zeug. Ein junger Kerl kam mit einer Tüte Pommes auf mich zu und bot mir Pommes an, aber ich mochte keine, lehnte ab und ging weiter. Ich "trancte" so weiter durch die Straßen und kam langsam hinauf auf die Burg, wo der Tiergärtnerplatz ist. (In Realität: Hinter dem Tiergärtnerplatz ist das Tiergärtnertor, das durch die Burgmauer führt. Es ist sehr lang, denn die Burgmauer ist sehr dick, oben drüber ist der Burggarten, also das Tor dürft schon so 50 m lang sein? Als Kind hab ich mich darin fast immer ein bisschen gefürchtet, auf jeden Fall fand ich es recht unheimlich darin, denn darin war es dunkel und sowohl von hinten als auch von vorn schien von weitem das Tageslicht in das Tor ... naja, JA: am Ende des Tunnels!)

Auf dem Platz hatte gerade ein Zirkus seinen Auftritt. Ein paar geschmückte Tiere (Elefanten und Pferde?) führten da Kunststückchen vor, ein Haufen Artisten sprangen wild durcheinander, einige jonglierten auch mit irgendwas und eine Menge bunter Clowns hüpften und tanzten auf dem Platz herum. Dazwischen hüpften die Zuschauer und es war gar nicht auszumachen, wer jetzt da Artist und wer Zuschauer sein soll. Alle sprangen durcheinandern, lachten und johlten, waren wie besoffen und tanzten und hüpften da durcheinander rum.

Ich guckte nur hin.

Ich weiß gar nicht mehr, ob ich weiter in Richtung des Tors lief, nur auf einmal war ich jenseits des Tors! An den Durchgang kann ich mich nicht erinnern, ich war auf einmal auf der anderen Seite.
(In Realität: Wenn man durch das Tor stadtauswärts geht, kommt eine Brücke, die über den Burggraben führt. Unmittelbar hinter dem Tor rechts, am Anfang der Brücke, ist ein hölzerner Treppenabgang, da kann man in den Burggraben hinunter steigen, in dem Schrebergärten angelegt sind und in dem auch im Sommer heute immer das Mittelalterfest "Tucher Spectaculum" aufgebaut ist. Die Brücke ist also auch relativ lang und sie beschreibt eine leichte Linkskurve. Sie mündet in einen Platz mit ein bisschen Wiese und einer großen, stark befahrenen Kreuzung Vestnertorgraben/Neutorgraben/Bucher Straße, wo auch eine Straßenbahnhaltestelle ist. Das ist dann auch IRL irgendwie "so richtig Neuzeit", während es innerhalb der Stadtmauer recht mittelalterlich aussieht, also fast ein bisschen eine Grenze, zumindest eine Kulturgrenze)

Als ich auf der anderen Seite des Tors stand, war ich auch sofort aus meiner Trance aufgewacht und fühlte mich (in meinem Traum) sehr bewusst und klar. Zum ersten Mal bemerkte ich auch mich selbst und stellte fest, dass ich irgendeine schlabberige Hose an hatte und ein weißes McDonalds-Hemd. Ich glaub, ich war barfuß. Der Platz, heute mit Straßen und Straßenbahn, war fast unbebaut und vielleicht 20 Meter weiter begann ein Wald. Nur eine unbefestigte Straße gleich einem breiten Feldweg war dort, wo heute der Vestnertorgraben entlang führt.

Ich stand da und mir gegenüber stand ein blonder, wuschelhaariger, junger Mann (so meines Alters, damals). Er hatte - wie ich - ebenfalls so eine schlabberige Hose an und ein weißes Hemd, allerdings nicht von McDonald's. Er sagte, er sei der Hüter des Tores und grüßte mich wie ein Soldat, so mit Handkante an die Stirn, strammgestanden. Ich lächelte verlegen und sagte: "Äh... ich war nicht beim Bund, ich kann das nicht..." Er fragte: "Warum warst du nicht beim Bund?" Ich antwortete: "Na, weil ich bin eine FRAU!" Da strahlte er mich an und sagte: "Ach so?!" und dann machte er mir einen Heiratsantrag und sagte: "Willst du meine Frau werden?" Ich war total verduzt und wusste nicht, was ich sagen sollte, weil ich wollte doch gar nicht heiraten, sondern... was wollte ich eigentlich? Antwortete ich überhaupt was? Sagte ich "Ja"? Ich sagte auf jeden Fall auch nicht "Nein". Ich sah mich von der Situation recht überfordert um und da sah ich ein paar Jugendliche, die auf der unbefestigten Straße da oben in MEINEM roten Ferrari saßen (IRL fuhr ich damals eine Ente 2CV6) und winkend und feiernd damit davon fuhren. Sollte ich mit? Ich blieb stehen und guckte den Mann an, aber das, was ich für ihn empfand, wagte ich nicht zu haben... da wachte ich auf.

Ich war noch nicht ganz aufgewacht, da wurde mir bewusst, dass der Mann in dem Traum Lord Satan war.

Der Rest des Traums war mir damals absolut unklar - bis auf die Szene mit den Pommes: Da bot mir McDonald's, wo ich damals grad arbeitete, eine Karriere an. Natürlich lehnte ich ab, weil das war mir - wie alles andere später auch - "zu doof", es reizte mich einfach nicht, es sprach mich das alles nicht an, was soll ich da? Auch dass ich im Traum ein Hemd von McDonald's trug, hing natürlich mit diesem Job zusammen, aber genauer deuten konnte ich das damals nicht.

Allemal war ich tief, also wirklich sehr, sehr tief berührt von diesem Mann und seinem Heiratsantrag (ich war damals 23 Jahre alt): Ich nahm das ernst.

Ich nahm das so ernst, dass ich mir damals erst einmal für die nächsten Jahre überhaupt keinen Kerl mehr anlachte, mich auch nicht mehr für Kerle interessierte und dass ich dann auch später überhaupt keinen Draht mehr zu irgendeinem Kerl mehr her kriegte oder irgendeine Beziehung ernst nehmen konnte. Alles, was danach an Beziehungen noch kam (es waren nicht viele, keine länger als ein paar Monate), waren für mich bloß noch "Geschichten", also irgendein Bettgehopse und natürlich auch Rumziehen und Party machen, aber ich habe in keinem Kerl einen ernsthaften Partner für mich mehr sehen können. Weitgehend blieb ich auch allein und blockte alles ab, was sich an Beziehungen ergeben hätte können. Der "Hüter des Tores" ist mein Partner.

Im Kontakt mit Lord Satan, den ich seit dieser Zeit bis heute stetig unterhalte, versuchte ich nun, eine spirituelle Beziehung zu realisieren. Anfangs war ich damit einfach nur totunglücklich, weil ich es in keinster Weise auf die Reihe kriegte und auch nicht kapierte, und ich verzweifelte darin teilweise wirklich endlos. Aus heutiger Sicht ist mir das völlig klar: In meiner jugendlichen Energie meinte ich, ICH muss das machen; erstens ich muss das _MACHEN_ und zweitens _ICH_ muss das machen. Erst jetzt langsam, wo ich anfange, alt zu werden, wo diese jugendliche Energie und das Selbermachenwollen langsam verfliegt, fängt es an zu klappen - weil ich aufhöre, weil ich los lasse und weil nun seinerseits Satan-Ahriman den Platz einnimmt, den ich so langsam frei mache.

Ein paar archetypische Erlebnisse hatte ich im letzten Sommer, als ich allein mit dem Fahrrad in Italien unterwegs war. Ich bin in diesem Urlaub endlich durch das Tor gegangen und jetzt hock ich so an der Kante der Burgmauer...

08.07.2014

Teufels-Säule von Nürnberg

Als ich heut mit Arbeit, Essen und dem täglichen Zwiegespräch mit Satan-Ahriman fertig war, war es erst 16 Uhr. Sonst meditier ich ja fast immer den ganzen Nachmittag herum, aber heute hatte ich irgendwie nicht besonders Bock, es gab auch nichts Wichtiges und so saß ich da und überlegte, was ich machen könnte. Weil mir so gar nichts einfiel, zog ich mal meine Nike-Schlappen an und ging halt ein bisschen auf Walken. Ich walkte zum Plärrer und weil es da unten so schön grün war, walkte ich dort hinunter in den Stadtgraben. Ich walkte den Stadtgraben entlang bis in den Burggraben und dort kam ich dann auf die Idee, doch nun mal endlich die Burgkapelle zu besichtigen.

In der solchen soll es nämlich 4 Säulen geben, die vom Satan aus Italien dahertransportiert worden waren. Der Kaplan, der damals der Bauherr war, schaffte nämlich seinen Termin zur Fertigstellung des Gebäudes nicht und der Kaiser hockte ihm schon im Nacken, da schloss der Kaplan einen Pakt mit dem Teufel: Der sollte während der Zeit, wo der Kaplan die Messe las, schnell die noch fehlenden 4 Säulen aus Italien daherschippern und hätt dafür dann die Seele von dem Typen gekriegt (als wenn er die nicht eh schon gehabt hätte, nä, aber naja, mei). Der Teufel erledigte den Job rasend schnell und als er mit der 4. Säule daher kam, war der Kaplan noch längst nicht fertig mit seinem messianischen Gelabere. Um die Wette zu gewinnen, sagte er aber schnell: "Amen!" - damit war die Messe beendet. Da tobte der Teufel vor Wut und warf die letzte Säule, die er noch grad in der Hand hatte, wütend auf den Boden, so dass sie zerbrach.

Also zerbrochen ist die Säule definitiv, denn sie hat einen Riss und auch außerdem einen Ring ringsum, damit sie noch hält.

Diese Säule wollte ich schon längst mal fotografieren, weil das gehört doch auf meine Homepage!

Es war grad mal 17 Uhr und die Burg war noch bis 18 Uhr offen. Also ging ich rein, zahlte 4,50 € und guckte mir die Burgmuseumsausstellung an.

Zuerst war ich im großen Rittersaal. Ja, da lässt sich schon recht gut ein Ritteressen und Gelage veranstalten!

Wenn man zum Fenster rausguckt, kann man über die ganze südliche Stadt gucken. Da hinten ist der Fernsehturm und nicht weit davon ist unser Haus, ungefähr da (roter Pfeil)!

In wenigen Minuten fing der kaiserliche Zug da oben an, meinte der Museumswächter. Tatsächlich: Da kamen so Figuren an der Wand entlang gezogen, die den Kaiser und das kaiserliche Gericht darstellen sollen, das damals von Stadt zu Stadt zog, um als letzte Instanz allerlei Streitfälle zu richten.

Als die Figuren in "Nürnberg" verschwunden waren, ging ich durch eine schwere Eichentüre in die anliegende Kapelle. Hier ist also das Objekt meiner Begierde: die Teufels-Säule!

Die Säule hat nicht nur einen Riss, sondern sie ist ja richtig geflickt! Man siehts an der Struktur! Da ist ein Stück mit querlaufender Struktur eingebaut!

Gleich mal die Säule bissl streicheln und ein versöhnliches "Sorry" nach unten sagen für meine fiesen Stadtvorfahren, die des Teufels saubere und ehrliche Arbeit mit so verlogener List und Tücke vergalten. In der Hölle sollen sie schmoren für diesen Betrug! Hähähä!

18.07.2014

ein Kerzchen an der Burgmauer

Als ich am Freitag aus der Arbeit kam, war's schier unerträglich warm. Mei, ich tät so gern fort fahren! Wegen dem Wohnmobil für Summer Breeze kaute ich auf dem Gedanken rum, mir vielleicht nun endlich eins zu kaufen. Wenn ich mir jetzt eines kauf, können wir das schon für's Summer Breeze benutzen, ich könnt für den Rest des Sommers jedes Wochenende drin wohnen, d.h. damit fort fahren irgendwo an nen See, in den Wald oder sonst wohin, und übers Wochenende chillen. Nur: Was mach ich mit dem Ding im Winter? ...und was mach ich dann mit der Trudl, weil die fahr ich ja dann überhaupt nicht mehr? ...und was mach ich (mit meinem Job), wenn mich dann wirklich der Rappel packt und ich einfach nach Italien abhau? Gna gna gna ... die Zeit ist einfach noch nicht reif *seufz*. Ich sollte noch 2 Jahre warten.

Als ich zuhause angekommen war und vor der Haustür stand, überlegte ich einen Moment und radelte dann einfach weiter: Nein, ich mochte jetzt nicht heim. Ich radelte in die Stadt, hockte mich zum Beck und gab mir erst mal einen Eiskaffee.

*sinnier*

Ich will nach Italien! *heul*

Ich radelte sowas gegen fünfe dann doch heim, schmiss mich ins Bett und schloss mich mit Satan-Ahriman kurz: Ich bin so unzufrieden, ich brauch seinen Rat! Dieser war folgendes: Herr von und zu Satan-Ahriman wünschte, dass ich wieder in den Burggraben geh. Ich sollte eine Kreide mitnehmen, einen Strich an die Wand malen (?), außerdem für ihn dort eine Kerze anzünden und ein (paar) Blümchen dort hin legen, repräsentativ für meine Seele. Danach könnte ich ja dann wenigstens ne Pizza essen gehen, meinte er.

Gna gna gna!

Es war nun schon sieben Uhr abends, also zog ich schnell los, weil wo krieg ich denn sonst ne Kreide her? Mir fiel grad noch ein, dass die doch beim T€di-Markt da vorne so Straßenmalkreiden für Kinder verkauften? Also radelte ich da schnell hin und kaufte ein Päckchen solcher Kreiden. 5 Stück waren drin - in Gelb, in Rosa, in Hellblau, in Orange und eine in Weiß. Von Hunger getrieben radelte ich damit in den Burggraben, schloss dort das Fahrrad hin und lief schnell runter zum Friedrich-Ebert-Platz, ... weil da ist eine Pizzeria (*japs japs* jaaa: Pizza, Pizza!)!

Mit der Pizza lief ich schnell wieder zurück in den Burggraben, hockte mich dort hin, fing an zu futtern und machte mir ein Bierchen auf.

Nachdem ich die Hälfte von der Pizza verputzt hatte, wollte ich das Kerzchen für Satan-Ahriman anzünden, das ich mitgebracht hatte. Genau an der Ecke der Burgmauer, wo Satan-Ahriman das Kerzchen haben wollte, war aber ne Baustelle . Naja, da rutschte ich halt den Bauzaun so weit weg, dass ich durch kam und nahm die Kreiden. Er sei gespannt, welche Kreide ich nehm, meinte Satan-Ahriman. Ich nahm die Orangene, das war die Mittlere im Päckchen.

Ich setzte an, einen Strich an die Mauer zu malen, aber Satan-Ahriman meinte, ob ich den Strich nicht noch tiefer setzen wollte?
"Ich bin doch schon knapp über'm Gras!" meinte ich "nein." Ich mal meinen Strich HIER. Also zog ich einen dicken Strich auf dem Stein, stellte das Kerzchen darunter auf und zündete es an.

Scheiße: Ich hatte das/die Blümchen vergessen!
Es gab hier aber keine Blümchen. Na, dann ist es halt ohne Blümchen. Shit happenz.

Ich setzte mich wieder an die andere Seite des Burggrabens zu meiner Pizza und futterte den Rest, während ich so zuguckte, wie das Kerzchen am Eck brannte - es war so klein und unscheinbar, man sah es nur, wenn man wusste, wo es war.

Satan-Ahriman meinte, das dort sei sein Platz.
"Quatsch, da ist die Burg!" antwortete ich.
"Die Burg steht dort noch nicht lange." meinte er.

Naja , ja ... ich war ja letzte Woche erst im Burgmuseum und da sind ja Modelle aufgebaut, wie die Nürnberger Burg im Lauf der Zeit entstanden ist. Tatsächlich war auf dem gesamten Burgberg im 11. Jahrhundert nur so ein bisschen eine festere Hütte mit einem Viehpferch außen rum und einer kleinen Mauer nach Westen. Naja, das war vor 1000 Jahren, und davor gab's noch keine Burg . Diese steht also "noch gar nicht lange" dort, aha aha, so so. Naja, wenn er meint...?

"In den nächsten 1000 Jahren wird die ganze Mauer hier weg sein" erzählte Satan-Ahriman weiter: "Sie wird abgetragen sein bis unter den Strich, den du hingemalt hast. Dann liegt mein Platz wieder frei."

"Das kann ich mir nicht vorstellen!" meinte ich: "Guck nur mal meinen Strich - hier - und wie hoch und massiv die Mauer darüber ist!" (Außerdem wollte er ja vorhin, dass ich den Strich noch tiefer mal. Ja, wie tief soll denn die Mauer noch fallen? Und was ist außerdem mit der ganzen Stadt drumrum? ...die ganze Stadt?!)

"Du hast keine Ahnung von Ewigkeit" meinte er.

Da war ich leis. Ja, das stimmt. Ich leb grad mal ein halbes Jahrhundert so in dieser meinen Welt und was kenn ich schon von davor oder danach und darüber hinaus? Ich leb in dem Gefühl, das ist hier schon alles und das ist hier auch alles ewig...

Tief sinnierend radelte ich heim, schmiss mich dort noch im Hof in die Liege und guckte den Fledermäusen zu, die ums Haus flatterten. Ob die wohl bei uns im Dach wohnen? Die anderen Dächer sind immerhin schon alle renoviert, nur meins nicht - kein Platz mehr für Fledermausnester...

19.07.2014

Geister-Whisky-Tasting

Wir hörten auch die Geschichte von der "blauen Agnes": Der Feuer-Wart auf dem Burgturm oben, der stets über Nürnberg guckte und jedesmal ein Horn blies, wenn er wo ein Feuer auflodern sah, hatte das Mädchen als kleines Kind gefunden und aufgezogen. Für ihre Rettung war die Agnes so dankbar, dass sie nach dem Tod des Feuer-Warts verschwand und als Geist zu Nürnbergs Feuer-Schutzpatronin wurde. Man erzählt sich, dass 1945 in Nürnberg bereits alle Sirenen zerstört gewesen waren. Aber plötzlich ertönte von der Burg oben über die ganze Altstadt ein lautes Horn und die Leute rannten in die Bunker. 10 Minuten später kamen die Bomberflieger angeflogen und legten die Stadt gar in Schutt und Asche. Es gab aber ganz wenig Tote, denn die Leute hatten sich noch rechtzeitig in die Bunker retten können: Der Geist von der blauen Agnes hatte von der Burg aus das Feuerhorn geblasen.

Die Vorstellung war mit dieser Geschichte beendet und Dirk und Kurt luden die restlichen Leute noch ins Irish Castle ein, da sei für uns ein Tisch reserviert. Ach, ich wollte da eigentlich nicht mit, weil ich hatte im Burggraben mein Fahrrad und eigentlich wollt ich mich ja jetzt noch da unten mit Satan-Ahriman unterhalten und meine private Mitternachtsmesse dort halten.

Eine Frage hatte ich aber noch an den Kurt, nämlich bezüglich der Säule in der Burgkapelle, ob er dazu noch etwas zu erzählen wüsste, was ich noch nicht weiß. Da guckte der Kurt recht nachdenklich und meinte, man wüsst nicht, was daran Wahres sei... Klar klar, das mit dem Teufel ist eine Fabel, aber er (der Kurt) wüsste, dass in der oberen Burgkapelle nur der obere Teil der Säulen zu sehen sei. In der unteren Kapellenhalle gingen die Säulen nämlich noch weiter, außerdem stünden dort noch viel mehr Säulen. Diese Säulen seien mit Zeichen verziert und beschnitzt, die klar aus nichtchristlicher bzw. vorchristlicher Zeit stammen. Er wüsste nicht, was die Zeichen bedeuten und welcher Art sie seien, er vermutet sie als keltisch.

Vor 7 Jahren hätte er sie mal sehen dürfen, denn der untere Teil der Kapelle sei gesperrt und nicht für die Besichtigung frei gegeben. Die Treppe hinunter sei über die Jahrhunderte nämlich derartig ausgetreten, dass dort aus Sicherheitsgründen keine Besucher hin dürfen, damit nix passiert.

"Du weißt aber schon, Kurt" sagte ich, "dass ausgerechnet HEUTE das Burgfest ist bzw. war und die ganze Burg zur Besichtigung offen war, auch die untere Kapelle!" Kurt ärgerte sich gescheit, als er das hörte - und ICH erst: Der Museumswächter letzte Woche hatte mir das extra gesagt und mich eingeladen! ...und Satan-Ahriman erzählte mir noch gestern, dort, wo heute die Burg steht, sei früher "sein Platz" gewesen! ...und ich Arsch gammel heut dumm in der Stadt rum, statt dort hin zu gehen!! Oh mei, ich rast aus!

Da klemm ich mich jetzt aber mal dahinter, Leuz! Zuerst gab ich mal dem Kurt meine Visitenkarte und erwarte nun von ihm per Mail die ganzen "Geister"-Geschichten und Texte, die er mir versprochen hat. Den löchere ich jetzt mal, dass nix mehr von ihm übrig bleibt und außerdem guck ich jetzt mal zu, wie ich in die untere Burgkapelle komme. Das ist ja auch höchstens eine Frage des Preises, oder? 


RAFA's satanic site
© by RAFA