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Göttliche Allmacht und das Übel: Theodizee-Gedanken

Besonders in der (vor-)babylonischen Kultur machte man sich intensive Gedanken zu dem Umstand, dass es auf Erden keinen Unterschied bezüglich des Schicksals der guten und der bösen Menschen zu geben scheint. Oft fanden sich die Bösen im Genuss des besten Lebens, während die Guten Not litten. Auch auf Dauer gesehen änderte sich nicht zwingend etwas an dieser irdischen Ungerechtigkeit, so dass der Luxus des Bösen in einem langen fröhlichen Leben anhielt, während die Not des Guten sich nicht linderte bis zu seinem Tod.

Es lässt sich auf Erden keine Regel erkennen, nach der sich die Hingabe zu einem Gott bezahlt machen könnte: Dem Gottesfürchtigen ergeht es nicht besser als dem Gottlosen.

Aus diesem Umstand resultierten Überlegungen wie folgt:
  1. Ein Mensch könnte nicht erkennen, ob dieser scheinbar Gute, Notleidende auch tatsächlich gut war. Dessen Not konnte womöglich deutlich machen, dass damit die weise und weitsichtige Gottheit die der menschlichen Betrachtung verborgene Bosheit des Notleidenden straft. Dies bot natürlich eine äußerst bequeme Gelegenheit, jeden Notleidenden zu verleumden und ihm verborgene Schlechtigkeiten anzudichten.
     
  2. Jeder Mensch sei von Grund auf böse. Da auf Erden jeder "sein Päckchen zu tragen" hat, sei dies nur das beste Zeichen, dass der Mensch von Geburt an irgendetwas Schlechtes an sich hat, was er dadurch abzutragen hat oder von dem er sich zu reinigen hat. Hiermit ist dann auch gleich die Frage nach dem "Sinn des Lebens" erschlagen.
     
  3. Später kam dann die Idee auf, dass der Notleidende für die Sünden anderer von Gottes Zorn getroffen wird, beispielsweise für die Schlechtigkeit seines Volkes, seiner Sippe, seiner Vorfahren. In der "Erbsünde" findet diese Vorstellung noch heute ihren Fortsetzung.
     
  4. Auch betrachtete man die Not - so lange sie nicht im Tod mündete - als eine Lektion der Gottheit, die diese nur ihrem Günstling gewährte, um ihn zu fördern - eine Art antikes "was uns nicht umbringt, macht uns nur härter".
     
  5. Es mag der Lohn eines Gottes erst in einem Leben jenseits des Irdischen eintreffen. Diese Vorstellung setzte sich allerdings erst durch, nachdem man an ein Leben nach dem Tod überhaupt glaubte.

    Der Sinn des Lebens

  6. Dabei ist es doch so simpel und einfach - wenn man sich selbst nicht immer so schrecklich wichtig nähme und wenn man nicht in allem einen "höheren Sinn" sehen wollte.

Der Sinn einer Sache ergibt sich aus dem, was sie tut und was ihr passiert. Man weist ihr dann gern einen Wert zu und sagt: "Das hat Sinn gemacht." Oder eben nicht: "Das hat keinen Sinn.", und dann unterlässt man das in Zukunft.

Der Sinn eines Sonntagsausflugs ist der, dass er einfach schön ist und Spaß macht.
Der Sinn der Arbeitswoche ist ihr Ende, also dass sie möglich schnell vorbei geht.

So gibt es viele kleinen Sinne im Leben. Es kann auch einen Hauptsinn geben, wenn sich 1 Ding durchs ganze Leben zieht.
Der Sinn des Lebens wird einem nicht gegeben, man weist ihn selbst dem Leben zu.

Wenn man des Lebens Ende als seinen Sinn setzt und das, was (eventuell) danach kommt, dann ist das doch recht armselig. Drum macht man das auch meist nur dann, wenn man im Leben keinen Sinn findet, weil einem darin nichts Spaß macht (oder weil man ihn sich versaut)!


Das Leben ist einfach ein Weg, vergleichbar mit einem Berg, von dessen Spitze ein Stein nach unten rollt.
Dieser Stein kann je nach Berg in einer ziemlich freien Bahn lustig gen Tal rollern.
Diesem Stein kann aber freilich auch auf seinem ganz natürlichem Weg nach unten so manches Hindernis im Weg liegen, so dass er um dieses herum- oder über dieses hinüberrollen muss, wie es ihm die Schwerkraft befiehlt.
Hierbei kann es auch sein, dass der Stein am Hindernis zerschellt oder das Hindernis nicht zu überwinden fähig sein mag und davor zum Erliegen kommt.
Es kann auch der Stein auf seinem Weg so manchen anderen Stein anstoßen und in eine Lawine ausarten. Es gibt eben je nach Umständen viele Dinge auf dem Weg eines Steins, der vom Berg hinabrollert.

Das alles hat weder etwas zu tun damit, dass dieser Stein gut oder böse, schlecht oder tauglich wäre und es ist auch keine Schikane einer höheren Macht, von welcher Art Berg aus man ihn angestoßen hat und wie hinderlich oder frei nun denn sein Weg talabwärts ist - sondern all das ist eben einfach so, weder Stein noch Berg kann was dafür.

Auch hat das Rollen des Steines keinen höheren Sinn, sondern es hat sich der Stein ganz natürlich aus der Spitze des Berges gelöst (durch Wind, Wetter, Zerfall) und folgt nun ganz logisch dem Gesetz der Schwerkraft (nun lebt man eben!), nach der er auch ganz logisch eines Tages im Tal angekommen sein wird und zum Stillstand kommt (dann ist man eben tot, man lebt nun mal nicht ewig, so IST das eben).

Den Sinn des Lebens so nüchtern zu sehen, sich selbst als Produkt von Willkür zu erkennen und das Leid zu akzeptieren, ist nicht einfach. Deswegen haben sich auch in der vorzeit schon eine Menge kluger Köpfe denselbigen darüber zerbrochen.

verschiedene Texte zur Willkür des Schicksals

Die intensiven Gedanken zum Thema "Willkür der Gottheit ungeachtet der Qualität eines Menschen" schlugen sich in verschiedenen mesopotamischen Textstücken nieder. Da die göttliche Willkür sich gar nicht auf bestimmte Personen bezog, sondern jeden traf, legte man auf authentische Figuren weniger Wert. Teils werden die leidenden Helden der Geschichten nicht einmal mit einem Namen versehen, sondern einfach nur "ein junger Mann" genannt.

siehe auch:
der "sumerische Hiob"

Noch ist die ganze Geschichte, obwohl sie bereits das Wesentliche erzählt, äußerst knapp gehalten. Man kann sehr schön nachvollziehen, wie die Erzählung im Laufe der Zeit durch Dichtung und Ausschmückung in dem Umfang zur Hiob-Geschichte aufgebläht wurde, wie wir sie heute kennen.

Ganz deutliche Hinweise auf poetische Ergänzungen einer ursprünglich sehr kargen Geschichte sind wiederum die vielen Doppelerzählungen: So wird mehrmals das Gleichnis eines Baumstumpfes genannt, den man abhaut und der im nächsten Jahr doch wieder Sprosse treibt, mehrmals wird in auffallend gleicher Art auf die gewaltige Höhe des Himmels verwiesen und an die Vielfalt und geheimnisvollen Vorgänge der Natur erinnert (u.v.m.). Es mutet in seiner Wiederholung manchmal fast an wie ein Refrain.

So meinen manche Fachleute auch, bei der biblischen Hiob-Geschichte handelte es sich um ein Theaterstück, das auch wirklich aufgeführt worden war.

die vielen Götter

In der Hiob-Geschichte werden eine Menge verschiedener Ausdrücke für "Gott(heit)" gebraucht, was allein dafür spricht, dass es sich hierbei um eine aus allen möglichen Geschichten verschiedener Religionen zusammengesetzte Erzählung handelt. Chronologisch strukturiert sind die metaphysischen Wesen, Gottheiten und Gottbezeichnungen diese:

אל  ['El] 'El war ursprünglich bei den Syrern und Kanaanitern das gebräuchliche Wort für Gott (südarabisch Il). In den Mythen von Ugarit ist El der Göttervater und Schöpfer der Geschöpfe, höchster Vater ("Stier El, mein Vater"), auch Schöpfer der Erde. Sein Wohnsitz ist am "Ursprung der flutenden Ströme" inmitten der "Quellen der beiden Abgründe" (darunter verstand man das Paradies, den sog. Tilmun, ein Ort der Unsterblichkeit, wohin bspw. auch Gilgamesch's Utnapischtim versetzt wurde, als er unsterblich wurde).

El, der höchste Gott und Vater der Götter ließ sich nur von Königen und hochgestellten Persönlichkeiten verehren, mit dem einfachen Volk gab er sich nicht ab. Daher huldigten die kanaanäischen Bürger lieber seinen Kindern (Söhnen), den Elim.

Bei den Hethitern gebrauchte man das Wort 'El ebenfalls für den höchsten Gott mit stark schöpferischem Aspekt: 'Elkunirscha, Schöpfer der Erde. Seine Gemahlin war Aschertu (Aschera). Auch kannten die Hethiter einen Ellel, kreiert aus dem babylonischen Gott Enlil.

Enlil hatte in Babylon (vor Marduks Zeiten) dieselbe Bedeutung wie 'El bei den Kanaanitern und ist Herr der Länder (Erde); er war der höchste Gott und bestimmte als Träger der Schicksalstafeln den Lauf der Welt.

Das hebräische Wort 'El hat (lt. Gesenius' hebräisch-aramäisches Wörterbuch) verschiedene Bedeutungen. Es wird verwendet in der Bedeutung Mächtiger, (gewaltiger) Baum, Wandpfeiler, außerdem als Geist (Natur und Charakter Jhwhs), Numen, Stärke, Gewalt, Macht, Vermögen. Es bedeutet schlichtweg "Gott". Das Wort 'El hat auch einen Plural, nämlich 'Elijm - das heißt, dass es sich um einen Gott unter Göttern handelt, also um einen polytheistischen Gottesbegriff. 'El taucht als Bezeichnung sowohl für "den wahren Gott" als auch "irgendwelche Götter irgendwelcher Völker" auf. Ist ein bestimmter Gott gemeint, wird er in Verbindung mit dem Wort 'El stets näher präzisiert.

In der Bibel steht auch gelegentlich 'El 'Elijm, was "der Gott der Götter" bedeutet

Das bedeutet, dass es Götter gibt, die wiederum einen Gott haben.
Die Frage stellt sich: Was ist ein Gott?

Neben diversen Attributen von barmherzig bis rachsüchtig steht 'El ohne Artikel bzw. die Bezeichnung Ha'El für "der wahre Gott".
אלים  ['Elijm], der Plural von 'El, heißt folgerichtig "Götter". Die Bezeichnung wird auch für Jhwh verwendet und steht hier für "Gott der Götter", "höchster Gott". 'Elijm bedeutet auch Götter der Völker, Schutzengel der Völker, Söhne Gottes, Engel.
אלוח  ['Elowah] Gott als Artbegriff, also "eine, jede Gottheit" (insbesondere auch weibliche Gottheiten), aber auch in der Verwendung als Eigenname Gottes (im Buch Hiob). Ein sehr schöner Ausdruck lautet: "Gott, der wirklich den Namen Gott verdient".
אלחים 

 

['Elohiym] der Plural von 'Elowah bedeutet dann Götter, Gottesbilder, Hausgötter, übernatürliche Wesen (z.B. auch ein aus der Unterwelt heraufbeschworener Toter), Engel, Schutzgeister der Völker.

 

שדי [schadday]
In 1. Mose 17,1 sagt Jhwh von sich "'El-niy schadday": ich (bin) Gott, der Allmächtige.
Der Begriff wird verwendet als Name Gottes, in der Verbindung 'El schadday (die Präzisierung "der Allmächtige" des Gottbegriffs 'El) bei Priesterschrift als Signatur der Patriarchenzeit. Die Bedeutung ist strittig. Gewöhnlich wird es von schdd abgeleitet und bedeutet damit "Allmächtiger". Andere interpretieren seinen Ursprung in schdh (feucht). Eine Wortverwandtschaft zum Arabischen mag bestehen, dort bedeutet es "werfen".

Aus diesem arabischen "werfen" ziehen manche Interpretanten die Verbindung zu "verworfen" und meinen in schadday den "verworfenen Engel" gefunden zu haben.

Im Babylonischen und Assyrischen gibt es den Begriff sadu (das bedeutet Berg) als Götterbezeichnung (vgl. suwiyr), so dass evtl. sdj zu lesen wäre; hinsichtlich dessen wäre an einen Flurengott oder Berggott (sodoh) zu denken.

יחוח 

Sehr deutlich erzählt die Geschichte aber auch von der rein jüdischen Gottfigur יחוח [jehwoh]

שטן  und in Verbindung mit dieser von חשטן [HaSchatan], dem Widersacher.

Pfarrer Alfred Schütze in (Perspektiven der Anthroposophie) "das Rätsel des Bösen"
Es (das Buch Hiob) zeichnet sich schon dadurch aus, dass es geradezu in Form eines Dramas geschrieben ist und ohne größere Abänderungen auf die Bühne gebracht werden könnte. Seine Darstellung verläuft, von knappen Zwischentexten - gleichsam Regie-Anweisungen - durchsetzt, ausschließlich in Rede und Gegenrede. Man dürfte kaum fehlgehen mit der Annahme, dass es, eine alttestamentliche Entsprechung zu den antiken Mysterien-Spielen, als eine Art Kult-Drama gemeint war.

Das Vorspiel des ersten Aktes führt den Zuschauer in übersinnliche Regionen und lässt ihn einen ahnenden Blick auf die geistig-göttlichen Hintergründe menschlicher Schicksalsgestaltung tun. Es ist der "Prolog im Himmel", bei dem Gott-Vater inmitten der "Söhne Gottes", der Engel, dem Satan jene scharf begrenzte Vollmacht erteilt, in das Schicksal Hiobs einzugreifen.


Die Teile des Buches Hiob anhand der verwendeten Gottesbezeichnungen

אלחים
['Elohiym]
            Hi. 1,1 bis Hi. 1,5: Hiobs Reichtum, das Festmahl seiner Kinder, Hiobs pingelige Gottesfurcht            
חאלחים
[ha'Elohiym]
יחוח
[jehwoh]
חשטן
[HaSchatan]
            Hi. 1,6: Treffen der Söhne Gottes-HaElohims im Himmel            
          Hi. 1,7: Beginn des Dialogs zwischen Gott-Jhwh und HaSatan          
          Hi. 1,8: Gott-Jhwhs Ansprache an HaSatan bezüglich Hiobs
Hi. 1,9: HaSatans Argumentation gegenüber Gott-Jhwh
HaSatan selbst nennt ein einziges Mal die Bezeichnung ['Elohiym] im Sinn von "Gottesfurcht".

         
            Hi. 1,10 bis 11: Rede HaSatans: Hier kommt Gott überhaupt nicht vor            
            Hi. 1,12: Gott-Jhwhs Entgegnung an HaSatan, Ende des Dialogs Gott-Jhwh/HaSatan            
            Hi. 1,13 bis 15: Erste Hiobs-Botschaft - die Sabäer fielen ein und raubten Rinder und Esel            
            Hi. 1,16: Zweite Hiobs-Botschaft - das Kleinvieh samt Hirten wurde vom Feuer Gottes-Elohim verbrannt
Ein Knecht meldet dem Hiob, dass seine Herden an Kleinvieh samt den Hirten vermutlich vom Blitz (?) erschlagen wurden (und niederbrannten) und nennt diesen Vorgang "ein Feuer Gottes-Elohim fiel von den Himmeln".
Obwohl im vorangegangenen Dialog Gott-Jhwh/HaSatan eindeutig Gott-Elohim den Hiob in die Hand HaSatans legt und den HaSatan hinschickt, damit dieser seine Hand gegen Hiob ausstrecke, geschieht dies dann praktisch doch durch das Feuer des Gottes-Elohim.
  • Hier kann HaSatan direkt als "Zorn Gottes-Elohim" oder "das Unheil von Gott-Elohim" verstanden werden, so wie es bereits auf der Site Satan in der Bibel zur Bibelstelle 1. Chr 21,1 und 2. Sam 24,1 überlegt ist
  • oder HaSatan hantiert mit der Kraft des Gottes-Elohim, bzw. Gott-Elohim oder ein Teil Gottes-Elohim (eine Kraft Gottes-Elohim) wird aktiv unter der Führung HaSatans, womit dieser Diener oder Gesandter des Gottes-Elohim wäre
  • oder die Bezeichnung Elohim nennt hier "die Gottheit Satan".

           
            Hi. 1,17: Dritte Hiobs-Botschaft - Die Chaldäer (Babylonier) fielen ein und raubten die Kamele
Hi. 1,18 bis 19: Vierte Hiobs-Botschaft - ein Sturm ließ das Haus einstürzen, in dem Hiobs Kinder soeben feierten und tötete sie
           
            Hi. 1,20 bis 21: Hiob rastet aus
Ein Satz höchst unjüdischen Geistes beschreibt Hiob als vor Gram zur Erde niederfallend und diese anbetend: "...und er fiel (=warf sich) (der) Erde zu und er anbetete und (=indem) er sagte: (Als) Nackter ich kam heraus von (dem) Schoß meine(r) Mutter..."
Hiob erklärt hier die Erde gleich seiner Mutter, als den Mutterschoß, aus dem er spross. In vorjüdischen Epochen dachte sich der Mensch noch als von einem Gott, z.B. Enlil, (als dessen Same) in die Erde gesetzt und aus dieser hervorgewachsen wie eine Pflanze (siehe hierzu Schriften Babyloniens: Enlil und die Hacke). Später wurde aus diesem pflanzengleichen aus-der-Erde-hervorwachsen das von-der-Erde-genommen-sein: Adam - was "von roter Erde Genommener" bedeutet (siehe hierzu 1. Mose 1: Adam). Als unter den vorzeitlichen Menschen die Keramik an Wichtigkeit gewann, betrachtete man diese Art von Erde als Töpferlehm und sah in der "Schöpfung aus Erde" eine Modellierung des Menschen aus Ton.
Ein Jude, bzw. ein Mensch mit rein jüdischem Gedankengut hätte niemals der Erde in anbetender Weise gehuldigt. Womöglich handelt es sich hier zwischendrin wieder um einen Ur-Satz aus einer vorjüdischen Version der Geschichte, die nachträglich mit der jüdischen Gottbezeichnung "Jhwh" ergänzt wurde.

           
            Hi. 1,22: Hiob hält dem Gott-Elohim weiterhin die Treue            
Pfarrer Alfred Schütze in (Perspektiven der Anthroposophie) "das Rätsel des Bösen"
Aus dieser Vollmacht, die der Widersacher des Menschen von Gott erhalten hat und die im weiteren Verlauf noch einmal ausdrücklich erweitert wird, resultieren die Plagen, Nöte und Schläge, die Hiob erfährt. Er weiß nichts von dieser Mission des Widersachers, aber sein kindliches Gottvertrauen bleibt zunächst ungebrochen und stark: "Haben wir Gutes empfangen von Gott, und sollten das Schlimme nicht auch hinnehmen?"


            Hi. 2,1: erneutes Treffen der Söhne Gottes-HaElohims vor Gott-Jhwh (fast wortgleich wie Hi. 1,6 ff)            
          Hi. 2,2: wiederum fragt Gott-Jhwh den HaSatan, woher dieser denn käme, und HaSatan antwortet wie beim ersten Mal: "vom Umherwandeln auf der Erde".          
          Hi. 2,3: Gott-Jhwhs Ansprache an HaSatan bezüglich Hiobs
Die Erzählung ist wortgleich mit Hi. 1,6 bis 1,8 bis an die Stelle: "...Bösen? Und (=Indes) noch (immer) er (ist) festhaltend(er) in (=an) seiner Rechtschaffenheit, und (=doch) du reiztest (auf) mich in (=gegen) ihn, zu (einem) Verwirren ihn ohne Grund!"
  • Nun spricht nicht nur ihre Unterhaltung dafür, dass Gott-Jhwh und Satan als zwei getrennte Geister (Wesen) gedacht wurden, sondern auch, ...
  • ...dass hier der Gott-Jhwh recht sauer auf Satan reagiert und diesem vorwirft, er habe ihn gegen Hiob aufgereizt:
    - Sollte Satan gar fähig sein, den Gott-Jhwh selbst zu verführen?
    - Sollte Gott-Jhwh so schwach sein, um sich von Satan verführen zu lassen?
    Es klingt, als habe hier Gott-Jhwh nicht nach seinem eigentlichen Willen gehandelt, sondern sich gegen seine eigene Absicht vom Satan manipulieren lassen, Hiob zu prüfen.
    Außer dass dies auf eine bemerkenswert sonderbare Labilität der Gottheit Jhwh hinweist, widerspricht dies einer Vorstellung der Interpretation Satans als Gottes böse Seite, Gottes Zorn, und spricht für die Theorie, dass bereits im frühen Judentum Gott-Jhwh und Satan zwei verschiedene Wesen darstellten.
  • ...und: Nicht genug damit, dass Gott-Jhwh gegen eigene Absicht den Anreizungen des Satans verfiel, gleich ein weiteres Mal lässt sich Gott-Jhwh vom Satan zu einer weiteren Prüfung des Hiob verführen.

         
            Hi. 2,4: Rede HaSatans. Hier kommt Gott wieder überhaupt nicht vor.            
            Hi. 2,6 bis 7: Gott-Jhwhs Entgegnung an HaSatan, Ende des Dialogs Gott-Jhwh/HaSatan
HaSatan verlässt Gott und schlägt Hiob mit einer Krankheit (Geschwüre). Satan wird hier wiederum als ausführende Institution genannt, es ist hier also Satan keine Kraft Gottes, die geschehen lässt, sondern ein von Gott getrenntes Etwas (ein eigenes Wesen, womöglich ein 'Elowah).
In der Parallele zur sumerischen Geschichte des "jungen Mannes" findet man an entsprechender Stelle "Der unheilvolle Krankheitsdämon badet sich in meinem Leib...". Der "unheilvolle Krankheitsdämon" ist dort der Begleiter des sog. "bösen Schicksalsgeistes". Der im Judentum an dieser Stelle gesetzte HaSatan mag der böse Schicksalsgeist selbst sein, der unheilvolle Krankheitsdämon also sein Begleiter, womöglich sein Gesandter. Allemal wird im biblischen Hiob-Buch HaSatan nicht als die Krankheit (=der Krankheitsdämon) selbst verstanden, sondern HaSatan schlägt Hiob MIT der Krankheit (dem Krankheitsdämon).

           
            Hi. 2,8: Hiob schabt seine Haut mit einer Tonscherbe            
            Hi. 2,9: Hiobs Frau rät ihrem Mann, dem Gott-Elohim zu fluchen und daraufhin zu sterben.
Nach heutigem christlichen Verständnis ist das eine völlig unverständliche Handlung! In Anbetracht eines Weiterlebens nach dem Tod wäre das Festhalten an Gott für Hiob die einzige Hoffnung auf irgendeine, wenigstens halbwegs noch sinnvolle Zukunft, die er in seiner Situation noch hat. Gott abzusagen wäre demnach EBEN in seiner Situation das Unverständlichste und Dümmste, was zu tun dem Hiob noch übrig bleibt - einen solchen Rat konnte ihm seine Frau nur deshalb geben, weil an ein Weiterleben nach dem Tod, wie es im späteren Judentum und auch im heutigen Christentum verstanden wird, noch gar nicht geglaubt wurde: Mit dem Tod glaubte man sich im Totenreich fern allen Lebens, also auch fern jeglichen lebendigen Gottes. Ein Gott (und alles andere) hatte also nur einen Sinn, so lange man lebte, daher sagt Frau Hiob: "Wirf dein Leben und alles was dazu gehört (insbesondere deinen Gott, da er dich im Stich gelassen hat) von dir und stirb." (Siehe hierzu auch Hi. 7,9)
Nur mit dieser Sichtweise ergibt es einen Sinn, was Hiobs Frau ihrem Mann hier rät.

Frau Hiob:
Wie aus der sumerischen Erzählung zu entnehmen ist, spielt des jungen Mannes Frau auch dort eine Rolle, wenngleich sie dort ihren Mann beweinen und beklagen soll, statt ihm dumme Ratschläge zu erteilen. Dass die Frau überhaupt erwähnt wird, zeugt von einer sehr frühzeitlichen Erzählung, in der die Frau noch einen nennenswerten Stellenwert hatte: In den späteren, patriarchisch-maskulinen Erzählungen werden Frauen nur dann erwähnt, wenn sie auch wirklich einen ausschlaggebenden Teil zur Geschichte beitragen. Es handelt sich hier also wieder recht wahrscheinlich um einen sumerischen Satz, in dem eine beliebige Gottheit alias Elohim zu "dem einen Gott" vereinheitlicht wurde.


           
            Hi. 2,10: Hiob tadelt seine Frau
Der Grund des Tadelns ist wohlgemerkt nicht die nach christlichem Verständnis zu erwartende Argumentation, dass für ein Weiterleben nach dem Tod doch die Hilfe Gottes-HaElohims notwendig sei, sondern der schicksalsergebene Hiob argumentiert ganz hier-und-jetzt-bezogen, dass das Gute von Gott-HaElohim empfangen wird und daher auch das Schlechte von ihm genommen werden müsse.

           
            Hi. 2,11 bis 13: Drei Freunde Hiobs kommen um ihn zu trösten, vermögen aber sieben Tage vor Entsetzen über sein Leid nichts zu sagen
Natürlich ist es höchster Unsinn, dass die Freunde exakt sieben Tage keinen Ton von sich lassen. Ebenso, wie sich die Anzahl Hiobs Kinder auf exakt sieben Söhne (und drei Töchter) beläuft oder die Anzahl seiner Schafe (anfangs) 7.000 betrug, sind es hier eben auch sieben Tage Stummheit, um die Story in der Sieben schön abzurunden.
Die Sieben galt später im Judentum als bezeichnende (heilige) Zahl, es wurde ihr aber bereits im alten Babylonien eine Sonderstellung eingeräumt, siehe Religiöse Praktiken und Glaubenskonzepte der Babylonier.

           
Pfarrer Alfred Schütze in (Perspektiven der Anthroposophie) "das Rätsel des Bösen"
Erst in den Gesprächen mit den drei hinzukommenden Freunden, die als Repräsentaten einer orthodox-frommen Tradition in starrer, rechthaberischer Form als die ewig Gestrigen nur den blinden Glauben fordern, erwacht bei Hiob mehr und mehr die Frage nach dem Sinn seines Leidens: "Lass mich wissen, warum du mit mir haderst!" Damit wird zum ersten Male die Erkenntnisfrage gestellt, die sich gegenüber allen Glaubenströstungen als unüberhörbar stärker erweist. Hiob wagt sogar zum Entsetzen seiner Freunde den Ausspruch: "Irre ich, so irre ich mir!"


            Hi. 3,1 bis 3: erste Klagerede Hiobs            
אלוח
['Elowah]
            Hi. 3,4: Hiob verflucht den Tag seiner Geburt, dass Elowah, die Gottheit (von droben) nicht mehr nach diesem Tag frage
Die Bezeichnung Elowah, übersetzt mit "die Gottheit (von droben)", ist die Singularform des Plurals Elohim. Aus der Schar der einzelnen Elowahs (also der Elohim, der Götterschar) suchte man sich für gewöhnlich eine persönliche Gottheit, seinen persönlichen Gott unter all den Göttern aus, zu dem man einen besonderen Bezug aufbaute und den man für sich persönlich zuständig betrachtete. Könige, Pharaonen, Abimelechs und sonstige Volksführer, die ihr Volk meist als ihren persönlichen Besitz verstanden, suchten sich freilich meist die höchste Gottheit (den Gott der ganzen Nation) zum persönlichen Gott aus.

Der Singular "Elowah" für eine (beliebige) Gottheit unter den Göttern (=Elohim) ist eindeutig ein Begriff aus vorjüdischem, polytheistischem Gedankengut; vermutlich stammt diese Stelle aus einer Version der Geschichte, die sogar noch vor der babylonischen Marduk-Religion verfasst wurde wie z.B. die bereits erwähnte sumerische Geschichte vom "jungen Mann".


           
            Hi. 3,4 bis 7: Fortsetzung der ersten Klagerede Hiobs, insbesondere bezüglich der Verfinsterung seines Geburtstages, dass Totendunkel über diesen Tag kommen möge, etc.            
לויתן
[liweyatan]
            Hi. 3,8: Fortsetzung der ersten Klagerede Hiobs, mögen seinen Geburtstag die Tagverflucher (Zauberer) verfluchen, die fähig sind, den Leviathan zu beschwören
Bereits auf der Seite biblische Schlangen ist die Sache mit dem Leviathan näher eruiert: Es handelt sich bei ihm um eines der 11 Seeungeheuerarten aus der sumerische Mythe um Tiamat, bzw. um die hebräische Bezeichnung für Tiamat selbst - mythologische Göttergestalten aus der sumerischen Weltanschauung.

           
            Hi. 3,10 bis 22: Fortsetzung der ersten Klagerede Hiobs, insbesondere dass der Schoß Hiobs Mutter verschlossen geblieben sein möge - wäre er nie geboren worden, wäre er nur bei der Geburt gestorben, hätte er jetzt Ruhe            
            Hi. 3,23: Fortsetzung der ersten Klagerede Hiobs, dass die Gottheit-Elowah den Mann einsperrt (in aussichtslose Lebenswege)            

            Hi. 4: Die Antwort Elifas an Hiob:
  • 4,2 Einleitung: Was immer man Hiob nun auch sagt, es wird ihn verdrießen
    ...wie es eben immer so ist, wenn Leute, denen es gut geht, anderen Leuten, denen es schlecht geht, gute Ratschläge erteilen wollen.

  • 4,3 Hiob hat vielen Notleidenden geholfen, nun aber kommt die Not zu ihm
  • 4,7 von Hiobs Rechtschaffenheit und dass kein Gerechter umkäme
    Das stimmt definitiv nicht, dass kein Gerechter umkäme. Viele Gerechte sind es, die umkommen und viele Ungerechte sind es, die nicht umkommen.

  • 4,8 von der ausgleichenden Gerechtigkeit auf der Welt
    Auch diese ist nicht zu finden. Eben darum geht es ja.
    Überlegungen laufen darauf hinaus, dass die drei Freunde des Hiob in die Geschichte nachträglich eingebracht wurden und dass ihre Reden nur eine rhetorische Technik ist, um den Hiob daraufhin die richtige Antwort in den Mund zu legen. Der Dialog zwischen Hiob und den Freunden sowie später zwischen Hiob und seinem Gott kann als ein Theaterstück verstanden werden, das das zentrale Thema zum einfacheren Verständnis in die Darstellung eines Zwiegesprächs kleidet.
    Die Reden des Elifas sind sehr simpel, sie widersprechen sich auch (erst wird von Gerechten gesprochen, die nicht umkämen, im Folgenden von der grundsätzlichen Ungerechtigkeit eines jeden Menschen im Gegensatz zur Gottheit). Sie können als Provokation einer Antwort verstanden werden, als Aufstellung fraglicher Thesen, die in der Antwortrede des Hiob richtiggestellt werden.

  • 4,9 von der vernichtenden Macht der Gottheit-Elowah gegen die Ungerechten, dass sie die Löwen bezwingt
  • 4,12 Traumoffenbarung des Elifas von der Gerechtigkeit und Gewalt der Gottheit-Elowah und wie ungerecht ein Mensch dagegen sei.
    Die Antwort, die im Bettgemach zu finden ist - also das Traumdeuten - ist eine alte vorjüdische Praxis, die später im Judentum an Bedeutung verlor: dort war jegliche Wahrsagung allein den Propheten vorenthalten; die gemeinen Leute hatten keine göttlichen Offenbarungen, auch nicht über Träume.
    Dass Elifas so selbstbewusst von einer Traumoffenbarung redet, in die er fest zu vertrauen scheint, spricht als weitere Komponente (neben der Gottbezeichnung Elowah) dafür, dass es sich bei den Reden der Freunde um vor-/nicht-jüdische Textpassagen handelt, die zwischen der ursprünglichen Prosaerzählung und der endgültigen, jüdischen Fassung in die Hiob-Geschichte eingebracht wurden.

           

            Hi. 5: Fortsetzung der Antwort Elifas an Hiob:
  • 5,2 über Narren und Einfältige und ihr Untergang
  • 5,6 das Unheil ist nicht Bestandteil der Welt, sondern nur im Leben des Menschen realisiert es sich steigernd.
    Das Unheil wird hier dargestellt als eine ausschließlich aus subjektiver Betrachtung eines Menschen existente Sache. Nur der Mensch sei mit dem Unheil behaftet. Dem liegt die Auffassung eines Ur-Fluches zugrunde, einer Ur-Schuld.
    Es ist natürlich falsch, dass nur der Mensch mit dem Unheil behaftet sei. Auch Tiere können Unheil empfinden, fühlen Trauer und seelischen Schmerz. Eine solche Überlegung zerstört allerdings die These der Ur-Schuld des Menschen und der Mensch müsste eine neue Erklärung finden für das Unheil in dieser Welt. Womöglich war die Sichtweise der Menschen zu Hiobs Zeiten noch zu ich-bezogen, um Nichtmenschliches (Tiere, Pflanzen) in philosophische Überlegungen mit einzubeziehen.

           
אל
['El]
            Hi. 5,8: Elifas gibt Hiob den Tipp, seine Rede vor Gott-El und vor Gott-Elohim zu bringen
"Hingegen ich, ich werde (=würde) forschen (=fragen) zu (=bei) Gott-El, und zu (=an) Gott-Elohim ich werde (=würde) setzen (=richten) mein(e) Wort (=Rede)..."
Klar wird hier geraten, sich an Gott-El UND an Gott-Elohim zu wenden, das lässt vermuten, dass beide als zwei verschiedene Gottheiten verstanden wurden. Gott-Elohim wird im Folgenden als der Mächtige gerühmt, der diverse Dinge bewerkstelligen kann:

           
            Hi. 5,9 bis 5,16: Lobrede des Elifas auf Gott,
  • der wunderbare Dinge macht,
  • auf die Erde regnen lässt und die Felder bewässert,
  • der Niedrige erhöht,
  • der Trauernden Glück bringt,
  • der die Pläne der Listigen durchkreuzt, den Klugen in der Arglist fängt, den Ratschluss der Verschlagenen verwirrt,
  • der vor dem Schwert rettet,
  • der dem Schwachen Hoffnung gibt
           
שדי
[schadday]
            Hi. 5,17: Epilog des Elifas: Selig der Mensch, den seine Gottheit-Elowah straft, Hiob soll die Züchtigung des Gewaltigen-Schadday nicht verachten, denn dieser...
  • errettet in sechs Nöten, in der siebenten lässt er einen im Unheil
    wiederum taucht hier die magische Sieben auf

  • befreit vom Hungertod
  • bewahrt im Krieg vor dem Schwert
  • hütet vor Verleumdung
  • stärkt gegen Hunger und gegen wilde Tiere
Im Weiteren wahrsagt Elifas dem Hiob, noch eine große Zahl von Kindern zu zeugen und noch gesund in hohem Alter zu sterben
           

            Hi. 6,1 bis 6,3: zweite Klagerede Hiobs            
            Hi. 6,4: Fortsetzung der zweiten Klagerede Hiobs
"Denn Pfeile (des) Gewaltigen-Schadday (stecken) bei (=in) mir, dass ihr Gift sie (=es) ist trinkend(e) mein Geist, Schrecknisse Gott(es)-Elowah (sie) reihen auf (=befallen) mich."
Ob mit "Pfeil des Gewaltigen-Schadday", wie Hiob sein Unglück bezeichnet, direkt das Werk Satans gemeint ist oder indirekt die Sendung Gottes (durch den Boten Satan als Exekutive, siehe Hi. 1,12), geht aus der Stelle nicht klar hervor. Der Autor betrachtete offenbar die Elijm derart harmonisch miteinander in obergöttlichem Sinn wirkend, dass es für ihn keinen Unterschied machte, wessen Kraft in Allmacht zur Anwendung kam: die des höchsten Gottes oder die eines seiner Untergötter (Satan), der in obergöttlichem Sinne handelt.

           
            Hi. 6,5 bis 13: Fortsetzung der zweiten Klagerede Hiobs            
            Hi. 6,14: Fortsetzung der zweiten Klagerede Hiobs            
            Hi. 6,15 bis 18: Fortsetzung der zweiten Klagerede Hiobs - Hiobs Brüder handelten trügerisch wie der Sturzbach, der schmutzig von Eis über das Ufer tritt, worauf der Schnee schmilzt, wenn es warm wird.
Hier ist ganz unmissverständlich eine Schneeschmelze im Frühjahr beschrieben, vermutlich in einer gebirgigen Landformation, aus der von Schmelzwasser angeschwollene Sturzbäche Geröll und Schlamm mit sich schwemmten - wenn das zur gewohnten Umgebung Hiobs gehörte, so dass er solche Bilder ganz vertraut in seine Rede verwob, kann er keinesfalls aus den hebräischen Wüstenregionen stammen, sondern eher in die Richtung Türkei, Kurdistan: Wo lag Uz?

           
            Hi. 6,19 bis 30: Fortsetzung der zweiten Klagerede Hiobs            

            Hi. 7: Fortsetzung der zweiten Klagerede Hiobs
  • des Menschen Tage sind hart wie die eines Tagelöhners
  • sie sind nichtig aber mühselig
  • Albträume und Schlaflosigkeit quälen Hiob
  • Maden und Schorf lassen seine Haut vom Fleisch abfallen
  • Hiob ist dem Tod geweiht
           
            Hi. 7,9: Fortsetzung der zweiten Klagerede Hiobs - jemand, der in den Scheowl steigt, wird nicht wieder zurückkehren.
Hier wird ganz unmissverständlich dargestellt, dass Hiob (wie vormals seine Frau in Hi. 2,9) nicht an eine Form des Weiterlebens nach dem Tod denkt oder glaubt: Wer ins Totenreich hinabfährt, kommt nicht wieder herauf. Dies widerspricht klar einer Auferstehung nach heutigen religiösen (christlichen) Vorstellungen.

           
תנין
[tanniyn]
            Hi. 7,12: Fortsetzung der zweiten Klagerede Hiobs
Ist Hiob etwa ein Meer oder ein Ungeheuer, dass Gott eine Wache gegen ihn aufstellt? Die Idee, Gott stelle eine Wache gegen ein Meer oder gegen ein (See-)Ungeheuer auf ist ein eindeutiges Indiz für die babylonische Marduk-Religion: Marduk tötet den Urozean Tiamat, spaltet deren "Körper" (das Wasser) in zwei Hälften, befestigt die obere Hälfte im Himmel und stellt dort Wachen auf, dass die Wasser nicht herausfließen.

Erläuterungen zum Ungeheuer, für welches an dieser Stelle der Begriff tanniyn verwendet wird, siehe auf der Site biblische Schlangen: [tanniyn] - Drache, Seeungeheuer, Großfisch - was auch immer - ist, sofern es nicht als völlig irdisches normales Tier (Schlange, Wal, Hai) gedacht ist, bestenfalls ein mythologisches Wesen (meist eine tierische Bestie, Chaosgewalt) aus der sumerischen Religion.


           
עצמותי
['asemowtay]
            Hi. 7,14 bis 15: Fortsetzung der zweiten Klagerede Hiobs
14 und (=dann) du erschreck(te)st mich in (=durch) Träume, und von (=wegen) Visionen du ängstig(te)st mich, 15 und du wähltest (=zogst vor) Erwürgung meine(r) Seele (den) Tod von (=als mehr) meine Gebeine.
Die Elberfelder-Übersetzung müht sich mit einer Glättung dieses überaus holprigen Wortgefüges und schreibt: "14 so erschreckst du mich mit Träumen, und durch Gesichte ängstigst du mich, 15 so dass meine Seele Erstickung vorzieht, den Tod lieber wählt als meine Gebeine. {d.h. wahrsch. meinen zum Skelett abgemagerten Leib}"

Aus dem Kommentar ist zu ersehen, dass bez. des Sinns dieses Satzes Unklarheiten bestehen. Asemowtay ist mit "mein Gebein" übersetzt, dabei erinnert es doch auf Anhieb an einen doch recht bekannten und auch an anderer Stelle der Bibel erwähnten persischen Dämon namens Asmodi (siehe hierzu Dämonenliste). Von diesem heißt es in Tob. 3,8: "Man hatte ihr nämlich 7 (wieder die Sieben!) Männer nacheinander gegeben, und ein böser Geist, Asmodi genannt, hatte sie alle getötet, alsbald wenn sie sich zu ihr tun sollten." (Leider liegt mir hier nur eine 1915 gedruckte Luther-Übersetzung vor, schon gar keine hebräischen Originale: es bleiben also nur vage Spekulationen, was an dieser Tob.-Stelle wirklich steht)
Demnach hieße unser Hiob-Satz: "...und du wähltest die Erwürgung meiner Seele durch den Tod von (einem bösen Geist namens) Asmodi/Asmoday."


           
            Hi. 7,16 bis 21: Fortsetzung der zweiten Klagerede Hiobs - über die Nichtigkeit des Menschen, sein Leben ist Windhauch            

            Hi. 8,1 bis 8,2: Die Antwort Bildads an Hiob              
חאל
[ha'el]
            Hi. 8,3 bis 8,5: "Etwa Gott-Ha'El (er) wird (=kann) beugen (das) Recht, und wenn (=oder gar) Schaddai-schadday (er) wird (=kann) beugen Gerechtigkeit (=eine gerechte Sache)?"
Ha'El wird hier verwendet als die Bezeichnung für eine (durch den Artikel Ha bestimmte) Gottheit: Schadday mag hier die Präzisierung sein, um welchen beliebigen (Ha)'El es sich handelt, nämlich um den höchsten 'El, um DEN allmächtigen 'El.

Im Satz Hi. 8,5 heißt es wiederum "Wenn du (selber) (du) suchst zu (=nach) Gott-'El und zu Schaddai-schadday du flehst..." - hieraus wird klar, dass es sich um viele Götter handelt und Hiob hier Hilfe bei seinem persönlichen Gott sucht und selbst zum Allerhöchsten darum fleht.


             
            Hi. 8,6 bis 8,22: Fortsetzung der Antwort Bildads an Hiob
  • wenn Hiob gerecht ist, wird Gott ihm auch wieder helfen
  • nichtig ist die Vergangenheit, nichtig ist der Beginn, nur der Ausgang einer Sache zählt
  • die Tage des Menschen sind ein Schatten
  • der Gottlose verdorrt wie Papyrus und Riedgras ohne Wasser
  • obwohl es dem Gottlosen gut gehen mag, wird er umgerissen und Gott-'El sagt dann zu ihm: "Ich habe dich nie gekannt"
             

            Hi. 9,1 bis 9,12: Dritte Klagerede Hiobs
  • ein Sterblicher kann gegen Gott-'El nicht bestehen
  • Gott-'El versetzt Berge (oder Niedergerissene(s)?), ohne dass diese es merken
  • er lässt die Erde erbeben
  • er befiehlt der Sonne und den Gestirnen
  • er spannt die Himmel aus und tritt auf das Meer
    Eindeutig tritt hier wieder Marduk auf der besiegten Tiamat herum.

  • er machte den (großen) Bär, den Orion und das Siebengestirn
    Marduk-live! Siehe Genesis und Enuma Elish von der Setzung der Sternbilder.
    Diesen Texten liegen eindeutig chaldäische/babylonische Vorlagen zugrunde, in denen die Sterne, ihr Lauf und ihre (Be-)Deutung großen Stellenwert besaßen. Hier ergänzt sich auch die Sterndeuterei mit der Hellseherei aufgrund von Traumoffenbarungen.

  • er macht die Kammern des Südens
    ...aus denen der verderbliche Südwind kommt? Hier scheint der verderbliche Südwind aus dem sumerischen Hiob als Vorlage zugrundeliegen.

  • er geht an einem Menschen vorüber, ohne dass man ihn sieht
             
רחב
[rahab]
            Hi. 9,13 bis 9,14: Fortsetzung der dritten Klagerede Hiobs - und plötzlich schwankt die Gottesbezeichnung wieder zu Elowah
  • Die Gottheit-Elowah hält ihren Zorn nicht zurück
  • unter ihr duckten sich die Helfer von Rahab
Eindeutig ist die gemeinte Gottheit wieder der Gott Marduk, denn Rahab gilt als ein Seeungeheuer der Tiamat oder auch als die Tiamat selbst. (Auch Ägypten wurde mit diesem netten Namen bezeichnet, aber Ägypten galt ja eh als das Seeungeheuer vom Dienst) In Hi. 26,12 wird noch einmal eingegangen auf Rahab, das Seeungeheuer, und dass Gott es zerschellte, siehe Marduk tötet den Urozean Tiamat.
Auch erzählt die Bibel bei Josua von einer Hure mit dem Namen Rahab. Möglicherweise besteht eine Verbindung zu Rahab, dem weiblichen Chaosungeheur Ur-Ozean: Als höchst minder geachtete Prostituierte führt die Hure den Namen des ungestümen weiblichen Ungeheuers.

             
            Hi. 9,15: Fortsetzung der dritten Klagerede Hiobs
  • selbst wenn Hiob im Recht wäre, könnte er Gott nichts entgegnen außer um Gnade zu flehen vor seinem Richter
  • Hiob glaubt nicht, dass Gott ihm zuhört
  • Gott mehrt Hiobs Wunden und gibt ihm Bitternis
  • er vertilgt den Rechtschaffenen und den Ruchlosen
  • Hiobs Tage laufen schnell dahin, wie Kähne im Schilf, wie Adler über der Beute; Hiob müht sich ab für Windhauch
    Kähne im Schilf - vormals noch Weberschiffchen - flitzen und flutschen durch die Fäden, durch die Schilfrohre. So schnell, nichtig und unbedeutend laufen auch die Tage des Menschen durchs Sein, versiegend ins Vergessen. Vergänglich und nichtig ist das Leben des Menschen, für einen feuchten Kehricht müht sich der Mensch ab.
    Wo bleibt die logische Schlussfolgerung, dass all solche Mühe umsonst ist und man sie sein lassen kann, um sich ein geruhsames Leben zu machen? Insbesondere wobei auch Gerechtigkeit oder Ehre (vor der Gottheit) nicht zu erlangen ist, denn...:

  • kein Mensch kann mit Gott ins Gericht gehen, mit ihm rechten - denn wer auch im Recht ist, am Ende hat es doch der Gott anhand seiner Macht
    ...was sämtliche Mühe um Gerechtigkeit eines Menschen nichtig macht. Im Christentum wird dieser Gedanke beschönigend in der Gnade Gottes und dem Loskaufen von der Schuld durch den Opfertod Jesus' fortgesetzt, während hier noch klar angesprochen ist, dass Gott gerecht ist, weil ihn seine Macht dazu befugt: das Gesetz des Stärkeren - wer die Macht hat, bestimmt (über Gerechtigkeit).

             

            Hi. 10,1: Fortsetzung der dritten Klagerede Hiobs, Hiobs Seele empfindet Ekel vor seinem Leben              
            Hi. 10,2 bis 5: Fortsetzung der dritten Klagerede Hiobs, Gott-Elowah möge Hiob wissen lassen, warum er ihn bekämpft und die Ruchlosen dafür segnet, oder sähe Gott-Elowah nur mit 2 Augen aus Fleisch wie die Sterblichen?              
            Hi. 10,6 ff: Fortsetzung der dritten Klagerede Hiobs
  • Hi. 10,6 bis 13: warum zerstört Gott den Hiob, wenn er selbst ihn doch aus Ton gemacht hat?
    "Oh mein Gott, bitte hab mich doch lieb!"
    Aber was hat dieser Gott nicht alles (aus Ton) gemacht und zerstört es doch? Was bringt die Natur hervor, damit es im darauffolgenden Augenblick schon wieder zugrunde geht? Es ist müßig, in dieser Verschwendung von Leben nach einem Sinn zu suchen: Der Mensch (Hiob) bringt hier einer Gottheit tatsächlich seine menschlich-kindliche Liebe entgegen, die ihm nicht erwidert wird, weil die Gottheit andere Maßstäbe ansetzt. Wenn die Natur (eine Gottheit) überhaupt liebt, so ist es eine nicht-menschliche Liebe, die nicht impliziert, dass sich die Gottheit um des Geliebten Wohlergehen sorgt.
    Obwohl dem Hiob das lt. seinen bisherigen Äußerungen sehr wohl klar zu sein scheint, klammert er sich doch in seiner Verzweiflung an solche menschlich-kindlichen Vorstellungen und rechnet seinem Schöpfer den Wunsch nach der Erhaltung seiner Schöpfung zu. Dabei ist bereits so vielfach davon geschrieben, dass eine Gottheit solche Wünsche offenbar nicht hat, sondern der (gottgewollte) Lauf der Welt im Werden und Vergehen besteht.

  • Hi. 10,14 bis 17: Hiob sucht wieder nach seiner Sünde und findet keine Schuld an sich, fühlt sich im Recht
  • Hi 10,18 bis 19: Erneut die Frage, warum Hiob überhaupt erst aus dem Mutterschoß hat kommen müssen, wäre er doch bei der Geburt gestorben. (siehe auch Hi. 3,10 bis 12)
  • Hi. 10,20 bis 22: Gott möge von Hiob ablassen und ihm vor dem Tod doch noch kurz etwas Heiterkeit gönnen
             

            Hi. 11,1 bis 4: Rede des Zofar, des Naamatiers, Hiob sei ein Maulheld, faselt viel              
            Hi. 11,5 bis 6: Fortsetzung der Rede des Zofar, Gott-Elowah möge selber mit Hiob reden und ihm seine Geheimnisse und Weisheit kund tun              
            Hi. 11,7: Fortsetzung der Rede des Zofar, kann man etwa die Absicht Gott-Elowahs finden oder bis zur Vollendung Schaddays vordringen?            
            Hi. 11,8 ff: Fortsetzung der Rede des Zofar
  • Hi. 11,8 bis 9: über die gewaltigen Höhen der Himmel, gewaltiger als die Unterwelt
  • Hi. 11,10 bis 11: niemand kann Gott zurückhalten
  • Hi. 11,12 bis 20: Hiob möge doch nachdenken, worin sein Vergehen lag und sich davon befreien, dann wird es ihm auch wieder besser gehen. Aus der Finsternis wird Hiobs Leben wie die Mittagshelle aufstehen, während die Ruchlosen zur Rechenschaft gezogen werden.
             

            Hi. 12,1 bis 3: Vierte Rede des Hiob, er tadelt seine Freunde für ihre simplen Ratschläge, die auch jedem anderen eingefallen wären              
            Hi. 12,4: Fortsetzung der vierten Rede des Hiob, er ist das Gespött seiner Freunde, ist ein Rufender zu Gott-Elowah, betont seine Unschuld              
            Hi. 12,5 bis 6: Fortsetzung der vierten Rede des Hiob, die Sorglosen verachten das Unglück, die Gewaltigen haben Ruhe und die Gott-'El reizen haben Sicherheit, Gott-Elowah lässt sie in seine Gewalt kommen            
            Hi. 12,7 ff: Fortsetzung der vierten Rede des Hiob
  • Hi. 12,7 bis 8: Es sollen sich aber die Freunde von den Vögeln belehren lassen, der Erde, den Fischen des Meeres
  • Hi. 12,9 bis 10: die Hand Jhwhs hat sie gemacht, in seiner Hand ist der Odem der Seele und der Geist allen Menschenfleisches
             
            Hi. 12,12 ff: Fortsetzung der vierten Rede des Hiob
  • Hi. 12,12 bis 13: Bei Greisen ist die Weisheit, doch Gott übertrifft sie an Weisheit (hokemoh) und Heldenkraft (gebuwrah). (Hokemoh und gebuwrah sind die 2. und die 5. Sefiroth)
  • Hi. 12,14 bis 25: was Gott tut, ist nicht zu ändern (Zerstörung, Gefangennahme). Er setzt Schranken in die Gewässer, macht Trockenheit und Flut, führt in die Irre, auch wieder aus der Irre, macht Richter dumm, gibt und nimmt den Königen Autorität, bindet ihre Lenden (Zeugungsfähigkeit), beraubt Räte und Priester, bringt Beständige zu Fall, entzieht die Rede den Zuverlässigen, raubt den Verstand der Alten, verachtet das Edle, lockert den Gürtel der Starken, enthüllt Verborgenes, führt das Totendunkel hinaus ans Licht, gibt den Völkern Größe und lässt sie auch wieder vergehen, er führt die Köpfe des Volkes fort und lässt das Volk in die Irre leiten
             

            Hi. 13,1 bis 2: Fortsetzung der vierten Rede des Hiob, was seine Freunde da wissen, weiß Hiob gerade ebenso              
            Hi. 13,3: Fortsetzung der vierten Rede des Hiob, zum Allmächtigen, 'El-Schadday, will er rufen, um mit Gott-'El zu rechten              
טפלי
[topeley]
            Hi. 13,4 bis 6: Fortsetzung der vierten Rede des Hiob, er nennt seine Freunde "Andichter der Lüge", topeley schaqer - der Begriff "topeley" lautet verdeutscht "Teufel"              
            Hi. 13,7 bis 10: Fortsetzung der vierten Rede des Hiob, zu Gott-'El reden die Freunde Verkehrtes und Täuschung, als wollten sie ihn wie einen Sterblichen betrügen; dafür wird er sie züchtigen.              
            Hi. 13,12 ff: Fortsetzung der vierten Rede des Hiob
  • Hi. 13,12: der Freunde Merksätze sind Sprüche aus Staub, sie sollen schweigen, damit Hiob reden mag
  • Hi. 13,13 bis 23: Hiob redet, was auch dafür über ihn kommen mag - beteuerte wieder seine Unschuld, möge Gott seine Hand von ihm nehmen und face to face mit ihm Rechenschaft ablegen
  • Hi. 13,24 bis 28: wozu hält Gott Hiob für einen Feind, will er nun auch verwehtes Laub erschrecken? Rächt nun Gott Hiobs Jugendsünden, während er zerfällt wie ein von Motten zerfressenes Gewand?
             

            Hi. 14: Fortsetzung der vierten Rede des Hiob
  • Hi. 14,1 bis 2: der Mensch, geboren von einer Frau, ist kurzlebig und unruhig, wie eine Blume, die blüht und welkt
    Dass der Mensch von der Frau geboren wird, ist hier noch wohl weniger als Manko gegen die Frau gedacht, sondern mehr als betonende Darstellung des Irdischen und dessen Kurzlebigkeit.

  • Hi. 14,4: welcher Reine käme von einem Unreinen? Kein einziger!
    Hier ist wieder eine rhetorische Frage aus der sumerischen Urfassung, die bereits beim jungen Mann gestellt wurde.

  • Hi. 14,5: Gott macht dem Menschen Grenzen, die dieser nicht überschreiten kann
  • Hi. 14,6: der Mensch möge Ruhe haben wie ein Taglöhner an seinem Tag
  • Hi. 14,7 bis 12: ein abgeschnittener Baum kann noch immer sprossen, nicht so der Mensch, der gestorben ist: er legt sich hin und steht nicht wieder auf, wird nicht aufgeweckt aus seinem Totenschlummer bis die Himmel vergehen
    Der Zeitpunkt, an dem "die Himmel vergehen" stellt das Ende aller Zeiten dar. Ob dieses Zeitenende je eintreffen wird oder nicht, ob also die Himmel irgendwann vergehen oder nicht, ist hier nebensächlich. Aussage ist: Bis dort hin wird kein Mensch aufstehen vom Tod. Dass der Mensch nach dem Vergehen der Himmel vom Tod aufstünde, ist offenbar in diesem Zusammenhang als absolut utopisch ausgeklammert.
    Man findet hier noch eine sehr realitätsbezogene, bodenständige Weltanschauung, eine Akzeptanz der Tatsachen (bez. des Todes), wenn auch eine unwillige Akzeptanz mit Trauer und Klage.

  • Hi. 14,13: Möge Gott den Hiob in der Unterwelt verstecken, bis sich sein göttlicher Zorn über ihn gelegt hat, möge er ihm eine bestimmte Zeit festlegen und sich dann an ihn erinnern
  • Hi. 14,14 bis 15: Wenn doch ein Mensch wieder leben möge, wenn er stirbt. So lang wie nötig wollte Hiob warten, bis Gott ihn zurückriefe ins Leben.
  • Hi. 14,16: irgendwie müsste es doch so sein, denn warum sonst zählt Gott des Hiobs einzelne Schritte (Taten) und straft ihn dafür?
    Träume und Wünsche äußert Hiob, mit Verstand und Schlussfolgerungen möchte er seine Hoffnungen verifizieren, jedoch mag er die Realität nicht leugnen und gibt zu:

  • Hi. 14,18 bis 19: aber allem zum Trotz, ein Berg stürzt ein, zerfällt zu Staub, das vom Wasser davongeschwemmt wird - so macht Gott zunichte die Hoffnung des Sterblichen
  • Hi. 14,20: Du überwältigst ihn für immer.
  • Hi. 14,21: was immer mit seinen Kindern geschieht, der Tote weiß es nicht - allein auf ihm selbst liegt sein Schmerz und Kummer/Trauer
    Kinder - das erhoffte bleibende Denkmal des Vaters, das ihn überlebt; sein Same, der weiter in die Zukunft geht: Neben der Funktion der Altersversorgung galten die Kinder auch als das, was von einem Mann übrig blieb, wenn er selbst nicht mehr war. Wie ein Bild, eine Skulptur oder ein Buch, das seinen Schöpfer überdauert, so sollten die Kinder als "ein Stück ich" nach dem eigenen Tod weiterleben. So weit der altertümliche Trost angesichts des eigenen Todes.
    Nun aber gesteht sich Hiob ganz realitätsbezogen und nüchtern ein, dass einem Toten auch seine Kinder nichts helfen. Aus Unwissen, was aus "seinem Samen" geworden ist, kann er sich nicht einmal mit dessen Fortbestand trösten. Der Tote im Totenreich erlebt also keine Hoffnung, nichts, außer sein eigenes Leid und die Trauer um sich selbst.

             

            Hi. 15: Zweite Rede des Elifas
  • 1 - 3: Hiobs Rede mangelt der Weisheit, ist wie der Ostwind
  • 4: Hiob schmälert die Andach vor Gott-'El
  • 5: Hiobs Schuld belehrt seinen Mund, Hiob ist listig
  • 6 - 7: ob Hiob, da er so neunmalklug redet, wohl als erster Mensch geboren worden sei, ob er wohl angesichts der Hügel hervorgebracht wurde
    Welche "Hügel"? Welche Hügel sind gemeint, vor denen der erste Mensch hervorgegangen ist? Wesentliche Landformation aller bisherigen Wiegen der Menschen war ein von Flüssen bewässerter Garten oder ein fruchtbares Feld. Als der Ursprung des Lebens galten in mesopotamischen Mythen gewöhnlich die Flüsse oder Quellen der Ströme.

  • 8: ob Hiob wohl in der Ratsversammlung Gott-'Elowahs gelauscht hat?
  • 9: ist nicht das, was Hiob weiß, nicht mehr als das, was auch die Freunde wissen?
  • 11: ob ein Trost Gottes-'El für Hiob zu gering wäre
  • 14: und wieder: was ist ein Sterblicher, ein Geborener von einer Frau, dass er rein und gerecht ist.
  • 15: In seine Heiligen vertraut er nicht, der Geborene von der Frau...
    Ähnliches Wortgefüge im Kontext der Frage nach der Reinheit und Gerechtigkeit des sterblichen Menschen findet sich bereits bei Hi. 4,18, allerdings von Gott-'Elowah, von dem es dort heißt:
    "Siehe, in seine(n) Diener(n) nicht er traut, und seine Boten er setzt (=zeiht) des Irrtums"
    dagegen Hi. 15,15:
    "Siehe, in (=auf) seine Heiligen nicht er vertraut und (die) Himmel nicht (sie) sind rein in seinen (zwei) Augen."
    Was im göttlichen Satz als "(Gottes) Diener" bezeichnet ist, nennt der sterbliche Satz als die "Heiligen" - was im göttlichen Satz des Irrtums kritisiert wird, sind die Boten (Gottes) (man würde es heute "Engel" nennen) und im sterblichen Satz die Unreinheit der Himmel, unter der man sehr wohl den Irrgang seiner Bewohner verstehen kann (nämlich die "Engel").
    Es mag beiden Äußerungen ein Ursprungssatz (Urgeschichte) zugrundeliegen, der einst zwei literarische Wege ging und jeweils auf seine Art geringfügig verändert wurde, bis sich seine beiden Versionen schließlich in der Hiobgeschichte wieder trafen und dort in einem Gesamttext verwoben wurden.

  • 16: ein verabscheuter und verderbter Mann trinkender wie Wasser die Verkehrtheit (das Unrecht)
  • 20 - 24: der Gesetzlose wird alle seine Tage gequält, dem Gewalttätigen ist eine kleine Zahl von Jahren aufgespart - doch er ist ausersehen für das Schwert
             
            Hi 15,25: er streckte aus wider Gott-'El seine Hand, und gegen Schaddai er zeigt sich heldisch (übermütig)              
            Hi. 15,26-35: weitere Beschreibungen der Fruchtlosigkeit und Finsternis des Ungerechten              
Pfarrer Alfred Schütze in (Perspektiven der Anthroposophie) "das Rätsel des Bösen"
In großartiger Entfaltung von Stufe zu Stufe sich steigernd, reckt sich Hiob immer ich-bewusster und selbständiger auf, um schließlich in faustisch-prometheischer Selbstbehauptung Gott zum Rechtsstreit herauszufordern. Und das Erstaunliche geschieht, dass Gott sich dem kleinen Menschen-Ich tatsächlich "stellt", das da kühn und erkenntnismutig Antwort auf sein Lebensrätsel erwartet. Ja, Gott verurteilt zornig die drei Alten als schlechte Anwälte seines Willens, oblgeich sie doch im Sinne einer überlieferten Religiosität "fromm" genug geredet hatten. Er stellt sich hinter den vierten, später dazugekommenen Freund, der als der jugendliche Mensch den von keiner verfilzten Überlieferung beeinträchtigten neuen, auf die eigenen Persönlichkeit gegründeten Menschheits-Impuls darstellt, wie er eben auch in Hiob lebt. Damit bekennt sich im Sinne der dramatischen Komposition des Hiob-Buches die Gottheit zu dem Faust-Streben des erkenntnissuchenden Ich-Menschen. Gewisse Vertreter der orthodoxen Bekenntnisse unserer Tage, die sich nicht genug tun können, das faustische Erkenntnis-Ringen als gotteslästerliche Hybris zu verketzern, täten gut daran, gerade diese göttliche Bestätigung des erwachenden Denk-Willens bei Hiob einmal nachzulesen. Aber sie werden wie die drei alten unverbesserlichen Freunde Hiobs nur ewig wiederholen: "Frage die vorigen Geschlechter und merke auf das, was ihre Väter erforscht haben; denn wir sind von gestern her und wissen nichts"

Das Hiob-Buch lässt den leiderfüllten Erkenntnissucher jene bedeutsame Antwort durch Gott zuteil werden, die ihm einen weit über das religiöse Traditionsgut hinausgehenden Einblick in das Wesen des Bösen und seine Rolle im Wechselspiel von Schuld und Sühne vermittelt. Gemeint ist jene hintergründige Schilderung des Behemoth und Leviathan, die eine bildhafte Umschreibung dessen gibt, was hier auf dem Höhepunkt des Hiob-Dramas allein sinnvoll sein kann: die Enthüllung des Anteils, den der Widersacher an der Schicksalsgestaltung Hiobs gewonnen hat. Hiob wird über die Rolle der Mächte aufgeklärt, die als Widerlager zu der natürlichen Entwicklungsordnung von Gott zugelassen sind, damit der Mensch ihnen das Gute abringt und durch diesen Kampf eine Verstärkung seiner Kräfte erfährt, die ohne solchen Widerstand schwach und unselbstständig bleiben müssten. Damit löst sich ein wichtiger Teil des Schicksalsrätsels, das Hiob bedrückte. Sein faustisches Streben wird von Gott anerkannt und beantwortet, so dass er zu ihm sagen kann: "Ich hatte von dir mit den Ohren gehört, aber nun hat mein Auge dich gesehen."



            Hi. 16: Fünfte Rede Hiobs
  • 10.01.2003, under construction - bzw. hier hab ich aufgehört. Vielleicht finde ich irgendwann die Lust, dran weiter zu arbeiten?
  • (24.02.2014) glaub ich eigentlich fast nicht, dass ich da noch mal weiter mach. Naja, vielleicht wenn ich mal im Altersheim bin.

kommentartabelle

             

Asche = 'epEr = kepher = xeper? (2,8; 13,12)

Hiob 17,14 Er wird herausgerissen von (=aus) seinem Zelt, seine(r) Sicherheit, und sie machen schreiten ihn zu(m) König (der) Schrecknisse. (zum למלך בלחות lemElEk ballohowt) König? Melek = Engel!
Nicht ein einziges Mal im ganzen Hiob-Buch fragt Hiob nach Gottes Willen (es sei denn, um sein wahres Interesse, nämlich sein eigenes Schicksal, dadurch zu bessern): des Gottes Interessen sind dem Hiob damit einfach vollkommen egal. Nichts weiteres ist es, was Satan anfangs erklärt.

Ein König fordert von seinem Knecht einen Dienst ein.
Der König erteilt dem Knecht also die Aufgabe und sagt z.B.: "sattle mir mein Pferd"
Der Knecht interessiert sich nicht dafür, wohin der König zu reiten gedenkt, er interessiert sich nicht einmal dafür, ob der König selbst reitet, überhaupt wer reitet, warum und wieso er das Pferd satteln soll; das geht ihn auch alles nichts an, sondern als dienstbarer Knecht ist sein einziges Anliegen, seine Aufgabe ordnungsgemäß auszuführen und so geht er hin und sattelt das Pferd. Ist er ein besonders eifriger und königstreuer Knecht, freut er sich alleine schon deswegen, dass er seine Aufgabe ordentlich erfüllen konnte.
So pervers es sich anhört, aber wahrer Dienst an Gott im Fall Hiob wäre folgendes gewesen:
Hiob erkennt, von seinem Gott mit der Bürde einer Krankheit bedacht zu werden. Welchen Grund Gott für diese Krankheit hat, müsste Hiob vollkommen egal sein - allein wichtig müsste dem wirklich dienenden Hiob sein, dass die Krankheit auch richtig sitzt, ordentlich ausbricht, so wie es der Herr offensichtlich will. Wäre er ein besonders eifriger Diener gewesen, hätte er sich gefreut, die Krankheit ordentlich zu erleiden und auch dran zu sterben, denn scheinbar war das ja der Auftrag seines göttlichen Herrn.
Man soll nicht meinen, dass es ja wohl die Höhe sei, von einem Menschen solche Arschkriecherei zu verlangen:
So mancher Soldat im Krieg starb stolz und freudig, allein nur für "Führer, Volk und Vaterland"...
Wieviel stolzer und freudiger hätte Hiob demnach für seinen Gott seine Krankheit erleiden und auch willig sterben müssen.

Hiob sieht das anders: Das alles ist gar nicht nach seinem Geschmack, sondern Hiob hat da seine eigene Interessen, seinen eigenen Kopf! Ganz anders will er es haben, als es sein Herr von ihm fordert.


Nun ... nichts dagegen, nur: Darüberhinaus möchte er noch so tun, als sei er ein guter Diener Gottes!

Moment mal, also so gehts dann aber nicht! Entweder, oder! 

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