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Rafa's Homepage

Am Mittwoch in der Früh um halbacht klingelte es mich aus dem Schlaf. Zuerst klingelte es von unten an der Haustür, teilweise ziemlich heftig. Es klingelte auch bei meiner Nachbarin, konnte ich hören.

Was um die Zeit und auf die Art bei mir klingelt, kann nichts Gescheites sein. Also machte ich natürlich nicht auf und tat so, als sei ich nicht zuhaus.

Der Klingler hatte sich nun Zugang ins Haus verschafft und stand vor der Wohnungstür. Dort klingelte er weiter, ziemlich penetrant. Er klopfte auch an die Tür. Aber ich machte einfach nicht auf, denn solche Art von Klingelsturm veranstalten keine Besucher, die mir willkommen sind. Ich hatte schon wieder echt Angst, denn seit ich mal eine Mannschaft Polizisten vor der Tür hatte, die mir gleich in die Wohnung stürmten und bei mir Hausdurchsuchung durchführten (Bericht davon), hab ich da so mein kleines Trauma und fürcht mich mal lieber.

Irgendwann war dann endlich eine Ruh und offenbar war der Besuch abgezogen. Ich schlief weiter, denn ich hatte die ganze Woche Urlaub und konnte ausschlafen.

Um Mittag rum kroch ich aus dem Bett und schaltete mein Handy ein. Da war auch schon eine SMS von Claudia da, die früh auf dem Weg zu ihrer Arbeit immer bei mir vorbei radelt: "Die Bullen klingeln schon wieder an deinem Haus!“ Oh! Da bin ich ja heilfroh, dass ich nicht aufgemacht hab! Ich schrieb gleich zurück: "Waren es mehrere und sah es gefährlich aus?" Aber es war angeblich nur einer. Wahrscheinlich haben sie den vorgeschickt und das Einsatzkommando lungerte derweil versteckt in Privatautos herum, jaja, die kenn ich schon!

Da ich nun wusste, dass es tatsächlich die Bullen waren, kriegte ich nun echt meine Angst. Ich überlegte krampfhaft, was ich alles im letzten halben Jahr Dubioses gemacht habe, was eventuell strafbar hätt sein können, aber mir fiel nichts ein. Das bedeutet aber nichts, denn damals als sie Hausdurchsuchung machten, hatte ich auch keine Ahnung, was so schlimm an meinen Aktionen gewesen sein sollte. Obwohl mir nun nichts einfiel, was ich verbrochen haben könnte, konnte dies nur etwas mit dem PC sein – was sonst? Es konnte nichts schaden, wenn ich schnell eine Sicherungskopie meiner Daten anlegte und sie irgendwo versteckte, nur hatte ich mir diesen PC erst vor wenigen Tagen gekauft und noch keine ordentliche Brenn-Software drauf, so dass ich keine DVDs brennen konnte. Naja, dann brenn ich halt eine CD – und nur das Wichtigste.

Ich fing also an, das Aktuelle zu brennen und versteckte die CD sorgfältig außerhalb der Wohnung. Sollten sie wieder den PC konfiszieren, dann sollten sie den alten PC mitnehmen, den ich auf den Dachboden gestellt hatte. Die Daten, die sie suchten, wären dann sowieso auf dem alten PC, denn bestimmt war es wieder ein Vorfall, der mindestens ein halbes Jahr zurück lag, weil sie ja immer so lang Bearbeitungszeit brauchen, bis sie mal was unternehmen. Wie auch immer: ich hatte einen Ersatz-PC, also die Welt stürzt jetzt auch nicht ein – so wie damals – wenn sie mir die Maschine mitnehmen.

Nachdem ich die Sicherungs-CD versteckt hatte, war mir etwas wohler. Satan-Ahriman funkte noch mit rein und meinte, ich bräuchte hier grad keine Panik schieben, denn wenn ich den Grund erfahren würde, was sie wollten, dann werde ich lachen. Na, sein Wort in Gottes Ohr. *seufz*

Das Beste ist, ich geh aus dem Haus. Bin ich nicht daheim, können sie mir dort auch nichts wollen, müssen sie mich erst mal finden. Also hüpfte ich auf mein Fahrrad und machte eine Radtour; das hatte ich ja sowieso vor. Im Lauf des Nachmittags überlegte ich noch weiter, was sie denn schon wieder von mir wollen könnten, aber mir fiel immer noch nichts ein. Wenn sie morgen wieder kommen, werde ich auf machen: Ich war ja jetzt vorbereitet und anders kriegte ich sie wohl eh nicht los. Dann weiß ich wenigstens, was sie wollen.

Vielleicht war's ja auch was wegen irgendeiner meiner Nachbarn?
Da waren sie ja auch schon mal bei mir wegen dem im 1. Stock. Aber da klingelten sie zuerst bei dem und als dort nach ner Viertelstunde keiner auf machte, kamen sie zu mir.
Hier aber klingelten sie zuerst bei mir und dann erst bei den Nachbarn. Nein, oh nein, ich musste mir wohl eingestehen: Die wollten wieder mal echt zu mir.

Mittlerweile war es Abend geworden und ich traf mich mit ein paar Freunden beim Spanier zum Essen. Karsten, dem ich am Wochenende mein Auto geliehen hatte, fragte mich gleich: "Sag mal, hast du das Auto weg gefahren?" Nein, hatte ich nicht. Karsten hatte es in die Georgstraße gestellt und da wäre es nun nicht mehr, dafür war da jetzt eine Baustelle.

Nun musste ich echt lachen: Sie haben heute morgen nur das Auto abgeschleppt, das den Baufahrzeugen im Weg stand! Das war alles! Hahaha! Deswegen klingelte bei mir die Polizei: Sie wollten nur, dass ich das Auto weg fahre!
Oh mei, und ich schieb schon wieder den ganzen Tag Paranoia...
Jetzt hatte ich ernsthaft gedacht, bei diesem Polizisten-Flooding während der WM mit ganzen Hundertschaften von Polizeiaufgebot an jeder Ecke hätte ich meine posttraumatische Belastungsstörung etwas kurieren können.

Karsten ärgerte sich gescheit: "Hätt ich es doch ins Parkverbot gestellt, wie du auch immer!" Ja: Das kostet ungefähr einmal im Monat nen 10er und das war's dann wieder. Ist direkt billig gegen "Abschleppen wegen Baustelle". Auf alle Fälle erklärte sich Karsten nun auch noch bereit, die Kosten für das Desaster zu übernehmen – ja was will ich denn noch mehr.

Autogeschichte, Teil II

mein schönes Auto

Am nächsten Tag radelte ich auf die Lenau-Wache und erkundigte mich nach dem Verbleib meines Autos. Dieses stand bei der Abschleppfirma Kran-Kral. Also radelte ich dort hin. Das Auto stand mitten in der Sonne und soeben hatte es 37° im Schatten. Ich konnte erst gar nicht einsteigen, das Lenkrad kaum anfassen, so heiß war alles. Kaum war ich durch die Einfahrt herausen, kippte mir eine wahnsinnig heiße Soße über die Schulter: An der Decke habe ich nämlich ein kleines Kerzenlämpchen – so zur Zierde – und ein Duftkerzchen drin. Dieses war mittlerweile flüssig geworden und das ganze heiße Wachs kippte mir in den Rücken. Waaah - was für ein S/M-Feeling! Ich riss das Lämpchen von der Decke und schleuderte es in den Fußraum vom Beifahrerbereich.

Ein Strafzettel über 25 Euro hing am Auto; den warf ich zuhause gleich dem Karsten in den Briefkasten. Damit war für mich die Sache erst einmal erledigt.

Karsten war ziemlich geknickt, insbesondere da noch ca. 100 Euro Abschleppgebühren in Rechnung gestellt werden würden. Aber trotzdem wollte er das Auto gleich wieder für die nächsten 2 Wochen, um irgendwie bei seiner Freundin Urlaub zu machen. Er meinte: "Wenn ich schon so viel zahlen muss, möchte ich auch was davon haben." Ja, weil ich zur Zeit eh nur mit dem Fahrrad unterwegs bin, kann er es haben. Auto und Karsten verschwanden daraufhin einige Tage später wieder.

Am Freitag, den 04.08.2006 zog ich dann einen Schrieb aus dem Briefkasten. Die Firma HK Balkonbau stellte mir als Entschädigung für 2 Stunden Wartezeit von 3 Schlossern und einem Kranfahrzeug 689,04 Euro (!) in Rechnung, zahlbar bis zum 16.08.2006. Ich glaub, mich trifft der Schlag – obwohl ja Karsten alles zahlen muss, aber trotzdem... Ich SMSte Karsten gleich die Hiobsbotschaft: "Ich muss dir jetzt dein Wochenende versauen, sonst steckt es nur MIR in den Knochen." Karsten war natürlich entsetzt, knapp 700 Euro so einfach mirnichtsdirnichts innerhalb von 10 Tagen zahlen zu müssen und er schrieb nur: "Was kommt da noch alles auf mich zu?" Das konnte ich ihm leider auch nicht sagen, denn es könnte das Auto ja auch noch viel teuererem Gepretze im Weg gestanden haben und insofern können da ja theoretisch Rechnungen in Millionenhöhe auftauchen - zahlbar bis in 10 Tagen? Na so gehts doch nicht! Kann doch nicht sein...?

Na gut, es traf nun mit mir und Karsten nicht eben die Ärmsten, aber irgendwie ging mir ziemlich die Galle hoch, einer Privatperson aus heiterem Himmel einfach so eine derartige Batzen-Rechnung hinzuknallen mit dem Zusatz "...und zahl mal schön in den nächsten 10 Tagen". Hee, da gibt es Leute, für die ist das ein ganzer Monatslohn und die KÖNNEN das gar nicht zahlen, die müssen da erst mal einen Kredit aufnehmen oder dergleichen! So kann man das doch nicht einfach bringen! Das ist nun wirklich nicht die feine Art und verletzt mein Gerechtigkeitsempfinden *ärger*.

Obwohl es mich ja gar nix an ging, weil Karsten alles zahlen muss, ging ich auf Recherche.

Am Dienstag fuhr ich erst mal zu Kran Kral und fragte nach der genauen Zeit, in der mein Auto abgeschleppt wurde. Dort konnte ich keine Auskunft erhalten, also rief ich bei der Polizei an. Dort hieß es, das Auto sei um 7:55 Uhr abgeschleppt worden. Nun, wenn die mir 2 Stunden Ausfall Arbeitszeit in Rechnung stellen wollen, müssten sie ja schon um 6 Uhr das Arbeiten angefangen haben? Ich lief rüber in die Georgstraße und befragte einen Mieter, der aber bestätigte, dass er schon um 6:30 Uhr Krawall auf der Straße gehört haben wollte.

Dann kam ich auf die Idee, dass das Ganze ja ein Schaden war, der durch "mein" fahrlässiges Verhalten verursacht worden war und es daher eine Sache für die Haftpflichtversicherung sein könnte. Ich rief meine Haftpflichtversicherung an. Als der Agent die Sachlage überhaupt mal kapierte, meinte er, ich hätte damit schon eine Chance und eröffnete eine Schadensmeldung. Nun prüft die R&V Versicherung, ob der Anspruch überhaupt rechtens ist und allein das ist doch schon mal ne gute Sache.

Ich bekam eine Schadensnummer. Ich schrieb einen Brief an die Firma HK Balkonbau, dass ich die Angelegenheit meiner Versicherung weitergeleitet habe und sie sich gefälligst in Geduld bezüglich ihrer Rechnung üben möchten.

Dann kam mir der Zufall zu Hilfe: Ich erhielt eine Mail von einem meiner Nachbarn, der diese Geschichte auf meiner Homepage gefunden hatte. Auch er hat eine Rechnung von der Firma HK Balkonbau erhalten – über dieselbe hohe Summe. Der Nachbar hatte am Mittwoch dem Polizisten allerdings geöffnet und auch sein Auto weggefahren. Er meinte, mein Auto sei das einzige gewesen, das abgeschleppt worden sei und außer uns beiden seien noch 5 bis 6 andere Autos dort gestanden. Na hoppla: Wenn die feine Balkon-Firma nun von jedem der ca. 7 Autofahrer jeweils 700 Euro einkassiert, dann ist das ja echt n feines Geschäft für die – und es ist Betrug! *die Palme ganz und gar hoch geh, auf 180 beschleunig*

Und all die 7 Autofahrer hatten die Halteverbots-Schilder übersehen, die dort lt. Auskunft der Polizei angeblich seit 14.07.2006 standen? So viele "Blinde"? Das ist aber seltsam! Dass der verliebte Karsten, der gerade mit meinem Auto von seiner Freundin kam, eventuelle Schilder übersehen hatte, konnte ich ja noch glauben – aber was haben denn die anderen 7 für Tomaten auf den Augen gehabt?

Ich verteilte sofort ein paar Zettel an Pfosten, Bäume und Laternen in der Umgebung der Georgstraße, auf denen ich nach den anderen Kfz-Haltern suchte. Ich war noch nicht fertig mit dem Verteilen meiner Zettel, da klingelte schon mein Telefon und ein weiterer HK-Balkonbau-Rechnungs-Empfänger meldete sich. Auch er hatte die Rechnung über 689,04 Euro gekriegt.

Nun suche ich noch nach den anderen Opfern dieser Abschleppgeschichte – deswegen ergänze ich gerade diese Site und werde sie auch in der folgenden Zeit um die neuesten Ergebnisse aktualisieren. Sollte jemand von den Betroffenen hier aufploppen, dann: Melden Sie sich bitte unbedingt bei mir per Mail (12.08.2006)!

Am Abend meldete sich noch eine Zeugin: Sie wohnte in der Georgstraße und hatte beobachtet, dass die Halteverbotsschilder in der Nacht umgelegt waren und die Arbeiter sie erst in der Früh wieder hoch stellten, 5 min bevor die Polizei eintraf.

Autogeschichte, Teil III, lang lang danach...

...nämlich heute, den 27.10.2007 - und die Geschichte ist immer noch nicht zu Ende!

Bei den Dreien blieb es nun allerdings. Weitere Teilnehmer meldeten sich nicht mehr. Die beiden Nachbarn schalteten ihre Rechtsanwälte ein, während ich gleich in die Offensive ging und bei der Polizei vorsprach.

Ich zeigte die Firma HK an wegen versuchten Betrugs. Die Anzeige wurde aufgenommen, ich legte die Rechnungen vor, diese wurden von der Polizei kopiert und eine Weile hörte ich dann gar nichts mehr. Eines Tages, nur wenige Monate später, kam ein Schreiben von der Polizei: Ein Betrug konnte nicht nachgewiesen werden, da laut Gesetz zu einem amtlichen Betrug auch der Vorsatz gehörte und der war hier nicht gegeben.

(Hey, all ihr Betrüger - hört mal schön zu!) Das heißt im Klartext: Ergibt sich eine Gelegenheit, bei der einem spontan eine "dubiose Idee" einfällt und setzt man diese in die Tat um, ist das kein Betrug, weil hier kein Vorsatz besteht. Ein echter Betrug will schon auch richtig geplant sein.

Es ist für die Herrschaften von der Justiz also kein Vorsatz erkenntlich, wenn jemand an 7 verschiedene Leute die gleiche Rechnung stellt? Dieser Jemand kann sich dann nicht denken, dass diese Rechnung auch 7 x bezahlt wird und das ist nicht in dieses Jemandes Absicht? Insofern ist mit fehlender Absicht kein Vorsatz nachzuweisen und kein Betrugsfall gegeben.

Nein, also dazu fällt mir nichts mehr ein!

Seltsamerweise hörte und sah ich von HK ab diesem Zeitpunkt nichts mehr. Ich hatte auf die Rechnung ja in deren Sinne einfach nicht reagiert, weder mit einer Zahlung noch einem Kommentar. Eine Mahnung blieb aber aus. Es erledigt sich doch vieles von selbst und so machte ich dann auch einfach nichts mehr, das ist nämlich vielfach das Beste, was man tun kann.

Nach ungefähr einem Jahr ließ ich auch die Akte bei der Versicherung wieder schließen, weil die mir wegen der "laufenden Schadensmeldung" meinen Schadensfreiheitsrabatt von 35% auf 55% hochgestuft hatten. Na aber schnell mal wieder runter mit den Prozenten, Leute!

Der Nachbar unterdessen führte einen Rechtsstreit. In dem Rechtsstreit legte die Fa. HK die Sachlage dann so aus, dass es sich bei der Rechnung um eine sog. "Gemeinschaftsrechnung" handelte. Das heißt: Es hat zwar jeder der 7 dieselbe Rechnung bekommen, aber definitiv genügte es, wenn einer sie bezahlte. Wie wir das dann unter uns 7 regelten, überließen die Rechnungssteller uns selbst - wohlweislich in der Gewissheit, dass wir 7 offiziell voneinander gar nichts wussten! Nur durch Zufall fanden sich ja wir 3 von den 7 überhaupt zusammen!

Der Nachbar verlor den Rechtsstreit. Die Rechnung wurde gerichtlich bestätigt und er muss sie nun zahlen. Die anderen 6 müssen sich daran beteiligen. Wenn einer von den 6 nun aber auf stur macht, dann kann der Nachbar die anteiligen Forderungen gegen diesen Teilnehmer gerichtlich durchsetzen. Wie gesagt sind ihm aber immer noch 4 von den 7 Teilnehmern überhaupt nicht bekannt!

Ich hab seitdem nichts mehr gehört von ihm; die verlorene Verhandlung war irgendwann im Sommer diesen Jahres, nun ist es auch schon wieder fast November. Das Auto habe ich im Frühjahr längst verkauft. Wenn ich nun noch ein paar Wochen nichts höre, ist die Forderung offiziell verjährt.

Das ist ja vielleicht wieder ein Bilderbuchbeispiel an Gerechtigkeit in unserem Rechtssystem!



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