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Der erste Teil der göttlichen Komödie befasst sich mit der Reise des Dante hinunter in die Hölle. Im 2. Teil kommt Dante dann durch das Purgatorium (Läuterungsberg) und im 3. Teil in den Himmel.

In den jeweiligen Jenseitssphären findet Dante die Geister von allerlei verstorbenen Personen, meistens Amts- und Würdenträger seines Umfelds, also des mittelalterlichen Nord-Italiens. Die genannten Personen sind manchmal nicht einmal mehr von Historikern eindeutig identifizierbar. Noch unklarer sind dann des Dantes Beschreibungen bezüglich mancher Volksgruppen, z.B. haben einige Sünder in der Hölle Taschen um "mit bläulichen Löwen auf weißem Grund", offensichtlich ein Ritterwappen? Es wimmelt in der ganzen Geschichte allemal von allegorischen und archetypischen Vorstellungen und Formulierungen.

Die Erzählung hat insgesamt wohl den Sinn, deutlich zu machen, was Dante von diversen Politikern, Geistlichen, Würdenträgern und Ratsherren seiner Zeit hielt, aber sie zeigt auch schön, wie man sich damals "die Hölle" vorstellte.

Die Komödie über die Hölle ist in 34 Gesänge gegliedert.

I

In einem düsteren Wald hat sich Dante des Nachts, vom Schlaf tief benommen, verlaufen. Er kommt durch ein Tal an einen Hügel und erklimmt diesen hinauf. Da stellt sich ihm ein Panther in den Weg und Dante traut sich nicht weiter.

Aber dann geht die Sonne auf und es wird Morgen.

Da taucht allerdings ein Löwe auf und eine hungrige, trächtige Wölfin. Dante flieht lieber wieder vom Hang hinunter in den Wald, aus dem er gerade gekommen war. Dort trifft er eine menschliche Gestalt. Die Gestalt stellt sich ihm als der längst verstorbene, antike Dichter Vergil vor.

Vergil erklärt ihm, dass das Tier (der Löwe) ihn so lange jagen würde, bis es ihn schließlich verschlungen hätte. "Nach dem Fraße würde es jedoch noch hungriger sein als zuvor" und erst Ruhe geben, wenn "der tugendsame Jagdhund es durch alle Städte getrieben" haben würde und zur Hölle zurück scheucht. Von dort habe es der Urneid hervor gebracht. Weil ihm also das Tier auf dem Weg in die Hölle, woher es ja kommt, nicht folgen wird, solle Dante genau dort hin gehen, um sich davor zu retten.

II

Es wird Nacht. Fast ist Dante zu feige geworden, zur Hölle mitzugehen, aber Vergil mahnt ihn: Er soll sich nicht wie schwache Menschen schrecken vor dem ehrenvollen Wege. Um ihm Mut zu machen, erscheinen ihm drei Heilige: Beatrice, Lucia und Rahel – sie tragen Sorge für Dante und versprechen ihm bei seinem Höllengang ihren Schutz.

III

An einer Mauer vor der Hölle steht folgende Inschrift:

Durch mich geht’s ein zur Stadt der Schmerzerkornen,
durch mich geht’s ein zur Qual für Ewigkeiten,
durch mich geht’s ein zum Volke der Verlornen.
Den hohen Schöpfer trieb, mich zu bereiten,
Gerechtigkeit, Allmacht zu offenbaren.
Allweisheit und Urliebe allerzeiten.
Vor mir war nichts Erschaffenes zu gewahren
als Ewiges, und auch ich bin ewiger Dauer.
Lasst, die ihr eingeht, alle Hoffnung fahren!

Die Dunkelheit der Hölle ist sternenlos.

1. Hölle

Insassen:
  • trübe Seelen, Laue, unentschiedene Engel, Parteilose, Memmen, Feiglinge
  • Verantwortungslose, die anderen die Schuld geben und sich selbst für unschuldig halten
  • Männer, Frauen und Kinder aus der Zeit vor Christus, Ungetaufte
Strafart:Nacktheit, stechende und blutleckende Mücken und Wespenschwärme

Leid ohne Plagen, schmerzende Sehnsucht

namentlich genannte Personen:Homer, Horaz, Ovid, Lukan, Elektra, Hektor, Äneas, Cäsar, Kamilla, Penthesilia, Lavinia, Brutus, Lukretia, Julia, Martia, Kornelia, Saladin, Sokrates, Plato, Demokrit, Thales, Diogenes, Anaxagoras, Empedokles, Zeno, Heraklit, Tullius, Linus, Orpheus, Dioskorides, Seneca, Galenos, Euklid, Hippokrates, Ptolemäus, Avicenna, Averroes und andere

In der 1. Hölle sind "trübe Seelen", die ohne Schmach noch Ehre lebten, also "Laue", sowie die Engel, die sich weder für Gott noch für den Teufel entschieden hatten – also die Parteilosen. Ebenso sind dort diejenigen, die sich selbst aus Feigheit großen Gutes beraubten. Die Memmen sind dort, die Gott, aber ebenso Gottes Feinden (den Teufeln) missbehagen.

In dieser 1. Hölle ist es lichtlos und trübe. Die Hoffnung zu sterben gibt es nicht. Die Strafe der dortigen Seelen: Sie sind nackt, von Mücken- und Wespenschwärmen umwebt. Ihr Gesicht ist voller Blutgerinnseln und die Mücken fressen das Blut.

Vergil weist Dante an, kein weiteres Wort über sie zu lassen und vorüber zu gehen. Es sind dort praktisch die Ignorierten, Vergessenen und Verdrängten, die leisen Feigen und Duckmäuser, von denen nichts in die Welt dringt und dringen soll.

Vergil und Dante kommen zum Fluss Acheron.

Der Fährmann heißt Charon. Um seine Augen schlagen Flammenränder. Zuerst will Charon den Dante nicht mitnehmen, weil dieser zu gut (!) ist, tut es dann aber doch.

Als sie mit anderen in Charons Kahn sitzen, fangen die Seelen dort an, Gott zu fluchen, auch fluchen sie der Menschheit, den Eltern, dem Ort, der Zeit und dem Samen, aus dem sie geboren worden waren. Es sind also die Unverantwortlichen, die sich selbst unschuldig sehen und die Schuld auf alles mögliche schieben.

Es gibt nun ein Erdbeben und ein Sturmwind kommt vom Tränenland daher, dass Dante nieder fällt wie im Schlaf (Ohnmacht?).

IV

Von einem Donner erschrocken wacht Dante wieder auf.

Als sie das Gejammer der Seelen aus dem Schlund hören, befällt den Vergil so tiefes Mitleid, dass er ganz blass wird. Hier ist nun erst einmal kein großes Weinen, sondern trübes Gejammer und Klagen. Die Seelen dort haben Leid ohne Plagen. Es sind hier Männer, Frauen und auch Kinder. Es sind die Ungetauften. Sie waren nicht sündig. Teilweise lebten sie auch vor Christus. Zu ihnen zählt sich auch Vergil selbst.

Ihre Strafe: schmerzende Sehnsucht

Vergil erzählt: Als er hier noch neu war, sah er den "gewaltigen Herrscher" kommen (gemeint ist wohl Christus). Dieser nahm Abel und Noah (!) von hier fort, auch Moses, Abraham, König David, Israel mit seinen Söhnen und seinem Vater und Rahel.

Dante und Vergil gehen weiter und finden eine Menge Seelen/Geister, die von den anderen abgetrennt sind. Ihr Platz ist von Feuerschein erhellt. Gott gewährt ihnen hier eine Sonderstellung, weil sie auf Erden ehrenvollste Namen hinterließen. Zu ihnen gehört auch Vergil. Es kommen ihm Geister entgegen, die Vergil begrüßen: Homer, Horaz, Ovid, Lukan.

Sie gehen alle weiter mit und kommen zu einem hohen Schloss, das von 7 Mauern umringt ist. Darum fließt ein schöner Bach. Zusammen gehen sie durch 7 Pforten. Dort sind grüne Wiesen.

Die Leute dort sind "stillen Blickes", würdevoll, mit ernsten Mienen, nicht redselig, aber sanft mit Worten. Auf einer grünen Wiese dort trifft Dante folgende antike Helden, Philosophen, Ärzte, Mathematiker und Königskinder: Elektra, Hektor, Äneas, Cäsar, Kamilla, Penthesilia, Lavinia, Brutus (der Tarquinen vertrieb), Lukretia, Julia, Martia, Kornelia, Saladin (!), Sokrates, Plato, Demokrit, Thales, Diogenes, Anaxagoras, Empedokles, Zeno, Heraklit, Tullius, Linus, Orpheus, Dioskorides, Seneca, Galenos, Euklid, Hippokrates, Ptolemäus, Avicenna, Averroes und andere.

Ihre Begleiter verlassen sie nun wieder und Dante und Vergil gehen alleine weiter. Aus der stillen Luft dort kommen sie nun wieder in den zitternden Sturm.

V

Vom 1. Kreis kommen sie nun in den 2. Kreis.

2. Hölle

Insassen:Wollüstige und solche, die die Liebe straucheln ließ
Strafart:von heftigsten Stürmen mitgerissen werden
namentlich genannte Personen:Semiramis (Königin dieses Höllenreiches), Kleopatra, Helene, Achilles, Paris, Tristan, Francesca und Paolo

Am Tor der 2. Hölle hockt Minos, der die Schuld ans Licht bringt und mit seinem Schweife dann weist, dass der Sünder in welche Hölle muss: So oft er mit dem Schweif schlägt, in diese wievielte Hölle muss der Sünder. Die Seelen müssen dem Minos ihre Sünden und Frevel beichten.

Nun kommen Dante und Vergil in eine Finsternis, ein "Ort, wo alle Lichter schweigen" mit furchtbarem Gebrüll, gleich "dem Meere, wenn es gewittert". Dort ist ein irrer Sturm und die Winde bekriegen sich. Die Geister/Seelen werden mitgerissen. Sie schreien Ach und Wehe und lästern "des Allmächtigen Ehre".

Hier sind diejenigen, die in Wollust frönten und der Vernunft entsagten. Der Sturm treibt sie in Scharen durch die Luft. Die Seelen sind untröstlich und schreien nach einer Minderung ihrer Pein.

Kaiserin des Reichs dieser ehemals so lüsternen Seelen ist Semiramis, die Königin der Wollust, deren Slogan ist: "Schuld ist Huld!" Nach Semiramis kommt die "andere, untreu des Sichäus‘ Schatten" (wer das sein soll, weiß ich nicht), wiederum danach kommt Kleopatra, nie an Wollust satt. Dann Helene, Achilles, Paris, Tristan. Alle sind es, die "die Liebe straucheln ließ" und die fielen. Dante empfindet Mitleid mit ihnen.

Gustave Doré [Public domain], via Wikimedia Commons: Paolo und Francesca

Ein Paar, Francesca da Rimini und Paolo Malatesta ( deren Geschichte), kommen her und reden mit Dante. Sie berichten ihm: "Kein Schmerz kann mehr verwunden als der, im Elend freudenreicher Tage zu gedenken" (Anm. d. Red.: Sie sollten dankbar sein, dass sie sich gegenseitig noch haben, denn das ist doch wohl das Wichtigste bei Liebenden!)

VI

Dante ist jetzt im 3. Kreis.

3. Hölle

Insassen:
Strafart:von Zerberus' Krallen zerrissen werden
namentlich genannte Personen:Ciacco

Dort fällt kalter Regen, Schmutzwasser, Schnee und Hagel auf ewig. Die Erde stinkt.

Zerberus bellt voller Wut aus drei Kehlen. Seine Krallen zerkratzen die Seelen. Diese heulen wie die Hunde.

Als Zerberus Vergil und Dante anknurrt, wirft Vergil einfach eine Hand voll Erde in seinen Schlund. Zerberus ist nun – nach Art der Hunde – mit Fressen beschäftigt und vergisst darüber ganz seinen Job (= Seelen zerfleischen).

Es treffen nun Dante und Vergil dort Ciacco, einen Zeitgenossen des Dante, der sich an Zwist und Streit und Neid und Habsucht seiner Stadt beteiligte. Dante fragt ihn nach weiteren Städtern, nämlich Masca, Farinato, Arrigo, (Iacopo) Rusticucci, Tegghiaios. Da sagt Ciacco, dass diese noch weiter unten seien. Ciacco bittet Dante, dass er auf Erden von ihm Kunde täte, wenn er wieder oben sei.

Dante fragt nun den Vergil, ob nach der Auferstehung das Leid dieser Seelen größer oder kleiner sein würde und Vergil antwortet:

Ein Wesen fragst du deine Lehre
Kann sich umso vollkommener offenbaren,
als Lust und Schmerz es fühlt mit größerer Schwere
obgleich nun dieser Maledeiten Scharen
nie wirkliche Vollkommenheit erlangen:
Sie hoffen einst auf mehr als hier sie waren.

Sie kommen ans Ende dieses "Kreises" und sehen dort "Plutus, den großen Feind".

VII

Plutus schreit "Pape Satan, Pape Satan aleppe!" (Bisher ist ungeklärt, was das heißen soll und die Gelehrten streiten sich über diverse Interpretationen). Sie kommen in den 4. Abgrund.

4. Hölle

Insassen:geizige und lasterlebende Geistliche, Päpste, Kardinäle
Strafart:große Steine vor sich herschieben
namentlich genannte Personen:

Hier sind 2. Gruppen von Seelen, die mit ihrer Brust große Lasten und Steine vor sich her schieben. Kaum stoßen sie – mit ihrem Lastenstein vornweg - zusammen, machen sie kehrt und alles beginnt von vorn. Sie schreien und lästern sich gegenseitig. Es sind Geistliche, Päpste und Kardinäle, die zu Lebzeiten dem Geiz verfielen und dem Lasterleben, schlecht sparten und schlecht spendeten.

Fortuna schickt die Güter, die Gott ursprünglich gleichmäßig verteilt hat, von Volk zu Volk, so dass das eine herrscht und das andere darbt, bis es sich wieder umkehrt. Fortuna liegt derweil gleich einer Schlange unter’m Grase, erklärt Vergil dem Dante.

Sie kommen an den anderen Rand des Kreises, also ans Ende dieser Hölle. Ein Quell ist dort, der sich ins Gefälle in einen Bach hinunterbricht. Seine Welle ist dunkler als Purpur.

5. Hölle

Insassen:
  • Zornige, Grimmige
  • Traurige, Trübsinnige
  • hochmütige Fürsten
  • Muslime und Sarazenen
  • Ketzer und Irrtumsbringer
  • Gewalttätige
  • Selbstmörder
  • Schmeichler, Heuchler und Schacherer (mit Pfründen), Betrüger, Fälscher, Kuppler, Zauberer, Diebe, Verräter
  • Tyrannen
  • Straßenräuber und Wegelagerer
Strafart:
  • hocken im Sumpf aus Kot und Schlamm, haben Morast im Mund und kratzen und beißen sich gegenseitig
  • liegen in ewig brennenden Hügelgräbern
  • sieden und kochen
namentlich genannte Personen:Argenti von Florenz, Epikur, Farinata, Guidos Vater, Papst Anastasius, die Leute aus Sodom und Cahors, Alexander, der wilde Dionys, Ezzlin, der blonde Obizzo, Attila, Pyrrhus, Sextus, Rainer von Pazzo, Cornet

Sie kommen zu einem Sumpf, den Styx, in diesen mündet der Bach.

Im Sumpf hocken schlammbedeckte, nackte Gestalten, die sich raufen und beißen. Es sind die Seelen der Zornigen. Sie waren in Sonnentagen traurig und trübsinnig – jetzt sind sie es in schwarzem Sumpf. So klagen sie im Sumpf und die meisten von ihnen sind gar nicht an der Oberfläche, sondern tief im Sumpf drin, und sie haben Morast im Mund.

Dante und Vergil kommen zu einem Turm.

VIII

Am Dach des Turmes züngelt ein Flämmchen und es unterhält sich mit einer anderen Flamme in der Ferne. Da kommt ein Boot über den Sumpf, drin sitzt einer namens Phlegias.

Als sie mit dem Boot über den Sumpf fahren, der voller zorniger Seelen ist, will sich ein "Argenti aus Florenz" ans Boot krallen, aber Vergil verscheucht ihn. Vergil erklärt, dass viele dieser Seelen hier im Leben Fürsten waren voller Hochmut – nun weilen sie in Kot und Schlamm. Sie fluchen und schimpfen und zerfleischen sich selber mit Bissen.

Sie fahren weiter zum Ort Dis. Von weiten sehen Dante und Vergil schon im Tal dessen Minarette. Dort brennt es ewig. Dis ist eine höllische Stadt im Grabenrinnen mit eisernen Mauern und Zinnen. Phlegias schmeißt Dante und Vergil hier aus dem Boot, sie sind am Eingang der Stadt. Dort sind Scharen grimmiger Seelen.

IX

Dante fragt Vergil, ob einer aus dem 1. Kreis jemals schon hierher gekommen sei und Vergil antwortet, dass er schon einmal hier war, weil ihn Erichtho, die Zauberin, dazu beschworen hatte. Er sollte hier Indecco befreien.

Die Höllenstadt ist von einem Sumpf umgeben, aus dem eklige Dünste steigen und nur durch Zorn kann man sich Einlass erzwingen.

Auf dem Turm erscheinen nun 3 Frauen: die Erinnen - Alekto, Megäre und Tisiphone. Sie zerreißen sich selbst die Brust mit ihren Klauen.

Nun erscheint an den Ufern des Styx ein Engel und alle bösen Seelen fürchten sich wie die Frösche vor der Schlange und stieben auseinander, sich duckend. Nun können Dante und Vergil durch das Tor der Stadt und gehen hinein. Innerhalb der Stadtmauern liegen Felder voller Hügelgräber, so weit man schauen kann. Zwischen den Gräbern schlagen heiße Flammen hoch. In den Gräbern brennt es heiß und darin liegen die Seelen. Es sind die Ketzer und Irrtumsbringer.

X

Hier liegt bestattet Epikur und seine Nachfolger (also die Atheisten), die glaubten, mit dem Körper stirbt auch die Seele. Aus einem Grabschacht erhebt sich ein Landesgenosse des Dante, ein "Tusker", Farinata. Er ist total stolz und erhebt sich hochmütig, als verachte er selbst die Hölle. Neben dem stolzen Farinata reckt der Vater Guido’s seinen Kopf heraus und fragt nach der aktuellen Politik in Florenz. Guido’s Vater erzählt ein wenig und zwar, dass er sich zusammen mit Tausenden anderer, unter ihnen sogar dem Kardinal, in dieser einen Gruft an Friedrich, dem zweiten, schmiegen muss.

Es stellt sich für Dante heraus, dass die Toten zwar oft die Zukunft kennen, aber nicht die Gegenwart. Die Toten sehen also nur das, was in weiter Ferne liegt. Sind die Dinge nah und wirklich, erkennen sie sie nicht mit ihrem Blick.

Dante und Vergil verlassen jetzt den Mauerwall der Stadt und laufen links hinunter bis zur Mitte, daran schließt sich ein Tal an, wo es schrecklich stinkt.

XI

Dante und Vergil steigen weiter. Weil der Gestank aufsteigt, verstecken sie sich hinter einem Sargdeckel, drauf steht die Inschrift: "Papst Anastasius muss hier drinnen schmachten, der einst Photis vom rechten Wege wandte".

Hinter dem Felsen dort befinden sich drei kleiner "Ringe". Darin sind die Betrüger.

Im 1. Ring wird Gewalttat bestraft an Gott. Gewalt gegen Gott ist, wenn man ihn lästert und leugnet, wenn man verachtet, was die Natur gibt. Hier sind die Leute aus Sodom, Cahors.

Im 2. Ring wird Gewalttat an sich selbst bestraft. Gewalttat an sich selbst ist das, wenn einer an sich selbst Hand anlegt, um aus der Welt zu scheiden (Selbstmörder), die ihr Gut durch Spiel und Lotterleben vertan haben und die ihren Lebensmai durch Gram entweihten. Im 2. Ring sind die Heuchler, Schmeichler und Schacherer (mit Pfründen), Betrüger, Fälscher, Kuppler, Zauberer, Diebe. Die Wucherer konnten in ihrem Unmaß Natur und Kunst nicht verstehen.

Im 3. Ring wird Gewalttat am Nächsten nach Person und Dingen bestraft. Im 3. Kreis, dem engsten, sind die Verräter. Grundlage ihres Sündigens war allesamt ihr Unmaß, die Bosheit und tierisch-blinde Triebe. Darum sitzen sie hier unten, während andere Sünder weiter oben sind.

XII

Am Berghang und seinem ausgezackten Schacht liegt der Kreter Schimpf und Schande: der Mino-Taurus!

Sie kommen tiefer und sehen einen Blutstrom, in dem diejenigen sieden und kochen, die ihrem Nächsten Schaden taten. Der Fluss fließt zwischen den Felsen hin und in seinem Graben laufen Zentauren herum mit Pfeil und Bogen. Sie sind jähzornig. Ein Zentaur kommt dem Dante und Vergil entgegen und bedroht sie mit Pfeil und Bogen. Im Leben hieß er Nessus, der Dejanira raubte.

Der andere ist Chiron, Achilles Lehrer. Der nächste ist Pholus.

Ungefähr 1000 Zentauren stehen neben dem Bach. Sie schießen mit den Pfeilen jeden nieder, der sich aus dem Bach höher erhebt als er darf. Chiron befiehlt dem Nessus, Dante und Vergil zu begleiten.

Im Fluss aus Blut schmachten die Sünder, die Bluthunde und räuberischen Despoten: Alexander, der wilde Dionys, Ezzlin, der blonde Obizzo.

"Der hat in Gottes Schoß ein Herz durchspalten" erklärt der Zentaur dem Dante von einem Sünder. Der Fluss wird flacher und sie kommen drüber, aber drüben wird auch das Tal tiefer und der Fluss dann auch wieder. Dort drin schmachten die Tyrannen: Attila, Pyrrhus, Sextus, Rainer von Pazzo und Cornet, die Landstraßenraub verübt haben.

6. Hölle

Insassen:
  • Selbstmörder
  • Lasterlebende
  • Hochmütige
  • Homosexuelle
Strafart:
  • Existenz als laubloser Busch und Baum
  • von hungrigen Hündinnen zerfleischt werden
  • Flammenregen, davon verbrannter, heißer Sand
namentlich genannte Personen:Jakob von Sankt Andrea, König Kapaneus, Brunetto, Priszian, Franz Accorso, die 3 Florentiner Guidoguerra, Tegghiaro Aldobrandi und Jakob Rusticucci, Wilhelm Borsier

XIII

Im Gestade wächst Wald, aber kein grüner, sondern ein laubloser, schwarzer mit Knorrgebilde statt Zweigen, ohne Früchte, mit Dornenhecken. Hier nisten die Harpyien. Es ist der 2. Kreis, der sich erstreckt bis zum Sandmeer.

Als Dante von einem Busch einen Zweig knickt, tritt Blut daraus aus und der Busch spricht, dass er einst ein Mensch gewesen war. Der Busch stellt sich vor als treuer Diener Friedrichs, der im Amte sein Leben verlor. Als Friedrich sein Herz gegen ihn entfachte, dachte er, nur Selbstmord könne seinen Schimpf zerstieben. So brachte er sich, dem Gerechten, selbst Unrecht. Vergil hat fürchterlich Mitleid mit des Dieners Seele, so dass er nicht imstande ist, ihn etwas zu fragen. Da fragt man sich doch: und Gott, der "Gütige"? Der hat wohl KEIN Mitleid? Echt ein seltsamer Glaube, dieses Christenzeug.

Die Selbstmörderseele (der Diener) erzählt:

Wenn sich vom Leib die Seele trennt im Grimme,
durch den sich Menschen frevelhaft entleiben,
schickst sie zum 7. Schlund Minos, der Schlimme.
Sie fällt zum Wald und wird da liegen bleiben,
wohin der Zufall grade sie verschlagen,
um wuchernd wie ein Unkraut aufzutreiben.
Dann wächst der Spross zum Busch bis Äste ragen,
Harpyien nähren sich von seinen Laube.
Sie schaffen Plage, doch auch Luft den Plagen.
Auch unser Leib ersteht dereinst vom Staube
doch ohne Recht, dass man darein sich kleide:
Missen soll man, was man verscherzt im Raube...

Das heißt: Als Pflanzenleib müssen die Selbstmörder über sich nun ohnmächtig das Leid ergehen lassen, vor dem sie durch den Selbstmord fliehen wollten.

Da stürmen zwei Nackte durch das Gebüsch, von schwarzen Hündinnen gejagt. Diese erwischen die beiden und zerfleischen sie. Sogar ihre ausgerissenen Gliedmaßen tragen sie davon, die noch zucken.

Ein dadurch geknickter Strauch wird von Vergil angeredert mit: "Jakob von Sankt Andrea…", der offensichtlich ein großes Lasterleben auf Erden führte und drum ist er nun hier.

XIV

Dante und Vergil gehen weiter und lösen sich vom 2. zum 3. "Ring". Sie kommen in eine öde Heide ohne Pflanzen aus knietiefem Sand, angrenzend an den Schmerzenswald. Dort sind 3 Arten von Leuten: rücklings am Boden Liegende, starr in sich gekauert Hockende und ruhelos umher Rennende, davon die meisten. Auf dem Sand regnet es einen Flammen-Regen wie Schnee in den Alpen. Die Flammen erhitzen den Sand. Die Seelen versuchen, mit ihren Händen die Flammen-Flocken zu löschen, damit sie nicht noch mehr entzünden. Nur einer trotzdem stur, ein großer Mann: Kapaneus. Zeusens Blitz traf ihn an seinem letzten Tag. Vergil ruft ihn ganz laut an, dass sein Hochmut größer sei als die Blitze und Flammen, und er darum auch nur durch seinen hohen Hochmut bestraft werden kann, weil dieser gar so groß sei. Kapaneus war einer von 7 Königen, die Theben erobern wollten. Er schmähte Gott und tut das wohl noch heute.

Sie gehen weiter und kommen zu einem blutroten Bach, der durch das Sandgefielde fließt. Über diesen Bach vergehen alle Flämmchen. Der Bach entspringt auf Kreta (!), erklärt Vergil. Der Ida-Berg auf Kreta hatte einst prächtigen Wald, aber heute ist er leer und wüst. Im Berg weilt ein Greis, Damiette im Rücken, der seine Augen nach Rom wendet, in dem er sich offenbar spiegelt. Sein Kopf ist Gold, die Arme und Brust Silber, der Rumpf ist Kupfer, ab den Lenden ist er aus Eisen, sein rechter Fuß ist aus Ton. Auf diesem Fuß aus Ton liegt seines Körpers ganzes Gewicht. Nur das Gold ist noch ganz, alles andere an ihm zersplittert. Tränen treten aus den Rissen und gestalten die hiesige Höllengrotte als Acheron, Styx und Phlegethon, die Höllenflüsse. Sie münden in Kozyt, einer "Lache". Dante weiß nicht von Lethe und Phlegethon. Lethe ist dort, wo die Seelen zum Bade gehen, wenn sie reuig gesühnt haben.

XV

Sie lassen den Wald hinter sich, er ist bereits außer Sichtweite, und kommen an einen Damm. Dieser ist so hoch wie breit. Eine Gruppe Seelen kommt ihnen entgegen und gafft sie an. Einer fasst nach Dantes Kleidern und ruft: "ein Wunder!", denn durch seine Kleider erweist Dante sich als Lebender. Die staunende Seele ist Herr Brunetto. Er geht hinter Dante her, denn wenn er mit seiner Gruppe nicht mehr Schritt hält, muss er 100 Jahre in glutheißem Sand liegen. Brunetto war Dantes religiöser Lehrer (Vater) im Leben. Brunetto zählt die Namen derer auf, die außer ihm noch hier sind: Priszian, Franz Accorso, welcher ist der Knecht der Knechte, da er Missbrauch am eigenen Geschlechte trieb (vermutlich war er also schwul?).

XVI

Sie kommen ans Ende dieses Höllenkreise, wo ein Wasserfall hinabstürzt zum nächsten Kreisgeschoße. Die Flammen treiben die Seelen zum Laufen, aber drei Seelen lösen sich von ihnen ab und nähern sich dem Dante und Vergil. Sie schreien Dante an. Es sind Stadtgenossen von Dante, den sie an der Kleidung erkennen. Die drei nehmen sich einander und drehen sich so wie Ringer im Kreis. Es waren sehr ehrenvolle Bürger von hohem Rang: Gualdrada’s Enkel, der Guidoguerra ist der eine, Tegghiaro Aldobrandi der andere und der Sprecher ist Jakob Rusticucci. Dieser kam durch sein schlimmes Weib so zu Schanden, dass er hier landete. Dante wollte die drei am liebsten umarmen, fürchtet sich aber zu sehr vor der Glut und dem Feuer, das unterhalb des Dammes brennt, auf dem er steht. Er hat aber tiefstes Mitleid mit den drei Männern (und Gott: hat wohl KEIN Mitleid?) Die drei wollen wissen, ob in der Stadt noch "Mannheit und Edelsinn" vorhanden ist. Wilhelm Borsier, der neulich erst hier zur Hölle kam, erzählte nämlich Schlimmes über die Stadt (Florenz). Stolz und Übermut hat die Stadt verdorben, erklärt Dante. Die drei wünschen, dass Dante von ihnen erzählt, wenn er wieder droben ist (auf Erden im Leben). Nach dieser Bitte fliehen sie so schnell wie der Wind.

Dante und Vergil kommen näher an den Wasserfall, dass sie vor lauter Donner der tosenden Fluten fast nichts mehr verstehen. Dante trägt einen Strick um die Hüften, mit dem er auch eigentlich ursprünglich diesen Panther zu Anfang fangen wollte. Er bindet den Strick nun ab, um sich daran in die Schlucht hinunter zu lassen.

XVII

7. Hölle

Insassen:
  • Kuppler, Herzensbrecher
  • Schmeichler, Süßholzraspler
  • Geizige, Habsüchtige (viele Bolognesen), Bestechliche
  • Zauberer, Seher, Sterndeuter, Gaukler, Magier, Hexen und Hexer, Mathematiker (die alles wissen wollten)
  • Diebe heiliger Gegenstände aus Kirchen, Verleumder
  • Mörder, die Menschen dahin metzelten
Strafart:
  • Feuerflammen, Feuerregen, heißer Sandgrund
  • gehörnte Teufel peitschen die nackten Sünder
  • zerkrallt werden
  • sich selbst mit der flachen Hand schlagen, in einem ekligen Kloaken-Brei getunkt sein
  • kopfüber in einem Loch stecken und die Füße verbrannt kriegen
  • den Kopf um 180 Grad verdreht haben und nur nach hinten schauen können, während man vorwärts laufen muss
  • in einem Brei aus Pech sieden
  • von Teufeln mit Spitzen und Dreizacks zerhackt werden
  • in eine goldene Kutte gekleidet zu sein, die innen aus schwerstem Blei ist
  • von Schlangen, Vipern und Nattern gebissen und durchstochen zu werden
  • am Boden zu verbrennen und aus der Asche neu zu erstehen, um wieder zu verbrennen
  • sich zusammen mit einem Schlangendrache verwinden und sich mit ihm zu 1 Wesen verwandeln
namentlich genannte Personen:Venedico Caccianimi, Jason, der Lucchese Interminei, die Dirne Thais, Papst Konstantin, Tiresias, Aruns, Manto (die Gründerin der Stadt Mantua), Eurypilus, Michel Scotus, Veit Bonatti, Asdent, Bruder Gomita, die Bolognesen Loderingo und Catalan, Vanni Fucci aus Pistoja, Kakus, Cianfa, Agnel, Puccio Sciancato

Ein Untier erhebt sich da untern mit Pesthauch und spitzem Schweif mit giftiger Gabel an der Spitze, gleich den Skorpionen. Es hat ein freundliches und nettes Gesicht, aber den Rumpf einer Schlange und Pratzen voller Haare. Es sitzt am Rande des (glühenden) Sandmeeres. Im heißen Sand sind Leute (Seelen) und Dante geht zu ihnen hin. Sie sind jetzt im 7. Schlunde, in der 7. Hölle.

Die Seelen sehen sehr gequält aus. Sie schlagen mit Händen um sich, um das Feuer zu löschen und sich vor dem heißen Sandgrund zu schützen. Sie unterscheiden sich alle voneinander durch eine Tasche mit farbigen Wappen um den Hals, z.B. ein bläulicher Löwe auf gelbem Grund, ein blutroter Beutel mit einer weißen Gans oder eine blaue, trächtige Sau auf weißem Beutel. Der Mann mit dieser Tasche ruft ihnen zu: "Was tust du hier?" Es ist der Nachbar Vitalians, dieser wird auch bald den Platz mit ihm teilen. Er aber muss bei den Florentinern weilen, obwohl er aus Padua ist. Er wünscht sich alle Ritter hierher, auf deren Tasche 3 Böcklein sind. Daraufhin bläkt er die Zunge aus schiefem Munde.

Unterdessen hat Vergil das Untier bestiegen, um auf ihm zu reiten. Dante soll vorne aufsteigen. Das Untier, ein Drache, heißt Geryon und er fliegt nun mit den beiden hinunter in Abwärtskreisen auf den Grund, wo auch der "Wasserfall" aus dem blutroten Bach hinunter stürzt. Der Drache lässt unten beide Reiter absteigen und fliegt pfeilschnell wieder davon.

XVIII

Dieser Teil von "Übelbuchten" (= die Hölle) ist ganz aus grauen Steinen. Tief drinnen in der Mitte ist ein Brunnenschacht. Das Land selbst teilt sich in 10 Täler. In dieser Tälern gehen nackt die Sünder. Zwischen den Tälern, die wie Schützengräben angelegt sind, stehen auf Klippen gehörnte Teufel, die mit langen Geißeln auf die Sünder einpeitschen. Da entdeckt Dante unter den Gepeitschten den Venedico Caccianimic, der sich noch ducken will, um unerkannt zu bleiben. Er schmachtet jetzt hier in der Hölle, weil er die schöne Ghisola mit dem Marchesen verkuppelt hat. Außer ihm sind noch viele, viele Bolognesen da, weil sie in Bologna alle so habsüchtig sind. Schon schlägt den Venedico ein Teufel und ruft: "Weiter, du Kuppler! Hier gibt’s keine feilen Frauen!"

Dante und Vergil gehen weiter und verlassen diese äußeren Kreise. An der Schwelle warten sie, bis die Sünder auch hergepeitscht worden sind. Unter diesen Sündern sehen sie nun noch einen Großen, der die Hiebe tränenlos erträgt. Es ist Jason, der mit List den Kolchiern das goldene Vlies stahl. Er täuschte auch Hypsipyle, die Königin der Amazoneninsel Lemnos, welche alle Männer erschlagen hatte. Weil er sie dann einsam zurück ließ, büßt er nun hier in der Hölle.

Auch rächt sich hier das Herzeleid von Medea an allen Männern, die Frauen solcherart betrügen. Sie werden hier zerkrallt.

Das ist das 1. Tal.

Dante und Vergil kommen in die Gasse dorthin, wo sich der 2. Wall kreuzt. Hier hören sie Geschnaufe und Geklage, denn die Sünder schlagen sich hier selber mit flacher Hand. An den Wänden sind Schimmelkrusten. Die Leute sind in einem ekligen Brei aus den Kloaken getunkt. Darin entdeckt Dante den Interminei, einen der Lucchesen. Der sitzt hier, weil er so ein Schmeichler war. "Niemals ist mein Süßmaul still gewesen" sagt er von sich. Auch sieht Dante dort die Dirne Thais.

XIX

Sie kommen in die 3. Bucht. Dort sind in den Felswänden Löcher eingehauen, aus denen die Füße der Sünder ragen. Ein Feuer kommt über alle Sohlen und brät die Füße bis zu den Waden, dass die Sünder in den Löchern heftig zappeln. Da ist aber einer unter ihnen, der sich mehr wehrt als alle anderen und dessen Sohlen röter brennen. So steigen sie in den 4. Damm zu ihm hin. Der Gepeinigte erklärt, wer er ist. Er sackte "droben" Geld ein. Nun hängt er hier kopfüber in dem Loch, aber noch tiefer geht es auch noch weiter und da sinken dann schließlich die Seelen ganz runter. Es sind schon viele dort. Wenn "Bonifaz" kommt, sinkt auch er, dieser Sünder, nach unten. Nach Bonifaz kommt aber noch ein Schlimmerer und drückt sie alle noch viel, viel tiefer. Der Sünder war im Leben ein "Hirte" (also ein Papst, nämlich Papst Konstantin), den der französische König verehrte. Weil er aber in seinem Amt nur Geld einsackte und die Christenheit dadurch betrog, drum ist er hier. Der Geiz erhob die Schlechten, und die Guten mussten weinen. Dante vergleicht den Papst hier mit der biblischen Hure, die auf dem Tier reitet: "Gold und Silber nehmt ihr, euren Gott zu kneten!"

Dante und Vergil gehen fort vom 4. Damm zum 5.

XX

In dieser 5. Schlucht, die Schlucht für Zauberer und Seher, sind schon die Felsen nass vor Tränen. Wie Wallfahrer ziehen hier die Sünder, nur rückwärts. Sie gehen zwar vorwärts, schauen dabei aber nur nach hinten, verdreht ist ihr Kopf. Ihre Tränen laufen ihnen das Kreuz entlang bis zum Arsch. Dante weint um sie bis ihn Vergil schimpft. Man darf kein Mitleid haben wider göttliche Gebote.

Unter diesen Sündern ist Tiresias, der in der Schlacht floh, weil er dachte, "vorwärts" zu schauen. Nun muss er rückwärts gehen. Auch ist da Aruns, der einst in einer Marmorgrotte saß, wo er bis zu den Sternen übers Meer schauen wollte – jetzt schaut er nur noch nach hinten. Auch ist dort Manto, die ihre Brüste verhüllt. Sie hat im Leben die Länder befahren. Sie wollte viel sehen und wissen und nun kann sie nur noch nach hinten schauen. Manto blieb inmitten der Sümpfe in der Po-Ebene auf einem Landstrich, blieb dort wohnen und trieb da Zauberkünste, drum ist sie nun hier. ‚An dem Ort ihrer Wohnung baute man später eine Stadt, die heißt Mantua. Die Einwohner erzählen zwar beschönigende Lügengeschichten über ihre Stadt, aber ihr wirklicher Ursprung liegt eben in der Zauberin.

Vergil zeigt dem Dante auch Eurypilus, einen Seher. Daneben sehen sie Michel Scotus, einen "Gaukler und Magier" (ein Mathematiker). Veit Bonatti und Asdent, alles Hexer und Hexerinnen, die Zauberei mit "Kraut und Wachsbild" trieben. Sie wollten in die Zukunft sehen, wollten alles wissen – und nun ist ihnen der Kopf nach hinten gedreht und sie können nur noch rückwärts sehen.

Vergil und Dante gehen.

XXI

Sie kommen zum "Kulm" und den nächsten Schacht von "Übelbuchten". Darin kocht ein Brei aus Pech, wie ihn die Schiffer kochen, um die Schiffe zu dichten. Das Pech hängt auch an den Uferwänden und überall.

Auf einmal kommt ein schwarzer Teufel mit offenen Flügeln angeschossen, Hass und Grimm in seinem Gesicht. Er hält einen Sünder an den Füßen und ruft, als er ankommt: "Ihr Satanskrallen, schaut! Ein Ratsherr Santa Zitas!" Die "Satanskrallen" sollen ihn tauchen. Der Teufel sagt: "Gleich komm ich wieder aus jener Stadt, die davon voll zum Platzen bis auf den einen: Bontur!" Alle anderen Ratsherren dort sind schon für wenig Geld bestechlich, und drum kommen sie alle noch hierher. Der Teufel wirft den Sünder in den Pech-See. Da bellen gleich all die anderen Teufel und werfen sich auf ihn. Mit ihren Spitzen und Dreizacken drücken sie ihn runter wie der Küchenjunge die Fleischstücke in der Suppe, die beim Kochen hochkommen.

Vergil geht auf die Brücke über dem Pech-See, unter dem die Teufel hausen. Diese gehen zuerst auf ihn los, aber Vergil erwidert ihnen, dass sie einhalten sollen und nur einer von ihnen herkommen soll, um sich ihm zu stellen. Die Teufel rufen nach ihrem Teamleiter: "Übelschwanz!", der dazu herkommen soll. Vergil sagt dem Übelschwanz, dass er hier von Gottes Geheiß den Dante durchführen soll. Übelschwanz hat bei diesen Worten so sehr Angst, dass er den anderen Teufeln befiehlt, Dante und Vergil durchzulassen. Einer der Teufel will zwar den Dante schon angreifen, aber Übelschwanz befiehlt ihm: "Ruhe Ruhe, Wirrwarrratte!" Übelschwanz sagt dem Dante und dem Vergil, dass sie auf dieser Brücke nicht weiter kommen, weil sie später zerstört ist. Ein Erdbeben vor 1266 Jahren hat sie in 1000 Stücken zertrümmert (es handelt sich wohl bei diesem Erdbeben um das Auftauchen Christi, denn die göttliche Komödie wurde um das Jahr 1307 verfasst). Damit Dante und Vergil weiter kommen, sollen sie folgende Teufel begleiten:

Schlapperschwing
Fröstelzeh
Hundsbolle
Strubbelbart soll ihr Führer sein
Rötelruß
Drachenknolle
Saubörstel
Schindewade
Flitzibell
Funkelfratz, der tolle.

Diese 10 Teufel sollen in den Pechgestade auf der Lauer liegen, aber Dante und Vergil sollen sie durchgehen lassen. Die Teufel blecken ihre Zähne und Dante hat Angst. Nun winken die Teufel durch ihre Zähne mit der Zunge und ihr Obmann posaunt mit dem Hinterteil (!) zum Abmarsch.

XXII

Dante gewöhnt sich langsam an die schaurigen Begleiter und sie gehen weiter. Die Sünder heben sich durch das Pech wie Delfine durchs Meer und ab und zu sieht man einen Rücken aus den Fluten tauchen. Kaum kommt der Teufel Strubbelbart, verstecken sich die Sünder wie die Frösche am Ufer im Pech-See. Aber Schindewade erwischt einen fliehenden Sünder. Er ruft gleich Funkelfratz, dass der ihm seine Krallen ins Genick setze, um ihm das Leder zu schinden. Vergil fragt unterdessen den Sünder, wer er denn sei. Der Sünder erzählt: Er sei der Sohn eines Tunichtguts, der "sich entleibte und vorher spielte und zechte". Er ist der Diener König Thibauts. Vergil fragt ihn, ob im Pech auch Latiner seien. Der Sünder nennt nun den Bruder Gomita, der hier noch im Pech schmachtet. Der fing zwar seines Herrn Feinde, ließ diese aber für wenig Geld wieder entkommen. In seinem Amt wollte er nur Geld fischen. Der Sünder, ein "Navarrer", bietet Dante und Vergil nun an, ihnen die anderen Sünder aus dem Pech-See zu zeigen. Er müsse nur pfeifen, damit diese wissen, dass die Luft rein ist vor den Teufeln, daher sollten diese zurücktreten, damit sich die Sünder heraus trauen. Kaum treten nun die Teufel zurück, springt der Sünder aber flugs in den Pech-See zurück und entkommt ihnen also mit dieser List. Die Teufel sind stinksauer! Fröstelzeh jagt ihm noch nach, ebenso ein anderer Teufel, aber dabei kommen sich die beiden Teufel in die Quere und fliegen selber in den Pech-See. Strubbelbart schickt 4 Teufel ans andere Ufer und von beiden Seiten fischen nun die Teufel mit ihren Dreizacken ihre beiden Kollegen wieder aus der Brühe. Dante und Vergil hauen unterdessen mal lieber ab.

XXIII

Dante und Vergil fürchten nun, dass noch Ärger geschehen wird, weil die Teufel so verarscht worden sind. Schließlich sind sie beide, Dante und Vergil, in gewisser Weise daran schuld, dass es überhaupt so weit kam und der Sünder den Teufeln entkommen konnte. Sie fliehen mal lieber davon, die Teufel unterdessen jagen ihnen nach. Vergil umschlingt den Dante und lässt sich zusammen mit ihm rücklings den Hang hinunterfallen. Auf diese Weise kommen beide in den nächsten höllischen Raum. Kaum sind Dante und Vergil im Talbett angekommen, da tauchen schon oben die Teufel auf. Sie dürfen aber ihren Ring nicht verlassen, und Dante und Vergil sind bereits auf dem Gebiet des 5.Rings.

Unten laufen - still weinend - mit müden Schritten Betünchte, mutgebrochen. Sie tragen Kutten wie Mönche zu Köln am Rhein. Durch die Kapuzen kann man ihre Gesichter nicht sehen. Von außen sind ihre Kutten aus Gold, aber von innen sind sie aus Blei. Die Seelen tragen an diesen Kutten so schwer, dass sie nur sehr langsam vorwärts kommen. Dante und Vergil überholen sie. Zwei von den Sündern unterhalten sich dann mit Dante. Es sind ebenfalls Tusker wie er, die Tuskisch verstehen. Sie erklären, dass hier die Heuchler gestraft werden. Sie ihrerseits seien Bolognesen, der eine heißt Loderingo, der andere Catalan.

Dante will etwas sagen, verstummt aber, denn er sieht einen, der auf dem Boden an 3 Pfählen gekreuzigt ist. Dieser hatte einst den Rat gegeben, dass ein Einziger das Volk durch den Tod versöhnen soll. Nun liegt er nackt überm Weg und die schweren Mönche mit ihren Blei-Kutten treten auf ihn. Auch des Gekreuzigten "Schwäher" (Schwager?) leidet hier in dieser Bucht, ferner auch alle vom Synedrium.

XXIV

Dante und Vergil gehen und kommen zur zerstörten Brücke. Dort sind Steine und Geröll aufgeschüttet und Vergil hebt den Dante hinauf. Sie klimmen beide auf die Höhe dieses Dammes, wo die Bleikutten-Träger niemals hochkommen können, weil sie viel zu schwer sind. Dante ist oben ganz außer Atem, Vergil treib ihn weiter. Vergil meint:

Wer sein Leben ruhmlos lässt verstreichen,
der hinterlässt nur Spuren auf der Erde,
die Rauch in Lüften, Schaum im Meere gleichen.

Sie laufen entlang des Felsengrates. Der ist noch steiler. Dante sieht hinunter in den nächsten Ring/Schacht. Er sieht dort verschiedenartige Schlangen, Nattern und Vipern. Durch die Schlangen läuft nacktes Volk, die Hände hinters Kreuz gebunden mit Nattern statt Seilen. Die Schlangen durchbohren auch die Körper der Seelen. Eine Schlange durchsticht z.B. eines Menschen Hals am Schulterende. Dieser Mensch fällt daraufhin sofort in sich zusammen. Als er aber am Boden ist, entzündet er sich und wird zu Asche. Aber die Asche verbindet sich auch augenblicklich neu und der Mensch steht wieder da, wie Phönix. Der aufgestandene Sünder ist nun aber ganz wirr und blickt ängstlich um sich. Vergil fragt ihn, wer er sei und er antwortet: "Ein Vieh war ich, Vanni Fucci", ein Mann aus Pistoja. Er war ein Bluthund. Er muss dem Dante eingestehen, was er verbrochen hat, warum er hier ist und gibt zu, dass er aus der Sakristei die Gefäße gestohlen hat, wobei er andere Leute fälschlich dieser Tat verdächtigt hat.

XXV

Der tote Dieb fängt nun an, Dante zu beleidigen und ihm zu schmähen, aber gleich kommt eine Schlange und fährt ihm um den Hals. Er bringt kein Wort mehr raus. Eine zweite Schlange fesselt ihm die Hände und Arme.

Da kommt ein Zentaur und ruft nach dem Dieb: "Wo ist er?" Aber der Dieb ist schon voller Schlangen auf seinem Rücken. Im Genick sitzt ihm sogar ein Drache, der Feuer speit und alle anzündet, die vorbei kommen. Vergil erklärt dazu: "Kakus heißt du mit dem Drachen!" Der vergoss zu Lebzeiten ganze Lachen von Menschenblut.

Da kommen drei weitere Geister herauf. Der eine heißt Cianfa. Eine sechsfüßige Schlange wirft sich aber gleich auf ihn, packt ihn mit ihrem mittleren Fußpaar am Leib und durchsticht ihn mit ihrem Schwanz zwischen den Beinen. Sie beißt ihn in jede Wange. Da rufen die anderen beiden nach ihm und nennen dabei seinen Namen: "Wehe, Agnel!" Die Schlange verwindet sich nun derart mit der Seele des Agnel, dass man sie nicht mehr auseinander halten kann. Die Seele wird zur Schlange. Er verschmilzt mit der ihn beißenden und stechende Schlange. Dabei raucht das Gebilde und Dämpfe wabern daraus hervor.

Dante und Vergil sind hier nun in der "7. Ballastjauche", wo Wandlung und Tausch zwischen Mensch und Vieh (Schlange) stattfindet. Auch der dritte Mann wird von Dante erkannt: Es ist Puccio Sciancato.

XXVI

5 Bürger aus Florenz trifft der Dante im Heer der Diebe. Wie Glühwürmchen sieht Dante nun die Flammen tanzen im nächsten Höllental.

8. Hölle

Insassen:Diebe
Strafart:als Flamme existieren müssen
namentlich genannte Personen:Ulyß, Diomed

Sie kommen nun in die 8. Übelbucht. In jeder Flamme dort hockt eine Seele, jeder hüllt sich dort in die Flamme, an der er entbrannt ist. Einer von den Flammen ist Ulyß, ein anderer Diomed.

XXVII

Eine der Flammen spricht Dante an und will vom ihm wissen, ob Romagna in Krieg oder im Frieden steht. Diese Seelenflamme ist einer aus Urbino, dem Bergjoch nahe Tibers Quelle. Dante antwortet ihm, Ravenna stünde unter Polentas Adler, die Städte am Santerno und Lamone regierte der "junge Leu aus weißem Neste". Auch Savio stünde unter Tyrannei.

Die Flamme erklärt daraufhin, wer er ist. Er war auf Erden erst ein Kriegsmann, dann Franziskaner-Bruder, aber der "Großpfaff" zog ihn zu alten Sünden. Er war ein listiger Fuchs und schmiedete Ränke. Er wollte sich schon bekehren, aber da ließ der "Fürst der neuen Pharisäer" (Papst Silvester) sich zum Krieg reizen gegen Christen. Dass er sich nicht gegen Sarazenen oder Juden wandte, sondern einen Krieg gegen Christen führte, galt damals offenbar als ganz was Schlimmes. Papst Silvester wollte wissen, wie er Penestrino niederschlagen kann. Die Flamme gab ihm den hinterlistigen Rat, daher kam am Ende der "schwarze Cherub" (der Teufel) und holte ihn zur Hölle. Der schwarze Cherub riss die Seele zu Minos, der 8 x mit dem Schwanz schlug: "Den soll Diebesglut umzücken!" Das hieß: Die Seele musste in die 8. Hölle.

Als die Flamme ihre Geschichte erzählt hat, züngelt sie davon. Dante und Vergil gehen weiter aufwärts die Felsenwand bis zum nächsten Bogen. Dort sind die, die sich mehr "Last durch Teilung zugezogen" haben.

XXVIII

9. Hölle

Insassen:
  • Religionsspalter
  • Zerspalter von Familienbanden, Kriegstreiber zwischen Vater und Sohn, Alchimisten (Goldfälscher)
  • Inzucht Treibende
  • Metallfälscher, Wortfälscher
Strafart:
  • zerspalten und zerschnitten sein
  • geköpft sein, Kopf unterm Arm mit sich tragen
  • Pockenausschlag, Juckreiz, sich selbst zerkratzen
  • unstillbarer Durst
  • als Riese existieren, in einen Brunnen gekettet sein
  • im Eissee eingefroren sein
namentlich genannte Personen:Mohammed, Ali, später Fra Dolcino, Curio, Bertran de Born, Geri del Bello, Capocchio, Gianni Schicchi, Myrrha, Meister Adam, Sinon, Nimrod, Ephialtes, Antäus, Sassol Mascheroni, Camicion de Pacci, Bocca, Duera, Beccheria, Soldanier, Ganellon, Tribaldello, Brutus, Cassius, Judas und Luzifer

Sie kommen in die 9. Hölle voller Blut und Wunden. Dante sieht dort einen, der vom Kinn bis zum After mit einem Riss durchzogen ist. Die Därme hängen ihm zwischen den Beinen. Als er sieht, dass Dante ihn anglotzt, reißt er sich selbst die Brust auf und sagt: "Schau, wie ich mich zerhacke! Schau, welche Risse Mahomed erhalten. Und weinend geht Ali vor mir, vom Kinn zum Scheitel das Gesicht zerspalten." Weil sie die (religiöse) Welt zerspalten haben, drum spalten sie sich hier nun selbst. Ein Teufel steht hinten und lässt sie auch immer wieder über seine Klinge springen, dass die Wunden wieder aufreißen, sobald sie heilen wollen. Mohammed fragt den Dante nun, wer er denn sei. Vergil erklärt es ihm, dass Dante noch lebt und nur hier ist, um Weisheit und Kenntnis zu erhalten. Das hören auch die anderen und mindestens 100 Seelen bleiben sofort sehen und halten inne. Mohammed sagt zu Dante: "Dem Fra Dolcino sag…", dass der ihm bald hier her folgen wird.

Einem anderen Sünder war die Kehle durchstochen und die Nase bis zu den Brauen abgeschnitten, ein Ohr fehlte ihm auch. Es ist Curio, der sonst so fleißig reden konnte, aber nun hatte er keine Zunge mehr, sie ist ihm ausgerissen. Ein weiterer Sünder, dem man beide Hände abgeschnitten hatte, hebt seine Armstummel in die Luft empor, dass sein Blut sein Gesicht besudelt.

Nun kommt ein Rumpf ohne Kopf daher. Er trägt seinen Kopf in der Hand am Schopf wie eine Laterne. Er stellt sich auf die Brücke, hebt seinen Kopf mit der Hand hoch und redet, dass er es sei, der von allen hier die größte Strafe leiden muss. Er ist Bertran de Born, der an den Königsknaben den arglistigen Rat erteilte, dass sich Vater und Sohn bekriegen sollten. Weil er so Engverbundene entzweite, entzweite er damit auch sein Hirn, denn dessen Ursprung weilt noch im Rumpf, der andere Teil im abgetrennten Kopf.  

XXIX

Dante ist entsetzt angesichts dieses Zombieaufmarsches und Vergil schilt ihn, dass er bei keinem anderen Grund so lang verweilte. Er soll nun zusehen, dass sie weiter gehen. "Dieses Tal hält 22 Meilen". Sie haben nur noch wenig Zeit, denn der Mond muss ihnen schon "unterm Fuße" stehen.

Dante zögert noch, denn er hat einen gesehen "aus seinem Blute": Geri del Bello.

Sie gehen aber doch weiter und kommen zu der Stelle, wo man schon den Grund des nächsten Tals sehen kann. Sie stehen vor dem letzten Kreuzgang über’m Schlund der Übelbuchten. Das Wehgeschrei ist dort so schlimm, dass sich Dante die Ohren zu hält. Dazu zieht ein Gestank hoch, unerträglich, wie von "eitrig faulen Schwären". In diesem Tal sind die Sünder stets zu zweit zusammen gebunden, Kreuz auf Bauch, so dass sie ausschauen wie vierfüßige Wesen. Sie sind alle wie krank und haben Pocken-Ausschlag. Sie kratzen sich aufs heftigste mit den Nägeln, bekommen aber keine Linderung vom Jucken. Wie Fischschuppen platzt ihnen der Schorf ab und so zerfetzen sie sich mit den Fingern. Unter den sich Kratzenden sind auch 2 Lateiner. Der eine ist Capocchio, der mit Alchimie falsches Geld schuf.

XXX

Da kommen zwei Schatten. Der eine beißt dem Capocchio in den Nacken und reißt ihn fort. Es ist Gianni Schicchi, der ihm so nachsetzt. Der andere Schatten ist die Seele der Myrrha, die schändlich Liebesbrunst hatte und mit ihrem Vater Sex hatte.

Da sehen sie einen, der vor Durst nur noch zuckt. Es ist "Meister Adam". Er hat den "Täufergulden" verfälscht wegen Bagatellen. Da kam er auf den Scheiterhaufen und jetzt ist er hier. Er hätte hier gerne Guido gesucht, er kommt aber einfach nicht vom Fleck.

Da kommt ein anderer, Sinon, und Meister Adam und er fangen miteinander an zu streiten und zu raufen. Sinon fälschte Worte, Adam fälschte Metalle. So streiten sie sich, wer der größere Sünder ist und wünschen sich gegenseitig die schlimmsten Strafen.

XXXI

Dante und Vergil gehen weiter und steigen zum Wall. Dort ist eine Dämmerung wie weder Tag noch Nacht, sie können nicht weit sehen. Es ertönt ein lautes Horn, ganz schrecklich laut und Dante sieht nun vermeintlich eine Stadt. Vergil erklärt ihm aber, dass das da in der Ferne nicht Türme sind, sondern Riesen, die vom Nabel abwärts in einem Brunnenschacht stecken. Der Riese, den Dante erkennt, schreit auch gleich: "Rafel mai amech izabi alme!" Es ist Nimrod. Ihm ist sowohl Menschenwort nicht mehr verständlich, als auch seine Rede für niemanden zu verstehen. Da man sich nicht mit Nimrod unterhalten kann, gehen Dante und Vergil weiter und finden einen zweiten Riesen. Er ist mit Ketten gefessel. Es ist Ephialtes. Sie sehen auch Antäus in der tiefsten Qual-Zisterne. Er schüttelt sich fürchterlich.

Nun kommen Dante und Vergil in den tiefsten Schlund. Dort finden sie schließlich Judas und Luzifer (!).

XXXII

Gustave Doré [Public domain], via Wikimedia Commons: Dante und Vergil im Eissee

Sie kommen weiter an einen See, der starr gefroren ist wie Glas. Das Eis ist so dick, dass es nicht brechbar ist. Es knickt nicht einmal am Ufer, wenn man dran tritt. In diesem Eis stecken die Seelen, frostblau gefroren. Da liegen auch zwei Seelen zusammen, dass schon ihr Haar miteinander verklebt ist. Als Dante sie anspricht, weinen sie. Aber ihre Tränen gefrieren sofort und werden zu Eis, das ihre Wimpern verschließt. Es sind zwei Brüder: Sassol Mascheroni und …? Das erzählt dem Dante immerhin ein anderer, nebenan Gefrorener, der sich selbst vorstellt als Camicion de Pacci.

Dante und Vergil gehen weiter übers Eis, aus dem nur die Köpfe der Sünder noch rausschaun. Aus Versehen tritt Dante nun gegen einen der Köpfe. Derjenige Sünder schimpft schmählich auf ihn und flucht ihm. Er will auch nicht sagen, wer er ist. Dante packt ihm am Schopf, schüttelt ihn und beginnt dabei bereits, in Büscheln seine Haare rauszureißen, aber der Sünder weigert sich, sich vorzustellen. Nebenan ist aber ein anderer, der das doch verrät und ruft: "Bocca!" Bocca schreit wütend: "Du schuftiger Verräter!" Dante wird Boccas Schmach aufschreiben und droben kund tun davon, Bocca ist übel beschämt. Drum verrät er auch gleich den, der ihn verriet: Das ist"von Duera". Auch Beccheria ist hier, verrät Boccha. Noch tiefer sitzen Soldanier, Ganellon und Tribaldello.

Nun sieht Dante zwei Seelen im Eis, die sich ineinander verkrallt haben. Der oben Liegende beißt dem Unteren in den Nacken. Er kaut regelrecht an seinem Hals und Schädel herum und beginnt, ihn zu fressen.

XXXIII

Der Beißer stellt sich auf Anfrage dem Dante vor und erzählt, er sei Graf Ugolino. Der, den er beißt und frisst sei der Erzbischof Ruggier. Die Erinnerung an die Ursachen, warum er dies tut, lässt ihm noch immer das Blut gefrieren und in tiefstes Leid verfallen, denn der Erzbischof Ruggier hatte "droben" den Grafen Ugolino mitsamt seiner 4 Kinder in den Hungerturm gesperrt und sie alle fünfe dort verhungern lassen. Der Vater musste den Hungertod seiner Kinder mit ansehen. Als sich die Grafenseele daran erinnert, bekommt er gleich wieder seine helle Wut und beißt heftig auf die Bischofsseele ein. Er zerbeißt ihm sogar die Knochen als hätte er das Gebiss eines starken Hundes.

Dante und Vergil gehen weiter. Dort liegen erforeren Sünder auf dem Rücken. Sie weinen. Doch die Tränen gefrieren sofort und das Eis ihrer Tränen beißt sich in ihre Augen und Augenhöhlen. Allerdings weht von irgendwoher ein Lüftchen. Ein Sünder bittet den Dante, er möge ihm doch das Eis vom Gesicht entfernen, so dass er nur für einen kurzen Moment dieses Lüftchen spüren könne und seine Herzensängste ein wenig Luft trinken könnten. Es ist Bruder Alberico, der im Leben auf Erden seine Gäste vergiftet hat. Seine Seele ist nun in der Hölle, obwohl sein Leib noch auf Erden lebt! Er erklärt:

Wenn die Seele hat verraten,
wie ich getan, jagt sie aus ihrem Leibe
ein böser Geist, dass der drin herrschen lerne,
solang dem Leib noch Lebenszeit verbleibe.
Sie aber platzt in diese Eiszisterne,
und so weilt wohl des Schattens Leib noch droben...

(Ein interessanter Gedanke!)

Auch Herrn Branca d'Orias Seele ist auf diese Weise hier, obwohl er noch lebt. Auch seine Verwandten sind hier. Ebenso Herr Michel Zanche. Alle sind diese bereits in des Teufels Krallen, obwohl ihre Leiber noch leben! Bruder Alberico bittet Dante, er möge ihm die Eisschicht entfernen, aber Dante verweigert der Seele diesen Dienst.

XXXIV

Luzifer

"Vexilla regis prodeunt! Die Fahnen des Satans sind's!" weist Vergil nun den Dante an, denn nun sind sie ganz unten. Im Eis stecken wie Splitter festgefroren die Seelen. Nun sieht Dante den Kaiser dieses Reiches: Luzifer! Aus einer Gletscherspalte hat er sich zur Hälfte seines Leibes erhoben. Er ist von riesiger Gestalt, dass auch ein Riese nur so groß sei wie sein Arm. Er ist außerdem so derartig hässlich, wie er vormals als Engel schön gewesen ist. Er ist überhaupt die Quelle alles Grässlichen.

Luzifer hat drei Gesichter am Haupte. Das vordere Gesicht ist scharlachrot, das rechte weißlich-gelb, das linke schwarz. Er hat sechs mächtige Schwingen, federlos wie eine Fledermaus. Sie wirken wie Segel eines Schiffes auf dem Meer. Sie flattern und daher kam ein Windgesäuse, wodurch "mit Eis ganz der Kozyt (ein Seitenarm des Styx) verschlossen". Mit seinen sechs Augen weint Luzifer in sechs Strähnen zu drei Rinnen Blut und Geifer, die dann zu den drei Höllenflüssen Acheron, Styx und Phlegethon werden. Mit seinen drei Mäulern und seinen scharfen Zähnen zermalmt er je einen Sünder. Der erste Sünder achtet das Beißen aber gar nicht, da sein Rücken so sehr zerkratzt ist, dass das Fleisch bloß liegt.

Vergil erklärt: "Der droben, den die größten Qualen drücken, ist Judas." Sein Kopf steckt in des Teufels Fängen, die Beine hängen raus und zappeln. Im schwarzen Maul des Teufels steckt Brutus, daneben Cassius.

Aber die Nacht steigt, die Zeit drängt. Sie müssen jetzt umkehren - raus aus der Hölle. Dante umarmt Vergil und der passt eine Lücke ab zwischen dem Eis und den schlagenden Flügeln des Teufels. Sie packen dessen Haare und lassen sich daran hinunter gleiten. Als sie zum Hüftgelenk des Teufels kommen, dreht sich Vergil um, so dass sein Kopf nun nach unten weist, aber er klettert in die andere Richtung, nämlich nach oben - am Fell des Teufels. Nur durch solches Rückwärtsklettern entkommt man dem großen Weh, erklärt er dem Dante. Dieser klammert sich an ihn. Vergil schlüpft mit Dante an ein Felsloch und setzt ihn an dessen Rand oben ab. Dante meint, Luzifer in dem Augenblick aufblicken zu sehen, ob er denn nun draußen sei. Er streckt die Glieder jetzt aufwärts - alles steht offenbar kopfüber.

Es ist kurz vor halbacht und Vergil treibt den Dante zur Eile. Sie stehen schließlich in einer natürlichen Kluft mit holprigem Grund, aber noch ohne Sonnenstrahl. Dante will jetzt aber erst einmal wissen, wo denn das ganze Eis blieb und was es auf sich hat mit dem Kopfüber-Gleiten? ...und wie kam die Sonne von West nach Ost?

Vergil erklärt: Die Hölle ist der Welt durchbohrender Wurm, und Dante passierte soeben mit Vergil der Welt Mittelpunkt, so dass sie beide zum anderen Halbkreis geglitten waren, also nach unten. Das Festland ist dann praktisch rückwärts. Auf dessen Berg starb Christus. Dante steht auf einem kleinen Rund, das die Rückwand Judeccas darstellt. Hier ist schon Morgen, dort noch Abend. Der Teufel, dessen Fell sie als Leiter benutzt hatten, steckt noch immer dort unten fest. Dorthin fiel er, als er vom Himmel stürzte. Das Land, das hier war, floh vor ihm in den Grund und türmte sich an der anderen Seite auf zu einem Gebirge. Unten ist ein Raum, so lang und breit wie das Grab Beelzebubs.

Dante's Grab (und ich) in Ravenna

Sie gehen einen kleinen Bach entlang, der sie in die Lichtwelt führt. Dann geht es auch gleich wieder einen Berg hinauf, bis Dante dann endlich durch eine Kluft hindurch den Himmel sieht. Endlich sehen sie auch wieder Sterne am Himmel. Sie haben die Hölle hinter sich und betreten nun den "Läuterungsberg". Dort kommt ihnen nun auch gleich ein Boot auf dem Meer entgegen, das von einem Engel gesteuert wird und blablabla... also das wird jetzt alles dann weitgehend uninteressant. Darum endet hier auch meine Ausführung darüber.

Dante ist 1321 in Ravenna verstorben und dort auch begraben. 2013 besuchte ich ihn dort:




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