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...denn im Vergleich zu den übrigen Planeten dreht die Venus gegenläufig ... der Venus ist das Ungeheuerliche [eine Kollision mit einem Planetenstreifer] zugestoßen, so schlimm, dass der Morgenstern vor ungefähr 3500 Jahren durch den Himmel zu irren begann und die alte Planetenwelt zur Hölle machte. Hier beginnt die Geschichte Satans. Durch diesen Sturz ist er über die Welt gekommen: "Und alle Inseln entflohen, und keine Berge wurden mehr gefunden. Und ein großer Hagel wie Zentnerstücke fiel vom Himmel auf die Menschen."

Dieser im Buch sehr plausibel erklärte, kosmische Unfall der Venus führte auf der Erde zu gewaltigen Katastrophen: durch die in Unordnung geratene Rotation der Erde sei auf der einen Halbkugel eine 3tägige Finsternis hervorgerufen worden und auf der anderen Halbkugel ging die Sonne 3 Tage lang nicht mehr unter. Während auf der Erde ganze Kontinente brannten und in weiten Landstrichen das Leben vollkommen ausgelöscht wurde, war am Himmel das Spektakel der Gestirne zu beobachten. In einer spiralförmigen Bahn torkelte die plötzlich hell leuchtende Venus, die vorher am Himmel nicht erkenntlich war, auf ihren Platz, den sie noch heute hat. Diese Spirale war auf der Erde als lichte Schlange sichtbar, so dass in weltweiten Mythen dieser Zeit von Himmelschlangen und -drachen erzählt wird und schließlich auch vom Sturz des schönen Morgensterns Luzifer.

1. Fehler: Diese Sturz-Geschichte des Morgensterns macht Carl-Friedrich von Steegen nun leider zur Basis sämtlicher Teufelsvorstellungen in allen Religionen. Zweifelsohne ist der eventuelle kosmische Unfall der Venus in Hinblick auf Luzifer eine interessante Geschichte, aber der Himmelssturz ist längst nicht das einzig Wesentliche am Teufel. Es gab schließlich längst vor dem Jahr 1500 v.u.Z. bereits zwielichte Gottheiten und dämonenartige Unholde sowie Fürsten und Führer der Unterwelt. Selbst im Judeochristentum gibt es einerseits den Luzifer und andererseits den Satan, die bei näherer Betrachtung keinesfalls miteinander identisch gedacht werden können. Immerhin basiert die Bezeichnung "Luzifer" nur auf einer einzigen, diesbezüglich sehr unklaren, alttestamentarischen Bibelstelle (auf der natürlich im neuen Testament aufgebaut wird), nämlich: "Jes 14,12 - Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern! Wie bist du zur Erde gefällt, der du die Heiden schwächtest!" Noch immer ist höchst strittig, wer an dieser Stelle gemeint ist, denn sie bezieht sich auf den König von Babel. Dieser sei gefallen und Maden und Würmer sollten seine Decke bilden, verwünscht ihn der Jesaja und meint damit offensichtlich einen ganz normalen Tod samt Verwesungsprozess.

Selbst wenn nun auch diese Stelle als der Sturz des obersten Engels Gottes gedeutet werden sollte, so ist dies nur einer von vielen Aspekten der jüdischen Teufelsfigur, ganz abgesehen von den Teufeln anderer Religionen.

2. Fehler: Der Autor sieht leider alle anderen Mythologien und Religionen aus luziferischer Warte, d.h. sämtliche zwielichten Gottheiten und mythologische Gestalten, die in allen möglichen Religionsgeschichten vorkommen, führt er auf Luzifer zurück. Quetzal-Cohuatl, der Zerstörer Mahra, Loki, selbst Ishtar - sie alle sind nach des Autors Meinung nur Entsprechungen des Luzifer.

Hier macht er sich das meiner Meinung nach aber sehr einfach.

Wenn man über diese beiden Kavaliersdelikte hinwegsehen kann, birgt das Buch jedoch wenigstens in der ersten Hälfte eine enorme Fülle an recht interessanten Informationen bezüglich aller möglichen Religionen und Gottheiten.

So detailliert sich der Autor über die verschiedenen Religionen auslässt, so trivial wird seine Recherche, sobald es um den Satanismus geht:

Und weil die Venus Luzifer/Satan ist, haben wir, wenn man so will, im Bericht der Genesis einen ersten biblischen Beleg für die Anbetung des Leibhaftigen - der baccantisch-erotische Charakter dieser Riten führt in direkter Linie zum Satanskult späterer Generationen.

Am liebsten hätte der Autor wohl alle biblischen Wunder mit seiner kosmischen Katastrophe erklärt:

Die vorbeistreifende Venus löste das höllische Inferno auf der Erde aus, dem Volk Israel aber wurde die planetare Urgewalt zum unverhofften Diener, denn die Wasser teilten sich. Und die Kinder Israel gingen hinein mitten ins Meer auf dem Trockenen...

Wenn der Unfall der Venus vor 3500 Jahren geschehen sein soll, kann hier schon alleine zeitlich etwas nicht stimmen, denn Moses - und mit ihm der Auszug aus Ägypten - wirkte zur Zeit Pharao Ramses II, nämlich ca. um 1250 v.u.Z. - 250 Jahre zu spät, also.

Die aztekische Religion kennt drei verschiedene Orte von Totenreiche: eines für die Sünder, eines für Babys und Kleinkinder und eines des Regengottes voller üppiger Fruchtbarkeit, einer Art Paradies. Noch viele Einzelheiten kommen in den indianischen Geschichten vor, aber von Steegen meint:

Besonders merkwürdig ist die Schilderung der Stelle, wohin alle Menschen gehen müssen. Es ist eine Stelle, wo die Berge zusammenstoßen. Hier schimmert das Erlöschen eines Weltalters durch...

 
...und natürlich die kosmische Katastrophe mit der Venus, sprich Luzifer.

Die Idee mit der Venus ist wie gesagt keine schlechte, aber sollte doch trotzdem nicht so trivial als Allheilmittel verwendet werden.

Im letzten Teil des Buches wird der Satanismus behandelt. Leider kann man teilweise gar nicht mehr nachvollziehen, was hier alles durcheinander geraten ist:

Seit aller Zeit sind Satansjünger in geheimen Gemeinschaften organisiert. Berühmt ist der Ordo Templi Orientis (OTO), der dem satanischen Bocksgott Baphomet huldigt. Der Orden ist durch die Hinrichtung seines Großmeisters Jacques de Molney längst zerschlagen, wirkt aber als Inspiration zur Wahrung geheimen Wissens und zu satanistischen Praktiken bis heute fort.

Da ist scheinbar eine kleine Katastrophe geschehen und die Templer sind dem OTO zu nahe gekommen, wobei de Molney hingerichtet wurde und der Baphomet auch noch irgendwie zwischen reingerutscht ist und - wie immer in dem Buch - flugs zu Luzifer wurde und schon haben wir den Salat! Nein, von Steegen, also an dieser Stelle recherchieren wir nochmal genauer, bitte, ja. Und auch bei folgendem prüfen wir die Romane, von denen wir das abschreiben, noch einmal genauer, bitte:

Die satanischen Mörder verschlangen die Herzen der Opfer, die noch pulsten. Es war Manson, der dann die Gruppe um die Schauspielerin Sharon Tate massakrieren ließ...

 

oder

Alle Geräte, die der Satanspriester oder seine Gehilfen nutzen, sind dem allgemeinen katholischen Repertoire entlehnt ... Nur da und dort gibt es spezielle Merkzeichen, wie das erwähnte Templerkreuz oder den gehörnten Bock - den Talisman des Seth zum Beispiel, ein konkretes Symbol des Bösen, der aus einem geschrumpften, mumifizierten Phallus besteht...

Der letzte Teil des Werkes ist also leider eher verwirrend als erklärend, die erste Hälfte ist allerdings sehr interessant. Allemal ist es ein lesenswertes Buch. 


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