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Als Matze und ich am Donnerstag von Nürnberg losfuhren, war noch strahlender Sonnenschein. Alsbald standen wir auch gleich in einem üblen, Kilometer langen Stau, liefen auf der Autobahn spazieren und gingen in der Hitze schier ein. Vom sau-teueren, absolut miesen, nicht essbaren Gefress in Wacken geheilt, hatte ich diesmal vorgesorgt, war am Tag zuvor noch im Kaufmarkt und hatte eine ganze Tüte voller Fressalien eingekauft: Obst, Joghurt, Käse, Wurstkonserven, Brot, Portionsbutter (zum Glück dicht in Plastik verpackt, sonst wäre sie in der Hitze wohl davongelaufen). Das Mineralwasser war brodelwarm, der Käse zerfloss in der Tüte und die Schokolade fand in ihrem dünnflüssigen Zustand sogar irgendwie den Weg bis in die CDs.

Nachts kamen wir dann in Hildesheim an, stellten das Auto auf den zugewiesenen Parkplatz und liefen los in Richtung Zeltplatz, um Matzes Zelt aufzustellen. Noch ohne Bändchen machte ich eine Runde, besah mir die paar Verkaufsstände, die vor dem Konzertgelände standen und wollte dann zum Auto zurück als ich langsam müde wurde.

Das Festival ist auf dem ehemaligen Flughafengelände. Ich hatte mir eine Markierung auf der Rollbahn gemerkt, von der aus ich noch ca. 100m nach rechts laufen musste, wo mein Auto parkte.

Die Markierung fand ich auch, aber nicht das Auto. Offensichtlich gab es deren Markierungen mehrere und ich suchte an der falschen. Ich lief also bis hinter zur Flutlampe, die nicht allzu weit vom Auto weg sein dürfte und ging Reihe für Reihe durch. Ich suchte mindestens eine Stunde, bis ich da in der Nacht unter den 1000en von Autos auf dem Feld ohne jeglichen Anhaltspunkt meines endlich gefunden hatte! Ich war nicht die einzige Suchende, denn mir begegneten in der Dunkelheit eine ganze Menge verdrossener Gesichter, die mit Lichtquellen angefangen bei Feuerzeugen bis zu Taschenlampen ihre Autos suchten. Man könnte doch da so Fähnchen aufstellen mit Zahlen drauf; es wäre unheimlich erleichternd gewesen zu wissen "mein Auto steht in Reihe 95". So hätte ich in Reihe 1 bis 94 schon mal nicht suchen brauchen *ärger*.

Ich merkte mir nun einen weißen VW-Bus, der doch aus den anderen Autos etwas hervorstach - mein Auto stand von dort aus dann 2 Reihen weiter hinten und ungefähr 10 Autos nach links. Hoffentlich fuhr der VW-Bus nicht ab!

Am Freitag zog sich das Wetter schon ziemlich zu, es wurde langsam trüb und ziemlich schwül. Dat Lauveychen mit Clique war noch aufgetaucht und so zogen wir von Gig zu Gig, soffen Met und gingen shoppen.

Gegen Abend fings an zu nieseln. Aber der Niederschlag hielt sich in Grenzen und das Gelände war noch begehbar.

 

 

Am Samstag tauchten Bael und Hel aus Berlin auf. Die hatten nur ne Tageskarte und wollten am Sonntag in der Früh gleich wieder abfahren.


Langsam zogen ziemlich schwarze Wolken auf und an den Hügeln in der Ferne hörte man es schon donnern. Bael hatte Hunger und da ich viel zu viel zu essen eingekauft hatte, lud ich ihn ein und wir gingen zum Auto. Da das Gras nass war, breiteten wir einen blauen Müllsack zwischen den Autos aus und veranstalteten darauf ein kleines Picknick. Im Bild sieht man Baelchen, der nach dem Essen gemütlich sein Pfeifchen raucht.

Es tröpfelte und so packten wir den Kram ein, nahmen den Schirm und gingen zurück zum Gelände.

Während es draußen dann richtig in Strömen zu schütten anfing, gaben wir uns in der Halle das Ich (oder war das Suicide Commando? Ach wenn ich's doch noch wüsste!).

Nun war mit dem Regen wieder alles hinüber. Düsternis drückte die Stimmung, alles war nass und voller Matsch und ich konnte in einem Frühstücksstandzelt noch ein kleines Stück Bierbank ergattern und mich setzen. Von dort aus fiel der Blick über das gesamte verregnete und verschiffte Gelände. Da saß ich nun gut 2 Stunden und wartete den dicksten Regen ab, bis ich wieder Bock hatte, mich weiter in den Schlamm zu stürzen.

 

 

 

 

 

Dat Lauveychen war es, die dieses lustige Stilleben dreckiger Stiefel fotografierte.

Die Berliner verabschiedeten sich samstags Nacht und wir liefen noch ein Stück zusammen zu den Autos.

Der Parkplatz war ein riesiger Schlammpfuhl. Einige Wagen kamen nicht mehr aus dem Graben. Offensichtlich drehten die Reifen durch und spritzen den gesamten Schlicker auf das Nachbarauto. Da standen Autos rum mit einer cm-dicken Schicht von hochgewühltem Lehm und Dreck über die ganze Seite und irgendso Witzbolde hatten mit dem Finger auch noch "Sau" in diese Schicht geschrieben. Mensch, da trifft einen doch der Schlag, wenn man nichtsahnend zu seinem Auto geht und dann so ein verschlammtes, völlig eingesautes Drecksding vorfindet!? Mein Wagen war zum Glück von sowas verschont geblieben.

Mir reichte es ganz einfach an Regen, Schlamm und Dreck, ich hatte keine Lust mehr und beschloss, den Sonntag herzuschenken und einfach heim zu fahren. Gegen Sonntagmittag kroch ich aus den Kissen auf den Beifahrersitz. Da saß ich nun und stierte eine Weile aus dem Fenster. Das brauchte ich mittlerweile um meine Gedanken richtig hochzufahren, die sind nicht einfach so *schwupps* - da - nä?! Ich rieb mir die Augen und tastete nach den Handys: Mal sehen, ob die anderen irgendwie schon auf Achse waren und ich eine SMS erhalten hatte. Eine Mail-Benachrichtigungs-SMS hatte ich erhalten! Absender: Marvin. Betreff: Hildesheim. Ich wusste, dass Marvin mit dem Gedanken spielte, in Hildesheim aufzutauchen. Also beschloss ich, dass ich mir die Mail hole und warf den Laptop an - Datenkabel dran - Handy drauf - und ab ins Netz in aller Früh auf einem Festival (wenn ICH mal kein Internetjunky bin, weiß ich nicht, wer denn sonst). Da hatte ich die Mail, deren Inhalt lautete:

Marvin gefällt sich nicht auf dem Bild.
Er möchte lieber das da von sich im Netz stehen haben:
"ich bin da. hab aber kein handy. komm bitte um 12.45 zum eingang des wohnmobilparkplatz. danke"
Beim Blick auf die Uhr war es jetzt genau 12:40 Uhr. Und da saß Marvin in 5 Minuten, hatte kein Handy und nichts und ich saß hier in der Unterhose und T-Shirt im Auto, ungefähr 3 km entfernt, dazwischen hundertausend Leute und Autos und Zelte und Dixi-Häuschen und Dreck... na bravo!

Ich rief Matze an: Bestimmt war er näher am Wohnmobilparkplatz als ich und bestimmt hatte er auch mehr an als ich. Aber ich hatte mich getäuscht: Matze war gerade erst am Aufstehen und befand sich noch verpeilter als ich in seinem Zelt. Gemeinsam fiel uns dat Lauveychen ein: Die war bereits auf den Beinen und schon vor ner Stunde sich nen Kaffee holen gegangen. Ich rief dat Lauveychen an, aber aus dem Hörer drang nur infernalisches Gekrache, denn offensichtlich war dat Lauveychen mitten in der Konzerthalle und gab sich einen Live-Gig (links). Sie drückte auch nach wenigen Sekunden das Telefongespräch einfach weg, denn es war nicht möglich, sich zu verständigen.

Also zog ich mir was an, verzichtete auf Haare kämmen oder sonst was und lief wie so ein vergammelter Metaler aus Wacken im Stechschritt durch Schlamm und Dreck Richtung Gelände, um mich nach dem Wohnmobilparkplatz durchzufragen, von dem ich keinen blassen Schimmer hatte, wo er war. Gegen 13:15 hatte ich den Treffpunkt gefunden und da saß Marvin einsam und verlassen mitten im Süff auf einer Bierbank und wartete. Ein Schweine-Glück hat der gehabt, dass ich überhaupt auftauchte - es hätte ja auch sein können, dass ich meine Mails erst am Abend abrufen würde!

So blieb ich also doch noch. Auf dem Weg zum Gelände kam uns den Tränen nahe dat Lauveychen mit Freund entgegen. Die Leute, mit denen sie hergefahren waren, wollten nun schon heim und damit war auch für dat Lauveychen Ende Gelände und sie musste wohl mitfahren, obwohl sie noch so Bock hatte zu bleiben und so richtig in Fahrt war. Na, das muss doch nicht sein: Wir luden einfach deren Gepäck zu mir ins Auto, ich fuhr dann heute abend, und so konnte dat Lauveychen noch über Nacht bleiben und am nächsten Morgen mit dem Zug oder per Anhalter nach Nürnberg fahren. Das hob die Stimmung wieder und wir gingen in die Halle, hörten uns the Gathering an und feierten lustig weiter.

Die Häuschen waren langsam voll. Festival-erprobt wie ich bin hab ich dafür schon meine Methode: einfach nicht müssen ! Ich trinke immer nur so viel, wie ich beim Tanzen wieder verschwitze. Hier sehen wir dat Lauveychen, die mir nicht glaubte, dass das wirklich klappt und dass man den ganzen Tag nicht auf Pinkeln muss, wenn man nur ordentlich tanzt, hüpft, feiert und schwitzt. Die tat sich das an und benutzte so ein fast schon überlaufendes Dixi, igitt - nun hätt sie sich gerne die Hände gewaschen, aber das geht hier einfach nicht.

Noch bevor es dunkel wurde, wollte ich auf der Autobahn Richtung Heimat sein. Matze ließ ich in Hildesheim, denn der wollte am nächsten Tag weiter nach Berlin zum nächsten Event. Mit Ach und Krach kam ich mit dem Auto aus dem Schlamm, sonst hätt mich wohl der Bauer in seinem Traktor abschleppen müssen, der eigens dafür auf dem Parkplatz rumfuhr. Ich fand auch bald die Autobahn und war knapp 3 Stunden später in Nürnberg. Auch dort regnete es in Strömen und während ich das Notwendigste aus dem Auto lud, war ich in dem Wolkenbruch schon triefend nass geworden. Aber ich war ja zuhause, konnte mich schnell duschen, mich abfrottieren und mir die Haare fönen.

Ewig schade, dass eigentlich der ganze Sommer 2002 überall in Deutschland total verregnet und überschwemmt war.



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