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Relativ oft wird von Unbedarften und Ahnungslosen die Frage nach dem "Tischerücken" gestellt, ob dies gefährlich sei, was dabei passiert und wie denn das ging.

spiritistische Sitzung
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, nicht allzu lang nachdem die letzte Hexe auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, wurde die frisch legalisierte Magie und der Spiritismus salonfähig. Besonders die untere Oberschicht trieb damit gern ihr Gesellschaftsspielchen, und Kartenlegen, Wahrsagen, Geisterbeschwörung und Tischerücken gehörten bald zum guten Ton auf den Partys der etwas besseren Leute.

Die feine Gesellschaft setzte sich um einen Tisch und legte die Hände auf die Tischplatte, so dass die äußeren Finger sich einander berührten. Meist war unter den Teilnehmern ein sogenanntes "Medium", ein besonders sensibler, empfänglicher Mensch. Nach einer Weile der Konzentration begann es am Tisch zu klopfen oder dieser fing an zu wackeln, was als das Auftauchen von Geistern interpretiert wurde. Den so erschienenen Geistern wurden nun Fragen gestellt z.B.: "Bist du mein verstorbener Großvater, dann klopfe zweimal!"

Was dabei vor sich geht - das ist ganz einfach (aus "Psychiatrische Studien, Band I" von C.G.Jung, © 1966 by Rascher Verlag, Zürich Stuttgart):

Es handelt sich bei weitaus den meisten Personen nur um die nötige Geduld, die eventuell eine Stunde ruhigen Wartens erträgt. Wo nicht Konträrsuggestionen hindernd dazwischen treten, können vielleicht bei den meisten Versuchspersonen schließlich die motorischen Automatismen in mehr oder weniger hohem Grade erreicht werden. In einem relativ niedrigen Prozentsatz treten die Erscheinungen spontan ein, d.h. immerhin noch unter dem Einfluss der verbalen Suggestion oder einer von früher her datierten Autosuggestion. Das Beispiel wirkt in diesem Falle in hohem Grade suggestiv.

Das heißt: Die Teilnehmer setzen sich einfach in oben beschriebener Weise an den Tisch und warten. Mit bis zu einer Stunde Wartezeit müssen sie rechnen. Da sie sich ja alle extra deswegen um den Tisch setzen um mit Geistern in Kontakt zu treten, hat jeder auch eine entsprechende Erwartungshaltung, die hier als Suggestion beschrieben wird. Ist z.B. ein Rationalist dabei, der vorher schon rumtönt, dass da eh nichts passiert und durch seine Kritik eine negative Erwartungshaltung - die o.g. Konträrsuggestion - bewirkt, wirkt das natürlich höchst hinderlich auf das Unternehmen, so dass der "Geisterbesuch" eventuell ausbleibt. Es ist ein alter Hut, dass man solche Glaubensspielchen auch immer glauben muss, weil sonst nichts passiert und dass auch irgendwann ganz sicher etwas passiert, wenn man nur fest genug daran glaubt und lang genug darauf wartet.

Überhaupt unterliegt die betreffende Disposition allen denjenigen Gesetzen, die auch für die normale Hypnose gelten. Es sind aber immerhin noch gewisse eigentümliche Verhältnisse zu berücksichtigen, welche durch die Spezialität des Falles bedingt sind. Es handelt sich nicht um eine totale Hypnose, sondern um eine partielle, ganz auf die motorische Region des Armes beschränkte, vergleichbar der durch einige magnetische "passes" erzeugten zerebralen Anästhesie einer schmerzhaften Körperstelle. Wir berühren unter verbaler Suggestion oder unter Benützung einer schon vorhandenen Autosuggestion die betreffende Körperstelle und benützen den erfahrungsgemäß suggestiv wirkenden taktilen Reiz zur Erzielung der gewünschten partiellen Hypnose.

Die Erwartungshaltung, dass hier jetzt gleich etwas passiert, beschränkt sich auf die Hände und Arme. Von vorne herein konzentrieren sich die Teilnehmer (unbewusst) auf ihre Hände und bewirken so die sich nur auf diese Hände beschränkende "Hypnose". Durch einen ganz leichten, taktilen Reiz - also eine Berührung, Vibration, Elektrisieren oder Bestrahlung - wird die "Hypnosewirkung" ausgelöst und die Hände führen unbewusst kleine Bewegungen aus.

Entsprechend diesem Vorgehen können refraktäre Versuchspersonen ziemlich leicht zur Auslösung des Automatismus gebracht werden, indem der Experimentierende absichtlich dem Tisch einen leisen Stoß oder besser eine Reihenfolge rhythmischer, aber sehr leiser Stöße gibt.

Welchem Ungläubigen das alles zu lang dauert, der kann die Hypnose absichtlich auslösen.

Nach kurzer Zeit merkt der Experimentierende, dass die Oszillationen stärker werden, dass sie sich fortsetzen, obschon man die absichtlichen Bewegungen unterbricht: Das Experiment ist gelungen, die Versuchsperson hat ahnungslos die Suggestion aufgenommen.

Obwohl der Ungläubige sein Pseudogeistergeklopfe und -gewackel unterlässt, vibriert der Tisch nun wirklich und es kommt zu Klopferscheinungen. Ursache dessen sind nur die anderen Teilnehmer, die durch die mittels absichtlichen Tisch-Bewegungen ausgelöste Hypnose ihrer Hände unbewusste Bewegungen vornehmen und die Klopferscheinungen bewirken.

Man erreicht durch dieses Vorgehen meist weit mehr als durch verbale Suggestion. Bei sehr empfänglichen Personen und in allen jenen Fällen, wo scheinbar spontan die Bewegung auftritt, übernehmen die intendierten Zitterbewegungen, die ja subjektiv nicht wahrnehmbar sind, die Rolle des "agent provocateur". Dadurch können gelegentlich Personen, die für sich allein niemals automatische Bewegungen gröberen Kalibers erreichen, die unbewusste Leitung der Tischbewegungen übernehmen, vorausgesetzt, dass ihre Zitterbewegungen so stark sind, dass das Medium deren Sinn versteht. Das Medium übernimmt in diesem Falle die leisen Oszillationen und gibt sie in erheblichem Grade verstärkt wieder, nur in seltenen Fällen im anscheinend gleichen Momente, meist erst einige Sekunden später, und offenbart auf diesem Wege den bewussten oder unbewussten Gedankeninhalt des "agent". Es können mittels dieses einfachen Mechanismus oft beim ersten Anblick verblüffende Fälle von Gedankenlesen zustande kommen.

Und noch einmal C.G.Jung:

Das Medium übernimmt in diesem Falle die leisen Oszillationen und gibt sie in erheblichem Grade verstärkt wieder, nur in seltenen Fällen im anscheinend gleichen Momente, meist erst einige Sekunden später, und offenbart auf diesem Wegen den bewussten oder unbewussten Gedankeninhalt des "agent". Es können mittels dieses einfachen Mechanismus' oft beim ersten Anblick verblüffende Fälle von Gedankenlesen zustande kommen.

noch eine Übung nach C.G.Jung:

Der Experimentierende denkt sich z.B. die Zahl 5 und wartet dann, die Hände ruhig auf dem Tisch, bis er fühlt, dass der Tisch die erste Neigung macht, um die gedachte Zahl anzugeben. In diesem Moment nimmt er die Hände vom Tisch. Die Zahl 5 wird richtig angegeben. Es empfiehlt sich, zu diesem Experiment den Tisch auf einen weichen, dicken Teppich zu stellen ... Dieses Experiment gelingt vorzugsweise bei gut ansprechenden, aber noch ungeübten Versuchspersonen.

Das Spielchen mag ganz amüsant sein. Wenn kein "Geist" mittels Geklopfe erscheint, so ist die Antwort immerhin die des Egregors der Teilnehmergruppe - sofern kein dominanter Teilnehmer dabei ist, der den "Agent" spielt. Das Tischerücken ist eine Art Hypnose. Das Meiste läuft dabei unbewusst ab, so dass aus dem Unterbewusstsein einiges hochkommen kann - unter Umständen auch Traumata. Der Einzelne kann dabei für sich neue Denkanstöße gewinnen, neue Ideen oder Aha-Effekte, aber auch höchst unangenehme Gefühle erleben.

Christen und andere Weicheier hört man ja oft vor derartigen Spielchen warnen. Wenngleich auch keine Dämonen, Satane und böse Geister erscheinen, es nicht zu Besessenheitsfällen oder sonstigen höllischen Überraschungen der christlich-trivialen Sorte kommt, so kann in der richtigen Atmosphäre natürlich eine höchst kribbelige Spannung auftreten, die von manchen belastend oder bedrohlich empfunden wird. Sensible Menschen und Leute, die eh schon ein wenig mit der Psyche zu tun haben - die dazu "nicht die Nerven haben" - sollten dieses Experiment daher sein lassen! Durch bestimmte Stimmungen und Gedankenhaltungen können bei empfindlichen, angeknacksten oder vorbelasteten Menschen Psychosen ausgelöst werden. Die Schizophrenie kann zum Beispiel Jahrzehnte lang im Menschen verborgen sein und dann plötzlich mittels eines Auslösers in einem Schub auftreten. Irgendwelche sonderbaren "Geistererscheinungserlebnisse" können solche Auslöser sein!



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