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Rafa's Homepage

Beginnend mit dem Mord in Witten durch die Rudas, über Varg Vikernes zu Hendrik Möbus beschreibt der Autor, was er anderswo gelesen hat: in Büchern, Gazetten, Magazinen und im Internet. Das Buch ist eine Sammlung von Zitaten, Auszügen und Textstellen anderer Schriften. Wem es zu aufwändig ist, die aktuellen 20 Werke über Satanismus zu lesen, der findet in diesem Buch eine wunderschöne Zusammenfassung quer Beet. Dass Bernd Harder allerdings je IRL seine Nase in die Satanistenszene gesteckt hat, bezweifle ich stark. Aber Karl May hat auch amüsante Indianerbücher geschrieben, obwohl er nie in Amerika war, also lasst uns mal lesen.

Früher war er gläubiger Christ, seit zwei Jahren hat er sich dem Teufelskult verschrieben ... [Andreas, 19, findet:] Leben, Freiheit, Liebe. All das, was ich bei Jesus vorher vergeblich gesucht habe ... Ich hatte erwartet, dass die sich da [in der Church of Satan] über Blutopfer und grausame Schmerzrituale auslassen. Aber das Gegenteil war der Fall - was dort zu lesen war, hatte eher mit Liebe zum Menschen zu tun. Und die fängt mit einer gesunden Portion ehrlichem Egoismus an.

Die angesprochenen Themen sind zum Ersten: die Blackmetal-Szene, Kirchenbrände und Grabschändung, Gothic und "satanische" Selbstmorde unter Jugendlichen. Die Namen LaVey und Aleister Crowley werden genannt, es sind sogar die 9 satanic statements zitiert. Satanismus als Möglichkeit des Protestes:

"Die anerkannten Wege, als etwas Besonderes zu gelten, sind den meisten verbaut. Da ersetzt die Teufelsfratze auf der Lederjacke, was begüterte Yuppies mit dem Cabrio vor der Garage, der Postkarte von den Bahamas anzuzeigen versuchen" vermutet der Psychologe...

 
Fest steht: Jeder ist für sich selbst etwas ganz Besonderes und wäre es auch gern für andere, für so viele, wie nur möglich. Das liegt in der menschlichen Natur. Der Aufschrei der Cabriofahrer an dieser Stelle ist doch nur ein Versuch, die neuen Besonderlinge auf ihre billigen Plätze zurückzuweisen, wo sie sie gerne hätten. Welcher junge Bock sollte sich aber vom Gekläffe der alten Platzhirsche einschüchtern lassen und: Proletarier aller Länder, gönnt euch doch ruhig was! Es geht auch manchmal mit so derartig einfachen Mitteln.

Im Buch wimmelt es nur so von URLs und Internetseiten: Unter www.lexstanicus.de "erklärt ein jugendlicher Satanist..." - (Entschuldigung, Lexsatanicus), aber Lexsatanicus ist doch auch schon knapp an die 30, wenn ich mich nicht täusche. Sollte man da nicht erst mal "Jugend" definieren?

Und alsgleich wird auch aus meiner Homepage eine der FAQs (Satanismus: Aus welchen Gründen glaubt ihr an Satan und wie sieht dieser Glaube aus?) als ein angebliches Posting aus dem Forum Satanismus 505 zitiert:

Die Vorzüge Satans sind eindeutig der Stolz, die Eigenständigkeit und die Mündigkeit, die man bei ihm genießt. Man muss hier nicht der anbetende, duckmäuserische Knecht sein, der in seiner Unwürdigkeit nur durch die Gnade des großen Herrn bestehen kann, sondern bei Satan hat man eine natürlichen Status und Wert und man hat hier das Recht, so zu sein, wie man eben ist...

Öff, ich muss zugeben, es ist schon irgendwie befremdend, in irgendwelchen Büchern meine eigenen Sprüche zu finden... so finde ich ein paar Zeilen weiter unten noch viel mehr über meine Person, was mir selbst noch nicht bewusst war, ich staune ganze Bauklötze:

Auch ein junger Mann namens "RAFA" unterstreicht auf seiner Webseite (www.rafa.at)...

Also DAS ist ja die Höhe! Ich bin kein junger Mann, sondern eine alte Frau (zu diesem Zeitpunkt bereits 41 Jahre alt)! Nun, wenn diese Geschlechts- und Generationsverwechslung ein Zeichen der Qualität der Recherche des Autors zum Thema darstellt, dann ist es um die solche wirklich nicht weit bestellt. Welch oberflächliche Unterlassungssünde!

Schön wird klar, dass an den Stellen, die (noch halbwegs) Vernünftiges zitieren, meist die Quellen und Sprecher mit Namen und Alter konkret genannt werden. Dagegen wird spektakuläres Gewäsch sehr allgemein gehalten:

Aussteiger erzählen, dass bei solchen Anlässen Mädchen oft furchtbar gequält und verletzt sowie vielfach vergewaltigt werden, z.B. um ein Kind für Satan zu zeugen.

Warum wohl?

Von der Anklage des Verherrlichens von Selbstmord spricht das Buch die Satanisten durch einige Zitate frei, z.B.:

Ingolf Christiansen: "Selbstmord ist bei Satanisten extrem verpönt, weil er ein Zeichen von Schwäche ist. Satanismus aber ist eine Ideologie der Stärke"

Das Buch bemüht sich um eine möglichst neutrale, wertfreie Darstellung und nennt auch Zitate, die zur Nüchternheit mahnen:

"Dazu [zum düsteren Image des Satanismus] kommt als weiteres Problem eine Unzahl von Berichten angeblicher Ehemaliger, die zumindest wenig glaubwürdig, wenn nicht gar frei erfunden sind" urteilt der evangelische Sektenexperte Georg Otto Schmid.

 

Deutlich wird auch in einer kurzen Inhaltsangabe das Buch "Lukas - 4 Jahre Hölle" sowie "Ramona K." ad absurdum geführt. Auch der Mordfall von Sondershausen wird in einer schönen, möglichst nüchternen Sachlichkeit beleuchtet. Lange, aufklärende Auszüge aus der Seite von Lexsatanicus rücken den Satanismus ganz klar aus der Schmuddelecke, selbst wenn der Autor auch meint, dass Lexsatanicus nur seine endpubertären Minderwertigkeitskomplexe auf seiner Homepage kompensiert. Auf sehr logische Art entmystifiziert das Buch das sogenannte "Backwardmasking" in der Rockmusik auf sachlicher Basis und räumt auf mit allerlei Aberglauben. Das letzte Drittel des Werkes befasst sich mit der aktuellen Hysterie gewisser Christen und Sekten vor Harry Potter. Auch das Thema Rollenspiele(r) und Computerspiele wird aufgegriffen.

Am Ende werden noch 10 Argumente gegen den Satanismus gezeigt, die allesamt vom Dualismus gut-böse ausgehen und demnach a priori absurd sind.

Das Buch ist unter Berücksichtigung seines Titels "die jungen Satanisten" zu lesen: Es beschreibt Pubertäts-Satanismus und seine Kultur. Ernsthafte Satanisten, Okkultismus-Forscher oder Religionswissenschaftler finden darin nichts Lesenswertes. Aber jedem oberflächlich an Satanismus Interessierten, jedem besorgten Elternteil und jedem hysterischen Christen will ich das Buch empfehlen, bevor der Leser zu sonstiger Schundliteratur zum Thema greift oder sich bespielsweise die Grandt-Werke antut. 


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