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08.09.2006, mit Walter nach Ponferrada

Heute gefahrene/geschobene Strecke: 60,54 km

in den Bergen verlottert alles: An diesem Häuschen ist eben mal das Dach etwas eingebrochen

Die Fliegen nervten mich ohne Ende, eine verschluckte ich, weil ich so keuchte: Beim Einatmen kam sie in meinen Sog, hatte keine Chance, ich hustete und kotzte – aber DIE hatte ich hie gemacht *würg*

Ich schob heute den einen Pass der beiden Pässe nach Santiago rauf.

Das war das Steigungs-Serpentinen-Wunder: die wundersame Serpentinen-Vermehrung, nach jeder Kurve, wenn du meinst, du bist oben, tun sich 3 weitere Kurven und ein neuer Ausblick auf den (scheinbar) wahren, endgültigen Gipfel auf.

diese etwas renovierungsbedürftige Immobilie ist noch zu kaufen: "se vende!" steht auf dem Zettel. Nach dem Preis habe ich mich nicht erkundigt

Ich hatte beim Raufschieben vor dem Berg noch eine echte Auseinandersetzung mit Satan-Ahriman wegen dem Ruhe- und Anti-Leistungs-Geschisse (das Gekappel darum geht ja schon seit ca. 22 Jahren). Ich bin nun mal ehrgeizig, mein ganzes Leben bremst Satan-Ahriman mir meinen Ehrgeiz und meine Energie aus, dass ich mich nicht ausleben kann, wie ich wollte. Ich HASSE Ruhe und "Antileistung".

Passstraße

Ich will mich messen, mich orientieren an meiner Höchstleistung, meiner Durchschnittsleistung, der Durchschnittsleistung der anderen und der Durchschnittsleistung der Frauen und der der Frauen in meinem Alter und und und... Dann weiß ich: Ich bin heut gut oder schlecht, ich bin allgemein gut oder schlecht, und ich weiß, wo ich stehe. Ich kann dann entscheiden: "Ich will besser werden" oder "ist mir wurscht" oder "ich verweigere diese Leistung" Darüber identifizier ich mich.

gallische Hütte in einem Bergdorf

Satan-Ahriman sah es ein: Es ist ganz einfach MEIN System und ich will mich gar nicht ändern, sondern ich will mich in diesem System ausleben.

Ja, danke! 20 Jahre hast du dazu gebraucht, bis du es mal endlich schnallst! 20 Jahre lang heul und schrei ich, bin totunglücklich! Toll! (Ich hätt ihm ins Gesicht kotzen können.)

Na gut, auch Satan-Ahriman will was lernen, will sich ändern, dazu gewinnen und das war nun ein Gewinn für ihn, er war mir dankbar.

Er soll später "danke" sagen, weil momentan hatte ich nichts davon, war viel zu wütend.

sieht nach glücklichen Kühen aus

Endlich war ich den Berg oben: Da war ein Steinberg!

der Steinberg

Mensch, ist das der Berg, wo man den mitgebrachten Stein rauf wirft?

Es hockten schon viele Leute da und ich fragte 2 Engländer: "Is this the hill, where to throw the stone on, which you have brought from home?" "Yes!" sagten sie. Ich kramte mein Federmäppchen raus, holte meinen Yton-Stein raus. Als die das kleine Steinchen sahen, lachten die beiden grad raus. Ich kletterte auf den Berg und legte mein Steinchen ganz oben auf einen großen Stein drauf.

mein Stein
Also der kleine, weiße! Der große drunter ist nur die Unterlage.

Ich fotografierte meinen Stein x mal von allen Seiten.

Walters Stein

Da sah ich nicht tatsächlich noch einen Stein: "Walter Gstettner, Vorchdorf" und ein Alphorn drauf gemalt. Datum 12.09.2006 – und es war doch heute erst der 8.! Das konnte doch nicht sein, dass der Walter schon da war? Das KONNTE doch einfach nicht sein! Ich hatte doch teilweise echt km ohne Ende gemacht, war doch nicht möglich!

Was ansonsten manche Leute für "Steine" hier ablegen, ist schon seltsam

eine Mutter schiebt ihr Kind da rauf - der helle Wahnsinn!

So. Jetzt wird’s immer christlicher. Die Todeszeichen (Kruzifixe) häufen sich: so viele Tote!
Nein, im Ernst: Josef mit den Dreadlocks hat erzählt, dass noch immer relativ viele Leute auf dem Weg sterben und er schon 3 Gräber bzw. Denkmäler gesehen hat. Heute hab ich auch ein großes Kreuz gesehen, wo "Eva" drauf stand: bestimmt ein Grab!

oben auf dem Berg ist diese Albergue

Na jedenfalls sah ich doch den Stein vom Walter auf dem Steinberg und wenig später in einem Bergdorf den Walter selber! Der freute sich auch, dass wir uns sahen und wir tauschten Adressen aus zum Bilder tauschen. Wir fuhren dann fast und unabsichtlich gemeinsam den Berg runter. An der Serpentinen-Abfahrt bat mich Walter, ihm hinterher zu fotografieren und ich machte 1 Bild nach dem anderen: wie er mit seinem Wägele da runter schoss und hinter ihm ein Auto herzockelte, das sich nicht vor traute.

die Straße ist mit Kieseln versetzt und querlaufende Rillen sorgen dafür, dass die Autos nicht einfach bergab wegrutschen

In den Bergen hatte ich zu Dimmu Borgir lauthals mitgesungen: "Fuck armageddon, I'm burning in häääll!" Als ich dann durch Molinaseca fuhr, hörte ich Hollenthon, das Lied "reprisal malis avibus" mit dem Intro, wo einer ständig "Santa Maria..." schreit. Ich sang/schrie natürlich wieder laut mit, da überholte mich ein Radler (der schaute zwar etwas blöd, aber): Puh, Schwein gehabt! Grad zufällig das Richtige gesungen!
Ich muss mir unbedingt abgewöhnen, zu meinem mp3-Player mitzusingen.

in der Kirche von Molinaseca fand ich diese seltsame schwarze Heiligenfigur

Irgendwo auf dem Weg, als ich dann mal wieder mit Walter zusammen traf und ein paar km mit ihm fuhr, beichtete er mir, dass er beschissen hatte: Er war 2 Tagesstrecken mit dem Bus gefahren. Hahaha, wusst ich's doch – aber ich sag's nicht weiter! ;-)

Walter und ich kamen gemeinsam in Ponferrada an und suchten wie die Deppen nach der Herberge. Der eine schickte uns nach links, der andere nach rechts, einer wollte uns erzählen, dass dieses Hotel da die Albergue sei. Gehörte wahrscheinlich seinem Cousin. Scheiß-Spanier! Auf alle Fälle schloss ich mich ein paar holländischen Fahrradfahrern an, aber die wollten ganz woanders hin, dann fragte ich lieber 2 spanische Rad-Pilger und die schickten mich dann richtig.

das Kastell in Ponferrada wurde gerade renoviert

Die Albergue war am Stadtrand und ganz neu, aber ur-christlich, boar, konnts einem echt schlecht werden. Die Empfangsdame war eine Deutsche, schon älter, die zeigte mir mein Bett, das Klo, die Küche und dann erzählte sie gleich, dass heute um 19:30 Uhr eine Messe in der hauseigenen Kapelle war - aber in Italienisch. Was? Italienisch? Das versteh ich ja dann gar nicht – und schon hatte ich die ideale Ausrede! Da war ich doch in den Bergen meinem "Gott" viel näher als in einer italienischen Messe, nä. Ich glaubte, um 19:30 Uhr muss ich dann ganz dringend aufs Klo, denn ich habe frische Feigen gegessen (schnell, schnell, gebt mir Feigen, da war doch vorhin irgendwo ne ganze Schüssel voller Feigen – ich brauch ein Alibi!). Ja, Krankheit war wohl das Beste, ein vorgetäuschter Migräne-Anfall war bestimmt auch effektiv im Notfall.

In der Herberge sangen sie auch so "komische" Lieder. Ich hab zwar den Text nicht verstanden (war wahrscheinlich Italienisch), aber so richtig nach Black Metal hat sichs nicht angehört.

Ich bin dann geflüchtet und fuhr erst mal in die Stadt, aber alle Läden waren zu, denn es war heut Fiesta (Feiertag): oh Mist! In einem Cafe kriegte ich noch 1 Brot und 1 Tüte Plätzchen für 7 Euro! Ich fuhr damit wieder in die Herberge und aß dazu meinen Käse von gestern und 1 Dose Tunfisch.

Baum und Nymphe

Was für ein Fiesta es zu feiern gab, wusste ich nicht. Aber auf dem Hauptplatz war eine Bühne aufgebaut und auf vielen kleinen Podien standen Maskierte und zogen jeder irgendeine andere Show ab.

Che Guivara hielt eine Rede an seine Compadres und Amigos, Cäsar und sein Legionär Bodyguardius unterhielten sich mit dem Publikum, und ein Mädchen hatte lauter Briefchen an ihrem Rock geheftet und man konnte sich ein Briefchen von ihr kaufen, auf dem dann irgendein Spruch stand.

Die Leute ließen sich zusammen mit den Darstellern fotografieren.

Als ich wieder kam, hatten sie aufgehört zu singen. Dafür hupfte da jetzt ein "Druide" rum (als solchen interpretierte ich ihn einfach), ganz in Weiß. Schien ne bekannte Persönlichkeit zu sein oder ein lokaler Pop-Star, denn mind. 10 Leute hupften um ihn rum.

Bibeln

Im Windfang lagen eine Menge Bibeln in verschiedenen Sprachen aus. Na, bei dem Freizeitangebot konnte man ja echt nur noch duschen, Zähne putzen und ins Bett.

Ich hatte heute meine Höchstgeschwindigkeit getoppt mit 64 km/h. Ich war so schnell gefahren, dass es mir die Ohrenstöpsel vom mp3-Player aus den Ohren geweht hat.

Aber irgendwie: Das hier wurde auch schon zur Routine. Früh irgendein Geraschel und Gewerk (die anderen standen auf), also stand ich (auch) auf, packte meinen Krempel zam, sattelte das Rad und strampelte los. Ich strampelte durch die Landschaft, ich schob über Berge, ich strampelte durch Städte und Dörfer und auf einmal war Siesta. Ich döste bissel, strampelte oder schob noch ein Weilchen weiter, checkte in irgendeine Herberge ein und krachte dort über kurz oder lang erschöpft in die Falle.

Naja, ich schätzte, ich hatte nur noch 3 Tage, dann war ich da.

weiter zum
nächsten Tag...



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