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Rafa's Homepage

13.09.2006, heim nach Nürnberg

Ich ließ mir heut mit Aufstehen Zeit. Ich machte heut eh nix mehr anderes, als zum Flughafen zu fahren und heim zu fliegen. Ich mochte nicht noch mal in die Stadt.

Gestern hatte ich nur noch in der Albergue gesessen und den 2 Kindern aus der Schweiz zugeschaut, dabei voll die Depris geschoben. Noch im Bett hätte ich heulen können, rotzte und tränte ständig in meinen Schlafsack rein.

Ich stand jedenfalls auf und packte in aller Ruhe meinen Krempel, da machten die irgendwann die voll laute Spanien-Musik, ich glaub mir brummt der Schädel, das nervte mich ja absolut! Ich blägte ganz enerviert, dass doch bitte etwas leiser gedreht wird, ich konnte mich überhaupt nicht mehr konzentrieren! Die Tussi wollte "clean" machen, das sah ich ja ein, raus mit den Leuten, aber ich wollte hier nicht die Hälfte vergessen, bloß weil ich vor lauter Gedröhne nicht mehr wusste, wie ich heiß.

Tschüß, Santiago!

Als sich dann noch ein Spanier beschwerte, drehte die endlich etwas leiser, das Arschloch, aber immer noch unendlich nervig. Ich packte meinen Krempel draußen, aber selbst da dröhnte es und nervte es noch. Hat mich in aller Früh schon wieder tödlich angestunken! Geladen fuhr ich los und schob schon wieder den nächsten Hals, als das "Aeroporto"-Schild wieder bloß auf die Autobahn wies. Ich krabbelte und schob schon wieder irgendeinen Berg hoch, ach, das nervte mich. Der Flughafen musste da irgendwo rechts sein, deswegen bog ich auf der Kuppe oben auch rechts ab. Da fuhr ich – den Jakobsweg entlang – wieder runter. Unten fand ich wieder Schilder nach "Aeroporto" nach rechts. Als ich ihnen folgte, kam ich genau am Fuß des Berges an, den ich eben raufgeschoben hatte, ha-ha, oh, mir reichte es schon wieder *ärger ärger* Eine Tourist-Information war unten und ich fragte noch mal "You need not drive in the city" sagte die Tussi. Nein, ich will ja auch gar nicht in die City, ich will nur noch H-E-I-M! Also 10 km Berg rauf, immer straight on, da war der Flughafen.

mein eingepacktes Fahrrad

Es nieselte, ich schwitzte, weil ich mir alles mögliche angezogen hatte (lange Jeans, Pulli, Weste, Jacke) um Gewicht am Gepäck zu sparen. Endlich sah ich den Tower und radelte zu den Terminals. Als ich reinkam, sah ich schon 2 Deutsche sich verzweifelt mit ihren Fahrrädern abmühen, diese in einen Karton zu verladen. Die stellten sich vielleicht an! Der eine kriegte seine Räder nicht ab, der andere seine Tüte nicht drüber. Na da fing ich doch auch gleich an, kaufte mir für 5 Euro so nen Karton, zerlegte das Rad und schachtelte es da rein – nur die Pedale kriegte ich nicht ab. Na es beulte sich halt jetzt der Karton in der Mitte bissel aus. Mein Flug wurde schon angezeigt und irgendwelche Leute sackten da schon ihr Gepäck aufs Förderband. Ich stellte mich gleich an – will heim, will heim! – aber ich sollte um 15 Uhr wieder kommen, es war erst 12:30 jetzt, ok.

Ich schob den Karton zu den Sitzplätzen. Ich schrieb ein paar SMS, aber die an Claudia schrie "konnte nicht versandt werden" – kein Guthaben mehr. Mei, das hatte ich ja klasse ausgerechnet! Ich holte meine Reservekarte über 15 Euro noch raus und lud noch mal auf. Ich SMSte noch 2, 3 Stück. Dann sah ich da noch so n Laden, wo es Bücher gab und Krempel und da kaufte ich noch schnell einen Schinken für 27 Euro!! Für Fozzi: also kriegte er doch noch seinen Schinken. Einen kleinen Käse und 1 Flasche irgendeinen Fusel kaufte ich noch für Claudia und Karsten. Na, das passte schon. Da saß ich nun im Wartesaal und wartete, dass es 15 Uhr wurde und ich mein Gepäck los kriegte. Einige Pilger waren mittlerweile noch angekommen und packten ihre Wanderstäbe in Folien und lauter so ein Heckmeck.

mein Flugzeug dockt an

3 Kreuze wollte ich machen, wenn ich daheim bin! 3 richtige oder 3 verkehrt rumme, völlig egal – nur heim!

Endlich konnte ich das Gepäck aufgeben. Das Fahrrad war nicht angemeldet. Oh, sorry, ich hatte das aber im Reisebüro gesagt. Ich musste nachzahlen. Waren aber nur 20 Euro und die 2 Tussen waren offensichtlich Deutsche, endlich verstand mich mal wer (das ist ein tolles Gefühl, ehrlich!). "Airberlin ist ja auch eine deutsche Firma", sagten sie. Ich kriegte meine Tickets und ging durch das Security Tor. Natürlich piepte alles, musste meinen Nietengürtel ablegen und den ganzen Kettenkrempel, wo meine Schlüssel dran hingen. Ich durfte schließlich weiter zu Gate 9. Da saß ich nun und wartete. Aus der Tasche kam ein deftiges Aroma von Fozzis Schinken, oh mampf, das roch gut.

nix wie nei und heim!!!

Ich hatte Glück: Ich saß am Fenster und die 2 Sitze neben dran waren frei. Ich hatte auch gar keine Angst. Im Zug hatte ich sooo Schiss und hier nicht, fast im Gegenteil: der Abzug beim Start faszinierte mich, vielleicht sollte ich mir doch mal wieder ein schnelles Auto kaufen oder vielleicht sogar wieder mal ein Motorrad?

wir fahren auf die Startrampe, draußen schiffts in Strömen

 

endlich wieder Sonnenschein

Landung

Ich kam an auf Las Palmas in Mallorca, hatte 2 Paar Socken an (mit dicken Stulpen), n T-Shirt, n Pulli, ne Jacke, die lange Jeans – und das alles bloß um aus dem Package Gewicht frei zu machen für Fozzis Schinken.

Ich hatte nur 2 Stunden Aufenthalt, schade, reichte grad mal, um was zu essen.

drunten simmer

Die Landung war echt sanft, der Anflug einfach toll: ganz winzig sah man erst die Autos rumflitzen. Blaue Flecken in der braunen Landschaft waren Swimmingpools. Satan-Ahriman meldete sich kaum. Ich fühlte mich wieder wohler – allgemein.

Im Shuttle Bus vom Flugzeug waren 3 ältere Frauen und die eine sagte grad: "...in die Zivilisation zurück kehren." Die meinte MICH! "Sie meinen den Jakobsweg?" Ja, meinte sie und nun erzählte ich bissel was und sie sagte, sie hat Hochachtung vor den Leuten, die das machen. Das tut schon gut, doch.

Am Flughafen musste ich mich um gar nix kümmern. Die Umsteiger wurden gleich weiter verwiesen, das Gepäck automatisch gleich im anderen Flugzeug gefrachtet. Ich suchte Gate 66R und kam dabei an einem Burger King vorbei. Da stand ich an und kaufte mir ein Doppelcheeseburger-Menü. Das aß ich dann während ich auf den Weiterflug wartete.

Nürnberg, Nürnberg, Nürnberg!!!

Ich freute mich riesig, als mein Flug angezeigt wurde und ich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder "Nürnberg" lesen konnte.

Der Flug war ruhig und langweilig. Grad wurden noch die Alpen auf den Monitoren angezeigt, da hieß es auch schon: "Wir nähern uns dem Anflug auf den Flughafen Nürnberg, bitte anschnallen..." Da es mittlerweile nachts 23 Uhr war, konnte ich nichts Nürnbergerisches erkennen, nur ein Haufen Lämpchen unten – aber wegen dem mangelnden Größenvergleich war es nicht festzustellen, ob das nun ganze Dörfer waren, große Städte oder doch schon die einzelnen Lampen von Straßen ... da waren wir auch schon im Landeanflug und das Fahrgestell klappte aus. Nürnberg hatte mich wieder.

ich bin wieder daheim!

Ich holte am Förderband mein Gepäck und den Karton mit dem Rad, packte dieses gleich aus und begann, es zusammenzubauen. Die anderen Urlauber (aus Mallorca) an der Gepäckausgabe schauten mich doof an, denn ich war die Einzige, die ein Fahrrad dabei hatte.

Ich radelte vom Flughafen bis zum Marienpark. Es war stockdunkel, aber ich kannte diesen Weg – den war ich schon als Kind gefahren – das ist irgendwie ein Wahnsinns-Feeling, so der plötzliche Wechsel zwischen lebensfeindlicher Wüste, Steppe, rauer Natur und dem altbekannten Feldweg durchs Knoblauchsland. An der Aral-Tankstelle hielt ich und kaufte mir ne Cola, weil ich hatte nen Fetzendurst. Die Verkäuferin kapierte (natürlich) sofort, was ich wollte. Ich konnte sprechen. Ich wurde verstanden. Mit meinen 15 kg Gepäck hinten drauf fuhr ich schließlich an der Valhalla vorbei, meiner Stammkneipe: Sollte ich rein gehen? Nein, ich fuhr weiter, ich hatte das alles noch nicht begriffen, musste mich erst mal wieder in die Reihe kriegen.

total beleidigt: ewig fort und dann nicht einmal was mitgebracht! Also so ein kleiner Fisch hätt schon drin sein müssen...

Als ich mein Haus sah, hatte ich doch ein blödes Gefühl: Ich wollte zwar aus Spanien fort, ich wollte weg, aber HIER HER wollte ich eigentlich NICHT! Mich saugt jetzt wieder der Alltag auf, das Internet, die ganze Eintönigkeit der Stadt, was sollte ich denn hier schon machen, außer shoppen – wie immer.

die Jakobsmuschel vor meinem Haus

Am nächsten Tag ging ich einkaufen, ich hatte ja nichts mehr zu fressen zuhaus. Da fand ich nicht – hatte ich bisher nie bemerkt – 10 Meter vor meinem Haus an einer Laterne eine Jakobsmuschel, das Wanderzeichen! Der Jakobsweg führt nur 10 Meter vor meiner Haustür vorbei! Wow.

Ich bin bis heute noch nicht auf die Lösung gekommen, was ich nun eigentlich will. Ich fahr einfach nächstes Jahr wieder in Urlaub. Ich weiß auch schon wohin, nämlich Rundreise durch Griechenland und zwar mit dem Boot (muss ich nur noch einen Bootsschein machen, aber das mach ich nächstes Frühjahr, wenn der Kanal wieder aufgetaut ist - und ich werde Griechisch lernen), natürlich fahr ich allein mit Satan-Ahriman – vielleicht find ich auf dem Meer des Lebensrätsels Lösung.



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