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04.09.2006, Burgos, Kathedrale ... und weiter bis Castrojeriz

Heute gefahrene Strecke: 91,10 km (Highscore)

N120 – egal ob Rückenwind oder Gegenwind, Hauptsache WIND! 16:09 Uhr – es hatte 37° Grad! Ich fuhr mit Weste, denn da war es kühler. Außerdem war mein Sonnenbrand echt kriminell.

Burgos - eine Stadt hat mich wieder!

Ich war also los gefahren nach Burgos. Dort war ich schon um 8 Uhr und die Läden machten erst um 10 Uhr auf. Ich fand auch einen PC-Laden. Die hatten bestimmt SD-Karten. Ich fuhr ein bisschen planlos in der Stadt rum, besichtige und fotografierte die Kathedrale.

die Kathedrale von Burgos.
Das kommt hier auf dem Bild gar nicht richtig so rüber, aber das Teil ist 84 m hoch, 108 m lang und 61 m breit
 

Je klotziger und grober die Kirchen außen aussehen, desto schöner sind sie innen, weil in dieser Hammer-Kathedrale – von außen wie aus dem Märchen – schauts innen ganz karg aus.

Nebentor der Kathedrale: Ganz unten, am Rand zu den Treppen, erkennt man bei genauem Hinsehen im riesigen Tor die kleinen, eigentlichen Türen (um sich ein Bild von den Größenverhältnissen zu machen)

 

das Innere der Kathedrale


...und überall dieser Barbie-Püppchen-Kult

Beim Weiterfahren fand ich wieder eine kleine Wehrkirche, die von innen viel schnuckeliger war. Da fiel mir ein, dass ich ja noch die 3 Euro los werden wollte, aber ich fand keinen Opferstock. Da ging ich wieder. Die haben sowas nicht. Da sitzen die Armen vor der Kirche und betteln und die Leute geben es ihnen direkt. Bei uns werden die Armen vor der Kirche fortgescheucht, innen steht eine Sammelbüchse, da kann man was rein schmeißen und das wird dann an die Armen verteilt. So ein Quatsch! Das ist bei uns alles so steril.

Also bin ich aus der Kirche wieder raus, ist aber kein Bettler davor gesessen. Ich setzte mich in ein Cafe und kaufte mir ne Schnecke und nen Kaffee, da kam nicht tatsächlich eine Bettlerin, eine alte Frau in Schwarz, der hab ich die 3 Euro gegeben. Nun war ich auch wieder quitt mit dem Schicksal ... machte ich mir vor.

Steinkunst über dem Tor der Universität von Burgos

Mittlerweile war es 10 Uhr und ich bin an den PC-Laden zurück. Die hatten tatsächlich SD-Karten und ich hab mir ne 1 GB-Karte für 24,90 Euro gekauft. War ok. Nun war ich happy und konnte wieder Bilder machen wie der Depp.

P.S.: Die spanischen Ampeln piepsen wie Vögel, wenn sie grün sind. Sie pfeifen nicht nur, wenns grün ist, sondern das grüne Männchen ist animiert und läuft und läuft zum Schluss immer schneller. Dazu ist in der Fläche, die sonst rot ist, die Sekundenanzahl angezeigt, wie langs noch grün ist. Am Schluss pfeifts immer schneller und hektischer.

Ich radelte los, aus Burgos raus. An der Stadtgrenze, als ich die öde Landschaft sah, war mir klar, dass ich mit meiner Bubbl-Wasserflasche mit 0,6 l nicht durch kommen würde. Also fuhr ich noch mal zurück in einen Supermerkato und füllte meine Wasser-Ressourcen auf. Dabei kaufte ich auch Postkarten und Briefmarken. An der Stadtgrenze warf ich schon 4 Postkarten ein, die anderen 3 nahm ich mit (und schrieb sie abends). Dann fuhr ich los – mit Musik – die N120 Richtung Leon.

verdorrte Bäume an der Straße

Gegen Mittag kam ich dann doch auf die Idee, vielleicht mal auf die Landkarte zu gucken. Oh Scheiße! Ich war mittlerweile in Melgar, 16 km vom Jakobsweg entfernt. Ich beschloss, die 16 km quer zu fahren, denn längs wären noch 30 km, bis sich die N120 mit dem Jakobsweg in Carrion wieder traf. Das schaffte ich nicht mehr, so fuhr ich quer nach Castrojeriz.

Das war ne klasse Herberge gegen die von heute morgen! Sah aus wie ne Lager- oder Turnhalle, ich kriegte das letzte Bett. Nun wurde es auch schon deutlich christlicher, denn da brannten Kerzen und Räucherstäbchen wie in der Kirche, Mutter-Theresa-Poster hingen rum. Naja, ich fakete halt gut. Bis jetzt gelang mir die Fakerei einwandfrei, denn die Christen da waren alle derartig mit sich selbst beschäftigt, dass sie gar nicht näher auf mich achteten, haha.

Ich ging in den Supermarkt und kaufte erst mal Gesöff. Setzte mich dann hin und schrieb die restlichen Postkarten und Tagebuch, da sprach mich eine Ärztin an aus Forchheim, hieß Martina, ob ich diejenige aus Nürnberg bin: ja! Sie hatte es schon im Gästebuch gelesen, dass jemand aus Nürnberg angekommen war und hat sich gefreut, mal wieder den fränkischen Slang zu hören.

das Pentagramm in der Kirchenwand

In Castrojeritz stand eine wunderschöne, geile Kirche mit einem Pentagramm, sogar eins mit der Spitze nach unten – so wie es sich gehört, hähä! Hab gleich Bilder gemacht. Ich konnte so lang Fotos drin machen bis mich der Türsteher erwischte. Aber das Pentagramm hatte ich nun von innen, außen und allen Seiten drauf.

im Inneren der Pentagramm-Kirche

Dann ging ich essen und in der Bar hatte ich dann doch nen Kreislauf-Flash mit argem Schweißausbruch. Ich hatte auch den ganzen Tag nichts gegessen. Also drückte ich mir das "Pilger-Menü" für 7 Euro rein, nachher war ich pappsatt, ging in die Albergue und legte mich ab.

Castrojeriz in der Wüste

Da muss ich doch noch sagen: Madame Martina war Ärztin. Sie erzählte einem jeden, dass sie Dingsbumsus krassus hatte (ein ärztlicher Ausdruck, ist was mit der Schilddrüse, ich konnts mir nicht merken). Jetzt hatte sie sich 3 Monate frei genommen und jetzt war es weg. Sie sah das als "Chance". Naja, meinte ich: Sie nimmt sich wohl die Krankheit, will die Krankheit, weil es ihr Alibi ist, mal frei zu nehmen. Boah, ist die gleich aggressiv geworden!

Eine andere hat erzählt, in ihrer Gruppe gefiele es ihr nicht, weil die eine zog sich immer ganz schick an, hatte sogar Röcke an, und die anderen hetzten rein, so sähe man nicht aus als anständiger Pilger und die säh ja gar nicht wie ein Pilger aus.

Die Nächste ließ sich ihr Gepäck mit dem Taxi voraus fahren (!), weil sie angeblich einen Nackenschaden hatte und es nicht tragen konnte. Das sei nicht korrekt, hetzten die anderen, weil ein richtiger Pilger trägt seinen Krempel selber. Die mit dem Nackenschaden heulte bloß noch.

Hey echt: Christen!
Die haben doch echt alle einen Schaden!

Naja, ich hielt mich raus und tat so, als wär ich nicht da. Ich musste aufpassen, nicht dass ich noch aufflog, weil ich so fröhlich und unkompliziert war.

weiter zum
nächsten Tag...



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