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28.08.2006, Ankunft in Hondaye/F und Fahrt nach Donostia San Sebastian ans Meer

Heute gefahrene Strecke: 35,44 km

Um 4:49 Uhr wachte ich auf, denn Schnaken summten um mich rum. Ich wartete noch die 10 Minuten bis das Handy klingeln musste, aber als nix klingelte, stand ich auf. Es war schon 5:19 Uhr! (Später im Zug stellte ich fest, dass ich das Handy auf "deaktivieren" gestellt hatte, nachdem mein Probealarm gestern Nacht klingelte, ha-ha) Aber ich war ja trotzdem aufgewacht. Die 2 Schnaken an der Bettkante ließ ich deswegen leben, sie waren ja eh schon satt.

Ich zog mich an, kontrollierte x-mal, dass ich nichts vergessen hatte und ging runter. Da stand ich nun im Foyer und alles war abgesperrt! Sowas in der Art hatte ich mir gestern schon gedacht und daher hatte ich mir auch gleich ein Fenster ausgesucht, durch das ich dann steigen würde – aber die Tür zu diesem Fenster war auch abgeschlossen. Aaah, ich krieg einen Anfall! Der Anfall war nicht ganz so schlimm wie der gestern wegen den Schlüsseln, ich war ja doch schon weit gekommen und hätts nun vielleicht auch anders irgendwie geschafft, noch gar zum Ziel zu kommen.

In Deutschland undenkbar - in Frankreich völlig normal: die Tür zum Fahrerhaus steht offen und man kann dem Lokführer bissel über die Schulter gucken

Ich ging hinter die Rezeptionstheke, drückte alle Knöpfe, die ich fand, aber nur das Licht ging an. Ich rüttelte an allen Türen, wühlte die Schubs durch, ob ich nicht einen Schlüssel fand – aber nichts. Da versuchte ich meinen Zimmerschlüssel: Einer passte gar nicht ins Schloss, der andere schon, aber er sperrte nicht auf. Da draußen 2 m weiter stand mein Rad – noch ok, natürlich – dahinter der Bahnhof – und ich kam nicht raus! Kein Fenster, das zu öffnen war. Ich klopfte, rüttelte und sperrte an den Türen herum. Da endlich: Der Schlüssel passte ja, drehte sich auch, klackerte auch im Schloss, aber man musste in die andere Richtung drehen, dass es auf ging! Oh weia!! Satan, mir fällt ein Stein vom Herzen!

Ich ging raus, schraubte das Vorderrad ans Rad, schobs zum Bahnhof, kaufte mir einen Kaffee und eine Schnecke und ging zum Voie 4 (Gleis). Der Zug stand schon dort, ich schaufelte mein Gepäck vom Rad, denn ein Mann zerrte mir schon das Rad in den Waggon und in die Aufhängung. Ich setzte mich dann gleich in den Waggon unmittelbar dahinter, aber das war 1. Klasse und der Schaffner scheuchte mich wieder weg. Ich wollte aber bei meinem Rad bleiben! Nun hockte ich halt in der 2. Klasse unter all den Leuten, die zur Arbeit fuhren und fuhr nach Bordeaux, Bahnhof St. Jean.

der Bahnhof St. Jean von Bordeaux

P.S.: Die Züge fahren in Frankreich links: da reißts einen, wenn man am rechten Fenster sitzt und das nicht weiß, boaaah!

In Bordeaux hatte ich fast 3 Stunden Aufenthalt. Ich setzte mich erst auf eine Bank und pennte ein bisschen, dann pennte ich im Warteraum weiter. Auf welchem Gleis die Züge gehen, wird erst 20 Minuten vor Abfahrt angegeben, drum konnte ich noch gar nicht auf mein Gleis gehen.

Ich kaufte mir eine Fanta, ein Wasser und ein Volvic und zahlte 7,80! Ein Fläschchen 0,5 kostet hier 2,60 Euro! Ein kleines, belegtes Baguette kostete 4,50 Euro; da krieg ich ja bei uns eine halbe Pizza drum! Ich hoffte nur, dass das nur die Bahnhofspreise waren und es außerhalb des Bahnhofs bzw. in Spanien dann wieder ziviler kostete.

erste gruselige Begegnung der 3. Art: Nonnen im Zug

Im Zug dann endlich konnte ich mein Fahrrad nicht in die Halterung hängen, weil meine Reifen (Schwalbes Fat Albert) so dick waren, dass sie nicht mehr rein passten. Also musste ich das Rad anlehnen.

Auf halber Strecke hängten sie nun den Waggon ab, die Passagiere mussten in Pau alle raus und in die vorderen Wagen umsteigen. Der Schaffner erklärte mir das in brüchigem Englisch, kein Mensch im Abteil konnte Deutsch oder Englisch. Ich schloss mich dem anderen Radfahrer an, der da noch mitfuhr.

Endstation: Hondaye

Der Zug fuhr endlich ein nach Hendaye [Ondai]. Endstation.

Ich sollte erst mal mit einem kleinen Ritual das Ende der Zugfahrt beschließen, meinte Satan-Ahriman. Aber natürlich hatte ich keine Ruhe und zappelte innerlich, weil jetzt war ich ja endlich da und ich wollte auch los. Ich sattelte also das Fahrrad. Also gut, Satan-Ahriman meinte dann, ich sollte halt erst mal losfahren, dass ich die ganze aufgestaute Energie erst mal raus kriegte.

Ich fuhr nach Irun, das ist gleich übergangslos die nächste Stadt, nur auf spanischem Boden. An der nächsten Tankstelle ließ ich erst mal ordentlich Luft in die Reifen: Zum Glück haben die dieselbe Ventilgröße wie bei uns. Satan-Ahriman meinte, ich sollte weiterfahren bis Donostia San Sebastian. Ich fragte mich ja echt, wo die Steigungen alle herkamen, denn das Kaff lag direkt am Meer. Die Autos rasten alle wie die Henker vorbei, ich konnte gar nicht rechts genug fahren, aber da hockten die ganzen Eidechsen und sonnten sich. Bis nach San Sebastian waren es ca. 20 km.

mein Fahrrad an der Atlantikküste

Als ich das Meer sah, freute ich mich schon gescheit: ein super Strand und Fischerboote. Eigentlich wollte ich einen Fisch essen, aber irgendwie machte ich mir schon wieder so einen Kopf, wo ich pennen sollte, dass ich nichts essen konnte. Hier war ja noch kein offizieller Jakobsweg, also keine Herbergen, und in so ein verwanztes, aber scheiß-teueres Hotel mochte ich nicht schon wieder gehen.

Sandstrand in Donostia San Sebastian

Bucht von San Sebastian

Ich stritt erst mal mit Satan rum, der meinte, ich sollte draußen pennen, aber ich kam auf die Idee, lieber ein Zelt zu kaufen. Nach längerem Gestreite setzte ich mich durch und ging auf Zelt-Suche. Aber hier gab es keine Kaufhäuser so wie bei uns, nur kleine Läden en mass, das meiste Boutiquen. Durchfragen konnte ich mich auch nicht recht, weil die wenigsten verstanden Englisch, ganz zu schweigen von Deutsch – und ich red kein Wort Spanisch. Ich kam ziemlich schlecht drauf und stritt mit Satan-Ahriman, als ich kein Zelt fand. Ich radelte dann mal los Richtung Stadt-auswärts und suchte nach irgendwelchen Rohbauten, Baracken, Scheunen oder irgendwas, worunter man pennen konnte, denn das Wetter war recht regnerisch und ein richtiges Dach wollte ich schon über dem Kopf haben. Ich hatte dann in einer Wohnblocksiedlung eine Fläche gefunden, aber eben als ich mich dort nieder lassen wollte, kamen Anwohner und glotzten schon ganz blöde. Da fuhr ich lieber wieder weiter.

der Hafen von San Sebastian

Eine Fabrikruine sah von außen fast ideal aus! Satan-Ahriman sagte gleich, ich soll weiter fahren – hier bitte nicht. Aber ich musste natürlich wieder erst rein gucken: und tatsächlich – ein Gerümpel lag da rum und es stank nach Pisse und überhaupt. Also ging ich wieder und suchte weiter. Ziemlich außerhalb fand ich dann eine Autobahnbrücke, zu der rauf eine verwilderte Wiese, Unkraut und Hecken führte und dort oben ließ ich mich dann nieder – weil ich auch nichts anderes fand und dann eh ein Wolkenbruch los ging. Da oben übernachtete ich dann.

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