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Jedenfalls ging es mir merklich besser, als ich den Besuch der Disco Kulisse und das Tragen der darin erforderlichen Klamotten unterließ und mich darauf besann, was denn nun eigentlich ich wollte (in Sachen Discos).

Nach so relativ langer Zeit, die ich nun schon Lord Satan kannte, kam ich endlich auf die Idee, vielleicht mal was zu denken und evtl. mein Gehirn einzuschalten. Ich grub also alle satanischen Weisungen, Ge- und Verbote sowie Sprüche aus meiner Erinnerung und dachte alles durch, so gut ich konnte.

Am Anfang hatte ich eine große Furcht, alles falsch zu machen, welche ich dem Lord Satan eingestand. Dieser meinte, auch hier bräuchte ich keine Angst haben, da ich überhaupt nichts falsch machen kann. Obwohl mir nicht klar war, wo in diesem Spruch die Logik zu suchen sei und warum ich nichts falsch machen könnte, schluckte ich seine Antwort widerspruchslos.

Nun überlegte ich. Was ich da überlegte, lag entschieden im Widerspruch zu dem, was Lord Satan erzählt hatte. Obwohl ich kein Land sah und demnach nicht wusste, was falsch und was richtig war, so spürte ich doch, dass irgendwas nicht stimmen konnte.

Als mir damals Lord Satan meine Träume verbot, habe ich sehr im Kampf gelegen mit dieser seiner Weisungen. Waren mir doch die Träume (einschließlich Comix) eines der wichtigsten und schönsten Dinge meines Lebens, folgte ich erst, als mir Lord Satan versprach, dass ich Zeiten entgegen sähe, die schöner wären, als meine schönsten Träume. Wenn ich mir das auch nicht vorstellen konnte, so dachte ich "Der wird schon wissen, was er sagt..." und dachte nicht weiters darüber nach.

Dass irgendetwas in meinem Leben überhaupt "schön" war, konnte ich nicht gerade behaupten, ein Vergleich zu meinen "schönsten Träumen" grenzte höchstens an bitterem Sarkasmus. Daraus folgerte ich, dass irgendetwas schief gelaufen sein musste. Ich kam mir auch ständig so vor, als habe ich (als Gleichnis) ein Strickzeug aufzutrennen, wobei ich nicht, wie im Normalfall, an dem Stück Wolle zog, das vom Knäuel kam, sondern am anderen Ende anfing und Masche für Masche mühevoll entknotete. Mittlerweile war das Strickzeug ein einziges verwirrdeltes Gelump und man wusste gar nicht mehr, wo vorn und hinten lag. Ich war überzeugt, dass Lord Satan an irgendeinem Ende auch viel leichter anzupacken wäre und meinte, dass ich mir irgendwie unnötige Mühe machte. Ich glaubte, irgendwas Gravierendes nicht begriffen zu haben, weil ich auch nie verstand, was Lord Satan meinte.

Z.B. wollte ja Lord Satan seit Anfang an "geliebt" werden. Nachdem ich mich in meine Versuche zu lieben dermaßen verkrampft hatte, bis ich nicht mehr wusste, was ich eigentlich tun sollte, habe ich die Sache irgendwann aufgegeben und gedacht, dass ich zu blöd dazu bin. Nachdem ich also die Liebe sein ließ, war Lord Satan schon des öfteren dahergekommen und hatte behauptet, dass er sich geliebt fühlte. Wie konnte denn so etwas möglich sein? Wo ich doch gar nichts getan hatte? Ich hatte nicht mal was gemerkt, dass ich vielleicht unbewusst etwas gemacht hatte. Ich konnte mir das nicht erklären, weil ich der Meinung war, dass ich alles mögliche tue, aber eins mit Sicherheit nicht: Weiß Gott, wen oder was ich liebe, aber mit Sicherheit nicht Lord Satan. Dafür hätte ich meine Hand ins Feuer gelegt. Ich empfand gar nichts von dem, was ich als Liebe kannte, wenn ich Lord Satan vor mir hatte: Kein Herzklopfen, kein "Warm-ums-Herz-werden", einfach gar nichts. Wie konnte sich Lord Satan geliebt fühlen, wenn ich das nicht merkte, ob oder wie ich ihn liebte? Wenn ich ihn geliebt hätte, so hätt das doch ich viel besser wissen müssen als er, oder? Ich aber war mir ganz und gar keiner Liebe zu Lord Satan bewusst.

Nächstens hatte mir Lord Satan lauter so Aufgaben gegeben, an denen ich mir einen abstresste, wobei ich nie den Nagel auf den Kopf traf. Allein schon damals mit der "Ruhe". Da war ein Haken dabei! O.K., ich stresste 3 Monate und schließlich schmiss ich vor Verzweiflung die Flinte ins Korn und ließ die Sache. Logisch war das schon, dass Lord Satan daraufhin erkannte, dass ich nun zur Ruhe gekommen war und sein Gebot gehalten hätte, nur.... o.k., o.k., aber ich habe das mit der Ruhe doch rein unabsichtlich gemacht! Wenn mir nicht die Kraft ausgegangen wäre, so würde ich heute noch nach einem mir abstrakt erscheinenden Etwas namens "Ruhe" nachstressen.

Jedenfalls hatte ich bei Weitem nicht kapiert, wieso ich damit Lord Satans Befehl ausgeführt hatte, weil es doch rein ungewollt und unabsichtlich war! Nicht nur das, sondern in diesem Moment, als ich damals aufgab, sprich: Lord Satans Befehl ausführte (lt. Lord Satan), tat ich das im festen Glauben, dass ich damit eine Todsünde begehe. Und Lord Satan hat mich dafür gelobt!

Jedesmal, wenn ich meinte, etwas Gutes zu tun, dann bekam Lord Satan das große Kotzen. Jedesmal, wenn ich meinte, etwas Unverzeihliches verbrochen zu haben, dann lobte er mich. Demzufolge musste da irgendwas Gravierendes ganz und gar nicht stimmen - irgendwas musste ich absolut nicht kapiert haben. So bat ich Lord Satan, er möge mich doch aufklären, um was es denn überhaupt geht, was ich denn da nicht kapiert habe?!

Aber Lord Satan seinerseits kapierte nicht, was ich da fragte. Mittlerweile verstand ich ihn irgendwie: Kannte er mich doch nun schon einige Zeit und schwebte er doch in dem Glauben, mit mir eine Freundschaft zu praktizieren, so hatte er doch offensichtlich damit (absichtlich) dieselben dichten Scheuklappen auf, wie ich. Jeder von uns beiden war von seiner Denkweise und Weltanschauung dermaßen überzeugt, Lord Satans Gedankenwelt und Auffassung war dabei von der meinigen so weit entfernt, dass keiner von uns sich in des anderen Denkdimension einfinden konnte oder wollte. Die ganze Zeit über sah Lord Satan nur mit den Augen eines Wesens, das eine Freundschaft unterhielt, während ich all die Zeit über mit den Augen eines Wesens sah, das einem Gott diente. Diese beiden Dinge sind so gravierend unterschiedlich und weit voneinander entfernt, dass jedem von uns das Verständnis für den anderen völlig fehlte. Es war sogar so weit, dass es offensichtlich keinem von uns beiden auffiel, wie sehr er den anderen missverstand. Dies konnte ich mir bei Lord Satan eigentlich gar nicht vorstellen, da ich ihn für ein Gottwesen hielt. Und wenn er das auch nicht war, so hielt ich ihn doch für etwas saumäßig Intelligentes. Sein Verhalten aber widersprich jeglicher Art von Intelligenz, wie ich sie kenne.

Das ganze Desaster ist jedoch keine Sache der Intelligenz, sondern der Einstellung. Lord Satan folgt seinem Schema in allen Konsequenzen, auch über eine notwendige Intelligenz hinaus - so geht er davon aus, dass man etwas nicht tut, wenn man nicht will und dass man das, was man tut, auch will, sonst würde man es ja nicht tun. Stur geht er davon aus, sieht auch nie mehr nach, ob die Sachlage seiner Vorstellung tatsächlich entspricht und wendet auf diese Art Gewalt an: Die Sache hat sich nach seinen Vorstellungen zu ändern, weil auf die Dauer bleibt nichts anderes. Die Sache wird so lange missverstanden, bis sie sich dem angleicht, als was sie (miss)verstanden wird.
Diese Sturheit ist Kernpunkt der gesamten satanischen Verfahrensweise, Denkweise und Geschehens ... und vielleicht auch göttlichen? Christen verfahren schließlich auch nicht anders: ein Gegenüber wird so lange absichtlich nicht erkannt als das, was es ist, bis es entweder dazu wird, als was es erkannt wird - oder geht (du sollst Gott ignorieren!).

Das, was ich auch übersehen hatte und das, was Satan auch so fürchterlich unmenschlich macht, ist, dass nicht nach dem Bewusstsein verfahren wird. Das, was mir bewusst ist, ist völlig egal. Das, was zählt, ist das Unbewusste, nämlich die Seele, meine Substanz (nicht mein Kopf). Das Schlimme ist, dass ich diese Substanz nicht beeinflussen kann. Entweder ich will etwas oder ich will etwas nicht.

Ich weiß bis heute dafür noch keine Lösung. Oder besser: Meinen wirklichen Willen kann ich nicht mit meinem Verstand beeinflussen. Ich kann meinen Willen bezwingen, verleugnen, überwinden... aber ich kann ihn nicht ändern. An dieser Vorgabe scheitere ich mit allem bewussten, gezielten Tun.

Bei der ganzen Sache war ich nur todunglücklich und wusste nicht, warum. Ob Lord Satan dabei auch todunglücklich war, hatte ich keine Ahnung.

Es war mir unbegreiflich, wie einer an einem anderen so weit vorbeirennen kann. Ich wusste nicht, ob Lord Satan nun brunzdumm ist, oder ob er irgendetwas mit seinem Benehmen bezweckte. Dass er oft sehr "naiv" ist, was typisch menschliche Anschauungen betrifft, hatte ich bereits gemerkt. Keine Ahnung, wie ich aus ihm schlau werden sollte.

Jahre später unterhielt ich mich mit Lord Satan wieder bezüglich all dieser Dinge, da ich immer noch das Gefühl hatte, Lord Satan begriff überhaupt nicht, um was es eigentlich ging. Aber er meinte dazu lediglich, dass er versprochen habe, mich zu spiegeln ("Du sollst Dich in mir spiegeln"), d.h. so wie ich ihm Missverstehen entgegenbrachte, so missverstand er mich absichtlich.

Nachtrag 07/1994 


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