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Dabei spürte ich auch deutlich, dass das, was ich wollte, überhaupt nichts damit zu tun hatte, was Lord Satan wollte. Ich wollte mir aber nicht eingestehen, wie die Dinge lagen und verfolgte gegen Lord Satan's Absichten weiterhin meine Ziele. (Die nächsten 2 Jahre verbrachten Lord Satan und ich in einem ständigen "Kampf":) Ich wollte ins Überirdische abhauen und magische Kräfte und jede Menge Wahnsinn und Lord Satan arbeitete dagegen. Diese Tatsachen wiederum wollte ich absolut nicht ins Auge sehen, da ich sonst Lord Satan aus meinem Leben hätte verweisen müssen. So verleugnete ich meine eben geschilderten Gedankengänge und versteckte mich, wo ich konnte vor dieser Erkenntnis, belog mich ständig und unterdrückte jede Art von Wahrheitsliebe angesichts des Verhältnisses zwischen mir und Lord Satan. Hatte ich doch den Weg zu Lord Satan lediglich deshalb eingeschlagen, um von der Welt, wie ich sie kannte, aussteigen zu können, so merkte ich doch unbewusst, dass Lord Satan mich eben in dieser Welt haben wollte und mich auf den Boden von Tatsachen festnageln wollte. Da mir das alles überhaupt nicht in den Kram passte, ignorierte ich es einfach, da ich mir, meinem Ziel zuliebe, den Lord Satan nicht zum Teufel jagen traute. Durch was sonst, außer durch Lord Satan hätte ich diese Welt verlassen können? Der Zirkelbezug an dieser Stelle fiel mir nicht auf. Da mich diese Dinge aber alle ziemlich verstimmten, motzte ich den Lord Satan ganz schön dumm an. Mit o.g. Erkenntnis im Hinterstübchen, schrumpfte "auf einmal" meine Untertänigkeit (Schleimerei) Lord Satan gegenüber, weil sie mir ja nicht die erhofften Früchte brachte. Also ließ ich meiner Unlust ziemlich freien Lauf und kritisierte an Lord Satan in recht schonungsloser Weise, was mir alles so einfiel und motzte ihn voll, ohne Rücksicht auf Verluste und ohne Interesse daran, dass Lord Satan das alles offensichtlich ziemlich übel nahm.

Dieses Gemotz hörte sich Lord Satan nicht lange an und schlug vor, wir könnten ja, um dem Thema ein Ende zu machen, eine "Probezeit" vereinbaren: 1 Woche lang wollte er mich prüfen und ich sollte ihn prüfen. Ich willigte dazu ein, da ich das wieder einmal als Befehl empfand und bereitete mich nun vor, alles daranzusetzen, des Lord Satans Prüfung zu bestehen. Dabei hatte ich natürlich sofort vergessen, dass es eine Probe beiderseits war und ich auch den Lord Satan hätte prüfen sollen.

Lord Satan freute sich, dass ich einwilligte und begann nun mir seine Bedingungen zu nennen, d.h. mir zu erzählen, wie er mich gerne hätte und was er sich wünschte, dass ich tun sollte, nicht nur in dieser Probezeit, sondern ganz allgemein, was da folgendes war:

  1. Ich soll ihm vorerst mal lieber gehorchen.
  2. Vorerst sollte ich es mal lassen, mit Männern Verhältnisse einzugehen, vor allem sexuelle. Zu dem Zweck wäre es recht gescheit, gar nicht erst an Sex zu denken.
  3. Alles, was ich zu Lord Satan sage, sollte allein die Wahrheit sein und nur Dinge sein, die mir auf dem Herzen lagen. Was ich mit ihm berede, sollte also rein von Herzen sein.
  4. Ganz strikt und klar sei es mir hiermit verboten, Selbstmord zu verüben!

Eigentlich hätte ich nun meine Bedingungen nennen sollen, die was da gelautet hätten:

  1. Ich möchte dafür übermenschliche Kräfte, ganz einfach um zu "hexen".
  2. Zumindest möchte ich, dass meine Flüche wirken oder ich möchte hypnotisieren können.
  3. Je mehr solcher Kräfte, desto besser und am besten, ich wäre gleich Dämon, so wie ich es in meinen Comix gemalt und geträumt hatte.
  4. Wenn ich das alles hab, dann möchte ich von Lord Satan nichts mehr hören, weil ich ihn dann nicht mehr brauche.
  5. Damit ich noch irgendein Idol hab, bitte ich darum, irgendwas Satanisches zum Anbeten zu haben, so ab und zu, mehr oder weniger, damit ich auch weiterhin behaupten kann, ein Satanist zu sein. Ohne Religion mag ich nicht sein und da mich Gott ankotzt, hätt ich gern Lord Satan zum Gott, aber nur in weiter Ferne, solang es mir gut geht.
  6. Auf jeden Fall bitte ich doch sehr darum, dass mir nichts befohlen wird, was ich nicht tun will - weiters, dass mit mir nichts von Lord Satan's Richtung aus getan wird, was mir nicht passt.

Fertig ist die Laube, das wär's dann, ciao Lord Satan, schöne Grüße an den lieben Gott!

Da ich aber schon längst, zwecks "Befehl", vergessen hatte, dass es eine beiderseitige Probe hätte werden sollen, kam ich gar nicht auf die Idee, Bedingungen zu stellen, sondern sagte "ja und amen", wobei ich mich verdammt unwohl fühlte, da mir die Bedingungen des Lord Satan überhaupt nicht passten: Wie bereits unter meinen Bedingungen aufgeführt, wollte ich bei Weitem nicht gehorchen, es sei denn, das, was ich zu gehorchen hatte, entsprach auch dem, was ich sowieso tun wollte. Entsprach es dem nicht, ergab sich demnach ein großes Problem, weil es mir natürlich sehr fern lag, das dann zu tun.

Die Sache mit dem Sex war einer der Befehle, denen ich ohne weiteres gehorchen konnte, da ich nämlich mit Sex eh nicht viel im Sinn hatte und somit war das dann schon mal abgehakt*. Die Sache mit dem "von Herzen sprechen" war mir völlig unklar, was das zu bedeuten hatte, da ich ja eigentlich gar nichts bezüglich Lord Satan auf dem Herzen hatte. In dieser Art hatte ich überhaupt keine Ahnung, was ich denn dann zu Lord Satan sagen sollte, ich hatte ihm nämlich eigentlich gar nichts zu sagen. Ich wollte eigentlich nur meiner Menschlichkeit entkommen und da nicht lange Romane erzählen...
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* es ergab sich in der nun folgenden Zeit vor lauter Stress und Depression, dass ich sowieso keinen Bock auf Sex oder gar auf eine Beziehung mehr hatte, so dass ich mir erst 8 Jahre später mal wieder einen Lover anlachte

Das Gebot, dass ich mich nicht umbringen durfte, erschien mir sehr seltsam.

Nun gut, also begannen wir (Lord Satan und ich) mit der Probe. Es war Anfang Februar 1985.

Wir fingen gleich an, indem sich Lord Satan absolut darüber beklagte, wie ich mich so über ihn aufmotzen konnte und was ich denn eigentlich zu motzen gehabt hätte? In dem festen Bewusstsein, dass er eigentlich absolut nichts getan hätte, was seinem Plan, eine Freundschaft mit mir anzufangen, widersprechen konnte - also mit reinem Gewissen, mir gegenüber absolut nichts Böses getan zu haben - regte sich Lord Satan ziemlich darüber auf und brach einen Streit vom Zaun, was ich ihm eigentlich vorwerfen konnte und was er denn angeblich falsch gemacht hätte. Er war ziemlich sauer und beleidigt und verlangte nun, ich sollte meine Gestänker auf jeden Fall bereuen, weil er davon ziemlich gekränkt worden war.

In diesem Sinne erklärte er mir gleich, dass es also gewisse Dinge gab, mit denen man ihn beleidigen, kränken, verletzen oder ärgern konnte und er wünschte, in einem solchen Fall auf seine Kosten zu kommen.

Dazu bot er 2 Möglichkeiten an: Sollte ich es also durch irgendeine Äußerung oder Tat dazu bringen, Lord Satan in o.g. Sinn zu verstimmen, so sollte ich diese Sache wieder gut machen. Ich sollte mir dabei nicht einbilden, dass wir hier beim Gott sind, oder so und Lord Satan habe in keinem Fall vor, göttliche Gnade oder Dementsprechendes zu liefern, sondern, wenn ich meinen Mist nicht wieder gutmachte und ausbügelte, so würde er seinem Grant auch freien Lauf lassen und mich bestrafen.

Wie so eine Bestrafung aussehen könnte, hatte ich nicht die geringste Ahnung. In dem festen Glauben, dass es sich bei der Rasse Lord Satans um eine göttliche handelte, meinte ich halt, falls ich also auf o.g. Art "sündigte", dies nicht bereue und wiedergutmache, fiele die Bestrafung vielleicht so aus, dass ich krank werde, oder sonst irgendwie: So eben, wie der Gott in der Bibel die Seinen straft: Er lässt sie krank werden, vermiest ihnen ihre Ernte der Felder oder tötet ihre Kinder oder irgendso. So meinte ich, dass mir dann der Lord Satan vielleicht mein Gehalt vermiest, mich arbeitslos werden lässt, oder irgend dergleichen. Auf die Idee, ihn nach seinen Strafsätzen zu fragen, kam ich nicht.

Jedenfalls verlangte nun Lord Satan, dass ich allerwenigstens bereue, ihn durch mein Gemotz verärgert und gekränkt zu haben und dass ich das auch irgendwie wieder gut machen soll. Wie ich das wieder gut machen sollte, hatte ich genausowenig Ahnung wie irgend von sonst etwas, was Lord Satan je verzapfte.

So machte ich also meine Session und lag auf dem Sofa und unterhielt mich so mit dem Lord Satan. Dabei versuchte ich, mich nun hoffnungslos hineinzusteigern, ach welch schlimme Tat ich doch dem armen Lord Satan da zugefügt hätte und ich lieferte ein ziemliches Theater diesbezüglich. Am Schluss flennte ich mir einen ab, wie ich es doch fertigbringen konnte, gegen Lord Satan zu revoltieren und damit war dann die Sache für mich ausgeführt, basta.

Ich verbrachte also den 1. Tag meiner Probezeit mit Konzentration und Hineingesteiger und da Lord Satan nichts dagegen anmeldete, glaubte ich, genau das Richtige zu tun. Alles war also klar: Ich hatte mich weitmöglichst zu konzentrieren und hineinzusteigern, womit ich mich in die Stimmung manipulierte, dem Lord Satan alles zu liefern, was er verlangte.

Als ich an diesem Tag zu Bett ging, sagte Lord Satan, ich sollte diese 7 Tage Probezeit intensiv betreiben und es möglichst unterlassen, nebenbei noch irgendwelche anderen Dinge zu erledigen, ausgenommen die Arbeit. Ich sollte in dieser Zeit also "Firmen-Eigentum" sein, solange ich auf Schicht war - und wenn ich zuhause war und im gesamten Bereich meiner Freizeit sollte ich "Lord-Satan-Eigentum" sein. Alles klar.

Am nächsten Tag musste ich arbeiten. Sobald ich heimkam, widmete ich mich dem Lord Satan und fragte nun, da ich ja mein Gemotz nun bereut hätte, was ich denn jetzt noch tun soll? Lord Satan meinte, er würde mir im Laufe der 7 Tage einige Aufgaben geben und die müsste ich alle bestehen. Ist o.k., nur glaubte ich, dass ich die Aufgaben bestimmt nicht check und dass ich doch dann "durchgefallen" wäre, oder so. Lord Satan sagte aber, wenn es wirklich mein Wunsch wäre, die Sache zu schaffen, so könnte ich gar nicht anders, als das alles ordentlich erledigen und bestehen und ich hätte eigentlich gar keine Möglichkeit, irgendetwas falsch zu machen. Wenn ich also mein Bestes geben würde, so bestünde überhaupt keine Gefahr.

Da ich im Hinterstübchen ganz gut wusste, dass ich eigentlich lediglich ein paar übermenschliche Kräfte haben wollte und genaugenommen an irgendeinem Bestehen irgendeiner Probezeit, bzw. am ordentlichen Erledigen irgendwelcher Aufgaben gerade so als Nebensache interessiert war (so lange es zu meinem eigentlichen Ziel führte), war es mir sehr klar, dass ich garantiert nicht mein Bestes zu geben vor hatte. So meinte ich recht link, dass ich dem Lord Satan nicht gerade versprechen könnte, dass ich seine Aufgaben bestehe, um mich nun fleißig aus der Affäre zu ziehen. Der Lord Satan seinerseits gab darauf nicht viel, sondern verlangte, dass ich ihm in seinem Namen schwöre, diese Probezeit mit allem drum und dran zu bestehen, was weiters nichts heißt, als mein Bestes zu geben.

Ich weigerte mich entsetzt, dieses zu beschwören und redete mich heraus, dass ich gar nicht sicher wäre, ob ich diesen Eid auch halten könnte und so. Das ließ der Lord Satan allerdings nicht gelten und meinte, es wär ein Befehl und ich sollte dem auf der Stelle Folge leisten. "Schreck lass nach..." ich tat alles, um Lord Satan irgendwie auszulinken und ihn auf andere Gedanken zu bringen, oh Gott oh Gott. Ich redete mich heraus und hinein, dass ich ganz sicher glaube, dass ich überhaupt nichts besteh, äh, ...und dass mir angst und bang wär, nicht wahr, ... und dass ich vielleicht gut schwören könnte, dass ich mein Bestes gebe, aber weiters schon nichts mehr.

Lord Satan meinte nun, es gehöre Mut dazu, so einen Schwur zu leisten, aber wenn ich es wagte, ihn wie gehabt dermaßen vollzumotzen, dann hätte ich ja Mut. Ich argumentierte, dass das mit Mut überhaupt nichts zu tun hat, sondern dass es einfach eine Blödheit wär, ohne zu wissen, welche Aufgaben auf einen zukommen, im Voraus zu beschwören, dass man sie schafft. Lord Satan konterte, dass ich doch bereit wäre, zu schwören, mein Bestes zu geben. Er hätte vor, mir Aufgaben zu geben, die mein Bestes fordern, aber nicht überfordern - demzufolge wäre es ganz logisch, dass ich die Aufgaben schaffe, also kann ich ja gleich schwören, dass ich seine Probe besteh. Weiters meinte Lord Satan, es gehöre auch Vertrauen dazu und wenn ich nun seinem Wunsch nach einem Eid nicht nachgehe, so würde ich damit ziemlich gut beweisen, wie wenig ich ihm traue. Langsam gingen mir die Argumente aus und es wäre nur noch die Wahrheit übriggeblieben, nämlich: "L.m.a.A. mit deiner Schwörerei und Probezeit, geb deine übermenschlichen Kräfte her und verpiss dich." Aber so kann man es ja auch nicht bringen zu einem, den man für einen Überchef namens Gott hält und da mir nun keine Sprüche mehr einfielen, die Wahrheit vor Lord Satan zu verbergen, so ließ ich mich halt auf sein Generve ein und schwor, damit seine arme Seele endlich ihre Ruhe hatte (und vor allem meine arme Seele!).

Unter atheistischem Aspekt betrachtet wundern mich Gespräche dieser Art noch heute: Woher kommen solche Ideen und diese unausweichliche Logik gegen meine eigene Argumentation, wenn nicht wirklich von einem weiteren Geist? Kann man sich denn selber solche Sachen einbilden? Gibt es Schizophrenie, wo die Zweitpersönlichkeit eine solche überlegene Intelligenz und Raffinesse besitzt, um die Erstpersönlichkeit niederzuargumentieren? Wie sich auch im Weiteren herausstellte, wies diese "Zweitpersönlichkeit" einen mir teilweise völlig fremden Charakter auf mit Wesensarten, von denen ich gar nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt.

O.K.! Somit gab mir Lord Satan die 1. Aufgabe:

"Ich darf nicht mehr mit offenen Augen träumen!" Bitte?!?!?!

Träumen war meine Lieblingsbeschäftigung!!! Eigentlich träumte ich von früh bis abend! Wenn ich auch keine Comix mehr malte, so träumte ich doch noch oft in meinen Geschichten. Es war z.B. auch so, dass ich 8 Stunden pro Tag in der Arbeit träumte: Während die Kollegen unter der Arbeit stöhnten, weil sie selbstverständlich lieber zu Hause gewesen wären, träumte ich und stellte mir vor, ich bin die Vampirin Aszaza aus meinem Comix und wäre nun von irgendwelchen Engeln gefangen und zur Zwangsarbeit verurteilt. Bis ich da richtig ausgeträumt hatte, war Feierabend und die Zeit war so schnell vergangen, dass es eine wahre Pracht war.

Lag ich abends im Bett, so stellte ich mir alle möglichen Dinge vor und träumte mir Geschichten aus, teils aus meinem Comix, teils welche, die mit den Geschehnissen des Tages verbunden waren und auf diese Art verarbeitete ich meine Erlebnisse recht gut. War z.B. ein recht unhöflicher und pampiger Kunde an meiner Kasse gestanden, so hatte ich ihn freundlich bedienen und ihn angrinsen müssen, obwohl ich ihm eigentlich viel lieber mit dem Arsch ins Gesicht gehupft wär. In diesem Fall war ein Traum nötig: Abends im Bett dachte ich dann das Erlebnis noch mal durch und träumte mir zusammen, wie der Kunde dann an seinem Big Mac erstickt, oder so. Das befriedigte mich dann wieder und auf diese Weise hatte ich mich imaginär gerächt und mein seelisches Gleichgewicht wieder hergestellt. Die Träumerei war recht praktisch! Sie tat auch unendlich gut.

Selbstverständlich träumte ich auch in den höchsten Tönen von Lord Satan, wobei er in meinen Träumen immer dem entsprach und immer gerade das verlangte oder tat, was ich gern gehabt hätte. So verarbeitete ich meinen Frust mit ihm recht praktisch.

Beim Träumen ignorierte ich selbstverständlich jegliche Art von Realität, denn sonst hätte ich ja nicht träumen brauchen. Meine Träume waren mein kleines, geistiges Paradies.

Und nun befahl mir der Lord, damit aufzuhören! Wo doch die Träume etwas waren, was ich wirklich von ganzem Herzen gern tat. Selbstverständlich führten die Träume natürlich dazu, dass ich an meine Umwelt und mein Leben Anforderungen stellte, die diese nicht in geringster Weise erfüllen konnten und eigentlich ist an dem Wunsch nach den übermenschlichen Kräften nichts weiters schuld, als meine Träumerei. Dass die Welt und das Leben nicht so waren, wie ich es gerne hätte, führte dazu, dass ich mir sie dann lieber erträumte, was dazu führte, dass die erträumten Dinge Wünsche in mir heraufbeschworen, die im höchsten Grad unrealistisch waren. Da diese Wünsche nicht erfüllt wurden, erträumte ich sie mir als erfüllt. Irgendwie war das ein Teufelskreis, der zu Drogensucht oder Alkoholismus keine großen Unterschiede aufweist, zumindest, was das Psychische betrifft. Meine Träume waren mein Stoff, sie waren mein Schnaps. Letztendlich waren sie vielleicht damals ganz nützlich, als ich aus der Drogenszene ausgestiegen bin - da waren sie meine Ausstiegsdroge, mein Ersatzrauschgift. Ab jetzt waren sie verboten.

Ich glaube, wenn ich Lord Satan nicht geschworen hätte, seine Probezeit zu bestehen, so hätte ich sie in diesem Moment sicher abgebrochen und spätestens hier die Flinte ins Korn geworfen und den Lord Satan hinterher.

Todunglücklich bin ich gewesen, aber ich versuchte nun, mich durch Konzentration von meiner ständigen Träumerei abzulenken, die Probezeit waren ja nur 7 Tage. Nachher hatte ich natürlich vor, meinen alten Schlendrian wieder einreißen zu lassen.

Nächste Aufgabe bestand darin, dass mich Lord Satan daran erinnerte, dass ich ihn lieben soll, was ich immer noch nicht getan hätte und in Zusammenhang damit befahl er mir, diese Liebe nicht steuern zu wollen (Also keine Konzentration? Was dann?). Wahre Liebe, meinte er, käme "von selber" und ist entweder da oder nicht da. Sauber...!

Völlige Verzweiflung machte sich da in mir breit: Was tun? Wie soll ich den Lord Satan lieben, wenn ich es nicht mit Konzentration und Manipulation meiner Stimmung soweit erzwingen konnte? Der glaubt doch nicht, dass ich ihn von selber lieben würde? Wie stellt er sich denn das vor? Was soll ich denn an ihm lieben, man kann ihn ja nicht mal sehen!

Ich schloss meine inneren Augen, es blieb mir nichts anderes übrig und sah gar nicht mehr hin, was ich da tat oder nicht tat, sondern ich tat das Einzige, was ich beherrschte: Mich wie eine Närrische konzentrieren und hineinsteigern und bloß nicht hinschauen - denn es war unehrlich und ganz und gar nicht das, was Lord Satan eigentlich wollte. Das wiederum konnte ich nicht ertragen und so sah ich einfach in die andere Richtung, nur nicht auf meinen Willen und meine wahren Gefühle, darin waren nur "übermenschliche Kräfte" manifestiert. Blind befolgte ich alles, so gut ich es erheucheln konnte. Dabei log ich eigentlich weniger den Lord Satan voll, sondern am meisten mich selbst. Was dabei im Lauf der Zeit rauskam, war natürlich absolute Scheiße, was hätt es auch anders werden sollen. Aber für die 7 Tage und noch für eine ganze Weile nachher erledigte diese Hineinsteigerei ihren Dienst ganz gut. Was hätt ich anderes tun sollen? Habe ich doch von Anfang an den Lord Satan und mich selbst absolut belogen und bin ich vor ihm und mir selbst nie mit der Sprache rausgerückt, was ich eigentlich wollte. Um auch perfekt meine übermenschlichen Kräfte erschleimen zu können, habe ich mich absolut ins Zeug gelegt, bis ich dann ganz "vergessen" habe, was ich eigentlich ursprünglich wollte. Das war mittlerweile bereits der Fall und meine Gedanken beschäftigten sich nur noch mit der momentanen Situation um Lord Satan. Was ich eigentlich erzielte, war bereits so weit in den Hintergrund gedrängt, dass ich mich überhaupt nicht mehr auskannte, worum es ging.

Ich stresste mir also trotz aller Gebote unheimlich einen ab, um nun den Lord Satan wie gewünscht in irgendeiner Weise zu lieben, aber Lord Satan stieg darauf überhaupt nicht gut ein und motzte mich böse an, dass er mir geboten hätte, die Liebe nicht steuern zu wollen! Verzweiflung! Lord Satan erklärte noch einmal, dass er meine Seele schön findet und dass ich mir nun auf meine Seele keine dumme Maske setzen sollte, sondern mich gefälligst "in Wahrheit kleiden sollte". Ich soll auch weiters nicht versuchen, die Dinge meiner Seele zu manipulieren, weil ich selbst überhaupt nicht beurteilen könnte, ob sie schön oder schlecht sind. Das könnte lediglich der, der die Sache betrachtet und auf den meine Seele einwirkt und das sei in diesem Fall er, der Lord Satan. Infolgedessen sollte ich mich in ihm spiegeln.

Bahnhof.

Schreck, laß nach.

Mittlerweile hatte ich mich in die Lord-Satan-Sache dermaßen hineingesteigert, dass mich solcherlei Misserfolge tiefstens verzweifeln ließen. Alles andere war mir wurscht und ich hatte total den Überblick verloren. Ich stellte mich "tot", d.h. ich machte vor Lord Satan überhaupt nichts mehr, nur noch zittern. Ich lag nur noch auf dem Sofa, machte meine Session ohne Konzentration und bebte innerlich. Ich wusste ja nicht, was ich sonst noch tun sollte... Aber irgendwie muss der Lord Satan darauf besser eingestiegen sein und auf jeden Fall erwähnte er, dass er sich geliebt fühlte. Damit war also die Sache erledigt (ach nein?), ich hatte mein Soll erfüllt. Selbstverständlich stellte ich damit das Interesse an der Liebe wieder völlig ein, denn es war ja erledigt, fein. Daraufhin kritisierte mich Lord Satan und im Großen und Ganzen war das mit der Liebe das allergrößte Scheißzeug und Durcheinander. Ich hasse die Liebe!

Aber im Endeffekt muss er wenigstens insoweit befriedigt gewesen sein, dass er seine Aufgaben als erfüllt betrachtete und damit war für mich der Käse gefressen.

Als nächstes unterhielt sich der Lord Satan mit mir über den Gott, in dem ich ja einen großen "Feind" sah und vor welchem ich mich eigentlich ziemlich fürchtete (ich hatte immer noch das Bild aus meinen Comix in Erinnerung, gepaart mit dem Bild, das ich von der Bibel über Gott hatte. Demzufolge hatte ich allen Grund, mich vor Gott und seinen Engeln zu fürchten). Lord Satan gab mir nun die Aufgabe, diese Furcht einzustellen und mich um Gott nicht weiters zu scheren, ihn eben einfach zu ignorieren. D.h. sollten evtl. wieder einmal irgendwelche "Engel" auftauchen, so durfte ich mich nicht fürchten, sondern einfach so tun, als wären sie nicht da und sie ignorieren. Ha-ha!

Genaugenommen stellte Lord Satan absolut blödsinnige Aufgaben: Du sollst lieben, du sollst dich nicht fürchten, du sollst nicht träumen... Wie soll man denn so etwas tun, wo es doch alles Dinge sind, die unlenkbar sind? Wenn man Angst hat, hat man Angst. Entweder man liebt, oder nicht. Träume kommen von selbst. Alles in allem sind es Dinge, die man weder absichtlich abschalten, noch heraufbeschwören kann. Eigentlich kann man einfach nichts tun. "Aber das ist es ja gerade" meinte Lord Satan und fühlte sich dabei wahrscheinlich unheimlich toll.

RAFA, 1987

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