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1. Wie bist du auf die Idee gekommen, dich zu ritzen? Ich meine, so etwas fällt einem ja nicht "von selber" ein (oder?):
3. Wie alt warst du, als du es das erste Mal getan hast? Wie lang machst du es schon bzw. wie alt bist du jetzt?

Eigentlich bin ich schon von selbst drauf gekommen. Mit 5 habe ich schon angefangen, mich zu beißen und zu schlagen. Wir hatten zwar ne Borderlinerin in der direkten Nachbarschaft, aber damals konnte ich mit dem Begriff noch gar nichts anfangen. Als ich anfing mich zu ritzen, hatte ich bis dahin noch gar nichts gewusst. Ich hätte nie gedacht, dass auch andere sowas machen. Das war so als ich 14 war. Mit 7 wollte ich zum ersten mal vom Baum fallen und tot sein, bis ich 14 war hatte ich schon ein paar Versuche hinter mir. An einem schönen Nachmittag ritzte ich mit einem Küchenmesser ganz leicht in meinen linken Unterarm, um zu fühlen, wie es wäre, sich die Pulsader aufzuschneiden. Ich merkte, dass mich das ablenkte, und ich beschäftigt war und so wiederholte ich es immer wieder. Als ich dann ein halbes Jahr später in die Psychiatrie kam und mich ein Mädchen fragte, ob ich mich auch ritzen würde, hatte ich erst mal keine Ahnung, was sie meinte. In der Klinik ritzte ich mich mit allen möglichen Gegenständen. Für mich war es damals immer ein besonderer Reiz, mich mit Rasierklingen zu verletzen und ich freute mich darauf, wie auf einen Urlaub, so eine Mischung zwischen Aufregung, Spannung und Freude. Gleichzeitig hatte ich irgendwie Angst davor. Als ich dann das erste mal eine Rasierklinge benutzte, richtete ich mir alles ganz feierlich hin, mit Kerzen und so. Inzwischen bin ich 16 und ritze mich nur noch mit Rasierklingen.

2. Warum ausgerechnet RITZT du dich - und tust nicht irgendwas anderes, z.B. dich schlagen, dich sonst wie quälen z.B. i Warum ausgerechnet ritzen?
Ich möchte mich ja nicht den ganzen Tag quälen. Mir geht es nicht so nur um den Schmerz, sondern um die Ablenkung und um den kurzen, heftigen Schmerz. Außerdem spielt beim Ritzen das Blut auch noch eine große Rolle. Mich beruhigt es total, und egal wie aufgekratzt, aggressiv (auto...), traurig, enttäuscht, verletzt oder ängstlich ich bin, das Blut und der kurze scharfe Schmerz nimmt mir alle diese Gefühle. Allerdings ritze ich mich nicht nur. Bin ich z.B. unter Leuten und verspüre den Druck, dann kratze ich mir unauffällig die Haut auf. Bin ich allein oder in der Klinik, schlage ich auch mal den Kopf an die Wand.

4. Wie sieht das aus mit den Narben? Bist du stolz drauf? Zeigst du sie gerne her? Hast du dir schon mal Gedanken gemacht, dass du dich irgendwann für diese Narben schämst und sie dir peinlich sind und du sie nicht mehr haben möchtest? Gefällt dir der Gedanke daran, dich "schämen zu müssen" - also irgendwie was Minderwertiges zu sein, von den anderen schief angeschaut zu werden, dich kleiner zu fühlen als die anderen, etc.?
Nein, gerne her zeige ich weder meine Narben, noch frische Wunden. Ich muss sie meiner Pflegemutter zeigen, das haben wir so ausgemacht, schon allein das ist immer eine Qual für mich. Im Sommer laufe ich immer langärmelig oder mit Stulpen rum. Ich würde nie mit freiem Arm meinetwegen in die Schule gehen oder in die Stadt... Wie ich es dieses Jahr mit dem Freibad mache, weiß ich noch nicht. Wahrscheinlich ziehe ich Stulpen an. Wenn ich so ganz allein für mich bin und ich mir meinen Arm betrachte, kann es allerdings schon mal vorkommen, dass ich stolz drauf bin.

5. Ich bin relativ schmerzempfindlich und werde sehr schnell aggressiv, wenn mir etwas weh tut. Wirst du auch aggressiv? Kann es sein, dass du durch den Schmerz, den du dir selbst beibringst, deine Aggressionen als Kräfte wecken möchtest, um dich gegen andere wehren zu können oder irgend so etwas?
Ich bin nie aggressiv. Meine Mutter ist es außerordentlich. Ich lernte schon als kleines Kind, dass Wut etwas Schlechtes ist. Wenn, dann bin ich auf mich wütend. Ich lasse Wut auf andere gar nicht zu. Vorher verletz ich mich selbst, was vielleicht auch daran liegt, dass ich Angst vor meiner Wut habe

Der Vorgang ist oft verschieden. Ich mache zuerst immer eine bestimmte CD rein. Entweder mache ich es ganz langsam, nehme eine scharfe Rasierklinge, drücke zu und fahre langsam über den Arm, oder ich habe das drängende Verlangen - meistens, nachdem irgend etwas vorgefallen ist, dann gehts ganz schnell, ich setzte sie auf und fahre ruckzuck drüber, wie wenn man malt. Irgendwann ist der Druck weg und ich habe keine Lust mehr da drauf und auf den Schmerz. Dann hör ich auf. Oder wenn ich das Gefühl verlier, und aus Versehen zu tief schneide. Danach fühle ich mich immer viel besser. Irgendwie befreit und leichter.

Ich muss es danach meiner Pflegemutter zeigen. Das finde ich immer schlimm, andererseits fühle ich mich stark. Andere Leute merken nichts davon, weil ich immer langärmelig rumlauf.

Mit Religion bringe ich es gar nicht in Verbindung. Für mich ist es ein Vorgang um starke - zu starke - Gefühle zu überwinden. Ich bin Christ und habe nicht das Gefühl ein Blutopfer bringen zu müssen. Goth bin ich nicht aber irgendwie passt es schon dazu.

Ja, in Therapie bin ich. Meine Mutter hat mich auf Verdacht nach Schizophrenie (hab ich nicht!) in die Psychiatrieambulanz gesteckt. Von dort aus kam ich wegen schweren Depressionen und akuter Suizidgefahr in die Psychiatrie nach Weinsberg, wo eine beginnende Persönlichkeitsstörung und eine generalisierte Angststörung diagnostiziert wurden. Danach kam ich in die Psychiatrie nach Ellwangen (schon nach einer Zeit in "Freiheit") und jetzt befinde ich mich noch in ambulanter Therapie.

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